Estadio Santiago Bernabéu

Description

Das Estadio Santiago Bernabéu ist ein Fußballstadion im Stadtbezirk Chamartín der spanischen Hauptstadt Madrid. Es ist im Besitz des Fußballvereins Real Madrid und nach dem langjährigen Präsidenten Santiago Bernabéu (1895–1978) benannt. Die Spielstätte wurde von 1944 bis 1947 erbaut und liegt im Stadtzentrum. Derzeit fasst es 81.044 Zuschauer. Seit dem 14. November 2007 gehört das Santiago Bernabéu zur Kategorie 4, der höchsten Stadion-Klasse gemäß der Einstufung der UEFA.

Geschichte des Stadions

Santiago Bernabéu, der mit 14 Jahren bei Real Madrid das Fußballspielen anfing, später erster Sekretär, Trainer und von 1943 bis 1978 Präsident war, träumte davon, Real Madrid zum besten Verein in Europa und der Welt zu machen. Das neue Stadion sollte dahingehend den ersten Schritt markieren. Zu jener Zeit, in der die einzigen Einnahmen der Vereine die Ticketverkäufe waren, kam er auf die Idee, dass man mit dem größten Stadion die höchsten Einnahmen und somit den größten und besten Verein der Welt haben würde. Nachdem 1944 genügend Spenden der Real-Anhänger eingeholt worden waren, begann der Bau am 27. Oktober des Jahres im Zentrum von Chamartín, das damals noch weit abseits der Innenstadt Madrids lag. Bislang ist noch ungeklärt, wie es der Verein schaffte, ein solches Stadion zu jener Zeit zu bauen, da aufgrund der Nachkriegszeit jeglicher Zement knapp war. Die Wettkampfstätte wurde Ende des Zweiten Weltkrieges gebaut und am 14. Dezember 1947 als Nuevo Estadio Chamartín mit 75.000 Plätzen offiziell eröffnet. Seither wurde es mehrmals erweitert oder umgebaut. 1953 wurde das Stadion auf eine Kapazität von 125.000 Plätzen erweitert. Am 14. Januar 1955 stimmte die Mitgliederversammlung des Klubs für die Umbenennung des Stadions zu Ehren des damaligen Vereinspräsidenten Santiago Bernabéu, nach dessen Vision die Spielstätte gebaut worden war.

Zur Fußball-Weltmeisterschaft 1982 wurden auf der Haupt- und Gegentribüne die Stehplätze in Sitzplätze umgewandelt, dadurch verringerte sich die Kapazität auf 90.000 Plätze. Außerdem wurden alle Plätze überdacht, und das Stadion wurde komplett renoviert. Die Architekten des Umbaus waren Luis und Rafael Alemany sowie Manuel Salinas. Die Kosten für den Umbau beliefen sich auf 704 Millionen Peseten, von denen der Klub selbst 530 Millionen trug.

1992 fand die wohl größte Renovierung der Spielstätte statt. Das Stadion wurde auf 106.500 Plätze ausgebaut und hierfür das bereits vorhandene Dach von 22 auf 45 Meter angehoben und angepasst. Zudem wurde wegen der geringeren Sonneneinwirkung eine Rasenheizung installiert. Die vom Architekten Antonio Lamela geführte Renovierung kostete den Verein insgesamt über fünf Milliarden Peseten.

Durch die neuen UEFA–Bestimmungen wurden im Jahr 1998 alle noch verbliebenen Stehplätze in Sitzplätze umgewandelt. Dies führte zu einer Kapazitätsabnahme auf 74.300 Plätze.

Mit der Amtsübernahme des Präsidenten Florentino Pérez im Jahr 2000 begann ein weiteres großes Ausbau- und Renovierungsprojekt. Die Osttribüne wurde ausgebaut und überdacht; diese Renovierung erhöhte die Zuschauerkapazität auf 80.354 Plätze. Außerdem wurden neue Umkleidekabinen, VIP-Logen, Ehrentribünen und Presseräume gebaut sowie das gesamte Audiosystem und die Großbildschirme ausgewechselt. Zur Verbesserung des Zuschauerkomforts wurden Panoramaaufzüge und Fahrtreppen installiert, auf den Tribünen sorgen Heizstrahler für angenehme Temperaturen. 2006 eröffnete der Verein zudem ein an das Stadion angebautes Multifunktionsgebäude mit Presseräumen, Büros, TV-Sets sowie einem 1.500 m² großen Adidas-Fanshop. Neben diversen kleineren Gastronomieeinrichtungen verfügt das Stadion auch über drei Restaurants, das Realcafé Bernabéu, das Puerta 57 und das Asador de la Esquina. Zwischen 2000 und 2006 hat der Verein insgesamt 129 Millionen Euro in die Renovierung und den Ausbau des Stadions investiert.

Am 22. Mai 2010 war es Austragungsort des Champions-League-Finales, welches Inter Mailand mit 2:0 gegen den FC Bayern München gewann.

Zukunft

Im September 2011 gab eine Delegiertenversammlung grünes Licht für einen Umbau, wonach das Stadion komplett umgestaltet werden soll. Am 15. November 2012 stimmten die Stadt Madrid und die Regionalregierung den Bauarbeiten am Stadion zu. Teil des Übereinkommens zwischen dem Verein und der Stadtverwaltung war auch ein Immobilientausch, bei dem Real Madrid ein Grundstück auf der Westseite des Stadions, auf dem Paseo de la Castellana, erhalten sollte und im Gegenzug vereinseigene Gründe auf der Ostseite der Spielstätte sowie weitere Gelände im Stadtbezirk Carabanchel abgeben sollte. Auf der neu gewonnenen Baufläche wollte der Klub ursprünglich ein Einkaufszentrum sowie ein Hotel errichten. Am 11. Februar 2015 wurde jedoch bekannt, dass der Bebauungsplan vom Obersten Gerichtshof in Madrid für illegal erklärt und das Bauvorhaben damit vorerst gestoppt wurde. Demnach können Eingriffe in einem Stadtteil nicht durch ökologische Ausgleichsmaßnahmen in einem anderen Stadtteil kompensiert werden.

Nach erneuten Verhandlungen zwischen dem Klub und der Stadtregierung, kam es am 11. Oktober 2016 schließlich zu einer Übereinkunft. Demnach soll das Stadion eine neue, mit LED-Technologie ausgestattete, Fassade sowie ein schließbares Dach erhalten. Auch der Innenraum der Spielstätte soll überarbeitet werden, so ist beispielsweise die Installation einer 360°-Videowand vorgesehen. Die ursprünglich geplante Ausweitung des Stadions auf der Westseite ist nun nicht mehr Teil des Projekts. Den Zuschlag für die Renovierung bekam ein Entwurf des deutschen Architektenbüros GMP in Zusammenarbeit mit den spanischen L35 Architects und Ribas & Ribas.

Spiele

Im Santiago-Bernabéu-Stadion gewann Real Madrid im Jahre 1957 vor 125.000 Zuschauern durch einen 2:0-Sieg zum zweiten Mal den Europapokal der Landesmeister. Auch Spaniens Nationalmannschaft erzielte in diesem Stadion einen ihrer größten Erfolge, als sie im Jahre 1964 im eigenen Land zum ersten Mal Europameister wurde.

Der ehemalige Spieler, Trainer und Sportdirektor Jorge Valdano des Vereins prägte für die Atmosphäre im Stadion den Begriff des „miedo escénico“, des Lampenfiebers. Diese Angst ergreife die Spieler der gegnerischen Mannschaften, wenn sie auf das Spielfeld einliefen und auf die steilen Ränge hinaufblickten. So war für deutsche Mannschaften das Santiago-Bernabéu-Stadion noch nie ein gutes Pflaster: Bei der Weltmeisterschaft 1982 verlor die DFB-Elf hier das Finale gegen Italien mit 1:3. Zwei Jahre zuvor scheiterte an gleicher Stelle der Hamburger SV im Finale des Europapokals der Landesmeister an Nottingham Forest (0:1). Nach einem 5:1 im Hinspiel musste Borussia Mönchengladbach 1985 im Achtelfinale des UEFA-Pokals in Madrid eine 0:4-Niederlage hinnehmen und schied aus dem Wettbewerb aus. Im Jahr 1986 verpasste schließlich der 1. FC Köln hier den UEFA-Cup-Gewinn. Nach einem 1:5 bei Real Madrid im Hinspiel konnte der 1. FC Köln im Rückspiel im Berliner Olympiastadion nur mit 2:0 gewinnen. 2010 verlor der FC Bayern München hier das Finale der Champions League gegen Inter Mailand.

Zwei Jahre später konnten die Bayern hier immerhin ein Elfmeterschießen im Rückspiel des Halbfinals der Champions League gegen die Madrilenen gewinnen (das eigentliche Spiel ging jedoch ebenfalls mit 1:2 verloren). In der folgenden Saison erlebte Borussia Dortmund zwei Erfolgserlebnisse: In der Gruppenphase rangen sie Real Madrid ein 2:2 ab, im Halbfinale gelang ihnen dann trotz einer 0:2-Niederlage aufgrund des 4:1-Hinspielsiegs der Finaleinzug.

Torfall von Madrid

Das Halbfinalspiel der UEFA Champions League 1997/98 am 1. April 1998 zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund ging in die Geschichte ein, weil im Stadion vor Anpfiff des Spiels eines der Tore zusammenbrach. Fans hatten einen Schutzzaun erklommen, welcher beim Zusammenbrechen das daran befestigte Tor mit umriss. Es dauerte insgesamt 76 Minuten, bis ein neues Tor aufgestellt werden konnte. Danach wurde das Spiel mit einer mehr als 70-minütigen Verspätung angepfiffen.

In Deutschland wurde das Spiel von RTL übertragen; die Kommentatoren Marcel Reif und Günther Jauch mussten die Wartezeit auf das neue Tor auf ihre Art überbrücken, da nicht klar war, wie lange es bis zum Anpfiff dauern würde. RTL hatte an diesem Abend Einschaltquoten von bis zu 12 Millionen Zuschauern. Das Spiel selbst sahen nur noch etwa 6 Millionen Zuschauer. Jauch und Reif erhielten für ihre Leistung den Bayerischen Fernsehpreis.

Das Spiel endete 2:0 für Real Madrid. Borussia Dortmund legte bei der UEFA keine Beschwerde ein.

Lage und öffentliche Verkehrsmittel

Das Santiago-Bernabéu liegt am Paseo de la Castellana, umgrenzt von den Straßen Concha Espina, Padre Damián und Rafael Salgado. Das Stadion kann über die Linie 10 der Madrider U-Bahn (Station Santiago Bernabéu) erreicht werden. Die Autobuslinien 14, 27, 40, 43, 120, 126, 147 und 150 sowie an Feiertagen die 68 halten ebenfalls an der Spielstätte.

 


Source: https://de.wikipedia.org/wiki/Estadio_Santiago_Bernab%C3%A9u

 

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