Palazzo Vecchio

Description

Der Palazzo Vecchio stellte als Sitz des Stadtparlaments den Mittelpunkt der weltlichen Macht im Florenz des 14. Jahrhunderts dar. Er hieß ursprünglich Palazzo della Signoria (die Signoria war die Regierung der Republik), bis die Verwaltung unter Herzog Cosimo I. aus dem Haus Medici in die Uffizien umzog. Heute dient der Palazzo Vecchio als Rathaus von Florenz.

Baugeschichte

Mit dem Bau des majestätischen Gebäudes wurde 1299 begonnen, sechs Jahre nachdem die Zünfte die Macht übernommen hatten. Zuständig für die Planung des Palazzos war der Architekt und Bildhauer Arnolfo di Cambio. Das Bauwerk beherbergte ab seiner Fertigstellung 1314 das Parlament der Republik Florenz und diente als Schlafstätte für die Abgeordneten. Daraus erklärt sich auch der wehrhafte Charakter der Architektur, der dem Wunsch der Versammelten nach Sicherheit, nach Schutz vor Übergriffen unruhiger Familien-Clans oder des aufgebrachten Volkes, nachkam. Noch heute ist die alte Gliederung zu erkennen. Im kaum durchfensterten Erdgeschoss tagten die 300 Mitglieder des Bürgerrates. Im 1. Obergeschoss versammelte sich der „Rat der Hundert“ und im 2. Obergeschoss lagen Wohn- und Diensträume.

Der Turm prägt mit seiner markanten Form die Silhouette der Stadt entscheidend mit. Er hat eine Höhe von 94 Meter und wird zu Ehren des Erbauers „Arnolfo-Turm“ genannt - zunächst unter dem Namen „Torre Faraboschi“.[1] Der Turm hängt mit seiner der Piazza della Signoria zugewandten Seite etwa einen Meter über, da er direkt auf dem vorkragenden Zinnengeschoss des Palazzo steht. Sein massiver Kern allerdings durchzieht die Gebäudefront in voller Höhe (daher die Blindfenster unterhalb des Turms). Diese typische Form eines toskanischen Kommunalpalastes geht auf die Grundform der Geschlechtertürme zurück, die Casa-torre, die Turmhäuser (Duby, S. 463: „Die Bürgerpaläste der toskanischen Städte […] waren im Grunde nichts anderes als römische Häuser mit Innenhöfen, die sich in Festungen verwandelt hatten und mit ihren Türmen in schwindelerregende Höhen strebten.“)

Vorbild für den Florentiner Amtspalast war der Palazzo dei Priori von Volterra, der bereits 1208 begonnen wurde, und der Palazzo del Imperatorre in Prato, der zwischen 1238 und 1249 erbaut wurde. Vom Palazzo Vecchio leitet sich die Grundform der späteren städtischen Adelspaläste her wie die des Palazzo Medici Riccardi oder des Palazzo Strozzi. Der monumentaler Charakter dieses Bauwerks, die nach außen hin wie abgeschlossen wirkenden Fassaden und einige architektonische Einzelheiten wie besonders die Geschossgliederung durch schmale Gesimsstreifen kehren im adeligen Palastbau wieder.

Der Palast beherrscht die Piazza della Signoria. Vor dem Hauptportal, dem Löwentor, stehen als „Torwächter“ eine Kopie von Michelangelos David und Baccio BandinellisHerkules und Cacus. Nach Süden in Richtung Arno schließen sich hinter der Via del Ninna die Uffizien an.

Herzog Cosimo I. machte 1540/41 den Palazzo Vecchio zu seinem Regierungspalast. Er ließ ihn umfangreich umbauen und erneuern, z.B. wurde der Salone dei Cinquecento (der Saal des „Rates der 500“) zu einem Audienzsaal ausgebaut und zahlreiche Appartements neu gebaut bzw. umgestaltet. Die ausführenden Künstler waren zunächst Baccio Bandinelli und Giovanni dell'Opera, später Giorgio Vasari, mit Livio Agresti, und Giovanni Stradano.

Saal der Fünfhundert

Der riesige Saal der Fünfhundert mit einer Größe von 54 x 22 Meter wurde von Girolamo Savonarola angelegt. Nach der zweiten Vertreibung der Medici reformierte dieser Dominikaner die Republik, indem er nach venezianischem Vorbild einen großen Rat von fünfhundert Mitgliedern ins Leben rief. Der dazu erforderliche Saal wurde 1495 durch Antonio da Sangallo den Älteren errichtet.

Leonardo da Vinci und Michelangelo erhielten 1503 den Auftrag, für den Saal jeweils ein großes Wandgemälde zu schaffen. Als Themen wurden die sogenannte „Anghiari-Schlacht“ (Leonardo) bzw. der "Schlacht von Cascina" (Michelangelo) benannt. Zu einer Fertigstellung beider Wandgemälde kam es nicht. Leonardo ließ sein Werk unvollendet zurück, wie er vieles unvollendet ließ, und Michelangelo kam – wahrscheinlich wegen Leonardos Ausscheiden – über die vorbereitenden Kartons nicht hinaus. Ein Grund für den Abbruch mag darin gelegen haben, dass nach der Hinrichtung Savonarolas der Volksrat wieder abgeschafft und die Bauarbeiten zum Saal der 500 abgebrochen wurden (andere Deutung: der Papst hat ihn nach Rom abberufen).

Das Studiolo

Eine typische Erfindung der Architektur in der Renaissance ist das sogenannte Studiolo, ein privates Gelehrtenzimmer eines Fürsten - hier das von Franz I. von Medici. Es wurde 1570 nach Plänen Vasaris ausgeführt. Dieses Schreibzimmer misst lediglich 8,40 × 3,30 m. Solche Studioli waren in der Regel mit ausgesuchten Kunstwerken ausgestattet, hier mit Gemälden und Kleinplastiken des Florentiner Manierismus.

Nachahmerbauten

Das Rathaus der mittelfränkischen Stadt Fürth (1840/50) wurde dem Palazzo Vecchio nachempfunden. Auch das Rathaus in Oppeln ähnelt dem Palazzo Vecchio.

source https://de.wikipedia.org/wiki/Palazzo_Vecchio

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