Geschichte
Prähistorische Zeit
Nach archäologischen Forschungen leben seit ungefähr 5.000 Jahren Menschen in dieser Region. Neolithische Artefakte weisen auf den Einfluss nordchinesischer Steinzeit-Kulturen wie der Longshan-Kultur hin. Bestimmte Steingravuren werden auf die Bronzezeit (Shang-Dynastie) datiert. Artefakte aus dem 6. bis 3. Jahrhundert v. Chr. (Zeit der streitenden Reiche) zeigen kulturelle Verwandtschaft mit dem benachbarten Guangdong.
Chinesisches Kaiserreich
Während der Han-Dynastie wurde das Gebiet des heutigen Hongkong von Han-Chinesen besiedelt. Während der Tang-Dynastie war die Region um Guangzhou ein bedeutendes Handelszentrum und die Region von Hongkong und dem heutigen Shenzhen diente als Hafen. Die erste starke Migration aus dem nördlichen China setzte während der Song-Dynastie ein.
Nachdem die Yuan-Dynastie infolge der Mongolenkriege auch über Hongkong die Macht übernommen hatte, verstärkte sich die Einwanderung aus Richtung Norden, nach wie vor blieb die Region jedoch relativ abgeschottet und lebte vom Fischfang und der Perlenzucht.
Im Jahre 1517 landete der portugiesische Händler Fernão Pires de Andrade an der südchinesischen Küste, vermutlich in Hongkong, wo für jene Zeit einige größere Siedlungen belegt sind.
Nach dem Fall der Ming-Dynastie fiel die Region des heutigen Hongkong an den Bezirk Xin'an (新安縣 / 新安县, Xīn’ān Xiàn).
Britische Kronkolonie
1699 gelangte die britische Ostindien-Kompanie zum ersten Mal nach China. Im Jahr 1711 wurde ein fester Handelsstützpunkt in Guangzhou gegründet.
Als die Briten begannen, Opium nach China einzuführen, führte dies zum Ersten Opiumkrieg und schließlich zur Besetzung Hongkongs durch die Briten 1841. Ein Jahr später wurde das Gebiet mit dem Vertrag von Nanjing offiziell von China an die Besatzer abgetreten, wodurch der Weg Hongkongs zur britischen Kronkolonie im Jahr 1843 geebnet wurde. 1860 folgte die Abtretung Kowloons und am 9. Juni 1898 wurde in der Zweiten Pekinger Konvention das Gebiet nördlich Kowloons bis zum Shenzhen-Fluss (die New Territories) sowie weitere 235 Inseln auf 99 Jahre gepachtet, um die Versorgung der Kronkolonie mit Wasser und Nahrungsmitteln zu gewährleisten und um das Gebiet militärisch abzusichern.
Durch die Handelsliberalisierungen, die nach den Opiumkriegen durchgesetzt worden waren, entwickelte sich Hongkong zu einer wichtigen Freihandelszone in Ostasien.
Hongkong wurde zum Zufluchtsort für Taiping und Monarchisten (nach Gründung der Republik 1912) und Kommunisten (nach Chiang Kai-sheks Verfolgung 1927). Die Bevölkerungszahl stieg 1851–1931 von 33.000 auf 879.000 Einwohner, davon 95 % Chinesen.
Die Kolonie blieb trotzdem bis 1949 im Schatten des größeren Shanghai.
Zweiter Weltkrieg und chinesische Revolution
Unmittelbar nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Ostasien wurde Hongkong von der japanischen Armee unter Führung von Sakai Takashi angegriffen. Nach zweieinhalb Wochen Kampf mussten sich die Briten den Japanern ergeben. Die japanische Besetzung Hongkongs endete mit der Kapitulation Japans am 16. August 1945. Damit wurde auch die britische Souveränität über Hongkong wiederhergestellt.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges war Hongkong großteils zerstört und verarmt. Nach Ausrufung der Volksrepublik China flohen hunderttausende politisch Verfolgte nach Hongkong, viele ausländische Unternehmen verlegten ihre Vertretungen von Shanghai nach Hongkong.
Schwierige Beziehungen
Zu Beginn der 1950er Jahre brachte ein Wirtschaftsembargo gegen die gerade gegründete Volksrepublik eine weitere Krise. Nach dessen Aufhebung erlebte Hongkong einen Boom und wurde zu einer der effizientesten Wirtschaften der Welt.
Im Gefolge der Kulturrevolution brachen in den 1960er Jahren gewaltsame soziale Konflikte aus.
Nach dem Tod Mao Zedongs begann dessen Nachfolger Deng Xiaoping die wirtschaftliche Öffnung Chinas gegenüber dem Ausland durch Sonderwirtschaftszonen wie im nördlich an Hongkong anschließenden Shenzhen. Seit den 1980er Jahren sind deshalb fast alle Produktionsbetriebe aus Hongkong nach China abgewandert und die Stadt wurde zu einem Handels- und Dienstleistungszentrum.
Verhandlungen zur Wiedereingliederung
Im Jahre 1982 begannen Gespräche zwischen den Premierministern des Vereinigten Königreichs und der Volksrepublik China über die Zukunft des Territoriums. Die britische Seite unter Margaret Thatcher hatte ursprünglich gehofft, dass die Politik der Öffnung in China dazu führen könnte, dass China die britische Herrschaft über das Gebiet akzeptiert. Das Gegenteil war der Fall, China verlangte nicht nur die Rückgabe des für 99 Jahre gepachteten Gebietes, sondern auch die Rückgabe der im Vertrag von Nanking abgetretenen Territorien, da es den Vertrag als unfair ablehnte. Dieser Standpunkt war schon zehn Jahre zuvor durch eine Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen bestätigt worden.
Deng Xiaoping entwickelte die Doktrin, die als Ein Land, zwei Systeme bekannt ist. Diese Doktrin öffnete den Weg zur Sino-British Joint Declaration, die am 19. Dezember 1984 zwischen der Volksrepublik China und dem Vereinigten Königreich unterzeichnet wurde. Sie sah vor, dass Hongkong am 1. Juli 1997 zu einer Sonderverwaltungszone Chinas (Special Administrative Region, SAR) werden würde.
Im Juli 1989 wurde den Bürgern mitgeteilt, dass sie trotz britischen Passes kein ständiges Wohnrecht in Großbritannien eingeräumt bekämen.
Ende 1993 brachen die sino-britischen Gespräche über Hongkong nach 17 Verhandlungsrunden ab, da Uneinigkeit über die Einführung demokratischer Wahlen im Legislativrat bestand.
Im Juni 1994 verabschiedete der Legislativrat die von Gouverneur Lord Chris Patten vorgeschlagenen Wahlreformen. Die VR China kündigte daraufhin an, dass sie den gewählten Legislativrat mit der Übergabe am 1. Juli 1997 auflösen werde.
Am 1. Juli 1997 übernahm die Volksrepublik China die Kontrolle über Hongkong. Seitdem ist Hongkong eine Sonderverwaltungszone mit einem hohen Maß an Autonomie.
Jüngeres Verhältnis zu den Festlandchinesen
Das Verhältnis zu den Festlandchinesen ist in jüngerer Zeit vermehrt von Spannungen geprägt worden. So ist Hongkong zwar touristisch aufgrund seiner liberalen Haltung bei den Festlandchinesen beliebt. Gerade Familien erhoffen sich bessere ärztliche Versorgung und versuchen, der „Ein-Kind-Politik“ des Festlands zu entkommen. Zudem erhalten in Hongkong Geborene automatisch das Niederlassungsrecht. Die Hongkonger distanzieren sich jedoch vermehrt, da sie sich von den Festlandchinesen „überrollt“ fühlen. So haben die mittlerweile immer wohlhabenderen Festlandchinesen nach Ansicht der Hongkonger einen Verdrängungswettbewerb, insbesondere im Immobilien- und Mietwesen ausgelöst. Jeder dritte Immobilienkäufer komme zurzeit vom Festland, sodass sich die Preise nach oben entwickeln.