Geschichte

Präkolumbische Zeit

Die ersten Einwanderer kamen etwa 20.000 bis 10.000 v. Chr. in das heutige Peru. Die ältesten bisher bekannten Monumentalbauten stammen aus der Zeit um 3200 v. Chr. Stufenförmige Pyramiden, Prozessionsstraßen und eingefasste Höfe fanden sich in Sechín Bajo im Casmatal, 370 Kilometer nördlich der Hauptstadt Lima. Die 1992 entdeckte Stätte wird seit 2003 von deutschen Archäologen untersucht. Als gesichert kann gelten, dass Mais, Erdnüsse, Maniok und Kürbisse angepflanzt und künstliche Bewässerungssysteme angelegt wurden.

In Grabungsschichten aus der Zeit um 1700 v. Chr. fanden sich zudem zahlreiche Ritzzeichnungen. Sie stellen Mischwesen aus Kaiman und Mensch dar. Da französische Archäologen im Osten Ecuadors Überreste einer Kultur fanden, die gleichfalls den Kaiman darstellte, und die auf 2450 v. Chr. datiert wurden, könnten kulturelle Einflüsse aus dem Dschungelgebiet die Kultur von Sechin inspiriert haben. In den Anden konnten jedenfalls keine Kaimane leben, daher liegt in jedem Fall der Verdacht nahe, dass diese Kultur aus den Niederungen am Ostrand der Anden stammte.

Die bis vor wenigen Jahren früheste bekannte Hochkultur war die der Chavín de Huántar, die zunächst auf die Zeit von 800 v. Chr. bis 300 v. Chr. datiert wurde. Neue Untersuchungen haben inzwischen eine Existenz bereits um 1200 v. Chr. nachgewiesen. Die Nazca-Kultur, heute vor allem durch die Nazca-Linien bekannt, entwickelte sich von ca. 200 v. Chr. bis rund 600 n. Chr. in der Gegend um Nazca. Um den Titicacasee lässt sich die Tiahuanaco-Kultur nachweisen, deren älteste Spuren aus der Zeit um 1500 v. Chr. stammen. An der Küste entstanden im Bewässerungsgebiet der Andenflüsse im ersten Jahrtausend n. Chr. differenzierte Kulturen wie die der Moche in der Region um Lambayeque. Vor dem Inkareich war Chan Chan als Hauptstadt der Chimú eine Großstadt mit entwickelter städtischer Kultur.

Das Reich der Inka entstand um 1200 und umspannte bis 1532 große Teile der heutigen Staaten Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Argentinien und Chile. Die auf den Hochebenen Perus gelegene Stadt Cusco war die Hauptstadt. Am 24. Juli 1911 entdeckte eine Expedition unter Leitung von Hiram Bingham in den Anden die Ruinenstadt Machu Picchu.

Spanische Eroberung im 16. Jahrhundert

Die Spanier eroberten ab 1532 dieses Land und gründeten für die spanische Krone das Vizekönigreich Peru, das auf seinem Höhepunkt vom heutigen Panama bis zum äußersten Süden des Kontinents reichte. Im 18. Jahrhundert wurde es aber durch die Ausgliederung der Vizekönigreiche Neugranada und La Plata verkleinert.

Repression gegen Indios im 18. Jahrhundert

Im Jahr 1780 entwickelte sich aus Protesten gegen aufgezwungene Arbeit und Warenkäufe (reparto) eine Aufstandsbewegung, deren Führung der Indigene José Gabriel Condorcanqui übernahm. Unter Berufung auf seine Abstammung vom letzten Inka-Herrscher nannte er sich Tupac Amaru II. Condorcanqui richtete sich mit der Bewegung eigentlich nicht gegen die herrschende spanische Krone und spanische Institutionen, sondern gegen Missbräuche der Aufsehenden. Er versuchte ein Bündnis der Indios und der in Peru geborenen Spanier zu schließen und betonte, dass sowohl Weiße, Mestizen, Indigene als auch Schwarze von der Unterdrückung berührt seien. Anfänglich wurde die Bewegung auch von städtischen Weißen und Priestern unterstützt, diese gingen zu den vergleichsweise radikalen Zielen jedoch schnell auf Distanz. Der Aufstand wurde niedergeworfen, Condorcanqui, seine Frau und seine engsten Mitstreiter wurden in Cusco öffentlich gefoltert und hingerichtet. Anschließend beraubten die Spanier die indigene Aristokratie ihrer letzten Privilegien und verboten den Gebrauch indigener Sprachen und Symbole. Die Befreiung von der Kolonialherrschaft konnte deshalb nur von den Weißen (Criollos) vorgenommen werden und kam von außen.

Unabhängigkeit im 19. Jahrhundert

Peru war das älteste der spanischen Besitztümer in Lateinamerika und viele seiner Bewohner fühlten sich nach wie vor ihrem Herkunftsland zugehörig. Allerdings war Ende des 18. Jahrhunderts von den Zugewanderten nur noch einer von acht spanischer Herkunft. Dass die Criollos nicht an der Verwaltung des Landes beteiligt wurden, empfanden diese als Herabsetzung. Spanien bestimmte dazu Abgesandte, die nicht aus ihren Reihen stammten. Auch hatten die Criollos in Madrid keine Stimme. Die politische Lage – in Spanien war ein liberales Regime an die Macht gekommen – schaffte eine Umbruchstimmung, eine Unabhängigkeitsbewegung bildete sich jedoch nicht. Erst eine Intervention durch Río de la Plata, dem heutigen Argentinien, sowie Chile führte zur Unabhängigkeit, da die beiden Staaten an einem unabhängigen Nachbarstaat interessiert waren. Río de la Plata war vor allem an den Hochebenen Boliviens interessiert, die damals noch zu Peru gehörten, während Chiles Interessen hauptsächlich ökonomische Gründe hatte. Der argentinische General San Martín landete 1820 mit einem gemischten chilenisch-argentinischen Heer in der Bucht von Paracas (Expedition von San Martín). Der Virrey, Repräsentant Spaniens, zog sich daraufhin nach Cusco zurück. San Martín versuchte das Machtvakuum auszunutzen und durch verschiedene Maßnahmen die Bedingungen für eine Unabhängigkeit zu verbessern. Er konnte nicht umhin, sich selbst zum Oberhaupt des neuen Staates zu ernennen, und ließ dann Wahlen zu einer Volksvertretung abhalten. Doch bekam er bei Simón Bolívar nicht die Unterstützung, die notwendig gewesen wäre, um die immer noch in Zentralperu (Hochebenen der Anden) verschanzten Truppen des Virrey auszuschalten. Als San Martín Peru verließ, sagte Simón Bolivar der neuen Volksvertretung eine Intervention zu. Ihm gelang es 1824 die spanientreuen Armeen zu schlagen, hatte allerdings keinen Rückhalt in der nachkolonialen Gesellschaft Perus. Erst in den kommenden Jahrzehnten gab es Fortschritte, so hinsichtlich der Integration der Indios, die 60 % der Bevölkerung ausmachte. Zudem wurde die Abschaffung der Sklaverei durchgesetzt.

Jahre des nachkolonialen Aufbaus

Durch die Unabhängigkeit wurden die dezentralen Kräfte gestärkt. In den einzelnen Regionen waren die Caziques die tatsächlichen Machthaber, sei es weil sie große Ländereien besaßen oder etwa ehemalige Generäle mit Einfluss in der Armee. Peru war innerlich zerrissen. Es kam zu einem Bürgerkrieg zwischen dem Norden, der protektionistisch gestimmt war und die Zustimmung Chiles hatte, sowie dem Süden, der eine bolivisch-peruanische Koalition zustandebrachte. Der Norden siegte schließlich und es folgten Jahre politischer Instabilität mit einem Dutzend Präsidenten und mehreren Verfassungen. Um das Jahr 1841 wurde der aus den Exkrementen der Seevögel der Küste gewonnene Guano als Dünger entdeckt und zuerst in England eingesetzt, dann nach ganz Europa exportiert. Der Guano wurde für viele Jahre das wichtigste Exportgut der peruanischen Wirtschaft. Die Einkünfte aus dessen Verkauf wurden dazu verwendet die Verwaltung des Landes zu modernisieren. Durch den Guano hatte der Staat auch eine Einnahmequelle, die ihn von der Binnenkonjunktur unabhängig machte, die Notwendigkeit des Erhebens von Abgaben zur Finanzierung staatlicher Ausgaben ging zurück. Die Caziques verloren an Einfluss und die Indios brauchten keine Kopfsteuer mehr zu bezahlen, die Sklaverei wurde abgeschafft. Die Wissenschaft wurde gefördert. Es kam zur Gründung der ersten Partei, der Partido Civil, welche den Bau von Eisenbahnstrecken als Voraussetzung für die Entwicklung anderer Wirtschaftszweige wie des Bergbaus ansah. Allerdings konnten dieses Vorhaben nur teilweise umgesetzt werden. Es wurden zwar Strecken gebaut, diese blieben jedoch untereinander ohne Verbindung.

Der Salpeterkrieg

Anlass für den 1879 ausgebrochenen Salpeterkrieg war, dass Bolivien entgegen vertraglicher Vereinbarungen die chilenischen und englischen Firmen, welche die Salpetervorkommen ausbeuteteten, besteuern wollte. Peru besaß ebenfalls mehrere Guano- und Minenunternehmen im umstrittenen Gebiet, Bolivien bot Peru im Falle eines Bündnisses wirtschaftliche Privilegien in Antofagasta an. Außerdem sah Peru seine politische und wirtschaftliche Vormachtstellung, die das Land aus Kolonialzeit als ehemaliges Vizekönigreich Spaniens übernommen hatte, durch Chile im Südpazifik gefährdet. 1874 wurde mit Bolivien ein Geheimpakt gegen Chile geschlossen. Diese Allianz konnte jedoch den Sieg Chiles nicht verhindern. Bolivien zog sich 1880 nach mehreren verlorenen Schlachten aus dem Krieg zurück und verzichtete vollständig auf seinen Anspruch auf die Region Antofagasta.

Chile war inzwischen nordwärts in die peruanische Region Tarapaca einmarschiert und bot Peru den Waffenstillstand und einen Friedensvertrag an. Peru weigerte sich jedoch, Tarapaca an Chile abzutreten. Chile startete in den folgenden Jahren einen Invasionskrieg und marschierte 1881 nach der Zerstörung des peruanischen Heeres in die Hauptstadt Lima ein. Die offizielle Regierung wurde aufgelöst und der chilenische General Patricio Lynch als Gouverneur des Landes eingesetzt. Jedoch waren einige peruanische Generäle wie Miguel Iglesias und Andrés Avelino Cáceres entkommen und versuchten, aus der östlichen und nördlichen Sierra einen organisierten Guerillakrieg zu führen, mit eher zweifelhaftem Erfolg. Caceres schaffte es im Juli 1883 noch, eine konventionelle Division von 1.500 Mann zu stellen, um einen letzten Befreiungsschlag anzustreben. Allerdings wurden die letzten Hoffnungen in der Schlacht von Huamachuco vom chilenischen Colonel Alejandro Gorostiaga zerstört; der Krieg war endgültig verloren.

Im Vertrag von Ancón im Oktober 1883 wurde das Ende des Krieges besiegelt, Tarapaca und Tacna wurden an Chile abgetreten (Tacna wurde 1929 zurückgegeben), und das chilenische Heer zog sich aus Peru zurück. Grund für die Niederlage war auch das Fehlen eines funktionsfähigen Staatsapparats in Peru. Der Krieg erhöhte die Auslandsverschuldung, die durch Verkauf von Rohstoffkonzessionen und Land an ausländische Banken und Konzerne abgebaut wurde.

Oligarchische Herrschaft und politische Erneuerung

Peru hatte an den Folgen des Krieges noch ungefähr 20 Jahre zu leiden. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Einnahmen des Staates durch Verbrauchssteuern wieder auf das Doppelte von dem, was am Ende des Krieges mit Chile eingenommen wurde, angewachsen. Die Wirtschaftsstruktur wandelte sich, es kamen neue Erzeugnisse hinzu, im Bergbau verdrängte Kupfer das Silber von der ersten Stelle. Im Export lagen nun landwirtschaftliche Erzeugnisse wie der Zucker, Kautschuk oder auch später die Baumwolle vorn. Herkunftsländer der wichtigsten Investoren waren die Vereinigten Staaten und England. Ursache des verlorengegangen Krieges war nicht nur die Desorganisation der Armee. Die indigene Mehrheit des Landes hatte an dieser Auseinandersetzung nicht wirklich teilgenommen. Peruanische Intellektuelle wiesen auf die Gefahr der Vernachlässigung dieser Bevölkerungsschicht hin und forderten dazu auf, das indianische Erbe zum Bestandteil einer peruanischen Identität zu machen, es entstand die Bewegung des Indigenismus. Das Wahlrecht schloss Analphabeten und Frauen von den Wahlen aus, sodass die Regierung nur von einem kleinen Anteil der Bevölkerung gewählt wurde. Auch hatten sich die politischen Organisationen vorher bereits auf einen Kandidaten geeinigt, sodass bereits vor der Abstimmung der Wahlsieger feststand. Mit der Wahl des Präsidenten Augusto B. Leguía (1919–1930) setzte sich dann erstmals ein Kandidat durch, der auch Angehörige der neuen Mittelschichten repräsentierte.

Leguía verlor im Verlauf der Wirtschaftskrise die Macht. Das neugeordnete Wahlrecht machte die Beteiligung an den Wahlen obligatorisch, sie räumte auch Minderheiten ein Recht auf Vertretung ein.

Es bildeten sich neue Oppositionsbewegungen, zum einen die 1924 von Víctor Raúl Haya de la Torre gegründete APRA. Diese organisierte ihre Anhänger auch außerhalb des politischen Bereichs in Berufsverbänden und Abendschulen und schuf mit ihren „Volkshäusern“ soziale Einrichtungen, womit es ihr gelang, ihre Organisation im ganzen Land zu verankern. Sie wollte Lateinamerikas Abhängigkeit von den USA durch Sozialreformen und Verstaatlichungen überwinden. De la Torre betrachtete als Vorstufe zum Sozialismus die Entwicklung einer eigenen Mittelklasse als unabdinglich.

Dies im Gegensatz zu José Carlos Mariátegui, der die Kommunistische Partei gründete. Er sah in der Geschichte Perus, in den indigenen Elementen der gemeinschaftlichen Wirtschaft, bereits Keime einer sozialistischen Gesellschaft. Mariátegui gab ab 1924 die Zeitschrift Amauta heraus, die als intellektuelles Forum für ganz Lateinamerika bedeutsam war.

In den Wahlen 1931 standen sich die apristische Partei und der Kandidat der Rechten, Sanchez Cerro, gegenüber. Selbst bei diesen Wahlen nahmen nur 392.363 Stimmberechtigte teil (bei einer Gesamtbevölkerung von ca. 6 Millionen). Dem Sieger Cerro wurde Wahlbetrug vorgeworfen. Es kam zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Nach einem Aufstandsversuch im Jahr 1932 ließ Präsident Cerro in der Nähe der Stadt Trujillo etwa 1000 Anhänger der APRA vom Militär erschießen. Militär und APRA standen sich seitdem in unversöhnlicher Feindschaft gegenüber. Cerro selbst fiel 1933 einem Attentat zu Opfer.

Es kam zu einer Regierung unter dem General Benavides, der bis 1939 an der Macht blieb. Er hatte eine deutschlandfreundliche Politik verfolgt, die sein Nachfolger Manuel Prado (1939–1945) nicht weiterführte. Peru unterstützte die Alliierten im Zweiten Weltkrieg mit Rohstofflieferungen. Der Kriegseintritt erfolgte erst am 12. Februar 1945, was aber doch zur Folge hatte, dass sich alle Deutschen für ein paar Monate nur noch in Lima aufhalten durften, darunter auch Maria Reiche, die Dresdner Kartografin der Nazca-Linien. Zuvor jedoch, im Jahr 1941, marschierte die peruanische Armee in den Süden von Ecuador ein und löste damit den Peruanisch-Ecuadorianischen Krieg aus. Das peruanische Militär brannte die Stadt Santa Rosa nieder, besetzte den wichtigen Bananenhafen Machala und bedrohte Guayaquil. Ecuador musste daraufhin 1942 im Vertrag von Rio de Janeiro die Hälfte seines verbliebenen Territoriums an Peru abgeben, zum großen Teil Gebiete vor allem im Osten und Südosten am Amazonas um Iquitos.

Der letzte Grenzkrieg mit Peru um das Gebiet der Cordillera del Condor am Río Cenepa, entzündete sich 1995 an Streitigkeiten um die Auslegung dieses Vertrages und wurde offiziell erst 1999 durch einen nunmehr als „endgültig“ bezeichneten Grenz- und Friedensvertrag beendet.

Auf dem Weg zu einem modernen Staat

Schon während der Jahre der Wirtschaftskrise gab es Anstrengungen, die Wirtschaft von den Exporten unabhängiger zu machen. Diese Politik wurde während des Zweiten Weltkriegs fortgesetzt. Die Importsteuern halfen mit, eine bescheidene Industrieproduktion aufzubauen. Aus Agrarerzeugnissen wurden Fertigprodukte wie etwa Textilien aus Baumwolle hergestellt. Schon unter Manuel Prado war eine Sozialgesetzgebung eingeführt worden.

1945 wurde der von der APRA unterstützte José Luis Bustamante y Rivero Präsident, der soziale Reformen und Hilfsprogramme für die städtischen Armen umsetzte. Die Politik einer staatlichen Intervention (Devisenkontrolle, Preisstopp) führte zu einer hohen Inflationsrate und einem Schwarzmarkt. Bustamante wurde nach einem apristischen (von Linksabweichlern der APRA) Rebellionsversuch 1948 von General Manuel Odría gestürzt. Dieser verbot die APRA und andere linke Organisationen, verfolgte im wirtschaftlichen Bereich aber ein Programm der importsubstituierenden Industrialisierung. 1956 kehrte der frühere Präsident Prado mit stillschweigender Duldung der APRA an die Macht zurück. In diesen Jahren entwickelte sich eine Fischereiindustrie, in der bald ebenso viel Beschäftigte tätig waren wie im Bergbau, der fest in der Hand der ausländischen Investoren war. Die Agrarindustrie im Norden an der Küste verlor an Bedeutung. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zog ein immer größerer Teil der Bevölkerung von den Bergen in die Städte. Eine Mittelschicht hatte sich entwickelt, die sich nicht mehr mit den revolutionären Doktrinen der APRA identifizierte. Sie strebte nach mehr Rechten und lehnte die autoritären Regimes, die an der Macht waren, ab. Sie fühlten sich durch die Acción Popular und ihren Führer Fernando Belaúnde Terry, der als Sieger aus den 1963 abgehaltenen Präsidentschaftswahlen hervorging, vertreten. Reformen auf dem Land schienen schon unter Prado notwendig, konnten aber nicht durchgesetzt werden. Die Agrarreform von Belaunde traf einen kleinen Teil der Großgrundbesitzer und umfasste nicht die Landgüter an der nördlichen Küste. Am Ende seiner Regierung stand die 1967 ausbrechende Wirtschaftskrise und in ihrer Folge die Devisenknappheit (der Sol musste drastisch abgewertet werden). Öffentliche Aufträge an die Industrie wurden ausgesetzt und die Arbeitslosigkeit stieg deutlich an.

Militärregierung ab 1968

Unzufriedenheit unter den jüngeren Militärs mit der Belaúnde-Regierung, vor allem über die Kontrolle des Erdöls durch eine nordamerikanische Gesellschaft, führte 1968 zu einem neuen Staatsstreich. Eine Militärjunta unter Juan Velasco Alvarado übernahm die Regierung.

Bisher hatte die sich aus den Großgrundbesitzern des Hochlands und der Küste rekrutierende peruanische Elite über Jahrhunderte das Land regiert. Durch die Agrarreform von 1969 unter General Juan Velasco Alvarado wurde ihr ihre Machtgrundlage entzogen.

Die Militärregierung versuchte durch Boden- und Wirtschaftsreformen ein gemischtwirtschaftliches System zu etablieren. Zur Nationalisierung der Erdölvorkommen wurde die noch heute existierende Gesellschaft Petroperú gegründet, ausländische Unternehmen wurden teilweise enteignet, aber entschädigt und bei Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den staatlichen Institutionen sogar zu Investitionen ermutigt. Der Aufbau einer Grundstoffindustrie wurde vom Staat in die Hand genommen. Der Arbeitsschutz wurde verbessert, mit einer Landreform die Eigentumsverhältnisse auf dem Land radikal verändert. Der enteignete Großgrundbesitz wurde in genossenschaftliches Eigentum überführt. Weil der Großgrundbesitz im Hochland aber oft den Dorfgemeinschaften geraubt worden war, wurden die Genossenschaften dort nicht akzeptiert, sondern als Fortsetzung des Landraubs aufgefasst.

Ziel der Militärs war ein Dritter Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Das Schulwesen wurde ausgebaut, die Medien wurden enteignet und in die Hand von Volksorganisationen gegeben. Das indigene Erbe wurde popularisiert, Ziel war die Entwicklung eines am Mestizentum orientierten gesellschaftlichen Bewusstseins. Quechua wurde zweite Amtssprache, damit war Peru ein Vorreiter in Südamerika. Außenpolitisch engagierte sich Peru in der Bewegung der Blockfreien, was zu Spannungen mit den USA führte.

General Velasco wurde 1975 durch General Francisco Morales Bermúdez gestürzt, der wieder einen konservativeren politischen Kurs einschlug.

Demokratisierung ab 1980

1980 übernahm in freien Wahlen der 1968 gestürzte Fernando Belaúnde Terry als Präsident erneut die Macht und übergab die verstaatlichten Unternehmen teilweise wieder in Privatbesitz. Ihm folgte 1985 Alan García.

In den 1980er Jahren begann die linksgerichtete Guerilla-Organisation Sendero Luminoso („Leuchtender Pfad“) unter der Führung des Philosophieprofessors Abimael Guzmán einen bewaffneten Kampf gegen die Regierung. Von Ayacucho ausgehend kontrollierte die Organisation zwischenzeitlich große Gebiete des Landes. Beide Seiten verübten im Zusammenhang mit der Bekämpfung des politischen Gegners Massaker an der Zivilbevölkerung. Die Aktivität der Sendero Luminoso dauerte bis in die 1990er Jahre. Die andere linke Guerilla des Landes, Movimiento Revolucionario Túpac Amaru, lehnte Gewalt gegen die Zivilbevölkerung ab.

Bei den Wahlen von 1990 standen sich die Rechte unter Führung des Schriftstellers Mario Vargas Llosa (FREDEMO), eine uneinigen Linke, die Regierungspartei APRA unter Alan García, der die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Landes angelastet wurden, und der unabhängige Kandidat Alberto Fujimori gegenüber. Fujimori hatte die von kleinen Unternehmern und Freiberuflern unterstützte Koalition Cambio 90 gebildet. Im zweiten Wahlgang trug der populistische Kandidat Fujimori einen deutlichen Sieg davon. Zuerst setzte Fujimori drastische wirtschaftliche Maßnahmen durch; hohe Preissteigerungen und eine vermehrte Arbeitslosigkeit waren die Folge. Ziel war eine Rückzahlung der Staatsschulden und damit die Reintegration Perus in die Weltwirtschaft.

Innenpolitisch begann unter Außerkraftsetzung der verfassungsmäßigen Rechte ein intensiver Kampf gegen die marxistische Guerilla. Auch politische Gegner Fujimoris, die keine Verbindung mit der Guerilla hatten, wurden in diesem Zusammenhang nicht geschont. Ein großer Erfolg war die Gefangennahme des Führers des Sendero Luminoso, Guzmán, der zu einem Waffenstillstand aufrief. Dies und die wirtschaftliche Erholung brachten Fujimori die Zustimmung breiter Volksschichten. Andererseits lastete auf seiner Regierung der Druck des Auslandes, das die Unterdrückung der demokratischen Opposition verurteilte und wirtschaftliche Sanktionen verhängte. Fujimori konnte dies nicht ignorieren und konnte nicht umhin, oppositionelle Gruppierungen zuzulassen. Schließlich fand sich die gesamte politische Opposition in Peru zur gemeinsamen Aktion zusammen. Ihr Führer war Alejandro Toledo, der im Jahre 2001 mit seiner Organisation Perú Posible an die Macht kam. Die Jahre der autokratischen Diktatur Fujimoris wurden in einem Gerichtsprozess aufgearbeitet und der frühere Präsident wegen Menschenrechtsverletzungen zu lebenslanger Haft verurteilt. Im Dezember 2017 wurde Fujimori allerdings von dem damaligen Staatspräsidenten Pablo Pedro Kuczynski begnadigt.

Source: https://de.wikipedia.org/wiki/Peru