Description
Der Fuji (japanisch Fuji-san [ɸɯʑisaɴ]; selten auch Fudschi oft in einer falschen Leseweise der Kanji Fudschijama, Fujiyama genannt) ist ein Vulkan und mit 3776,24 m Höhe über dem Meeresspiegel der höchste Berg Japans. Sein Gipfel befindet sich auf der japanischen Hauptinsel Honshū an der Grenze zwischen den Präfekturen Yamanashi und Shizuoka. Seit 2013 ist er Teil des Weltkulturerbes.
Geologie
Der Fuji befindet sich in der Berührungszone der Eurasischen Platte, der Pazifischen Platte und der Philippinenplatte und gehört zu den Stratovulkanen (Schichtvulkanen) des pazifischen Feuerrings. Er wird als aktiv mit geringem Ausbruchsrisiko eingestuft.
Wissenschaftler nehmen an, dass der Fuji in vier unterschiedlichen Abschnitten vulkanischer Aktivität geformt wurde: Der erste Abschnitt (Sen-komitake) besteht aus einem tief im Berg liegenden Andesitkern. Danach kam Komitake Fuji, eine Basaltschicht, von der angenommen wird, dass sie vor mehreren hunderttausend Jahren geformt wurde. Vor ungefähr 100.000 Jahren bildete sich der „alte Fuji“ über der Oberfläche von Komitake Fuji. Vom modernen, „neuen“ Fuji wird angenommen, dass er vor ungefähr 10.000 Jahren über dem alten Fuji entstand.
Der letzte bekannte Ausbruch ereignete sich in der Edo-Zeit am 16. Dezember 1707 und dauerte etwa zwei Wochen. Damals bildeten sich auf halber Höhe ein zweiter Krater und ein zweiter Gipfel, nach dem Namen der damaligen Ära Hoei-zan benannt.
Nördlich am Fuß des Berges befinden sich die fünf Fuji-Seen, in der Präfektur Yamanashi.
Name
Etymologie
Die moderne japanische Schreibweise des Fuji setzt sich aus den Kanji 富 (fu ‚reich‘), 士 (ji ‚Krieger‘) und 山 (san ‚Berg‘) zusammen. Die ersten beiden Zeichen wurden gewählt, weil ihre Aussprache mit dem Namen des Berges übereinstimmt. Häufig findet man auch die einfachere Schreibweise 不二, was sich mit „nicht zwei“, also „einmalig“ wiedergeben lässt.
Der Ursprung des Namens ist umstritten. Die bekannteste japanische Theorie führt auf die Geschichte Taketori Monogatari („Die Geschichte vom Bambussammler“) zurück. In dieser ältesten märchenhaft-romantischen Erzählung Japans lässt der Kaiser auf dem höchsten Berg des Landes den Trank der Unsterblichkeit von einem großen Gefolge seiner Krieger vernichten. Daraus soll sich einerseits die genannte Schreibweise als „reich an Kriegern“ ergeben, andererseits soll sie aber auch an das Wort für „Unsterblichkeit“ (不死, fushi) erinnern.
Eine weitere bekannte Theorie stammt von dem britischen Missionar John Batchelor, der die Kultur der Ainu erforschte; nach seiner Theorie stammt fuji vom Ainu-Begriff huci für „Feuer“, wie er auch im Namen der Göttin des Feuers Ape-huci-kamuy vorkommt. Der Linguist Kyōsuke Kindaichi wies dies jedoch aus sprachhistorischen Gründen zurück, da das damalige Japanisch keinen h- bzw. f-Anlaut kannte. Der Toponomast Kanji Kagami sieht einen japanischen Ursprung wie den japanischen Namen der Glyzinie fuji als „Bezeichnung eines Bergfußes, der einer Glyzinie gleich […] vom Himmel herab[…]hänge“. Daneben gibt es noch dutzende weitere Herleitungen.
„Fujisan“ oder „Fudschijama“?
Die im westlichen Kulturkreis häufig verwendete Bezeichnung Fujiyama (im deutschsprachigen Raum laut Duden auch Fudschijama) beruht wahrscheinlich auf einer falschen Lesung des Zeichens „山“ (Berg). Die Kun-Lesung dieses Zeichens lautet zwar yama, in aus mehreren Zeichen zusammengesetzten Wörtern wird aber meistens die On-Lesung san verwendet. Der japanische Name des Berges lautet „Fuji-san“. Nach einer anderen Theorie könnte auch in Japan die Aussprache Fujiyama vor der Meiji-Restauration die üblichere Variante gewesen sein, so wie auch die Namen vieler anderer Berge und Ortschaften in Japan heute noch -yama gelesen werden.
Neben den sprachwissenschaftlichen muss man den historischen Ansatz stellen, der die Erkenntnis liefert, dass die westliche Bezeichnung Fujiyama ganz offensichtlich auf Engelbert Kaempfer zurückgeht, dessen erstmals 1727 posthum in London auf Englisch erschienene und danach ins Französische, Niederländische und sogar zurück ins Deutsche übersetzte Beschreibung von Japan eine nachhaltige Wirkung auf das europäische Japanbild ausgeübt hat. Kapitza konstatiert eine „gleichsam europäische Norm“, auf die das europäische Japanbild seinerzeit auf der Grundlage der bis dahin erhaltenen Reiseberichte gebracht wurde.
Während die westlichen Japanreisenden der Zeit vor Kaempfer die damals übliche Bezeichnung „Fujinoyama“ in unterschiedlichen Schreibweisen, jedoch immer mit der Partikel no in der Mitte wiedergaben – der Band von Kapitza enthält hierzu sechs Beispiele aus dem 17. Jahrhundert, verwendete Kaempfer erstmals u. a. auch die Schreibweisen „Fusi jamma“ bzw. „Fusijamma“. Auch das Klischee vom „schönsten berg der Welt Fusi oder Fusi no jamma“ findet sich bei Kaempfer. An anderer Stelle gab Kaempfer den Namen des Vulkans mit „Fudsi, Fusji, oder Fusijamma“ an.
In der Edo-Zeit war die gewöhnliche Bezeichnung des Vulkans Fuji, die in vielfacher Weise erweitert wurde zu Fuji no yama, Fuji no mine, Fuji no takamine („Berg“, „Gipfel“ bzw. „Spitze“) und so weiter. Da das Wort yama für „Berg“ verbreitet und den westlichen Japanreisenden sicherlich bekannt war, erschien ihnen die Bezeichnung Fuji no yama am klarsten und verständlichsten und wurde neben der Bezeichnung Fuji in den Berichten aus Japan wiedergegeben. Da Kaempfer zwischen den Bezeichnungen Fuji no yama und Fujiyama schwankte und die Partikel no mal wegließ und mal verwendete, liegt die Vermutung nahe, dass die Schreibweise Fujiyama auf einen Fehler Kaempfers zurückgeht. Allerdings kann man nicht ohne weiteres ausschließen, dass neben der Bezeichnung Fuji no yama auch die Bezeichnung Fujiyama existierte – immerhin gibt es den Familiennamen Fujiyama, der genauso geschrieben wird wie der Berg.
Fehlübersetzungen des Namens als „Herr Fuji“ rühren daher, dass die gleich lautenden Silben -san (山, Berg) und -san (さん, neutrale japanische Anrede für Männer und Frauen) miteinander verwechselt werden.
Die geeignetste Umsetzung des Namens im Deutschen dürfte Fuji sein. Manche Japanologen vertreten allerdings die Auffassung, man könne Fujisan auch als Eigennamen verwenden, und berufen sich dabei zum Beispiel auf Mont Blanc und Mount Everest, da bei jenen das fremde Wort für „Berg“ ebenfalls unübersetzt bleibt. Die Silbe -san würde damit als Bestandteil des Namens aufgefasst.
Popularität
Die Gesamtheit der religiösen Verehrung des Fuji wird als Fuji Shinkō (富士信仰, Fuji-Glaube) bzw. Sengen Shinkō (浅間信仰) bezeichnet.
Der Fuji gilt im Shintō schon seit Jahrhunderten als heilig. Um seine Ausbrüche zu befrieden, wurde vom Kaiserhof – der Überlieferung nach von Kaiser Suinin im Jahr 27 v. Chr. – die Gottheit Asama no ōkami (浅間大神, auch Sengen ōkami, gleichgesetzt mit der Göttin Konohana-no-sakuya-no-hime) eingeschreint und verehrt. Im Jahr 806 ordnete Kaiser Heizei an, den Shintō-Schrein Fujisan Hongū Sengen Taisha am Fuß des Berges zu bauen. Dieser ist heute der Hauptsitz von über 1300 Sengen-Schreinen (auch Asama-Schreine genannt), die am Fuß und an den Hängen des Fuji zu dessen Verehrung errichtet wurden. Das Schreingelände des Okumiya (奥宮), einer Außenstelle des Fujisan Hongū Sengen Taisha, umfasst den kompletten Berggipfel ab der 8. Station. Bedeutsam ist der Fuji auch im japanischen Buddhismus, vor allem in dessen Bergkult-Ausprägung des Shugendō, die das Besteigen des Berges als Ausdruck ihres Glaubens ansieht. Daneben wird der Berg auch von einer Vielzahl von Sekten verehrt, wobei die im 16. Jahrhundert gegründete, Shugendō-beeinflusste Fuji-kō (富士講) die bekannteste ist.
Der Fuji soll zum ersten Mal im Jahre 663 von einem unbekannten Mönch bestiegen worden sein. In der Muromachi-Zeit (14.–16. Jahrhundert) wurden Besteigungen des Fuji populär, und buddhistische Mandala entstanden, um Pilgerreisen auf den Fuji zu bewerben. Die Fuji-kō-Sekte errichtete neben Berghütten auch in und um die Hauptstadt Edo so genannte Fujizuka (Fuji-Hügel), um allen ein symbolisches Besteigen des Berges zu ermöglichen. Auf dem Höhepunkt dieser Entwicklung gab es etwa 200 Fuji-Hügel. Daneben wurden beispielsweise von Daimyō auch Fujimizaka (富士見坂, Fuji-Schauhügel) angelegt, um von diesen erhöhten Standpunkten aus den Fuji besser betrachten zu können.
Heute gehört der Fuji zu den beliebtesten Touristenzielen in Japan. Dank seiner Form ist der Berg im Vergleich zu anderen Dreitausendern relativ leicht zu ersteigen. Im Sommer, wenn der Aufstieg auf drei verschiedenen Routen für die Öffentlichkeit freigegeben ist, finden sich pro Tag rund 3000 Touristen auf dem Gipfel ein. Die höchste mit regulärem Kraftverkehr zu erreichende Station Gogōme (五合目, 5. Station) liegt auf etwa 2300 m. Die Straße dorthin ist zur Obon-Zeit nur für Busse geöffnet.
Eine besonders schöne Aussicht vom Gipfel bietet sich, wenn die Sonne über dem Pazifik aufgeht. Viele Bergsteiger legen dazu in einer der zwischen 3000 und 3400 m gelegenen Hütten eine Pause ein und brechen nachts gegen zwei Uhr wieder auf.
Bei klarer Sicht ist der Berg noch aus 80–100 km Entfernung (auch von Yokohama und Tokio aus) zu sehen.
In der Nähe erstreckt sich das Waldgebiet Aokigahara, das durch eine hohe Zahl dort verübter Selbsttötungen bekannt geworden ist. Am 24. Februar 1926 wurden der „Urwald des Fuji und Aokigahara-Wald“ (富士山原始林及び青木ヶ原樹海, Fuji-san genshirin oyobi Aokigahara jukai) zum Naturdenkmal ernannt.
Wanderrouten
Zur Spitze des Fujis gibt es insgesamt vier Wanderrouten. Diese unterscheiden sich von der Starthöhe, dem Anstieg, der Länge, Steigung und Dauer. Alle Routen beginnen an der jeweiligen fünften Station, die auf unterschiedlichen Höhen liegen.
Eine Übersicht aller Routen:
- Yoshida Route (吉田ルート), die beliebteste, startet auf 2300 m
- Fujinomiya Route (富士宮ルート), die kürzeste, aber steilste, startet auf 2400 m
- Subashiri Route (須走ルート), die sandigste, startet auf 2000 m
- Gotemba Route (御殿場ルート), die längste und startet am niedrigsten auf 1450 m
Der Fuji in der japanischen Kunst
Wegen seines sehr symmetrischen Vulkankegels gilt der Fuji als einer der schönsten Berge der Welt und ist ein häufiges Thema in der japanischen Kunst. Der Berg kommt auch häufig in der japanischen Literatur vor und ist ein beliebtes Thema vieler Gedichte.
Eine der frühesten Erwähnungen des Berges findet sich in der Gedichtanthologie Man’yōshū mit folgendem Langgedicht (chōka) von Yamabe no Akahito (bl. 724–736):
Die älteste erhaltene künstlerische Darstellung des Fuji stammt aus der Heian-Zeit und findet sich auf einer mit Papier bespannten Schiebewand aus dem 11. Jahrhundert. Die berühmteste Arbeit dürfte wohl Katsushika Hokusais Bilderzyklus „36 Ansichten des Berges Fuji“ sein, darunter vor allem das 1830 entstandene Bild „Die große Welle vor Kanagawa“.
Welterbe
Am 22. Juni 2013 wurde der Berg mit insgesamt 25 Orten wegen seiner Bedeutung als „heiliger Ort und Quelle künstlerischer Inspiration“ in die Liste des UNESCO-Welterbes als Weltkulturerbe aufgenommen. Die Orte umfassen 20.702 ha und sind im Einzelnen:
Source: https://de.wikipedia.org/wiki/Fuji_(Vulkan)
Address
Mount Fuji
Japan
Lat: 35.360553741 - Lng: 138.727783203