Description
Aalst (im lokalen Dialekt Oilsjt, französisch Alost) ist eine belgische Stadt mit 84.329 Einwohnern (1. Januar 2016), die im Niederländischen „Aalstenaars“ genannt werden. Die Stadt befindet sich in der Denderstreek (an der Dender) in der Provinz Ostflandern. Sie liegt 14 m über dem Meer und ist Sitz der Verwaltung des Arrondissements Aalst.
Geographie
Geographisch liegt Aalst im Zentrum Belgiens, ungefähr auf halbem Wege zwischen Gent und Brüssel. Das Zentrum von Aalst liegt größtenteils im Tal der Dender etwa 10 Meter über NN. Von der Dender steigt das Niveau in Richtung des großen Marktes auf etwa 12 Meter. Der höchste Punkt von Aalst liegt auf halbem Wege zwischen Aalst-Zentrum und der Teilgemeinde Herdersem auf 30 Meter über NN. Im Osten, Südosten, Süden und Südwesten Aalsts liegen Hügellandschaften, im Osten außerdem das Pajottenland mit einigen Punkten, die beinahe 100 Meter hoch liegen. Im Süden und Südwesten handelt es sich um die Vorhügel der Flämischen Ardennen, mit einer Höhe zwischen 60 und 85 Metern. Der Molenbeek-Ter Erpenbeek verläuft durch Aalst und Hofstade.
Geschichte
Aus antiken Funden kann geschlossen werden, dass das Gebiet um Aalst schon zur Zeit des Römischen Reichs besiedelt war. Die Entstehungszeit der heutigen Stadt ist unbekannt; sicher ist, dass Aalst auf der kleinen Flussinsel „Chipka“ in der Dender entstand. Diese Insel ist heute Teil der Gegend De Molendries. Erst vor einigen Jahren wurden alle Flussarme der Dender überbrückt oder überbaut, so dass sie heutzutage nicht mehr sichtbar sind, wodurch man die eigentliche Insel nicht mehr im Stadtbild erkennen kann.
870 ist Aalst als eine Burg bezeugt und es wird vermutet, dass die eigentliche Stadt noch vor 1000 gegründet bzw. die Ansiedlung aufgrund der strategisch bedeutsamen Lage am Schnittpunkt des Flusses Dender mit der Straße von Brügge nach Köln an der flämisch-brabantischen Grenze zu einer Stadt mit Hafen ausgebaut wurde. Seit der fränkischen Zeit lag das Land von Aalst im Brabantgau.
Nachdem die Teile des Gaues zwischen Schelde und Dender 1046 durch Graf Balduin V. von Flandern erobert wurden, konnte das Land von bzw. die spätere Grafschaft Aalst mit der Stadt als Mittelpunkt noch ein Jahrhundert lang eine gewisse Selbständigkeit bewahren. Aalst lag nun innerhalb Reichsflanderns, das ein Lehen des Heiligen Römischen Reichs darstellte. Die Herzöge von Brabant-Lothringen versuchten noch zwei weitere Jahrhunderte den Anspruch ihres Oberlehnsrechtes über Aalst geltend zu machen. Die Wappenfarben Aalsts enthalten noch immer jene von Lothringen: Weiß und Rot. Kirchlich gehörte Aalst zunächst noch zum Erzdiakonat Brabant, später zum Erzdiakonat Brüssel des Erzbistums Kammerich (Cambrai). Nach der Bistumsreform im 16. Jahrhundert gehörte es zum Erzbistum Mecheln(-Brüssel). Die Aalster Gemeindeteile Baardegem und Meldert gehörten im Gegensatz zu Aalst bis 1795 zur Freiheit von Asse im Herzogtum Brabant.
Die (seit 964 nachweisbare) Adelsfamilie, der Balduin V. die Regierung der Grafschaft Aalst anvertraute, hatte zuvor die Vogtei über Güter der Abtei Sint Pieter zu Gent besessen. Ihre Mitglieder führten zunächst keinen Grafentitel, sondern regierten als Herren von Aalst. Um 1076 kam das Waasland zur Grafschaft Aalst. Auf Boudewijn I. folgte 1081 dessen Sohn Boudewijn II. als Herr von Aalst, der 1097 während der Belagerung von Nicäa starb. Boudewijn III. wurde Nachfolger seines Vaters Boudewijn II. und regierte bis 1127. Iwein, ein Bruder Boudewijns III., unterstützte Dietrich von Elsass gegen Wilhelm Clito, der 1128 bei der Belagerung von Aalst den Tod fand. Mit der Erlaubnis Dietrichs wurde Iwein nun Nachfolger seines Bruders und führte als erster seiner Familie den Titel comes. 1145 folgte Iweins Sohn Dirk, der 1166 kinderlos starb, woraufhin die Grafschaft Aalst mit Flandern vereinigt wurde.
Mit dem Fall der Niederlande an Burgund endete auch die militärisch schwierige Grenzlage der Stadt.
Aalst verdankte früher seinen Wohlstand unter anderem dem Hopfenanbau. Während der Blütezeit von Aalst im 15. Jahrhundert war die Gilde der Weber sehr einflussreich. Der um 1446 in Aalst geborene Dirk Martens (auch u. a.: Thierry Martens, Dirck Martens, Theodoricus Martinus, Theodoricus Martini Alostanus) gründete hier 1473 die erste Buchdruckerei der Niederlande. Ihm wurde 1856 eine Statue von Geefs errichtet. 1578 wurden die Befestigungsanlagen Aalsts unter Johannes Corputius' Leitung ausgebaut. Während des Dreißigjährigen Kriegs hatte die Stadt schwer durch die Spanier zu leiden. 1667, während des Devolutionskriegs, eroberte der französische Marschall Turenne Aalst nach viertägiger Belagerung und ließ die Festungswerke schleifen. Die Stadt entfaltete eine blühende Textilindustrie und stand bis 1706 unter französischer Herrschaft, als sie nach der Schlacht bei Ramillies wieder an Flandern zurückfiel. 1734 wurde sie erneut von den Franzosen besetzt.
Am 14. Dezember 1813 warfen preußische Truppen die Franzosen bei Aalst zurück. Im 19. Jahrhundert kam es durch die Industrielle Revolution zu sozialen Unruhen. Während beider Weltkriege wurde die Stadt von deutschen Truppen erobert, die sie von September 1914 bis November 1918 bzw. von Mai 1940 bis September 1944 besetzt hielten. Während der Kampfhandlungen erlitt Aalst schwere Zerstörungen.
Sehenswürdigkeiten
- Die spätgotische Martinskirche (1480–1566) (NL) sollte ursprünglich Kathedralkirche für das Land von Aalst werden. Die Kathedrale von Amiens war Vorbild für die Aalster St, Martinskirche. Die Arbeiten sollten 180 Jahre in Anspruch nehmen, doch durch Geldnot wurde die Kirche niemals das, was sie hätte werden sollen. Schließlich stellte man die Arbeiten ganz ein, so dass die Kirche unvollendet geblieben ist. Am 29. März 1947 stieg plötzlich Rauch vom Dach der Kirche auf, der Beginn des großen Kirchenbrandes. Seitdem wird die Kirche noch immer restauriert. Früher besaß die Kirche eine große Anzahl an Meisterwerken, die jedoch sowohl während der Spanischen, als auch Französischen und Niederländischen Herrschaft geplündert wurden. Den Aalstern geblieben ist jedoch ein um 1625–1630 im Auftrag der städtischen Brauereigilde von Peter Paul Rubens geschaffenes Gemälde („Der heilige Rochus, Schutzheiliger der Pestkranken“), das er angeblich in nur acht Tagen malte. Eine berühmte Anekdote hierzu besagt, dass einmal ein Amerikaner Aalst besuchte der das Rubensgemälde kaufen wollte. Im Gegenzug hätte er nicht nur das Werk gekauft, sondern auch die Vollendung der St. Martinskirche bezahlt. Die Stadt hat das Angebot jedoch abgelehnt. Während des Brandes haben einige Aalster das Werk aus dem brennenden Gebäude gerettet. Die Kirche hat auch ein bedeutendes Tabernakel (1605) mit Skulpturen von Hieronymus Duquesnoy dem Älteren.
- Das ehemalige Rathaus bzw. Schöffenhaus (Schepenhuis) (NL/EN), mit dessen Errichtung bereits Anfang des 13. Jahrhunderts begonnen wurde, ist das älteste Belgiens. Dort werden bis ins 12. Jahrhundert zurückdatierende Manuskripte aufbewahrt. Nach der Zerstörung durch einen Brand (1360) wurde das Rathaus bald renoviert, ebenso nach einem weiteren Brand im Jahr 1879. Zu ihm gehört auch der schöne Belfried (1466), der ein Carillon mit 52 Glocken enthält. Im Aalster Dialekt spricht man von Den Tettentoeren – dem "Tittenturm". Der ursprüngliche Belfried stammte aus dem 13. Jahrhundert, der heutige Belfried ist größtenteils auf das 15. Jahrhundert zurückzuführen. Er gehört zusammen mit dem Rathaus seit 1999 zum UNESCO-Welterbe „Belfriede in Belgien und Frankreich“.
- Auf dem großen Markt steht die 1630 erbaute sog. Amsterdamer Börse.
- Der Aalster Beginenhof
- Das Rathaus
- Das Landhaus
- Das Alt-Hospital (Museum)
- Das St. Josefskolleg
- Die St. Josefskirche
- Die übrigen Aalster Stadtkirchen: Heiligherzkirche (1928) en Liebfrauenbeistandskirche; Kirche von Mijlbeek (1902).
- Das Kastell Terlinden
Natur und Erholung
- Der Aalster Stadtpark im Süden geht direkt in das Naturgebiet Osbroek über.
- Das Denderufer, dem mit dem Fahrrad gut zu folgen ist.
Kultur
Kulturereignisse
- Karneval: Karnevalssonntag, an dem auch der Umzug stattfindet, bis Aschermittwoch;
- Winterkirmes: Eröffnung am Freitag des Wochenendes vor Karneval und endend am Sonntag nach Karneval;
- Jahrmarkt am Martinstag (11. November);
- Parkkonzerte jeden Montagabend im Juli und August;
- Criterium: Am Montag nach dem Ende der Tour de France;
- Weihnachtsmarkt: Vom 19. bis 26. Dezember auf dem Holzmarkt.
Aalster Karneval und die Fehde mit Dendermonde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Aalst ist vor allem bekannt als Karnevalshochburg in Flandern und für seine ewige und vor allem karnevalistisch ausgetragene Fehde mit der Nachbarstadt Dendermonde. Wiederkehrende Themen dieser Fehde umfassen sowohl die Rechte am Dendermonder Ross Bayard als auch jene am 'Schwarzen Mann' (nl. 'Zwarte Man'), gemeint ist das Standbild Dirk Martens auf dem großen Markt von Aalst. Dirk Martens druckte das erste Buch mithilfe von beweglichen Lettern in den südlichen Niederlanden, er war mit Erasmus von Rotterdam befreundet.
Der Aalster Spottname
Aalster werden spöttisch gerne Zwiebel genannt (niederl. "Ajuin", im Aalsterischen Ajoin), das ist in ganz Flandern bekannt. Eigentlich kann man selbst kaum noch von einem Spottnamen sprechen, denn das Wort ist mittlerweile zur allgegenwärtigen (Selbst-)bezeichnung für Einwohner von Aalst geworden. Dass sich die Aalster selbst niemals sehr am Spott der Dendermonder störten, zeigt die Tatsache, dass sie auch viel über sich selbst lachen können und ihren Spottnamen nicht nur als Zierrat betrachten, sondern auch noch stolz auf ihn sind. Bereits in einem Umzug im Jahre 1890 bildeten die Aalster ihre Stadt stolz als eine Zwiebel ab. Der Ursprung der Bezeichnung "Zwiebel" ist im 19. Jahrhundert zu finden, als in Aalst und der unmittelbaren Umgebung der Zwiebelanbau enorm florierte. Neben dem großen Hopfenmarkt bestand früher auch ein weithin bekannter Zwiebelmarkt.
Address
Aalst
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