Tarsus (Türkei)

Description

Tarsus ist eine türkische Stadt und ein Landkreis in der Provinz Mersin.

Tarsus liegt etwa 30 km nordöstlich der Provinzhauptstadt Mersin, am Treffpunkt der Autobahn Mersin-Adana mit der aus Norden durch die Kilikische Pforte kommenden Europastraße 90. Seit einer Gemeindereform 2014 ist die Kreisstadt flächen- und einwohnermäßig identisch mit dem Landkreis.

Seit alters her bekannt ist Tarsus auch als Geburtsort des Apostels Paulus.

Geschichte

Die Hafenstadt Tarsus am Golf von İskenderun, die Handelsbeziehungen nach Phönizien und Ägypten unterhielt, lag ca. zwei bis drei Kilometer vom Mittelmeer entfernt und war über den schiffbaren Fluss Kydnos (heutiger Name Berdan Çayı) erreichbar. Der Hafen ist heute verlandet, und die Stadt liegt etwa 16 km vom Meer entfernt.

Die älteste Siedlungsschicht stammt aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. Wenn die Gleichsetzung Tarša/Tarsus (Šuppiluliuma-Sunaššuraš-Vertrag) korrekt ist, gehörte die Stadt zeitweise zum Fürstentum Kizzuwatna. Unter den Hethitern entwickelte sie sich zu einem wichtigen Zentrum Kilikiens. Um 1200 v. Chr. wurde Tarsus von den Seevölkern zerstört, anschließend zumindest teilweise griechisch besiedelt, wie zahlreiche mykenische Funde zeigen. Erstmals eindeutig schriftlich bezeugt ist Tarsus in assyrischen Texten, die die Eroberung durch Sanherib schildern. Kurz darauf wurde Tarsus assyrische Provinzhauptstadt. Nach Dion Chrysostomos (Orationes xxxiii, 40) ist Tarsus eine phönizische Gründung mit dem Namen Taraz. Flavius Josephus (Jüdische Altertümer I.6, § 1) setzte die Stadt mit dem biblischen Tarsis (Gen. 10, 4) gleich. Eine Inschrift in Anchiale behauptete dagegen zur Zeit Alexanders, dass Tarsus durch Sardanapal begründet worden sei.

Nach der Assyrerzeit geriet die Stadt unter die Herrschaft von Babylon, Persien und schließlich Alexanders des Großen. Unter den Seleukiden erhielt die Stadt 171 v. Chr. den Namen Antiochia am Kydnos, unter römischen Einfluss (ab 66 v. Chr.) wurde sie in Juliopolis umbenannt (nach 47 v. Chr.), im Gedenken an Gaius Iulius Caesar, dem sie während des Bürgerkriegs die Treue hielt.

Tarsus erhielt geschichtliche Berühmtheit durch das Treffen von Kleopatra mit Marcus Antonius 41 v. Chr. Unter den Sassaniden wurde Tarsus 259 vorübergehend erobert, gelangte daraufhin in die Einflusssphäre von Palmyra und dem römischen Vasallen Odaenathus. Von Aurelian wurde es in einem Feldzug gegen Zenobia zurückerobert und geriet durch die Reichsteilung schließlich unter byzantinische Hoheit. Kaiser Julian wurde 363 in Tarsus begraben. Die Perser eroberten 614 die Stadt. Die Araber hielten Tarsus bis 965, als Nikephoros Phokas es für Byzanz eroberte. Es war Sitz des Statthalters von Kilikien. Nach der Schlacht von Manzikert war Tarsus Teil des Gebietes, das Abul Gharib beherrschte. Die Kreuzfahrer nahmen es 1097 vorübergehend ein. Tarsus wurde danach Teil des Armenischen Königreichs von Kilikien. Schließlich fiel die Stadt an die Mamelucken, dann an die Osmanen.

Religion

In Tarsus entwickelte sich ein starker religiöser Synkretismus. Gottheiten wie Šanta, Ba’al und Zeus verschmolzen zu dem Stadtgott Sandan. Neben dem Mithraskult hatte auch das Judentum eine feste Stellung in Tarsus. William Ramsay vermutete, dass die Juden von Tarsus, seit der Neugründung der Stadt 171 v. Chr. unter Antiochos IV. Epiphanes, gezielt angesiedelt wurden und eine bevorzugte Stellung sowie das Bürgerrecht besaßen. Dies wird jedoch in der neueren Forschung bezweifelt.

Die Stadt wurde auch Sitz eines Erzbischofs. Während der Kreuzzüge bestand hier der Sitz des lateinischen Erzbistums Tarsus, das 1098 gegründet wurde. Doch ging das Bistum unter, es ist heute aber ein Titularbistum der katholischen Kirche.

Siehe auch:

  • Titularerzbistum Tarsus
  • Titularerzbistum Tarsus per gli Armeni
  • Titularerzbistum Tarsus dei Greco-Melkiti
  • Titularbistum Tarsus dei Maroniti

Sehenswürdigkeiten

Auf einer begrünten Verkehrsinsel in der Hauptstraße (Mersin Caddesi) steht das römische „Kleopatra-Tor“ (Kleopatra Kapısı). Es soll an die Begegnung von Kleopatra und Marcus Antonius erinnern, wurde aber etwa fünf Jahrhunderte später gebaut. Die Inschrift auf einem Gedenkstein gegenüber geht auf den Kaiser Severus Alexander zurück, der der Stadt, die bisher nur den Status einer „civitas libera“ hatte, das römische Stadtrecht verlieh. Im Osten des Stadtzentrums finden sich noch spärliche Überreste aus der klassischen Antike, darunter die Andeutung eines in den Gözlükule-Hügel hineingebauten Theaterrunds und der Donuk Taş genannte Unterbau eines großen römischen Tempels. In der archäologischen Abteilung des Museums werden Terrakotta-Sarkophage aus dem vierten Jahrhundert vor Christus, Münzen, Büsten und Torsi aus dem dritten bis ersten Jahrhundert vor Christus sowie osmanische Grabstelen ausgestellt.

Während der christlichen, vor allem der kleinarmenischen Zeit, entstanden mehrere Kirchen in Tarsus, die nach der Eroberung durch die Mamelucken in Moscheen umgewandelt wurden. Zu ihnen gehören die Alte Moschee (Eski Camii), eine ehemals gotische Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert, und die dreischiffige Große Moschee (Ulu Camii), über deren Bauzeit widersprüchliche Angaben vorliegen. Sie weist vor allem am Portal mit seinen weißen und schwarzen Marmorbändern syrischen Einfluss auf. Im 19. Jahrhundert wurde sie mit einem untypischen Uhrturm versehen. Zur Moschee gehören auch eine Medrese und eine Türbe. Die ehemalige Pauluskirche ist für Christen von großer Bedeutung, jedoch untersagt die türkische Regierung die Wiedereröffnung für Gottesdienste. Am Sankt-Pauls-Brunnen (Sempol kuyusu), einem antiken Ziehbrunnen, soll das Geburtshaus des Apostels gestanden haben, was jedoch nicht belegt ist. Am nordöstlichen Ortsausgang sind noch Reste der Justinianischen Brücke (Justinianus Köprüsü) aus der Mitte des sechsten Jahrhunderts erhalten. Über sie rollte einst der Handelsverkehr zur Kilikischen Pforte.

Etwa 40 Kilometer nördlich der Stadt liegt die kleinarmenische Burg Gülek Kalesi, die im Mittelalter die Kilikische Pforte überwachte.

Persönlichkeiten

  • Antipatros von Tarsos, Schulhaupt der Stoiker
  • Athenodoros Kordylion, Leiter der Bibliothek von Pergamon
  • Athenodoros Kananites, Lehrer des Tiberius
  • Bonifatius von Tarsus, Eisheiliger am 14. Mai, erlitt in Tarsus den Märtyrertod
  • Diodorus von Tarsus, Bischof von Tarsus
  • Julian von Tarsus, christlicher Märtyrer
  • Nerses IV. Schnorhali, Katholikos von Kilikien
  • Paulus von Tarsus, Apostel
  • Theodor von Tarsus, 7. Erzbischof von Canterbury
  • Mehmet Emin Karamehmet (* 1944), türkischer Unternehmer
  • Emine Ülker Tarhan (* 1963), türkische Politikerin
  • Turgut Şahin (* 1988), Fußballspieler

Städtepartnerschaften

  • Deutschland Langen (Hessen)

Source: https://de.wikipedia.org/wiki/Tarsus_(T%C3%BCrkei)

 

Address


Tarsus
Turkey

Lat: 36.916938782 - Lng: 34.896251678