Dodekanes

Description

Der Dodekanes (griechisch Dodekanisa Δωδεκάνησα (n. pl.) oder Dodekanisos Δωδεκάνησος (f. sg.); zu gr. dodeka δώδεκα ‚zwölf‘ und nisos νήσος ‚Insel‘) ist eine Inselgruppe in der östlichen Ägäis, die seit 1948 zu Griechenland gehört und 1955 als Präfektur etabliert wurde. Mit der Verwaltungsreform 2010 wurde die Präfektur abgeschafft und in vier Regionalbezirke der Region Südliche Ägäis aufgeteilt, die jedoch abgesehen von der Sitzzuteilung für den Regionalrat keine politische Bedeutung haben.

Der Name Dodekanes leitet sich ab aus den griechischen Wörtern für ‚zwölf Inseln‘ nach dem Dutzend Hauptinseln. Bewohnt sind heute etwa 25 der Inseln. Geografisch gehören die meisten der rund 160 Dodekanes-Inseln zur Inselgruppe der Südlichen Sporaden.

Die kleine, aber geschichtlich bedeutende Insel Kastellorizo weiter östlich direkt vor der türkischen Küste gehört aus historischen und politischen Gründen zum Dodekanes, jedoch geographisch nicht zu den Sporaden. Da lediglich die nördlichsten Inseln der Südlichen Sporaden – Samos, Fourni und Ikaria – nicht zur Präfektur Dodekanes zählten, werden die geographische Bezeichnung Südliche Sporaden und die politische Bezeichnung Dodekanes fälschlicherweise häufig als gleichbedeutend betrachtet.

Name

Der Name Dodekanes erscheint erstmals im Frühmittelalter, bezieht sich hier jedoch auf Naxos und nicht näher bestimmbare zwölf Kykladeninseln des Themas Aigaion Pelagos oder steht synonym für das Thema selbst. Die Südlichen Sporaden gehörten ab etwa 730 zum Thema der Kibyrrhaeoten, das die Südwestküste Anatoliens mit einschloss. Die westlichen Herrscher nach dem Vierten Kreuzzug verwendeten den Begriff Sporaden. In der Verwaltung des Osmanischen Reiches wurden sie als Teil des Eyâlets, später des Vilâyets Cezâyir-i Bahr-i Sefîd (osmanisch جزائر بحر سفيد, „Mittelmeerinseln“, türkisch Akdeniz Adaları) gelegentlich als „Sporaden“ oder als „privilegierte Inseln“ bezeichnet.

Die erste Erwähnung des Begriffs in der Moderne geht möglicherweise aus dem Protest von zwölf Inseln gegen die Abschaffung der Steuer- und Selbstverwaltungsprivilegien durch die Regierung der Jungtürken 1908 hervor. Unter diesen zwölf Inseln befanden sich Ikaria und Kastelorizo, nicht aber Rhodos, Kos und Lipsi. Nach der Besetzung durch Italien blieb der Begriff populär und wurde dann auf die zwölf Hauptinseln (ohne Lipsi) des italienischen Gebiets (also ohne Ikaria und Kastelorizo) bezogen, das offiziell aber als Isole italiane dell’Egeo „Inseln der Ägäis“ bezeichnet wurde. In türkischen Quellen wird der Name auch aus den zwölfköpfigen Inselräten erklärt, aus deren Mitte der Inselvorsteher gewählt wurde. Erst mit der Zugehörigkeit zu Griechenland 1947 wurde der Name Dodekanes (unter Einschluss Kastelorizos) offiziell. „Klassische“ zwölf Inseln, die traditionell mit dem Namen verbunden wurden, gibt es jedoch nicht.

Geschichte

Frühgeschichte

Die größte Insel der Südlichen Sporaden ist Rhodos. Was hier gilt, ist im Wesentlichen auch für den Rest der Inseln zutreffend.

Rhodos ist spätestens seit dem Neolithikum besiedelt, als die Siedlung Trianda entstand. Menschliche Überreste aus dem Neolithikum fanden sich in der Kalythies-Höhle. Da der Meeresspiegel wohl etwas tiefer lag, dürften die südlichen Sporaden während dieser Zeit noch mit dem anatolischen Festland verbunden gewesen sein.

Bedeutende Ansiedlungen entstanden jedoch während der frühen Bronzezeit (etwa 2800–2000 v. Chr.). Damals ließen sich Minoer nieder, die weitreichende Verbindungen von Kreta bis nach Karien pflegten. Thera wird neben Kreta zu ihrem wichtigsten Zentrum. Mit ihnen dürfte Hyperion als Sohn des Uranus und der Gaia die Religion der Sporaden bestimmt haben. Laut griechischer Mythologie hielten Hyperion, Krios, Koios und Iapetos den obersten Gott Kronos fest, damit ihn Zeus entmannen konnte. Da Hyperion im Osten stand, wurde er Herrscher des Ostens. Vermutlich war die Inselgruppe stark durch den Vulkanausbruch von Thera und dessen Ascheregen betroffen. Der Ausbruch leitete im 16. Jh. v. Chr. den Niedergang der Minoer ein.

Erst im 14. Jahrhundert v. Chr. kamen erneut Siedler, diesmal Mykener, auf die Inseln, wobei ihre zahlreichen Gräber auf eine Kolonisierung hinweisen. Die Siedlung Trianda im Nordwesten wurde neu gründet, wobei die Mykener sie fortan Ialysos nannten. Der Gott Helios wird dabei zum Schutzgott von Rhodos, was vielleicht auf die Herkunft (Hellenen) hinweist. Die Vereinigung von Hyperion als Beiname des Helios deutet auf die Verschmelzung von Minoern mit Mykenern hin, somit waren wohl die Inseln nicht ganz unbewohnt. Die Nachbarinsel Kos wurde dem Mythos nach durch Siedler aus Epidauros kolonisiert. Spätestens seit dieser Zeit verstanden sich die Sporaden als Teil der griechischen Welt.

Die vor 1375 v. Chr. auftretende Bezeichnung Ahhiyawa wird mit der mykenischen Expansion nach Westanatolien in Verbindung gebracht. Damit waren die Bewohner der äußeren Sporaden vermutlich Teil der sogenannten Seevölker, was anhand ihrer maritimen Lebensweise sowieso naheliegend ist.

Es ist jedoch unklar, was genau Ägypter und Hethiter als Ahhiyawa verstanden, ob eine Volksgruppe oder ein Reich und wo dies genau zu lokalisieren ist. In der griechischen Mythologie soll Kadmos, vom phönizischen Tyros kommend, Station auf seinem Weg in die Doris gemacht haben. Der Name der mykenischen Siedlung Ialysos ist laut griechischer Mythologie eine Tochter von Danaos.

Ab dem 11. Jahrhundert v. Chr. ließen sich neben Dorern immer mehr Phönizier auf Rhodos nieder, die der größten Insel auch ihren Namen gaben. Offenbar verglichen die Phönizier die Insel mit einem Granatapfel ροδιά (rodia), was die griechisch geprägten Einwohner übernahmen. Die anderen Inseln behielten ihre vorgriechischen Namen. Von diesem Völkergemisch wurden gegen 1000 v. Chr. Kameiros, Lindos bzw. Ialysos zu richtigen Städten (Polis) ausgebaut, was auf Bevölkerungszuwachs und Wohlstand schließen lässt. Rhodos lag an einem stark frequentierten Seeweg und profitierte dank seiner guten Häfen vom Fernhandel. In Lindos befanden sich zudem Tempel mit überregionaler Bedeutung.

Fundament dieser Entwicklung war ein Bündnis mit Kos und den festländischen Städten Knidos und Halikarnassos, der sogenannten Dorischen Hexapolis, einem Sechsstädtebund. Dabei wird Danaos zum dorischen Herrscher von Argos gemacht.

In der Bibel werden dagegen die Dodaniter (wahlweise auch durch Rodaniter ausgewechselt) in der 1. Chronik 1, als einer der 7 Nachkommen Jawans, zusammen mit Kittim (Zypern), Elischa und Tarsis (vgl. 1. Moses 4) aufgezählt. Javan entspricht bei dieser biblischen Deutung den Achijawa. Da die biblische Völkertafel wenig zuverlässig erscheint, spiegelt dies wohl nur die ionische Inselwelt wider.

Antike

Um 800 v. Chr. werden auch die Sporaden Teil des Ionischen Bundes. Von den rhodischen Städten werden zu dieser Zeit verschiedene Kolonien gegründet, wie Gela auf Sizilien und Phaselis in Lykien. Um 550 v. Chr. werden sie kurzzeitig Teil des Lydischen Reiches, das kurz darauf an die Perser fällt. 546 v. Chr. übernehmen die Perser nicht nur Anatolien, sondern auch die westanatolische Inselwelt. Die Sporaden sind nun dem Statthalter von Karien tributpflichtig. Um 500/499 beteiligen sich deshalb auch die äußeren Sporaden am Ionischen Aufstand, der mit der Seeschlacht bei Lade 494 v. Chr. nördlich der Sporaden katastrophal verloren geht. 480 v. Chr. gewinnen die Griechen jedoch wieder die Oberhand durch einen Sieg in der Schlacht bei Salamis. 450 v. Chr. treten auch die entfernteren Inseln dem neu gegründeten attischen Seebund bei, der jedoch am Peloponnesischen Krieg zerbricht.

379/78 v. Chr. wird der Attische Bund erneut gegründet, wobei Makedonien zunehmend die Vormachtstellung übernimmt. Insbesondere die ferneren Inseln schätzen den Bund als Schutzmacht gegen die Perser und so treten auch die Sporaden dem Bund bei. Damit werden die Sporaden - wie die gesamte griechische Inselwelt - Teil von Alexanders Weltreich und kommen nach dessen Zerfall in den Einfluss des Diadochen Antigonos Monophthalmos. Als Konfrontation im vierten Diadochenkrieg gehört die misslungene Belagerung von Rhodos 305-304 v. Chr. durch den Diadochen von Griechenland Demetrios Poliorketes. Dieser propagierte die Befreiung der griechischen Polis, um Antigonos zu schwächen und den lukrativen Fernhandel unter seiner Kontrolle zu bringen. Nach der Belagerung errichteten die Bewohner zum Dank den Koloss von Rhodos, einer Darstellung von Helios, der als Weltwunder Berühmtheit erlangt.

Im Anschluss wurde auch Rhodos in die Schlacht von Ipsos 301 v. Chr. hinein gezogen, bei der Antigonos Monophthalmos getötet wird. Damit sahen sich die südlichen Sporaden wie auch andere Inseln nicht mehr als Teil des Alexanderreiches und sind de facto unabhängig. Vermutlich schlossen die Inseln mit Karien einen Schutzbund, der sich Seleukos entgegen stellte. Aus den Diadochenkriegen ging schließlich Seleukos 281 v. Chr. durch die Schlacht bei Kurupedion als Sieger hervor und gründet das Seleukidenreich, das die Unabhängigkeit der Inselwelt wie auch Karien anerkannte. Nur rund 50 Jahre später, 226 v. Chr. stürzte der Koloss von Rhodos infolge eines Erdbebens ins Meer. Dabei kam es zu gewaltigen Zerstörungen der Polis, die daraufhin völlig neu aufgebaut wurden. Dasselbe Beben beschädigte auch den Leuchtturm von Alexandria schwer.

In der griechischen Antike waren somit etliche Inseln politisch selbständig (vor allem das lange noch bedeutende Rhodos, ferner Kos).

Neuzeit

Auf Rhodos hatte der Johanniterorden (jetzt Malteserorden) von 1306 bis 1522 seinen Sitz und leitete von dort aus die Verteidigung gegen das vorrückende Osmanische Reich.

Unter der 450-jährigen türkischen Herrschaft waren die Dodekanes-Inseln zur Zahlung eines jährlichen Tributes von 50.000 Piastern verpflichtet, genossen dafür aber eine weitgehende, von den Sultanen oft verbriefte Selbstverwaltung und konnten ihre inneren Angelegenheiten selbst ordnen. Es gelang, eine eigenständige Verwaltung, Schulen und eine medizinische Versorgung aufzubauen. Seit 1867 wurden diese Vorrechte allerdings fortwährend geschmälert, und die jungtürkische Regierung versuchte nach 1908, den Inseln die Autonomie zu nehmen und sie den übrigen Provinzen gleichzustellen. Griechenland erhob Anspruch auf den Dodekanes. 1912 (4. Junijul./ 17. Juni 1912greg.) deklarierte die Inselgruppe einen selbstständigen Bund der Ägäis (Πολιτεία του Αιγαίου). Sie wurde jedoch kurze Zeit darauf von Italien im Krieg gegen die Türkei besetzt. Im Londoner Vertrag von 1915 sicherte die Tripelentente Italien den Dodekanes zu. Im Friedensvertrag von Lausanne fiel er schließlich tatsächlich an Italien. Bis 1943 wurden die Inseln „Italienische Ägäis-Inseln“ genannt. Die Italiener hinterließen von Patmos bis Rhodos zahlreiche Bauwerke, förderten die Infrastruktur und machten Italienisch zur Pflichtsprache.

Von November 1943 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 waren die Inseln von deutschen Truppen besetzt, danach bis 1947 unter britischer Militärverwaltung. Gemäß den Vereinbarungen der Pariser Friedenskonferenz (10. Feb. 1947) wurde die Inselgruppe, die sich bogenförmig um die türkische Küste spannt, am 15. September 1947 von Italien an Griechenland abgetreten. Am 7. März 1948 wurde die formelle Vereinigung mit Griechenland vollzogen. Der Dodekanes bildet den südöstlichen Teil des griechischen Territoriums. Hauptstadt, Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum der 2010 im Zuge des Kallikratis-Programms aufgelösten Präfektur war Rhodos. Seitdem gehören die Inseln zur Verwaltungsregion Südliche Ägäis.

Im Jahre 1996 kam es nördlich von Kos zu einem kuriosen Territorialkonflikt mit der Türkei um die unbewohnten Felseninseln Imia.

Kirchen und Kastelle, Patrizierhäuser und Bauten in traditioneller Bauweise, schmale Gässchen und buchtenreiche Küsten sind für alle bewohnten Inseln charakteristisch.

Verwaltungsgliederung

Von 1997 bis 2010 war die Präfektur Dodekanes in 25 Stadt- und 2 Landgemeinden (→ Liste der Gemeinden des Dodekanes (1997–2010)) untergliedert. Mit der Verwaltungsreform 2010 wurden diese zu 15 größeren Gemeinden zusammengefasst, wobei keine der Inseln mehr in unterschiedliche Gemeinden geteilt ist. Die Kompetenzen der Präfektur Dodekanes wurden an die Region Südliche Ägäis und die Gemeinden übertragen. An Stelle der Präfektur wurden vier Regionalbezirke (gr. periferiakes enotites) eingerichtet, die keine eigenständige politische Bedeutung haben und weitgehend den Gebieten der Provinzen aus der Zeit vor 1997 entsprechen.

 

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Dodecanese
Greece

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