Kultur / Religion
Die vietnamesische Kultur hat ihre Anfänge in der Dong-Son-Kultur vor etwa 3000 Jahren. Sie war anderen südostasiatischen Kulturen sehr ähnlich.
Die heutige vielfältige Kultur Vietnams ist eine Mischung aus originären lokalen Kulturen der Vietnamesen und anderer Völker des Landes, sowie chinesischen und westlichen Elementen.
Medien
Alle Medien Vietnams werden vom Staat und damit der Kommunistischen Partei Vietnams gesteuert, und nur Informationen, die von der Regierung genehmigt sind, dürfen veröffentlicht werden. Zeitungen, die sich diesen Regeln entzogen haben, sind wiederholt geschlossen worden; ebenso sind Dissidenten, die kritische Informationen über das Internet verbreitet haben, in Haft genommen worden.
In den Büchereien der Großstädten ist ausländische Literatur in verschiedenen Sprachen als Lehrmaterial erhältlich. Auch englischsprachige Printmedien werden in Vietnam angeboten. Dies sind zum einen Zeitschriften, die sich an Touristen richten und Reise- oder Unterhaltungsmöglichkeiten bewerben. Die meisten englischsprachigen Publikationen richten sich jedoch an Geschäftsleute und verkünden die neuesten Errungenschaften der Wirtschaftspolitik Vietnams. Ausländische Publikationen werden nicht zensiert, sind aber für die durchschnittlichen Vietnamesen sehr teuer. Man findet sie dort, wo sich Touristen konzentrieren. Alte Exemplare von ausländischen Zeitungen werden häufig von Straßenhändlern angeboten.
Das vietnamesische Radio und Fernsehen strahlt mehrere teils landesweite, teils regionale Programme aus. Im Fernsehen VTV 1 bis 7 gibt es am späteren Abend englische Kurznachrichten, der Rest des Programmes wird mit vietnamesischen Shows und ausländischen Filmen bestritten, die meist in der Originalsprache mit vietnamesischen Untertiteln gezeigt werden. Zudem sind ausländische Fernsehsender (z. B. ESPN, BBC, CNN, TV5 oder Deutsche Welle TV) mit entsprechenden digitalen Decodern empfangbar.
Es gibt einen vietnamesischen Kurzwellensender namens Voice of Vietnam, der seit der Augustrevolution existiert und während des Vietnamkrieges hauptsächlich Propaganda gegen die Vereinigten Staaten ausstrahlte. Heute werden halbstündige Programme auf Englisch, Französisch, Russisch, und seit dem 1. März 2006 auch in deutscher Sprache produziert, die auch in Europa gehört werden können.
Religion
Genaue Angaben über die Religionszugehörigkeit in Vietnam sind schwer zu machen. Die große Mehrheit der Vietnamesen bekennt sich zu keinem Glauben. Laut einer 2004 veröffentlichten Studie sind 81,5 % der Vietnamesen Atheisten. Schätzungen gehen von ca. 20 Millionen Buddhisten und 6 Millionen Katholiken aus. Weitere Konfessionen sind Cao Dai (2 Millionen Anhänger), Hoa Hao (1 Million), Protestantismus (500.000) und Islam (50.000). Im Religionsverständnis der Vietnamesen gibt es keine strikte Trennung verschiedener Konfessionen. Die Religiosität ist zumeist eine historisch gewachsene Mischung mit vielen Aspekten unterschiedlicher religiöser Ursprünge. Es ist für Vietnamesen nicht unüblich, regelmäßig buddhistische Pagoden zu besuchen und ihre Ahnen zu verehren.
Die Alltagsreligiosität – bzw. vielmehr die Lebensweise – ist im Allgemeinen am ehesten durch den Theravada- und/oder Mahayana-Buddhismus, den Taoismus, den Konfuzianismus, sowie animistische Vorstellungen und insbesondere auch einen Ahnenkult beeinflusst, ohne dass es dabei zu Dogmen kommt. Geisterglaube ist verbreitet. Rituelle Handlungselemente der unterschiedlichen Einflüsse können beim Einzelnen je nach Alltagssituation auftreten. In den ursprünglich konfuzianistisch geprägten Volksreligion Đạo Mẫu und Cao Đài gibt es auch heute noch Stadtschamanen (Dong), die vielfältige Rituale des Opfers und der Inspiration ausführen. Besonders beliebt bei allen Vietnamesen unabhängig von ihrer Konfession ist das Lên đồng-Ritual, bei dem die Schamanin die Geister in Trance um Gesundheit und Wohlstand für die Gastgeber des Rituals bittet. Dabei spielt das Kostüm eine wichtige Rolle: Es spiegelt die klassische Hoftracht der Vormoderne und wird dem Geist „angezogen“, um ihn in dieser Weise zu ehren. Der Geist tritt dann über das Medium mit den Anwesenden in Kontakt, um Opfergaben in Empfang zu nehmen und die Musik zu genießen.
Anders als in anderen asiatischen Staaten existiert in (Süd-)Vietnam seit 1963 auch eine zentrale Vereinigung von Ordensleuten und Laien aller buddhistischen Schulen, die „Kongregation der Vereinigten Vietnamesischen Buddhistischen Kirche“ (KVVBK).
Die Verfassung Vietnams sieht generell eine Religions-/Glaubensfreiheit vor. Da religiöse Institutionen aber immer auch eine gewisse Konkurrenz zum staatlichen Einfluss auf die Bevölkerung darstellen, wurden Religion und deren Institutionen zumindest in der Vergangenheit seitens der Kommunistischen Partei Vietnams mit Misstrauen behandelt.
Der katholische Glaube kam erstmals im 16. Jahrhundert mit französischen, spanischen und portugiesischen Missionaren ins Land. Er wurde unter Druck der französischen Kolonialherrschaft verbreitet. Nachdem der Katholizismus in den ersten Jahren der kommunistischen Herrschaft aktiv bekämpft wurde, bemüht sich die Regierung nun um ein besseres Verhältnis zum Heiligen Stuhl. Der Besuch von Ministerpräsident Nguyễn Tấn Dũng bei Papst Benedikt XVI. 2007 hat die Hoffnung auf eine weitere Öffnung hin zu einer größeren Religionsfreiheit gestärkt, aber die katholische Kirche wird weiterhin als „reaktionär“ angesehen.