Geschichte
Monarchie und Kolonialgeschichte
Burundi hat eine jahrhundertealte Geschichte als eigenständige Monarchie, das Königreich Burundi. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde es im Rahmen der Aufteilung Afrikas unter den europäischen Großmächten Deutschland zugeschlagen und zusammen mit „Ruanda“ als „Urundi“ der Kolonie Deutsch-Ostafrika unterstellt. Die Deutschen beschränkten sich auf die indirekte Herrschaft in Gestalt einer Residentur; der deutsche Resident stand ähnlich wie in britischen Protektoraten dem einheimischen Machthaber kontrollierend und beratend gegenüber. Parallel begann die Missionierung, bei der die Katholiken sich durchsetzten. Im Ersten Weltkrieg wurde das Land von belgischen Streitkräften erobert und danach vom Völkerbund Belgien als Teil des Mandatsgebietes Ruanda-Urundi zugesprochen.
1959, während Ruanda-Urundi auf die Unabhängigkeit vorbereitet wurde, kam es zu einem Flüchtlingsstrom von vertriebenen Tutsi aus Ruanda, was in der Folge durch immer wiederkehrende Konflikte im Grenzgebiet auch innerhalb Burundis zu einem verstärkten Rassendenken (vor allem zwischen Tutsi und Hutu) führte. Die politische Geschichte Burundis ist aber auch von massiven Spannungen, Rivalitäten und Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Tutsi-Fraktionen geprägt. Im November 1959 kam es erstmals zu schweren Unruhen zwischen Hutu und Tutsi, die von den Belgiern unterdrückt wurden.
Nach der Unabhängigkeit
Der UPRONA-Gründer und Ganwa-Prinz Louis Rwagasore wurde 1961 Regierungschef und sollte das Land in die Unabhängigkeit führen. Seine Ermordung wenige Wochen nach der Wahl war der Auftakt für jahrzehntelange Machtkämpfe, die jedoch die Unabhängigkeit, die Burundi 1962 als konstitutionelle Monarchie unter König Mwambutsa IV. erhielt, nicht verhinderte. Rwagasores Nachfolger, darunter sowohl Hutu als auch Tutsi, wurden gestürzt oder ermordet. Im Oktober 1965 wurde ein Hutu-Aufstand blutig niedergeschlagen; es gab rund 5000 Tote.
1966 stürzte Ministerpräsident Hauptmann Michel Micombero (Tutsi) den erst kurz zuvor selbst durch einen Staatsstreich an die Macht gelangten König Ntare V. Ndizeye und schaffte die Monarchie ab. Micombero vereinigte die Posten von Staats- und Regierungschef in den nächsten zehn Jahren in seiner Person. In diese Zeit fallen viele Unruhen und Kämpfe zwischen Hutu und Tutsi, wovon die schwerwiegendsten sich 1972 bis 1973 ereigneten; vermutlich zwischen 150.000 und 200.000 Hutu fielen ihnen zum Opfer. Dabei verfolgte die Armee gezielt gut ausgebildete Hutu. Teilweise werden die Tötungsaktionen als „an Völkermord grenzend“ bezeichnet.
Viele Hutu flohen in Nachbarländer, vor allem nach Ruanda und Tansania, aber auch nach Zaire (heute DR Kongo). Sie gründeten dort politische Bewegungen, darunter TABARA, aus der 1980 die PALIPEHUTU hervorging. Diese interpretierte die politischen Konflikte in Burundi rein „ethnisch“ – als Repression gegen Hutu – und optierte für den bewaffneten Kampf. In den Flüchtlingslagern in West-Tansania wurde der bewaffnete Flügel von PALIPEHUTU ausgebildet. Im Laufe der Jahre hatten sich mehrere Parteien mit bewaffneten Flügeln gebildet (vor allem FRODEBU und PALIPEHUTU-FNL, später auch CNDD-FDD), die die Interessen der Hutu zu vertreten beanspruchten. Sie wurden nach und nach in die Verhandlungen einbezogen, soweit sie dazu bereit waren. Aufspaltungen innerhalb der Rebellengruppen erschwerten den Verhandlungsprozess.
Im Zuge eines Militärputsches gelangte 1976 zunächst Oberst Jean-Baptiste Bagaza (Tutsi), später durch einen neuerlichen Militärputsch 1987 Major Pierre Buyoya (Tutsi) an die Macht. Buyoya suchte anfangs den Ausgleich mit den Hutu. Im August 1988 kam es nach einem Mord an zwei Hutu erneut zu einem Hutu-Aufstand, der abermals zurückgeschlagen wurde und 24.000 bis 50.000 Tote forderte. Anschließend wurde eine Einheitsregierung gebildet, die je zur Hälfte aus Tutsi und Hutu bestand. Buyoya ließ 1993 erstmals Wahlen zu, die den Hutu Melchior Ndadaye mit der Partei FRODEBU ins Präsidentenamt brachten. Nach dessen Ermordung im gleichen Jahr, die wiederum von blutigen Ausschreitungen gegen Tutsi wie Hutu und Flucht von 300.000 Hutu begleitet war, trat sein Parteifreund Cyprien Ntaryamira (Hutu) die Präsidentschaft an. Im selben Jahr wurde die Hutu-dominierte Forces pour la Defense de la Democratie (FDD) gegründet.
Ntaryamira kam bereits 1994 bei einem Attentat auf das Flugzeug des ruandischen Präsidenten Juvénal Habyarimana ums Leben, der den Völkermord in Ruanda auslöste. Sein Nachfolger Sylvestre Ntibantunganya wurde 1996 durch den früheren Präsidenten Buyoya gestürzt. In der Folge kam es zu internationalem Druck auf das Land. Verhandlungen unter Leitung des Südafrikaners Nelson Mandela und des Tansaniers Julius Nyerere brachten im Jahr 2000 den Friedensvertrag von Arusha, der unter anderem den Rebellengruppen der Hutu den Zugang zur Armee öffneten. 2001 wurde eine Übergangsregierung gebildet, der anfangs Buyoya vorstand. Ein Teil der FDD unter Pierre Nkurunziza spaltete sich als CNDD-FDD ab und ging in die Opposition. Vereinbarungsgemäß löste der Hutu Domitien Ndayizeye (FRODEBU) 2003 Präsident Buyoya ab und regierte bis zu den Wahlen 2005.
2005 wurde Pierre Nkurunziza durch beide Parlamentskammern als Präsident gewählt. 2010 wurde er nach einer Wahlrechtsänderung direkt vom Volk gewählt. Laut Verfassung durfte er 2015 nicht erneut kandidieren, verwies aber darauf, dass seine erste Wahl durch das Parlament und nicht als Direktwahl erfolgt war. Ein Putschversuch am 13. Mai 2015 wurde durch die Armee zurückgeschlagen; erneut flohen rund 170.000 Menschen ins Ausland. Bei den nachfolgenden Parlaments- und Präsidentenwahlen im Juli, die von der Opposition boykottiert wurden, siegten Nkurunziza und seine Partei. Die Wahlen wurden von Beobachtern als nicht frei und nicht glaubwürdig bewertet.
Source: https://de.wikipedia.org/wiki/Burundi