Griechenland

Description

Griechenland ist ein Staat in Südosteuropa und ein Mittelmeeranrainerstaat. Das griechische Staatsgebiet grenzt an Albanien, Mazedonien, Bulgarien und die Türkei. Griechenland ist eine parlamentarische Republik mit präsidialen Elementen; die Exekutive liegt bei der Regierung, zum kleineren Teil auch beim Staatspräsidenten. Die Hauptstadt des Landes ist Athen, bedeutende große Städte sind auch Thessaloniki, Patras, Iraklio und Piräus.

Das antike Griechenland ist als frühe europäische Hochkultur bekannt, die wichtige Errungenschaften wie die attische Demokratie und Philosophie, frühe Naturwissenschaften und die klassische griechische Architektur hervorbrachte. Nach dem Ende der Antike und dem Aufgehen in verschiedenen Großreichen wie Byzanz und dem Osmanischen Reich konnte erst im 19. Jahrhundert im Zuge der griechischen Revolution und der folgenden Unabhängigkeit von den Osmanen wieder ein griechischer Staat gebildet werden. Die heutige parlamentarische Präsidialdemokratie geht auf das Referendum 1974 zur Abschaffung der Monarchie und für die Einführung der Republik zurück.

Griechenland ist Mitglied der Vereinten Nationen, der OECD, der NATO (seit 1952), der OSZE und des Europarates. 1981 wurde Griechenland in die Europäische Union aufgenommen.
Griechenland gab 2000 an, die EU-Konvergenzkriterien zu erfüllen; es trat der Eurozone zum 1. Januar 2001 bei.
Gemessen am 'Index der menschlichen Entwicklung' (HDI) zählt Griechenland zu den sehr hoch entwickelten Staaten. Wirtschaftlich bedeutend sind insbesondere die Branchen Tourismus und Handel. Das verarbeitende Gewerbe hat (Stand 2015) im Vergleich zu anderen hochentwickelten Staaten eine relativ geringe Bedeutung. Einen wesentlichen Anteil im Industriesektor haben das Ernährungsgewerbe und die Metallverarbeitung. Seit 2008 befindet sich das Land in einer Rezession oder Stagnation; die Arbeitslosenquote ist relativ hoch.

Geographie

Griechenland liegt am östlichen Mittelmeer in Südeuropa und setzt sich geographisch aus dem griechischen Festland am südlichen Ende des Balkans, der HalbinselPeloponnes, die jedoch durch den Bau des Kanals von Korinth (eingeweiht 1893) vom Festland getrennt wurde, sowie zahlreichen Inseln zusammen, die hauptsächlich in der Ägäis, im Ionischen, aber auch im Libyschen Meer liegen. Die politische Grenze nach Norden bilden die Staaten Albanien (282 km), Mazedonien (228 km) und Bulgarien (494 km) sowie im Osten die Türkei (206 km). Eine natürliche Grenze bildet das Ionische Meer im Westen des Landes mit der italienischen Halbinsel und Sizilien sowie das Libysche Meer im äußersten Süden mit dem afrikanischen Kontinent. Die Insel Gavdos im Libyschen Meer ist der südlichste Punkt des Landes und gilt zudem geographisch als südlichster Punkt Europas.

Das Land hat eine Gesamtfläche von 131.957 km²: 106.915 km² entfallen auf das Festland, 25.042 km² (knapp 19 %) verteilen sich auf 3.054 Inseln, von denen 87 bewohnt sind. Auf Grund des Inselreichtums erzielt Griechenland eine bemerkenswerte Küstenlänge von 13.676 km, wovon etwa 4.000 km auf das griechische Festland entfallen. Die zum Teil recht großen Distanzen innerhalb des Landes stellen im Verhältnis zu seiner relativ kleinen Gesamtfläche ein weiteres geographisches Merkmal dar. So beträgt die Luftlinie zwischen der Insel Othoni bei Korfu und der Insel Kastelorizo im äußersten Südosten Griechenlands 983 km. Die kleinste geographische Ausdehnung – mit unter 550 km Luftlinie – besitzt das Land in ostwestlicher Richtung.

Der Olymp

Griechenland hat trotz seines stark maritimen Charakters einen Gebirgsanteil von 77,9 % und wird daher als Gebirgsland eingestuft. Zentrale Gebirge und Gebirgszüge des Landes sind das Pindos-Gebirge, der Olymp-Ossa-Pilion-Gebirgszug sowie das Rhodope-Gebirge auf dem griechischen Festland, das Taygetos-Gebirge auf der Halbinsel von Peloponnes und darüber hinaus das Ida- bzw. Psiloritis-Gebirge auf der Insel Kreta. Höchste Erhebung des Landes ist der Mytikas (2917 m) im Gebirgsstock des Olymp. Größere wirtschaftlich verwertbare Ebenen sind nur spärlich vorhanden und befinden sich hauptsächlich in den Regionen Thessalien, Makedonien und Thrakien.

Gewässer

Größere Flüsse, die ganzjährig Wasser führen, gibt es überwiegend im Norden des griechischen Festlandes, die dort zur Bewässerung der fruchtbaren Täler und zum geringen Anteil der Energiegewinnung genutzt werden. Darunter der Pinios, Axios, Strymonas, Nestos und Evros. Im Süden Griechenlands führen die meisten Flüsse nur saisonal Wasser, können sich aber in der Regenzeit zu reißenden Strömen wandeln. Durch Attika fließt der Kifisos. Für die Binnenschifffahrt wurde einst der heutige Grenzfluss Evros genutzt. Der Norden Griechenlands liegt im Blauen Herzen Europas.

Die griechische Seenlandschaft ist wenig bekannt und besteht etwa zur Hälfte aus natürlichen Seen und aus Stauseen jüngerer Zeit. Der Trichonida-See in Ätolien-Akarnanien hat eine Oberfläche von 96 km² und eine Tiefe von 57 m und ist somit einer der drei größten natürlichen Seen in Griechenland. Die umgebenden Eukalyptus- und Olivenhaine sind Lebensraum für über 140 Vogelarten, der See selbst für einige seltene Fischarten. Ebenfalls in Ätolien-Akarnanien befindet sich der 92 km² große Kremasta-Stausee, der hauptsächlich vom Acheloos gespeist wird.

Klima

Griechenland hat überwiegend ein mediterranes Klima mit feucht-milden Wintern und trocken-heißen Sommern. An der Küste ist es im Winter sehr mild und es regnet häufig; Schnee fällt nur selten. Die Sommer sind relativ heiß und es gibt nur gelegentlich Sommergewitter.

Im Landesinneren ist es vor allem im Winter deutlich kühler und es gibt häufig Nachtfrost, manchmal auch starke Schneefälle. Der Frühling ist kurz, verwöhnt aber "mit einem Feuerwerk aus Lavendel und Anemonen, Klatschmohn und Kamille". Im Sommer ist es ähnlich wie an der Küste heiß und trocken. Die jährlichen Niederschläge schwanken zwischen 400 und 1000 mm. Da Griechenland sehr gebirgig ist, ist Wintersport durchaus möglich, es existieren 19 Wintersportgebiete unterschiedlicher Größe. Ein kleiner Teil im Nordwesten des Festlandes liegt in der gemäßigten Klimazone.

Flora und Fauna

Flora und Fauna sind kulturell eng mit antiken Mythen verbunden, seltener jedoch mit den Hauptgottheiten. Chloris war die Göttin der Blumen, die für Hera die Pflanzen sprießen ließ, Nymphen waren für das Leben der Pflanzen verantwortlich. Der Hirtengott Pan galt auch als Gott des Waldes und der Natur. Häufig nehmen in der griechischen Mythologie Götter die Gestalt von Naturerscheinungen oder von Tieren an. Die Vorsilbe Bio- geht auf das griechische Wort Bios für Leben zurück.

Bereits in der Antike wurden Wälder vor allem zwecks der Gewinnung von Ackerland gerodet. Wo heute keine Landwirtschaft mehr stattfindet, wachsen Hartlaubgewächse (Erica, Erdbeerbaum, Echter Lorbeer, Johannisbrotbaum), aufgrund der gebirgigen Struktur wurden zahlreiche Hänge durch Bodenerosion kahl. Trotzdem ist Griechenland eines der artenreichsten Länder Europas und bezüglich der Vielfalt von medizinisch verwendbaren Pflanzen wird es weltweit nur von Madagaskar übertroffen. Ursache sind die zahlreichen Inseln und abgelegenen Täler. Insgesamt zählt Natura 2000 241 Lebensräume mit Wichtigkeit für die Gemeinschaft (SCI) und 202 spezielle Schutzzonen (SPA) auf. Von den 5500–6000 Pflanzenarten und Unterarten in Griechenland sind 20 % endemisch, die hohe Anzahl an Arten beinhaltet auch einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Heilpflanzen. Sie bildeten einst die Grundlage für eine ausgeprägte Volksmedizin, aber auch für die Asklepiaden. Den Großteil der Vegetation machen immergrüne Pflanzen (breitblättrig, sclerophyllus (hartblättrig)) aus.

An Bäumen wachsen der kulturell und wirtschaftlich bedeutende Ölbaum, weiterhin Pinien, Aleppokiefern, Zypressen, Obstbäume sowie an Küstenregionen Palmen. Ab einer Höhe von 1000 m kommen Kastanien, Ulmen und Eichen vor, bis 2000 m Schwarzkiefern und Apollotannen, über der Baumgrenze auch alpine Matten. Zu den endemischen Bäumen gehört die kefalonische Tanne.

Auch aufgrund großer klimatischer Unterschiede zwischen dem Gebirge und den Küsten sowie dem milden Klima ist das Land so artenreich. Ein Großteil der sehr kleinteiligen Lebensräume ist nur schwer zugänglich und daher vor menschlichen Einflüssen wie Besiedelung oder dem Tourismus geschützt. Es finden sich über 900 Tierarten, darunter Geckos, Eidechsen (z. B. Smaragdeidechse), die griechische Landschildkröte, im Gebirge auch Rehe, Wildschweine und Füchse, vereinzelt auch Wölfe und Bären. Die Fauna der Inseln unterscheidet sich wesentlich von der des Festlandes. Regional finden sich dort z. B. die Unechte Karettschildkröte auf Zakynthos sowie als eine der endemischen Arten die Kretische Wildziege auf Kreta. Im Schmetterlingstal auf Rhodos ist die seltene Schmetterlingsart Panaxia quadripunctaria zu finden. Lagunen- und Feuchtgebiete führen zu einem Reichtum an Vogelarten. Es kommen 36 der 38 europäischen Arten vor; davon brüten 23 sogar im Gebiet.

Die einheimische Tier- und Pflanzenwelt steht in zehn Nationalparks und zwei Meeresnationalparks unter Schutz. Griechenland hat Anteile am Grünen Band Europas.

Der griechische Begriff für Jäger (Kynigós) leitet sich aus dem altgriechischen Wort Kyôn (Gen. Kynós) für Hund ab, bereits in der Antike gab es in Griechenland eine große Vielzahl an Hunden. Von Xenophon ist die Schrift Kynegetikós (Buch über die Jägerei) überliefert, die Fähigkeiten und Nutzen des Hundes insbesondere für die Jagd beschreibt, griechische Hunderassen gibt es hingegen wenige, eine davon ist der Hellinikos Ichnilatis, eine andere des Kritikos Lagonikos.

Religionen

Ähnlich wie in Irland und Polen spielte die religiöse Zugehörigkeit eine erhebliche Rolle als Identifikationsmerkmal bei der Bildung der griechischen Nation. Nachdrückliches Bekenntnis zu religiösen Riten ist daher weit verbreitet unter der orthodoxen Bevölkerung. Griechenland ist religiös recht einheitlich. Das Orthodoxe Christentum ist laut Verfassung Staatsreligion (wörtlich: vorherrschende Religion); rund 97 Prozent der Bevölkerung sind orthodox. Griechenland ist so der einzige Staat der Welt, der diese Konfession des Christentums zur Staatsreligion erklärt hat. Lediglich 0,2 % der Griechen betrachten sich als Atheisten und 1,7 % betrachten sich als konfessionslos.

Die meisten Griechen gehören zum autokephalen orthodoxen Erzbistum von Griechenland mit Sitz in Athen. Gläubige auf Kreta, dem Dodekanes sowie in den meisten Klöstern der autonomen Mönchsrepublik Athos am Ostzipfel der Halbinsel von Chalkidiki gehören zu dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel mit Sitz in Istanbul. Die so genannten „Neuen Länder“ (nach 1913 erworbene Gebiete in Nordgriechenland und in der Ägäis) unterstehen gemäß Patriarchatsakt von 1928 der Verwaltung der Kirche von Griechenland, in geistlicher Hinsicht aber unterstehen sie Konstantinopel.

Weiteren christlichen Konfessionen gehören die ca. 121.000 katholische Christen des griechischen und des lateinischen Ritus an, des Weiteren etwa 50.000 Zeugen Jehovas und ca. 30.000 protestantische (meist evangelikale) Christen verschiedener Richtungen.

Die muslimische Bevölkerung Griechenlands setzt sich zum einen aus Türken, Pomaken und Roma als Staatsbürgern Griechenlands zusammen sowie zum größeren Teil aus Einwanderern, beispielsweise aus Albanien und Pakistan. Nach dem Bevölkerungstausch von 1923 war die Zahl der Muslime auf unter 100.000 gefallen. Heute wird die Zahl der vor allem in Thrakien lebenden autochthonen Muslime in Griechenland auf 140.000 bis 150.000 geschätzt. Für die Zahl der muslimischen Immigranten gibt es keine verlässlichen offiziellen Angaben, Schätzungen von Nichtregierungsorganisationen geben die Zahl mit 500.000 bis 700.000 an. Als griechische Muslime im engeren Sinne werden zum einen jene Nachfahren der zum Islam konvertierten Griechen im Osmanischen Reich bezeichnet, die im Zuge des Vertrags von Lausanne praktisch komplett in die Türkei ausgesiedelt wurden und zum anderen auch die ethnischen Griechen, die in der Neuzeit zum Islam konvertiert sind.

Das Judentum kann in Griechenland auf eine Kontinuität bis auf das 3. Jahrhundert v. Chr. zurückblicken. Die vermutlich älteste Ruine eines Synagogengebäudes wurde auf Delos ausgegraben und auf 150 bis 200 v. Chr. datiert. Die älteste Synagoge in Betrieb ist die Kahal Shalom Synagoge von 1577 auf Rhodos. 1920 gab es 24 jüdische Gemeinden, allein Thessaloniki hatte 40 Synagogen. Von den 77.000 Juden, die 1940 in Griechenland lebten, wohnten 55.000 in Thessaloniki (Sephardim), daher haben trotz spektakulärer Rettungsaktionen wie der des Erzbischofs Damaskinos oder der der Bürger von Zakynthos nur 14 % den Holocaust überlebt. Heute leben rund 5000 Juden in Griechenland. Viele griechische Juden heiraten Christen; dies trägt zur Schrumpfung des Judentums bei.

Laut einer repräsentativen Umfrage des Eurobarometers glaubten im Jahr 2005 81 % der Menschen in Griechenland an Gott, 16 % glaubten an eine andere spirituelle Kraft. 3 % Prozent der Befragten glaubten weder an einen Gott noch an eine andere spirituelle Kraft.

Geschichte

Von der Antike bis zur Griechischen Revolution

Das antike Griechenland, welches über das Gebiet des heutigen Staates nach Kleinasien reichte, wird als Wiege Europas bezeichnet, insbesondere aufgrund zivilisatorischer Leistungen auf Gebieten der Philosophie, Naturwissenschaften, Geschichtsschreibung und Literatur. 146 v. Chr. wurde das Gebiet des heutigen Griechenland römische Provinz, nach der Reichsteilung 395 war es Bestandteil des von griechischer Sprache und Kultur dominierten byzantinischen Reiches.

Nach der Eroberung Konstantinopels durch Kreuzfahrer im Vierten Kreuzzug (1204) war die Macht des byzantinischen Staates gebrochen, das Gebiet zerfiel in Nachfolgestaaten wie das Königreich Thessaloniki, das Fürstentum Achaia und einige weitere sowie in mehrere byzantinisch geprägte griechische Staaten, darunter das Despotat Epirus in Europa und das Kaiserreich Nikaia in Kleinasien. Einige Gebiete wurden Kolonien der Republik Venedig, später auch Genuas und des Johanniterordens.

Mit der Rückeroberung Konstantinopels durch den nikaiischen Kaiser Michael VIII. 1261 gründete die Dynastie der Palaiologen das Byzantinische Reich erneut, konnte aber nur einen Teil Griechenlands erobern und verlor einige Gebiete an das Serbische Reich, das unter Stefan Uroš IV. Dušan um 1350 seine größte Ausdehnung erreichte, sowie ganz Kleinasien.

Begünstigt durch die Schwäche des Byzantinischen Reiches konnten Truppen des Osmanischen Reichs zwischen 1359 und 1451 den größten Teil Griechenlands erobern. Mit dem Fall Mistras 1460 war die letzte unabhängige griechische Herrschaft im heutigen Griechenland von den Osmanen erobert. In den folgenden Jahrhunderten dehnten die Osmanen ihren Staat auf das gesamte griechische Gebiet mit Ausnahme der Ionischen Inseln aus.

1821 kam es zur so genannten Griechischen Revolution, deren intellektueller Wegbereiter eine Gruppe um Rigas Velestinlis und die Filiki Eteria waren. In der Schlacht von Navarino gelang es einer europäischen Seestreitmacht 1827, über die osmanische Flotte die Oberhand zu gewinnen. 1827 bildete sich eine erste griechische Regierung, die die Inselstadt Ägina zu ihrer Hauptstadt machte. 1829 zog die Regierung nach Nafplio auf dem Peloponnes um. Durch das Londoner Protokoll vom 3. Februar 1830, vom Osmanischen Reich am 24. April anerkannt, wurden Zentralgriechenland, der Peloponnes und die Kykladen zum selbstständigen Staat Griechenland erklärt.

Von der Unabhängigkeit bis zum Zweiten Weltkrieg

Ioannis Kapodistrias war 1828 das erste Staatsoberhaupt des durch den griechischen Unabhängigkeitskrieg vom Osmanischen Reich befreiten Griechenlands. Um zu verhindern, dass sich der Funke des Republikanismus in Europa verbreitet, etablierten die europäischen Großmächte in Griechenland von außen eine Monarchie. England, Frankreich und Russland hatten dies zur Zahlungskondition für Kredite von 472.000 britischen Pfund und 60 Millionen Drachmen an das seit 1826 völlig überschuldete Land gemacht. Im Jahr 1832 wurde der bayerische Prinz Otto, Sohn König Ludwigs I. von Bayern, als Otto I. erster König Griechenlands. Dieses umfasste allerdings nur den kleineren Teil des heutigen Staatsgebiets. Ottos Herrschaft wurde 1862 durch einen unblutigen Aufstand beendet. Zu seinem Nachfolger wurde am 30. März 1863 von der griechischen Nationalversammlung mit Zustimmung der Großmächte Georg I. gewählt. 1864 schlossen sich die Ionischen Inseln dem griechischen Staat an, 1881 musste das osmanische Reich gemäß den Beschlüssen des Berliner Kongresses von 1881 Thessalien an Griechenland abtreten, und Kreta erklärte 1908 die Union mit Griechenland, was aber erst im Oktober 1912 von Griechenland und nach den Balkankriegen im Jahr 1913 von den Großmächten anerkannt wurde. Die meisten Inseln sowie Epirus im Norden und Makedonien (mit Thessaloniki) im Nordosten gingen erst als Ergebnis der beiden Balkankriege 1912 und 1913 an Griechenland. Das geschwächte Osmanische Reich hatte sich dort nicht mehr gegen die mit Serbien und zeitweise Bulgarien verbündeten Griechen behaupten können. 1913 wurde Konstantin I. nach der Ermordung seines Vaters König.

Im Ersten Weltkrieg blieb Griechenland zunächst neutral. Es trat nach der von den Alliierten erzwungenen Abdankung von König Konstantin I. 1917 in den Krieg gegen die Mittelmächte und deren Verbündete, insbesondere Bulgarien und das Osmanische Reich, ein. Nach dem Krieg wurde versucht, mit Billigung der Siegermächte die Niederlage des Osmanischen Reiches zu nutzen, um außer dem von Bulgarien gewonnenen Westthrakien auch Ostthrakien und das mehrheitlich von Griechen bewohnte Gebiet um Smyrna (das heutige İzmir) unter griechische Kontrolle zu bringen. Ziel war die Umsetzung der Megali Idea (der „Großen Idee“), welche vom damaligen Ministerpräsidenten Eleftherios Venizelos mit dem Ausdruck „Griechenland der zwei Kontinente und fünf Meere“ (gemeint sind die Ägäis, das eigentliche Mittelmeer, Marmarameer, Schwarzes Meer, Ionisches Meer) – also der Wiedererrichtung des Byzantinischen Reiches mit Konstantinopel als Hauptstadt – als außenpolitisches Ziel konkretisiert wurde. 1922 endete der Griechisch-Türkische Krieg aber mit einer deutlichen griechischen Niederlage („Kleinasiatische Katastrophe“). Im Vertrag von Lausanne 1923 wurde ein Bevölkerungsaustausch vereinbart: Alle noch in großen Teilen der Türkei verstreut lebenden Griechen (mit Ausnahme der Konstantinopler Griechen und einiger Inselgriechen) wurden nach Griechenland vertrieben (etwa 1,5 Millionen Personen), im Gegenzug mussten an die 500.000 meist türkischen Muslime Griechenland verlassen, mit Ausnahme der Muslime in Thrakien. Die Bevölkerung Athens vervielfachte sich in kürzester Zeit.

Mehrfach erfolgten seit 1922 militärische Umsturzaktionen, die in einer Revolte gegen König Konstantin I. ihren Anfang genommen hatten. Die Aufstände führten letztlich zu einer inneren Destabilisierung des Landes. 1924 wurde in einer Volksabstimmung die Abschaffung der Monarchie beschlossen. Von 1925 bis 1926 regierte General Theodoros Pangalos diktatorisch.

Im Zweiten Weltkrieg lehnte Griechenland unter dem Diktator General Metaxas am 28. Oktober 1940 ein italienisches Ultimatum zur Kapitulation ab (der Tag der Ablehnung, der „Nein-Tag“, wird heute neben dem an die Griechische Revolution erinnernden 25. März als Nationalfeiertag begangen, da Metaxas ein Telegramm lediglich mit dem Wort Όχι, also Nein, an Italien gesendet haben soll). Daraufhin wurde Griechenland von Italien angegriffen, konnte aber die zahlenmäßig überlegenen italienischen Truppen schlagen und bis weit hinter die albanische Grenze zurückdrängen. Erst durch das militärische Eingreifen der deutschen Wehrmacht im April und Mai 1941 über Jugoslawien und Bulgarien wurde der griechische Widerstand gebrochen. Italien, Deutschland und Bulgarien errichteten ein hartes Besatzungsregime. So wurde durch die erzwungene Ausfuhr fast der gesamten griechischen Produktion noch eine positive Handelsbilanz zum Deutschen Reich in Höhe von 71 Mio. Reichsmark festgestellt, die dann mit extremen Besatzungskosten (auf Wunsch von Hitler in „Aufbaukosten“ umbenannt) verrechnet wurden. Griechenland hatte von allen besetzten Ländern pro Kopf die höchsten Besatzungskosten zu zahlen. Um von der Bevölkerung mehr Sachwerte abzuziehen, wurde der Banknotenumlauf gesteigert. Der wirtschaftliche Zusammenbruch war abzusehen und wurde in Kauf genommen. Besonders der Mangel an Lebensmitteln führte zu einer Hungerkatastrophe und einer Säuglingssterblichkeit von 80 %. Von 300 im Oktober 1944 in Athen untersuchten Kindern waren 290 an Tuberkulose erkrankt

Gegen die bald erstarkende Partisanenbewegung griffen die Besatzungsmächte mehrfach kriegsverbrecherisch auf brutale Weise durch: In verschiedenen Orten, unter anderem in Kalavrita und Distomo, wurde als „Vergeltung“ für Partisanenüberfälle die jeweils gesamte Dorfbevölkerung von der Wehrmacht oder „Sondereinheiten“ ermordet. Die Frage nach einer Entschädigung von deutscher Seite für diese Aktionen ist bis heute immer wieder Gegenstand politischer Diskussion. Für Juden wurde 1942 von den Besatzungsmächten die Zwangsarbeit eingeführt, ab Anfang 1943 wurden sie ghettoisiert, enteignet und vorwiegend nach Auschwitz und Treblinka deportiert, wo sie sofort ermordet wurden. Etwa 80.000 Menschen fielen der „Endlösung“ zum Opfer.

Der bewaffnete Widerstand ging hauptsächlich von der kommunistisch beeinflussten Volksbefreiungsarmee ELAS aus. Ebenfalls gab es die rivalisierenden republikanischen, später royalistischen Partisanen der EDES, die im Kampf gegen die ELAS ab Ende 1943 mit der Wehrmacht kollaborierte (Bezug von Waffen und Geräten), in der Schlacht um Athen aber durch Großbritannien unterstützt wurde. Ende 1944 löste sich die EDES nach schweren Verlusten informell auf. Nach militärischer Intervention Großbritanniens am 5. Dezember 1944 wurde die ELAS entsprechend dem Abkommen von Varkiza vom 12. Februar 1945 entwaffnet und demobilisiert.

Insgesamt wurden etwa 70.000 bis 80.000 Griechen im Partisanenkrieg oder bei Vergeltungsaktionen von deutschen, italienischen und bulgarischen Truppen getötet. Zählt man den Zweiten Weltkrieg und den Bürgerkrieg als dessen Folge zusammen, so verlor Griechenland nahezu 10 % seiner Bevölkerung.

Nachkriegszeit: Bürgerkrieg und Westintegration

Der Zweite Weltkrieg ging in Griechenland nach dem in den Bergen geführten Kampf zwischen EDES und ELAS und der Schlacht um Athen fast direkt in den Griechischen Bürgerkrieg über. Die griechische Rechte brach den Vertrag von Varkiza zur Entwaffnung der Partisanen. In einigen Teilen Griechenlands entwickelte sich unter Duldung der republikanisch-gemäßigten Kräfte ein sogenannter weißer Terror der griechischen Rechten, welcher die überwiegend (aber nicht ausschließlich) kommunistischen Mitglieder der EAM und ELAS zum Ziel hatte. Die kommunistischen Partisanen, welche die Hauptlast des Partisanenkampfes gegen das Besatzungsregime der deutschen Wehrmacht getragen hatten, gingen erneut in die Guerilla. Hauptsächlicher Unterstützer war dabei Jugoslawien, in geringerem Umfang Albanien – die Sowjetunion beschränkte sich im Wesentlichen darauf, durch ihr Veto eine UN-Intervention zu blockieren. Die royalistische Gegenwehr wurde vor allem von den Regierungen in Großbritannien und den USA unterstützt. Im von Regierungsseite mit äußerster Härte, auch gegenüber der Zivilbevölkerung (unter anderem unter Einsatz von Napalm), geführten Bürgerkrieg wurden die kommunistischen Verbände, die vom Guerillakrieg zum offenen Frontenkrieg übergegangen waren, nach längeren Kämpfen zum Rückzug nach Nordwesten gedrängt. Zuvor brachten sie aus den umkämpften Gebieten zahlreiche Kinder heraus, wovon die DDR etwa 1300 aufnahm. Das Ende der Unterstützung durch Jugoslawien 1949 besiegelte schließlich das Ende ihrer militärischen Macht.

Grund für die spärliche Unterstützung durch die realsozialistischen „Bruderstaaten“ war ein entsprechendes Abkommen, das Stalin mit Churchill in Moskau Anfang Oktober 1944 geschlossen hatte über die Aufteilung der russisch-britischen Interessensphären auf dem Balkan, wo die Amerikaner militärisch nicht, wohl aber die Briten, vor allem in Griechenland, bereits vertreten waren. Churchill und Stalin hatten dort ein Einflussverhältnis von „90 % West zu 10 % Ost“ für Griechenland vereinbart; dies wurde später von vielen griechischen Kommunisten als „sowjetischer Verrat“ empfunden, da man lediglich ein Bauernopfer Stalins gewesen sei.

Bis in die 1960er-Jahre blieben viele Bürgerrechte und Freiheiten eingeschränkt. 1952 trat Griechenland der NATO bei, 1954 dem Balkanpakt. Mit Hilfe des Marshallplans und der hohen Einnahmen von ausländischen Touristen kam es ab den 1950er-Jahren zu einer langsamen Erholung der Wirtschaft des Landes.

Nach den vor allem gegen die griechische Minderheit in Istanbul, Izmir und in Ankara gerichteten türkischen Pogromen 1955 flohen rund 100.000 in der Türkei lebende Griechen nach Griechenland und in weitere Länder. Während 1945 fast 125.000 orthodoxe Griechen als Minderheit in Istanbul lebten, sank ihre Zahl als Folge des Pogroms von 1955 dramatisch. 1999 lebten noch 2.500 Griechen in der Türkei.

Am 21. April 1967 ergriff in Reaktion auf den erwarteten Wahlsieg der sozialistischen Eniea Dimokratiki Aristera (griechisch Ενιαία Δημοκρατική Αριστερά ΕΔΑ, Vereinigung der Demokratischen Linken EDA), in der sich auch zahlreiche Mitglieder der illegalen KKE wiederfanden, eine Gruppe rechtsextremer Offiziere unter Georgios Papadopoulos durch den sog. Obristenputsch die Macht und errichtete eine Militärdiktatur. Unter der Militärdiktatur spaltete sich von der KKE ein eurokommunistischer Flügel unter dem Namen „KKE-Inland“ ab, was suggerieren sollte, dass die Rumpf-KKE, somit „KKE-Ausland“, von Moskau gesteuert sei. Heute gibt es in dieser Form nur noch die KKE, die sich weiterhin als marxistisch-leninistische Partei versteht, während in der Nachfolge des Eurokommunismus der SY.RIZ.A als Bündnis linker Kleinparteien im Parlament vertreten ist. Nach Massenverhaftungen wurden zahlreiche vor allem linksgerichtete Oppositionelle eingesperrt, gefoltert, ermordet oder ins Exil getrieben, darunter der Komponist Mikis Theodorakis. Eine entscheidende Schwächung erfuhr die Junta am 17. November 1973 durch den Aufstand der Studenten im Athener Polytechnikum, der unter Einsatz von Panzern brutal niedergeschlagen wurde und das Regime innerlich und äußerlich diskreditierte. Das Scheitern der von der Junta angestrebten Vereinigung mit der Republik Zypern und der dortige Einmarsch türkischer Truppen führte 1974 endgültig zum Zusammenbruch der Militärdiktatur und zur Rückkehr zur Demokratie unter Konstantin Karamanlis. Die Staatsform der Republik wurde in einer Volksabstimmung klar der Wiedereinführung der Monarchie vorgezogen. Im Juni 1975 wurde die neue Verfassung des Landes verabschiedet. Trotz außenpolitischer Westorientierung war Griechenland von 1974 bis 1980 aus der militärischen Organisation der NATO herausgelöst.

Griechenland seit dem Beitritt zur EWG

Bereits seit 1961 bestand ein Assoziierungsabkommen mit der EWG, aufgrund der zwischenzeitlichen Junta begannen die eigentlichen Beitrittsverhandlungen erst am 27. Juli 1976, so dass Griechenland zum 1. Januar 1981 als 10. Mitglied in die EWG aufgenommen wurde. Das Land profitierte von Wirtschafts- und Strukturhilfen, musste im Gegenzug auch hohe Importzölle fallen lassen, die bisher heimische Produzenten vor ausländischem Wettbewerb schützten.

Der Zerfall Jugoslawiens hatte auch ökonomische Folgen für Griechenland, zumal bis dahin die Transit-Strecke durch den Balkan („Autoput“) für Waren- und Personenverkehr die Nabelschnur des Landes zum restlichen Europa darstellte. Folglich stellte sich Griechenland gegen eine frühzeitige Anerkennung der nach Unabhängigkeit strebenden Republiken, konnte sich mit seiner Haltung jedoch nicht durchsetzen. Weiterhin fürchtete man einen Flächenbrand politischer und militärischer Auseinandersetzungen, die auch Folgen für Griechenland, etwa Flüchtlingsströme, hätten. Weiterhin zeichnete sich ein Namensstreit mit der angrenzenden jugoslawischen Teilrepublik ab, die Anspruch auf den Namen Mazedonien erhob. Das Nachkriegsjugoslawien hatte 1945 die mehrheitlich von slawischen Mazedoniern bewohnten Gebiete Südserbiens zur Volksrepublik Mazedonien (später: Sozialistische Republik Mazedonien) deklariert. Die Unabhängigkeit dieses Bundesstaates unter dem Namen Mazedonien wurde von Griechenland als Provokation aufgefasst, da es territoriale Ansprüche auf die gleichnamige griechische Provinz befürchtete. Griechenland verhängte ein Handelsembargo gegen das Land, das später aufgehoben wurde; bis heute ist keine einvernehmliche Lösung gefunden. Griechenland ist heute der mit Abstand wichtigste Investor in der Republik Mazedonien.

Der kurzen Amtsperiode der Nea Dimokratia unter Konstantinos Mitsotakis folgte erneut eine Regierung der PASOK unter Andreas Papandreou, die auch wegen dessen angeschlagenem Gesundheitszustand in Stillstand gekommen war. Der Jurist Kostas Simitis übernahm den Parteivorsitz und das Amt des Ministerpräsidenten und leitete eine Abkehr von der traditionell sozialistischen Politik seines Vorgängers ein. Die Außenpolitik war nun nicht mehr von einer Sonderrolle Griechenlands geprägt, sondern von einer starken europäischen Ausprägung. Innenpolitisch wurden zahlreiche Reformen durchgeführt:

  • der Kapodistrias-Plan ordnete das Gemeindewesen neu und stärkte die Bedeutung der Regionen,
  • staatlich geführte Großunternehmen wurden privatisiert.
  • Investitionen in die Infrastruktur des Landes

Die Politik der europäischen Orientierung wurde im Wesentlichen auch von der Regierung der Nea Dimokratia unter Kostas Karamanlis weitergeführt, setzte jedoch keine eigenen Impulse. Nach zwei Wahlperioden erfolgte ein Regierungswechsel. Unter dem neuen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou von der PASOK wurde die Überschuldung des Landes offenbar und führte zu einem rapiden Verlust an Kreditwürdigkeit auf den internationalen Märkten, in dessen Folge das Land in Zahlungsschwierigkeiten geriet.

Zur Bewältigung wurde der EU-Finanzexperte Loukas Papadimos zum Ministerpräsidenten bestimmt. Aus den Neuwahlen ging Antonis Samaras von der Nea Dimokratia als Sieger hervor und bildete mit der PASOK eine Koalitionsregierung, jedoch gewann auch die linke Opposition an Stimmen.

Bei den Parlamentswahlen vom 25. Januar 2015 errang die Linkspartei SYRIZA 149 von 300 Mandaten. Alexis Tsipras wurde am 26. Januar 2015 als Ministerpräsident Griechenlands vereidigt. Nach dem Sieg bei den vorgezogenen Parlamentswahlen im September 2015 konnte Alexis Tsipras erneut eine Regierung bilden.

Wirtschaft

Mit der Aufnahme Griechenlands in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft 1981 begann der Rückgang der selbständigen Beschäftigung (vgl. „Sterben der Tante-Emma-Läden“). Bis zur Einführung des Euro fiel sie von ursprünglich 52 % (1981) auf 35 % (seit 2008) der Beschäftigten. Da nicht im gleichen Maße lohnabhängige Arbeit geschaffen wurde, profitierten von der Anbindung des Landes an das Wirtschaftsgeschehen der europäischen Industrienationen und den neu eingerichteten Kohäsionsfonds lediglich große Konzerne, die als Importeure mit westeuropäischen Partnern kooperierten. So führte der Beitritt Griechenlands 2001 in die Eurozone zu einer Reihe extensiver Infrastrukturmaßnahmen sowie verschiedene Großereignisse, wie zum Beispiel die Olympischen Spiele im Jahr 2004, damit zu einer vorübergehenden Stimulierung der griechischen Wirtschaft und einem wirtschaftlichen Aufschwung der hauptsächlich auf Staatsaufträge an ausländische Unternehmen und anderen Importüberschüssen beruhte. Sodass die Industrienationen auf Kosten der EWG/EG/EU letztendlich auf hohem Niveau in die eigene Volkswirtschaften, nicht aber in Griechenland, nachhaltig investierten. Mit der Finanzkrise ab 2007 schließlich und der folgenden griechischen Staatsschuldenkrise sind BIP und Löhne erheblich gesunken sowie die Arbeitslosenzahlen massiv gestiegen. Die Beschäftigung ist auf etwa 33 % der Bevölkerung gefallen und liegt damit innerhalb der EU auf einer der letzten Stellen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Kaufkraftparität (PPP, Marktpreise) pro Kopf schrumpfte von 21.600 Euro im Jahre 2008 auf (gemäß vorläufiger Berechnung) 16.300 Euro im Jahr 2014. Das entspricht einem Absinken von 93 % (2008) des Durchschnitts der Europäischen Union auf nur noch 72 % (2014), angegeben im Index KKS, nach Berechnung von Eurostat (EU-28 Durchschnitt: 100, Euro-19: 107 im Jahr 2014). Das verfügbare Einkommen ist von 2008 bis 2013 sogar um knapp 40 Prozent (inflationsbereinigt) gesunken.

Der Tertiärsektor ist der größte und wichtigste Wirtschaftssektor in Griechenland. Er erwirtschaftete im Jahr 2004 insgesamt 71,4 % der griechischen Wirtschaftsleistung, wobei der Tourismus eine wichtige Bedeutung hat. Die Tourismusbranche ist ein Wachstumsmarkt. Die Arbeitslosenquote betrug im Juli 2011 17,6 % (im zweiten Quartal 2010 noch bei 12,1 %). Besonders stark angestiegen ist die Jugendarbeitslosigkeit (bis 24 Jahre; von 25 % im Mai 2008 auf 40,1 % im Mai 2011). Der wegbrechende Binnenmarkt (weniger Privatkonsum und Staatsinvestitionen) und gesunkene Produktionskosten führten zugleich zu einer stärkeren Exportorientierung: Die Exporte stiegen von 1040,3 Millionen Euro im Januar 2010 auf 1399,0 Millionen Euro im Januar und 1835 Millionen Euro im August 2011, jedoch liegt weiterhin ein Handelsbilanzdefizit vor.

Aufgrund seiner geographischen Lage besitzt Griechenland ein hohes Potential für die Nutzung sowohl von Solar- und Windenergie. Zwar ist der Anteil der Erneuerbaren Energien in der Energieversorgung Griechenlands derzeit noch gering, jedoch wächst ihr Anteil unter anderem aufgrund der staatlichen Förderung stetig. Bis 2020 will Griechenland 20 % der Primärenergie mit erneuerbaren Energien decken.

Griechenland verfügt außerdem über nennenswerte Gas- und Erdölvorkommen, von denen bisher nur das Erdöl und Erdgas in der Nordägäis erschlossen wurde. Drei neue Konzessionen wurden 2012 vergeben um weitere Felder zu erschließen, die vornehmlich im Ionischen Meer liegen. Erwartet werden dadurch Einnahmen in Höhe von 11 bis 15 Mrd. Euro in einen Zeitraum von 15 bis 25 Jahren. Es wird jedoch auch von erheblich größeren Vorräten berichtet, die Einnahmen von 300 Mrd. bis 465 Mrd. Euro annehmen lassen

Kultur und Gesellschaft

Sprache

Die griechische Sprache ist die älteste heute gesprochene Sprache, die durch eine Schrift (zunächst die Silbenschrift Linear B und später das vollständige Alphabet) aufgezeichnet wurde.[168] Die neugriechische Sprache ist mit Abstand die wichtigste gesprochene Sprache in Griechenland und wird in der Version der Dimotiki gesprochen und gelehrt. Von Bedeutung ist ferner das Altgriechische, welches Pflichtfach an Schulen ist, und (in einer jüngeren Form, der Koine) noch im Gottesdienst der griechisch-orthodoxen Kirche benutzt wird. Regional werden von Minderheiten Türkisch oder slawische Dialekte gesprochen. Englisch und Französisch sind die beliebtesten Fremdsprachen, seit 2004 ist Griechenland auch Mitglied der Francophonie. Seit den 1990er-Jahren ist Griechenland ein beliebtes Emigrationsziel und somit sind auch Sprecher weiterer Sprachen zahlreich vorhanden, wie Albanisch, Bulgarisch oder Russisch.

Kunst

Als Griechische Kunst wird vornehmlich die Bildhauerei der Antike verstanden, mitunter auch die Vasenmalerei. Kunstwerke wie der frühklassische Wagenlenker von Delphi, die Nike von Samothrake, nochmehr aber die hellenistischen Venus von Milo, Laokoon-Gruppe und die Gruppe von Aphrodite, Pan und Eros haben archetypischen Symbolcharakter erlangt. Die antike Kunst wurde durch die Byzantinische abgelöst, aus der sakralen Kunst der Kretischen Schule stammte der Maler El Greco (1541–1614). Das 19. Jahrhundert ist durch akademische Kunst geprägt und steht in Wechselwirkung zur Münchner Schule. Berühmte griechische Bildhauer des 20. Jahrhunderts sind u. a. Jannis Kounellis, Joannis Avramidis, Aris Kalaizis und Christos Kapralos. Auf der Insel Andros haben zahlreiche griechische Künstler ihre Ateliers, besonders der Sommer auf der ist durch zahlreiche Ausstellungen gekennzeichnet. Kunstmäzene sind häufig Reeder, wie früher Stavros Niarchos oder heute George Economou. Der Kunstsammler Dakis Joannou und seine Stiftung DESTE gelten als wichtigste Förderer des Werks von Jeff Koons, George Costakis hatte unter schwierigen Umständen eine große Sammlung des russischen Konstruktivismus angelegt. Iris Clert, Tériade und Christian Zervos förderten die Pariser Kunstszene.

Architektur

In Griechenland finden sich viele Zeugnisse klassischer Architektur. Gebäude wie der Parthenon oder das Theater von Epidauros geben einen guten Eindruck von der Qualität antiken Bauens. Diese wurden zum Vorbild des Klassizismus im 19. Jahrhundert, der in Griechenland von großer Bedeutung war. Architekten wie Theophil Hansen oder Ernst Ziller prägten die Städte mit großen öffentlichen Bauten, allem voran die Architektur Athens. Ausnahme ist der Bau der Athener Augenklinik von Theophil Hansen, der einer byzantinischen Formensprache folgt und damit den Auftakt für deren teilweise Wiederbelebung bildete. Vor allem Thessaloniki, der Athos und andere Klöster, die Peloponnes (Mystras), aber auch Athen und Umgebung (z. B. Kloster Dafni, Kapnikarea-Kirche in Athen) liefern zahlreiche herausragende Beispiele der mittelalterlichen griechischen Bautradition.

Die griechische Moderne gilt als eine der frühesten in Europa. Als Patroklos Karantinos, Schüler Auguste Perrets, den CIAM Kongress 1933 in Athen organisierte, konnte Griechenland über eine bedeutende Anzahl an Zeugnissen der funktionalistischen Moderne aufweisen. Die hier verabschiedete Charta von Athen wurde zum Fanal der Moderne. In den späten 1930er-Jahren gibt es auch restaurative Tendenzen (z. B. Bau der Bank von Griechenland und das Kronprinzenpalais), die jedoch keine Vorbildfunktion entwickeln.

Während Walter Gropius Bau der amerikanischen Botschaft und Eero Saarinens Westterminal des alten Athener Flughafens subtil auf Proportionen der Antike zurückgreifen, so stehen die Hotelbauten wie das Hilton in Athen von Spyros Staikos, 1963 und das Porto Carras auf der Halbinsel Chalkidiki von Walter Gropius (posthum, 1973 fertiggestellt) eindeutig unter dem Einfluss des International Style. Eine Ausnahme sind die zahlreichen touristische Bauten des staatlichen Bauprogramms Xenia der 1960er-Jahre unter der Federführung des griechischen Architekten Aris Konstantinidis. Diese modernen Bauten sind in der Landschaft eingebettet und kombinieren das industrialisierte Bauen mit lokalem Baumaterialien und -traditionen. Sie gelten als frühes Beispiel des kritischen Regionalismus.

Einen städtebaulichen Impuls in Athen und Attika brachten die Olympischen Spiele 2004, allem voran die Sportstätten und Brücken des Architekten Santiago Calatrava.

Die Architektur der Kykladen ist durch kubische Formen geprägt, deren blau-weiße, verschachtelte Wohnhäuser und Kirchen zum Markenzeichen Griechenlands wurden. Regional von Bedeutung sind ferner fränkisch, spätbyzantinisch oder osmanisch geprägte Altstädte. Die Ionischen Inseln sind venezianisch geprägt, auf Kreta stellt das Kamara-Haus eine traditionelle Bauform dar. Bedeutende gotische Bauten finden sich nur auf dem Dodekanes, allem voran die Altstadt von Rhodos.

source https://de.wikipedia.org/wiki/Griechenland

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