Description
Die Nürnberger Burg ist das Wahrzeichen der Stadt Nürnberg. Sie ist eine Doppelburg und besteht aus der Kaiserburg und der Burggrafenburg.
Früheste bauliche Spuren stammen aus der Zeit um 1000. Nach den schweren Beschädigungen durch die Luftangriffe auf Nürnberg im Zweiten Weltkrieg wurde die Burganlage in historischen Formen wiederaufgebaut. Sie zählt in ihrem historischen Charakter als Wehrbau und Kaiserresidenz, Reichsburg und hohenzollerischer Burggrafensitz zu den geschichtlich und baukünstlerisch bedeutendsten Wehranlagen Europas. Sie ist eines der bedeutendsten Kunst- und Baudenkmäler der Stadt und gehört zur Historischen Meile Nürnberg.
Lage
Die Nürnberger Burg liegt nördlich der Pegnitz auf einem Sandsteinrücken oberhalb der Sebalder Altstadt. Im Westen grenzt sie an den Neutorgraben, im Norden an den Vestnertorgraben. Die Burg ist nach Norden hin Teil der Nürnberger Stadtbefestigung. Von der Burg aus bietet sich ein Blick auf das unter ihr liegende Handwerkerviertel und die Altstadt.
Übersicht
Besitzgeschichtlich setzt sich die Burg aus drei Teilen zusammen, deren Grenzen im heutigen Baubestand jedoch nur mit Mühe abzulesen sind:
- Die Reste der Burggrafenburg mit dem Fünfeckturm befinden sich in der Mitte. Die Burggrafenburg wurde höchstwahrscheinlich 1192 neu erbaut, der größte Teil wurde 1420 zerstört.
- Die Kaiserburg mit Sinwellturm, Tiefem Brunnen, Doppelkapelle und Palas dehnt sich nach Westen aus. Die ältesten Teile stammen von 1200, danach wurde die Burg laufend aus- und umgebaut.
- Weitere (reichs)städtische Bauten liegen im Norden und Osten (z. B. die ehemalige Kaiserstallung von Hans Beheim dem Älteren und der Turm Luginsland).
Baugeschichtlich lassen sich drei Phasen in zwei Hauptstilen unterscheiden:
- in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts die salische Königsburg im romanischen Stil
- um 1200 die staufische Kaiserburg im romanischen Stil
- im 15. Jahrhundert die Umbauten des Palas und städtische Bauten im gotischen Stil
Nachträgliche Umbauten haben die Originalbauten verändert.
In der Anfangszeit bildete die Kaiserburg den Mittelpunkt der Hausmachtpolitik der Staufer in Ostfranken. Ab 1192 wurde die Burggrafenburg Ausgangspunkt der Territorialbildung der Hohenzollern in Franken, gleichzeitig gewann die Reichsstadt Nürnberg an Macht, bekämpfte die Hohenzollern und konnte sie 1427 von der Burg vertreiben. Die Stadt übernahm die gesamte Burg, die in die Stadtbefestigung einbezogen und 1538–1545 mit den Burgbasteien ergänzt wurde. Später wurde die Burg zunehmend nur noch zu Repräsentationszwecken genutzt. 1806 übernahm Bayern die Burg. In der Romantik wie auch in den 1930er Jahren wurde die Burg dem jeweiligen Zeitgeist entsprechend umgestaltet.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Burganlage durch die Luftangriffe auf Nürnberg schwer beschädigt, danach wurde sie in historischen Formen wiederaufgebaut.
Heute wird die Burg überwiegend touristisch genutzt.
Geschichte
Die in archäologischen Untersuchungen entdeckten Reste früher Bauten wurden vor 1000 datiert – für diese Zeit finden sich jedoch keine schriftlichen Belege. Auch in der so genannten Sigena-Urkunde Kaiser Heinrichs III. aus dem Jahr 1050 wird nuorenberc lediglich als Ort der Ausstellung angegeben, ohne zu erwähnen, ob damit die Burg bezeichnet wurde. Nachdem König Konrad II. auf seinen Reisen von Regensburg nach Bamberg aber 1025 und 1030 noch in Megelendorf an der Pegnitzfurt, dem heutigen Mögeldorf, „beurkundete“, lässt sich annehmen, dass die Sigena-Urkunde in der Nürnberger Burg ausgestellt wurde. Die Burg taucht erst 1105 in den Quellen auf. Zwischen dieser Zeit und 1571 hielten sich alle Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reichs zeitweilig dort auf.
Anfang unter den Saliern
Die salische Königsburg war ein Ausgangspunkt der Ostfeldzüge Heinrichs III., der Böhmen, Polen und Ungarn lehenspflichtig gemacht hatte. 1105 eroberte der salische König Heinrich V. die Burg nach zweimonatiger Belagerung im Krieg gegen seinen Vater, Kaiser Heinrich IV. 1127 belagerte Kaiser Lothar von Supplinburg die Burg, die von den staufischen Brüdern Konrad und Friedrich verteidigt wurde, zehn Wochen lang ohne Erfolg. 1130 gelang ihm im zweiten Anlauf die Eroberung und er übergab die Burg Heinrich dem Stolzen, bis sie 1138 an die Staufer fiel.
Aufstieg unter den Staufern
Unter den Staufern wuchs die Bedeutung der Kaiserburg, sie wurde aufwändig umgebaut und sicherte gemeinsam mit den Burgen Altenburg bei Bamberg, Burg Eger und der Wartburg die Ostgrenze des Reiches. 1140 begann König Konrad III. mit dem Bau einer zweiten Burg, der Kaiserburg, die als Königspfalz dienen sollte. Er verlieh die neu errichtete Burggrafschaft mit Gericht und Verwaltung an die Edelfreien von Raabs (aus Niederösterreich). 1190/91 erbte sie Friedrich von Zollern. Im Zuge der reichsstädtischen Eigenständigkeit, die Nürnberg im 13. Jahrhundert erlangte, wurde die Kaiserburg der Obhut der Stadt übergeben. Kaiser Friedrich I. Barbarossa weilte 12-mal auf der Burg, Heinrich (VII.), der 1225 auf der Burg geheiratet hat, 21-mal und Friedrich II. 16-mal. Der Untergang der Staufer (ab 1254) hinterließ ein Machtvakuum.
Machtkampf zwischen Stadt und Hohenzollern
Sowohl das Bürgertum der Stadt als auch die Burggrafen gewannen an Macht; ihre Rivalität wuchs seit dem 14. Jahrhundert. Die Burggrafen erwarben große Gebiete in Franken und gerieten auch deshalb in Gegensatz zur Stadt. Die Stadt wollte in Übereinstimmung mit den Reichsinteressen die Burggrafen von der Kaiserburg fernhalten. Hierzu bediente sie sich baulicher Mittel: Sie versperrte den Zugang zur Stadt und mit dem Vestnertor auch den Zugang nach Norden. 1377 begann sie direkt neben der Burggrafenburg mit dem Bau eines hohen Turms, dem Luginsland, von dem aus das Burginnere überwacht werden konnte. Beschwerden der Hohenzollern beim Kaiser blieben erfolglos. Es kam zu offenen Kämpfen und 1388/89 besetzte die Stadt die Burggrafenburg, musste sie aber in einem Vergleich wieder räumen. Die Macht der Hohenzollern auf der Burg war auf einem Tiefpunkt, als 1420 bayerische Truppen die Burggrafenburg zerstörten. Danach verkaufte der letzte Burggraf Friedrich VI. die zerstörte Burg 1427 an den Rat der Stadt Nürnberg und zog sich auf die Burg in Cadolzburg zurück. Nach der Belehnung mit Brandenburg im Jahr 1415 verschoben sich die Interessen der Hohenzollern nach Norden. Obwohl die fränkischen Hohenzollern auch danach noch den Namenszusatz Burggraf zu Nürnberg in ihrem Titel führten, bedeutete dieser Verkauf das Ende der Existenz der Burggrafschaft Nürnberg. Aus ihrem Territorium gingen in der Folgezeit die beiden hohenzollernschen Markgraftümer Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Kulmbach hervor.
Eine Anekdote ist der sagenhafte Sprung des Rosses von Raubritter Eppelein von Gailingen († 1381) in den Burggraben, mit dem er seiner Hinrichtung am Galgen entkommen sein soll.
Repräsentation und Bedeutungsverlust
Die Nürnberger Burg war nun vollständig in der Obhut der Stadt. Während der Hussitenkriege wurden die West- und die Nordseite verstärkt und die Burg in die Stadtbefestigung einbezogen. 1538–45 wurden West- und Nordseite endgültig durch die Burgbasteien gesichert. 1440–42 wurde der romanische Palas durch einen spätgotischen Neubau ersetzt und 1487 durch einen Anbau verlängert. 1494/95 erbaute die Stadt das „Kornhaus auf den Vesten“, später Kaiserstallung genannt. 1524 übernahm die Stadt die Reformation, dies führte zu einer Entfremdung zwischen Kaiser und Stadt. Für Kaiser Karl V. wurden die Wohnräume der Burg neu gestaltet, 1559/60 ließ Ferdinand I. den Palas nochmals erweitern, doch hatte die Burg ihre Bedeutung verloren.
Im Dreißigjährigen Krieg war die Gegend um Nürnberg Schauplatz eines mehrere Jahre dauernden Stellungskriegs der Kriegsparteien, der 1632 zur Schlacht an der Alten Veste führte. Die Stadt und die Burg wurden aber nicht erobert. Nach dem Krieg verlor die Burg ihre militärische Bedeutung und die Reichstage fanden nicht mehr in Nürnberg, sondern ab 1663 endgültig in Regensburg statt.
1806 kamen Burg und Stadt zum Königreich Bayern. Im Jahr 1828 war Kaspar Hauser einige Wochen in der Burg im Gefängnis untergebracht.
Mit der Romantik entstand ein historisches Interesse an der Burg. Baukonservierende und umgestaltende Maßnahmen begannen ab dem Jahr 1834 unter Ludwig I.; zu nennen sind insbesondere die Arbeiten von Carl Alexander Heideloff, August von Voit und August Essenwein. So wurde z. B. an der Westseite ein hoher Söller angefügt, zur Innenausstattung fertigten örtliche Schreiner historisierende Möbel, es wurden aber auch Originalstücke aus anderen Burgen (z. B. der Willibaldsburg aus Eichstätt) verwendet.
Nach der bayerischen Niederlage im Deutschen Krieg 1866 musste Ludwig II. dem preußischen König Wilhelm I. die Mitbenutzung der „Burg seiner Väter“ einräumen.
Nach der Machtergreifung der NSDAP 1933 begann man mit einem Umbau der Kaiserburg. Im Rahmen der jährlich stattfindenden Reichsparteitage sollte die Kaiserburg als symbolträchtige Kulisse für das NS-Regime und als Unterkunft für hohe Staatsgäste dienen. Die sogenannte Restaurierung im Sinne einer „schöpferischen Denkmalpflege“, bei der man die als „schwächliches Stilkostüm“ empfundene historistische Ausstattung der Burg aus dem 19. Jahrhundert zerstörte, wurde unter der Leitung von Rudolf Esterer ab 1934 durchgeführt. Die Fachzeitschrift Der Baumeister bewertete damals die NS-Umgestaltungsmaßnahme nach ihrem Abschluss euphorisch: „Wenn wir heute die Nürnberger Burg besuchen, empfängt uns nicht mehr ein falscher Theaterzauber, der uns innerlich nichts zu sagen hat, sondern wir erleben wieder auf Schritt und Tritt die alte hehre Kaiserburg, die uns mit einer auf ihrer schlichten Formgebung beruhenden krafvollen Größe und herben Schönheit als ein Werk wiedergefundener alter, gediegener deutscher Handwerkskunst bezwingend in ihren Bann schlägt. Diese ursprüngliche Größe zu neuem Leben erweckt zu haben, ist das unbestreitbare Verdienst der Männer, die hier am Werk gewesen sind.“
Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Burg 1944/45 schwere Schäden; fast unversehrt blieben nur die Doppelkapelle und der Sinwellturm. In der Nachkriegszeit wurden alle Baugruppen in den historischen Formen wiederhergestellt, so beispielsweise auch der im Krieg völlig zerstörte Luginsland; jedoch verzichtete man darauf, die Raumgestaltungen des 19. Jahrhunderts, die 1934/35 nahezu umfassend beseitigt worden waren, zu rekonstruieren. Somit befinden sich die Innenräume der Burg heute weitgehend in der Form, die ihnen die Maßnahmen Rudolf Esterers gab.
Seit 2013 erfährt die lange Zeit vernachlässigte touristische Nutzung der Burg wieder mehr Aufmerksamkeit. Die Dauerausstellung wurde neu konzipiert – neben der Burg wird auch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und die Rolle Nürnbergs im Spätmittelalter dargestellt. Viele Gebäude und Außenanlagen sollen renoviert und die Nutzungsmöglichkeiten erweitert werden.
Bauten
Eine Übersicht der Bauten bietet die Liste der Baudenkmäler in Nürnberg/Stadtbefestigung#Burg.
Kaiserkapelle
Die Doppelkapelle im romanischen Baustil wurde um 1200 errichtet und gehört somit zu den ältesten noch erhaltenen Teilen der Burg (vgl. #Archäologische Untersuchungen und „Burg 16“ unter Liste der Baudenkmäler in Nürnberg#Kaiserburg). Im Altarraum befindet sich ein Kruzifix von Veit Stoß, ein Werk der Spätgotik.
Der Zugang zur Oberkapelle war dem Hochadel vorbehalten. Die Unterkapelle kann ausschließlich vom Innenhof aus erreicht werden. Unter- und Oberkapelle sind nur durch eine Deckenöffnung miteinander verbunden. Auf der Westempore der Oberkapelle nahm die kaiserliche Familie Platz, wobei für den Kaiser ein eigener Bereich abgetrennt war. Somit stellen die drei Ebenen die Hierarchie der damaligen Gesellschaft dar.
Im Jahr 1216 fanden die Baumaßnahmen auf der Burg ihr Ende in der Übergabe der Doppelkapelle an den Deutschen Orden durch Friedrich II. (reg. 1212–1250), der sie wohl bis 1419 innehatte und dann an die Stadt Nürnberg übergab.
Brunnen
Die Wasserversorgung der Burg wurde für den Fall einer Belagerung durch zwei Burgbrunnen gesichert. Der Brunnen der ehemaligen Burggrafenburg befindet sich wenige Meter südlich des Fünfeckigen Turms. Der etwa 20 Meter tiefe Ziehbrunnen holte Wasser aus dem Basisletten des Unteren Burgsandsteins.
Der Tiefe Brunnen der Kaiserburg ist vermutlich so alt wie die Burganlage selbst. Der Schacht wurde in den Felsen gehauen und hat einen Durchmesser von 2,2 bis 1,7 und eine Tiefe von 53 Metern. Er führt durch Schichten von Burg- und Stubensandstein bis zum Blasensandstein mit dem Grundwasserspiegel der Pegnitz.
Basteien
Im 16. Jahrhundert mussten die Befestigungen verstärkt werden. Bereits 1527 wurde am nordöstlichen Eck der Stadtmauer – außerhalb der Burg – eine mächtige Rundbastei erbaut, der Küblerzwinger, auch Dürerbastei genannt.
Direkt nordwestlich vor der Burg wurden zwischen 1538 und 1545 drei große Burgbasteien (Vestnertor-, Große und Untere Bastei) nach den Plänen des italienischen Festungsingenieurs Antonio Fazuni errichtet. Diese Bauwerke sollten die Burg- und Stadtbefestigung wegen der Durchschlagskraft der weiterentwickelten Artillerie verstärken.
Kaiserstallung
Im Osten der Burg wurde 1495 von Hans Beheim dem Älteren zwischen dem Turm Luginsland und dem Fünfeckturm das „Kornhaus auf den Vesten“ errichtet, ein zweistöckiger Steinbau mit fünf übereinander liegenden Dachböden. Er diente als Kornhaus der Stadt; die Räume im Erdgeschoss wurden in der Kaiserzeit auch als Stallungen genutzt.
Das Gebäude wurde 1937 zur Reichsjugendherberge umgebaut, im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1953 wieder aufgebaut. Auch heute wird die Kaiserstallung als Jugendherberge genutzt und verfügt nach der letzten Renovierung über 93 Zimmer.
Archäologische Untersuchungen
Im Jahr 1990 stieß man im Zuge von Umbauten im Rittersaal der Kaiserburg auf die Grundmauern einer salischen Rundkapelle. Im Innenhof der Burg wurden im Jahr 2001 die Reste eines salischen Bergfriedes mit zwei Meter dicken Mauern sowie einer Wehrmauer entdeckt. Diese Anlage wird um das Jahr 1000 oder etwas früher datiert. Unter den Fundamenten dieses ehemaligen Bergfriedes wurden noch ältere Fundamente gefunden, die vermutlich aus vorsalischer Zeit stammen.
Grabungen im Burghof haben Spuren menschlicher Besiedlung aus der Zeit vor 1000 nachgewiesen. Dabei wurde das Fundament eines runden Turmes mit einer Wandstärke von zwei Metern ausgegraben, der nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege ebenfalls vor 1000 errichtet worden ist.
Als gesichert gilt, dass sich die Burg bereits im 11. Jahrhundert von Osten nach Westen vollständig über den Burgberg erstreckte; zumindest seit dem 12. Jahrhundert war der eigentlichen Burg des Kaisers die Burggrafenburg östlich riegelartig vorgelagert.
Das älteste noch erhaltene Gebäude, die Doppelkapelle mit dem östlichen Chorturm (Margarethenturm, als angeblich römisches Bauwerk auch „Heidenturm“ genannt, vgl. Regensburger „Heidenturm“) entstand wohl im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts und zeigt Bauschmuck in den Formen der Spätromanik.
(In Matthäus Merians Topographia Franconiae werden die römischen Militärführer Nero Claudius Drusus – † 9 v. Chr. – und Tiberius Claudius Nero – Kaiser ab 14 n. Chr. – als in Betracht kommende Erbauer des „Heidenturms“, vielleicht anlässlich eines Feldzugs in die Germania magna, erwähnt. Zu dieser Zeit gab es den rätischen Limes noch nicht, und die Römer hatten gerade erst das Donauufer sichern können. Eine Expansion über die Donau nach Norden musste im 3. Jahrhundert aufgegeben werden, bis zum Zusammenbruch im 5. Jahrhundert konnte nur noch das heutige Regensburg als nächster Ort zu Nürnberg gehalten werden. Es geht hier um das Stichwort Neroburg im Zusammenhang spekulativer Deutungen des Namens der Stadt Nürnberg im zweiten nachchristlichen Jahrtausend.)
Rundgang
Von der Stadt kommend, lässt man normalerweise am Ölberg das Himmelstor links liegen und geht weiter den Anstieg hinauf, auf die ehemalige Kaiserstallung (heute Jugendherberge) zu, an deren Ostende der Luginsland hoch aufragt. Um zur Burg zu gelangen, wendet man sich vor der Kaiserstallung nach links (nach Westen) am Fünfeckigen Turm vorbei und kann, bevor man das erste Tor passiert, die über den Steilhang aufragende Walburgiskapelle von außen besichtigen.
Passiert man dann das erste Tor, muss man sich abermals nach links orientieren (geradeaus gelangt man zum Graben auf der Nordseite) und erreicht die Freiung, von der aus die Altstadt und bei klarem Wetter auch die östlichen, südlichen und westlichen Stadtquartiere gut zu überblicken sind.
Die Freiung (auch: Burgfreiung) ist der Walburgiskapelle vorgelagert. Sie trennte, ehemals zur Burggrafenburg gehörend, diese von der Kaiserburg. Hier genossen Verfolgte, nach mittelalterlicher Rechtsanschauung, Asylrecht (Freiung). Von der Freiung führt der Rundweg weiter durch das Burgtor unter dem „Heimlichen Wächtergang“ hindurch. Gleich nach dem Tor rechts ragt der 41 Meter hohe runde Sinwellturm auf, den man im Rahmen einer Führung als Aussichtsturm besteigen kann; ebenso ist der Zugang zum Tiefen Brunnen möglich. Linker Hand befindet sich die Himmelsstallung und das Himmelstor, durch das man auch den Burghof betreten kann. Geht man weiter in Richtung Westen auf das innere Burgtor zu, kommt man ganz nah an der Doppelkapelle mit dem Heidenturm vorbei.
Vom inneren Burghof hat man im Rahmen einer Führung Zutritt zur Kaiserburg, während das Burgmuseum als Zweigniederlassung des Germanischen Nationalmuseums separat zu besichtigen ist.
Beim Rückweg kann man sich die möglicherweise übersehenen Nebengebäude anschauen und nach Norden über den Graben gehen, um sich von der Mächtigkeit der Basteien beeindrucken zu lassen.
Will man den Weg zu einem ausgedehnten Rundgang fortsetzen, geht man außen an der Stadtmauer bis zum Tiergärtner Tor, wo man im Sommer durch die Mauer den Burggarten betreten kann. Er erstreckt sich an der Nordseite der Burg bis fast zum Fünfeckigen Turm. Auf der Vestnertorbastei befindet sich das Denkmal von Georg Christoph Eimmart, der an dieser Stelle die erste Sternwarte Nürnbergs errichtete. Dort endet die Erkundungstour. In der Nähe der Burg befindet sich das Albrecht-Dürer-Haus.
Seit Juni 2013 steht auch ein offizieller digitaler Rundgang via Kaiserburg App für iPad-Nutzer kostenfrei zur Verfügung.
Gegenwart
Das Bauwerk ist Eigentum der Bayerischen Schlösserverwaltung und steht vornehmlich touristischen Zwecken zur Verfügung. Einzelne Bauten werden aber auch als Wohn-, Amts- oder Museumsgebäude sowie zeitweilig für Feste und Staatsempfänge genutzt. In der alten Kaiserstallung befindet sich eine der größten und modernsten Jugendherbergen Deutschlands. Das Haus mit 355 Betten wurde im Frühjahr 2013 nach Renovierung wiedereröffnet.
Lebensraum Burg
Die Nürnberger Kaiserburg ist durch ihre bauliche Situation als Lebensraum für Tiere und Pflanzen von hoher Bedeutung. Die Vielzahl an Kellern, Mauern, Türmen und Grünflächen bietet vielfältige Lebensräume für Flora und Fauna. Im Rahmen des Projektes „Lebensraum Burg“ wurden im Bereich der Nürnberger Kaiserburg bei Kartierungen auf einer Fläche von ca. 65.000 Quadratmetern durch Biologen bislang rund 1400 Tier- und Pflanzenarten nachgewiesen – eine beeindruckende Artenvielfalt.
Geologie
Der Sandsteinfelsen ist vom Bayerischen Landesamt für Umwelt als Geotop 564A002 ausgewiesen. Das Geotop gehört auch zu den 100 Schönsten Geotopen Bayerns. Siehe hierzu auch die Liste der Geotope in Nürnberg. Das Geotop ist die Typlokalität für den nach ihm benannten Burgsandstein, einer geologischen Schichteinheit des Keupers, die in Franken weit verbreitet ist.
Beflaggung der Burg
Seit Sommer 2008 wehen auf der Nürnberger Burg (wie auf offiziellen Gebäuden des Freistaats) auf Anordnung des Bayerischen Innenministeriums die bayerische und die deutsche Flagge. Nürnberger SPD-Stadträte forderten in einem Antrag den Freistaat auf, auch die Franken-Flagge aufzuziehen. Die Forderung wurde jedoch vom bayerischen Innenminister Joachim Herrmann abgelehnt. Im Sommer 2009 wurde der Flaggenstreit beigelegt. Gehisst wurde jedoch nicht die Frankenflagge: Seit 15. Juli 2009 weht am Fünfeckturm die Flagge der Stadt, die jedoch auch die fränkischen Farben rot und weiß enthält. Im Sommer 2012 wechselte die Beflaggung erneut: Auf dem Hauptgebäude (Palas) der Burg wurde die bundesdeutsche Flagge durch die bayerische Flagge ersetzt. Dafür wurde die Frankenflagge auf dem ehemaligen Platz der Bayernflagge (Heidenturm) gehisst. Die Flagge schwarz-rot-gold weht nun an einem eigens dafür aufgestellten Mast auf der Freiung.
Kulturelle Nutzung
Im Burggraben im Norden der Burg fanden in den 1980/1990er Jahren Musikveranstaltungen statt, die heute wegen der engen Zugangswege nicht mehr möglich sind. Dazu gehörten:
- Rock im Burggraben
- eine zentrale Bühne des Bardentreffens
Veranstaltet werden heute (Stand 2014):
- Burgfest
- Mittelaltermarkt
- Bierfest
2013 fand die Sonderausstellung Kaiser-Reich-Stadt statt, die, nur wenig verändert, in eine Dauerausstellung überführt wurde.
Die Burg ist während der Blauen Nacht, einem stadtweiten Kulturfest, Schauplatz aufwändiger Projektionen im Rahmen von Kunstinstallationen:
- 2007: Installation Once upon a time von Katja Then
- 2008: Klang- und Lichtsymphonie Lichtinseln
- 2009: Installation Light Drops von Elke Harras
- 2010: Art flu – angesteckt von pep Berlin
- 2011: Expedition – Fremde Welten von Lisa Lang, technische Durchführung Firma Rezac aus Wien
- 2012: Meister Noris von Gerd Bauer
- 2013: AD ASTRA von Julian Vogel
- 2014: Die Träume des Mr. Who von Anna Bittersohl
- Sportliche Nutzung
Im September 2005 wurde erstmals der District Ride in Nürnberg durchgeführt, ein Freeride-Mountainbike-Event mit 40.000 bis 60.000 Zuschauern. Start war auf der Burg, Ziel war der Hauptmarkt. Wegen des unerwarteten Erfolges wurde das sportliche Großereignis 2006, 2011 und 2014 wiederholt und findet 2017 zum 5. Mal statt.
Source: https://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%BCrnberger_Burg
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