Nantes

Description

Nantes [nɑ̃ːt] (bretonisch Naoned; gallo: Naunnt; lateinisch Portus Namnetus) ist eine Großstadt im Westen Frankreichs, Präfektur im Département Loire-Atlantique (bret. Liger-Atlantel) und Hauptort der Region Pays de la Loire.

Die zeitweilige Hauptstadt der historischen Bretagne wurde 1941 mit dem Département Loire-Atlantique von dieser abgespalten und ist deshalb kein Teil der modernen Verwaltungsregion Bretagne.

Im Oktober 2010 bekam die Stadt Nantes als vierte europäische Stadt die Auszeichnung Umwelthauptstadt Europas 2013.

Geographie

Mit 292.718 Einwohnern (Stand 1. Januar 2013) rangiert Nantes in der Reihe der größten Städte Frankreichs auf Platz sechs. Die Einwohnerzahl der Agglomeration beträgt rund 550.000.

Bei Nantes münden die Erdre und die Sèvre in die Loire. Die Stadt befindet sich etwa 55 Kilometer östlich des Atlantiks und liegt zum größten Teil nördlich der Loire.

Die klimatischen Bedingungen von Nantes werden durch die Nähe zum Atlantik bestimmt: Die Winter sind mild und feucht, die Sommer warm und nicht zu trocken. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 11,9 °C.

Nahe der Stadt befindet sich das geographische Zentrum der Landhemisphäre der Erdkugel.

Wappen

Beschreibung: In Rot ein goldenes nach links fahrendes Boot mit drei goldenen Masten und Rahen, daran fünf hermelingefärbteRahsegel, der Heckmast nur mit einem, und goldenen Mastwimpeln. Der Schildfuß ist grün und Schildhaupt mit fünf großen Hermelinen besät.

Geschichte

Altertum und Völkerwanderung

Zwischen 900 und 600 v. Chr. sind bereits Siedlungsreste am Ufer der Loire nachgewiesen. Gegen 500 v. Chr. siedelten in der Region um das heutige Nantes Kelten. Im Gallischen Krieg wurde das Gebiet 56 v. Chr. der römischen Herrschaft unter Caesar unterworfen. Im Jahr 50 v. Chr. wurde auf dem Gebiet der heutigen Stadt Nantes die römische Hafenstadt Portus Namnetus gegründet. Im dritten Jahrhundert traten die Bewohner zum Christentum über. Etwa zeitgleich fielen ab 285 die Sachsen in die Region ein.

Im 5. und 6. Jahrhundert kamen angeblich Bretonen von den Britischen Inseln, die schriftlichen und archäologischen Belege für solche Ansiedlungen sind jedoch denkbar gering. 843 ist die erste Brandschatzung durch die Loire-Normannen überliefert.

Mittelalter bis zur Neuzeit

1066 unterwarf sich der Graf von Nantes dem Herzogtum Bretagne. Im Jahr 1154 wurde Nantes an Heinrich II. übergeben, der im gleichen Jahr den englischen Thron bestieg. 1460 wurde in Nantes die Universität gegründet. Nach dem Tod der Anne de Bretagne (1477–1514) wurde die Bretagne dem französischen Stammland angegliedert.

Mit dem Edikt von Nantes (Toleranzedikt), von Heinrich IV. am 13. April 1598 verabschiedet, wurde die jahrzehntelange Unterdrückung und Verfolgung der Hugenotten durch die katholische Kirche und den französischen Staat beendet. Diese hatte ihren Höhepunkt 1572 in der sogenannten Bartholomäusnacht. Das Edikt von Nantes, das den französischen Calvinisten freie Religionsausübung zugestand, wurde jedoch im Jahr 1685 von Ludwig XIV. widerrufen (Edikt von Fontainebleau).

Aufgrund der günstigen Lage an der Loire-Mündung erlebte die Stadt im 18. Jahrhundert einen wirtschaftlichen Aufschwung und wurde zur bedeutendsten Hafenstadt Frankreichs. Dies verdankte sie dem Asienhandel, vor allem aber dem florierenden Sklavenhandel. Rund die Hälfte aller französischen Sklavenschiffe lief in Nantes aus. Am Quai de la Fosse, der Anlegestelle der Sklavenschiffe, wurde 2012 ein Mahnmal für die Abschaffung der Sklaverei eingeweiht.

Das Gebiet des Vendée-Aufstandes, der sich gegen die zunehmend radikaler werdenden Maßnahmen der französischen Revolutionsregierung wandte, schloss auch die Gegend um Nantes mit ein. Während der Terrorherrschaft wurde der Vendée-Aufstand von den Truppen des Nationalkonvents blutig niedergeschlagen. Durch die sogenannten „Höllenkolonnen“ (frz. colonnes infernales) ließ die Pariser Regierung auch noch nach der Niederschlagung der Erhebung plündern und brandschatzen, so das Land systematisch verwüsten und an der Zivilbevölkerung Vergeltung üben. Carrier, der Abgesandte der Pariser Revolutionsregierung, ließ in und um Nantes angeblich 16.000 „Gegner der Revolution“ hinrichten, vorwiegend durch die als Noyades oder Taufe von Nantes bezeichneten Massenertränkungen in der Loire.

1826 wurde in Nantes die erste öffentliche Omnibuslinie der Welt eingeweiht. 1903 wurde mit der Schwebefähre Nantes die weltweit fünfte bekannte solcher Fähren eröffnet, sie wurde 1958 abgerissen.

Nantes war das Ziel der Hinfahrt beim weltweit ersten Motorradrennen. Am 20. September 1896 trugen acht Teilnehmer einen Wettbewerb von Paris nach Nantes und wieder zurück aus. M. Chevalier gewann auf einer Michelin-Dion.

Nantes im Zweiten Weltkrieg

Im Juni 1940 erfolgte im Zuge des Westfeldzugs die Besetzung der Stadt durch deutsche Truppen. Am 20. Oktober 1941 wurde der deutsche Stadtkommandant Oberstleutnant Karl Hotz von der Résistance getötet; als Racheakt wurden 48 Geiseln hingerichtet (die Hauptverkehrsstraße Cours des 50 Otages erinnert an diese Tragödie).

Ab 1943 unterhielt die Kriegsmarine ein Marinelazarett in der Stadt. Zwischen dem 16. und dem 23. September 1943 wurde Nantes durch alliierte Luftangriffe schwer getroffen. Nach der Landung der Alliierten in der Normandie Anfang Juni 1944 wurde die Stadt am 12. August 1944 von den deutschen Besatzungstruppen geräumt.

Bei der Schaffung der Regionen Frankreichs im Juni 1941 durch die Vichy-Regierung wurde das Département Loire-Atlantique und damit Nantes, die frühere bretonische Hauptstadt, der Region Pays de la Loire zugeteilt und dadurch von der neuen Region Bretagne abgetrennt.

Gegenwart

1962 wurde die Universität von Nantes wieder eröffnet. Der Niedergang der Werftenindustrie Ende der 80er-Jahre stürzte Nantes in eine tiefe Krise. 1989 wurde die letzte Werft geschlossen. Die Folge waren hohe Arbeitslosigkeit und sozialer wie kultureller Zerfall (höchste Alkoholikerquote Frankreichs). Die TGV-Verbindung mit Paris und eine starke Auslagerung der nationalen Verwaltung von Paris in die Provinz bedeuteten den Anfang für den Wiederaufstieg von Nantes. Auch die Wiedereinführung der Straßenbahn (Tram) und die Organisation zahlreicher kultureller Festivitäten (Rendez-vous de l’Erdre, Royal de Luxe) trugen zum erneuten Aufstieg der Atlantik-Metropole bei. Die Konkurrenten Rennes und Angers hat Nantes weit hinter sich gelassen, als neuer Maßstab gilt jetzt Bordeaux. Es gibt Bestrebungen, die Region neu zu formen und zu vereinen, um die kulturellen Gemeinsamkeiten stärker ins Licht zu stellen. Die letzte inoffizielle Volksabstimmung im Jahre 2003 wies eindeutig in diese Richtung.

Von 1989 bis 2012 war Jean-Marc Ayrault Bürgermeister von Nantes und zugleich Abgeordneter in der Nationalversammlung. Er trat gut einen Monat nach seiner Ernennung zum Premierminister als Bürgermeister zurück, sein Nachfolger ist Patrick Rimbert (PS).

Einwohnerentwicklung

Wirtschaft und Verkehr 

Die Bedeutung von Nantes als Seehafen nahm mit zunehmender Größe der Schiffe immer weiter ab. Der Hafen besitzt heute keinerlei Bedeutung mehr, die großen Frachter löschen ihre Waren 50 Kilometer westlich von Nantes in St. Nazaire. Im 19. Jahrhundert wurde der schiffbare Canal de Nantes à Brest errichtet, der heute hauptsächlich von Sport- und Hausbooten touristisch genutzt wird. Die Schwebefähre über die Loire wurde 1955 stillgelegt.

Wichtige Industriezweige sind die Stahl-, Glas-, Textil-, Zuckerindustrie und die Lebensmittelindustrie, beispielsweise wurde hier 1891 Saupiquet gegründet. Die Gründung zahlreicher Feingebäck-Firmen von internationalem Renommée fand in Nantes statt: BN (Biscuiterie nantaise) und LU (Lefèvre-Utile) sind zwei bekannte Beispiele. Am südlichen Stadtrand von Nantes befindet sich ein Werk von Airbus mit ca. 10.000 Beschäftigten.

Der Großraum Nantes besitzt ein gut ausgebautes Nahverkehrsnetz. Es wird von der Semitan (Société d’économie mixte des transports en commun de l’agglomération nantaise) betrieben. Hauptverkehrsmittel sind:

  • 3 Straßenbahn-Durchmesserlinien (Gesamtlänge 40 km; Eröffnung der ersten Linie 1985)
  • 70 Buslinien

Nantes besaß bereits seit 1885 eine Straßenbahn, deren Fahrzeuge zunächst mit Druckluft betrieben wurden. Die Elektrifizierung der Strecken erfolgte 1913. Der Betrieb wurde 1958 eingestellt, wie die meisten Straßenbahnen in Frankreich in der Nachkriegszeit stillgelegt wurden. Im Jahr 1985 wurde ein neues Straßenbahnnetz eröffnet, als erste Neuanlage in Frankreich.

Seit November 2006 besitzt die Stadt mit der Linie 4 einen sogenannten „Busway“ von Foch Cathédrale und dem Schloss Richtung Südosten bis Porte de Vertou. Es handelt sich hierbei um ein Bus Rapid Transit System, eine Buslinie die konsequent auf eigenen Fahrbahnen geführt wird und auch an den Kreuzungen absoluten Vorrang hat.

Der Flughafen Nantes Atlantique im Südwesten der Stadt ist gut ausgelastet, weshalb ein Neubau im Norden der Stadt in Planung ist. Von Paris aus ist Nantes in gut zwei Stunden per TGV erreichbar.

Kultur

Bildung

In Nantes studieren etwa 54.000 Studenten, etwa 36.000 an der Universität Nantes. Daneben gibt es auch mehrere private Hochschulen einschließlich Audencia Nantes.

Medien

Die meistgelesene regionale Tageszeitung ist die Ouest France, die allerdings in Rennes erscheint. Neben weiteren Zeitungen und Magazinen senden zwei Fernsehsender und eine Vielzahl von Radiostationen von Nantes aus.

Sport

Die wichtigste Sportmannschaft in Nantes ist der mehrfache (zuletzt 2001) französische Fußballmeister FC Nantes Atlantique.

  • Vereine
    • Hermine de Nantes Atlantique (Basketball)
    • Nantes Atlantique Baseball (Baseball)
    • ASPTT Nantes Football (Fußball)
    • La Nantaise (Gymnastik)
    • HBC Nantes (Handball)
    • Centre Subaquatique nantais (Hockey)
    • Les Corsaires (Hockey)
    • Stade Nantais Université Club (Rugby)
    • Saint-Joseph Volley Nantes Atlantique (Volleyball)
    • Stade Nantais Athlétique Club (Leichtathletik)
    • Racing Club Nantais (Leichtathletik)
  • Stadien
    • Stade Louis-Fonteneau
    • Stade Marcel-Saupin
    • Palais des sports de Beaulieu

Im September 2012 fand die Swingolf-Europameisterschaft auf der dortigen 18-Loch-Anlage statt.[8]

Musik

Seit 1971 besteht das Orchestre national des Pays de la Loire, ein professionelles Symphonieorchester, das je zur Hälfte in Nantes und Angers spielt. Ebenfalls mit Angers teilt sich Nantes eine Oper, die im Théâtre Graslin spielt.

Mehrere Musiker kommen aus Nantes, wie Dominique A, die Musikgruppe Tri Yann oder die Hip-Hop-Formation Tragédie.

Museen

Nantes verfügt über mehrere bedeutende Museen, darunter das Musée des Beaux Arts, das wegen Erweiterung und Grundrenovierung zurzeit geschlossen ist (deshalb sind Wechselausstellungen während der Bauarbeiten in der Chapelle de l’Oratoire zu sehen), ein Jules-Verne-Museum, das Musée Dobrée, das Museum zur Geschichte von Nantes im Schloss der Herzöge der Bretagne und ein Naturkundemuseum. Wechselnde Ausstellungen moderner Kunst zeigt das Lieu Unique, ein Kulturzentrum in der ehemaligen Keksfabrik LU.

Quelle : https://de.wikipedia.org/wiki/Nantes

Address


Nantes
France

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