Physische Geographie
Chile erstreckt sich auf dem südamerikanischen Kontinent über 4275 Kilometer in Nord-Süd-Richtung entlang der Anden und des Pazifischen Ozeans (zählt man den antarktischen Teil hinzu, circa 8000 Kilometer), ist aber durchschnittlich nur circa 180 Kilometer breit. Die engste Stelle im kontinentalen Chile (ohne Antarktis) beträgt 90 Kilometer, die breiteste Stelle etwa 440 Kilometer. Die Längenausdehnung Chiles entspricht auf Europa und Afrika übertragen in etwa der Entfernung zwischen der Mitte Dänemarks und der Sahara.
Aufgrund der langen Nord-Süd-Ausdehnung über mehr als 39 Breitengrade, aber auch der beträchtlichen Höhenunterschiede in West-Ost-Richtung weist Chile eine große Vielfalt an Klima- und Vegetationszonen auf.
Plattentektonische Situation
Chile liegt an der Grenze mehrerer Lithosphärenplatten: Unter die Südamerikanische Platte wird bis zum Golf von Penas die Nazca-Platte subduziert, südlich davon bis zur Magellanstrasse mit geringerer Geschwindigkeit die Antarktische Platte. Durch die Magellanstrasse verläuft in ost-westlicher Richtung die Grenze zwischen der Südamerikanischen und der Scotia-Platte.
Dies ist die Ursache des ausgeprägten Vulkanismus in Chile und der regelmäßig auftretenden, zum Teil massiven Erdbeben. Das erste dokumentierte Beben war das große Erdbeben von Concepción im Jahre 1570. Das Erdbeben von Valdivia 1960, dessen Tsunami im gesamten zirkumpazifischen Raum schwere Schäden verursachte, war das Beben mit der weltweit größten jemals aufgezeichneten Magnitude. Am 27. Februar 2010 erschütterte ein massives Erdbeben der Stärke 8,8 Mw auf der Momenten-Magnituden-Skala den Süden Chiles und zerstörte große Teile der chilenischen Infrastruktur. Auch Zentral-Chile war stark betroffen. In der Region VI und VII trafen nach etwa 20 Minuten hohe Tsunami-Wellen ein und zerstörten ganze Küstenstädte und Gebiete. Auch noch Wochen nach dem Erdbeben wurde das Land von vielen Nachbeben erschüttert. Insgesamt waren in Chile die Regionen III bis IX betroffen.
Reliefgeologie
Stark vereinfacht besteht Mittel- und Südchile aus zwei parallelen Gebirgszügen mit Nord-Süd-Verlauf: den Anden im Osten und dem niedrigeren Küstenbergzug (Küstenkordillere, Cordillera de la Costa) im Westen. Dazwischen liegt das Zentraltal (Valle Central oder Valle Longitudinal) mit dem Hauptteil der Bevölkerung, des Ackerlands und des Weinbaus. Die Höhe von Kordillere, Zentraltal und Anden nimmt im Mittel von Norden nach Süden ab, so dass das Zentraltal südlich der Stadt Puerto Montt, die etwa 1.000 Kilometer südlich von Santiago liegt, unter den Meeresspiegel abtaucht. Die Küstenkordillere, von der nur noch die Bergspitzen aus dem Wasser ragen, wird gleichzeitig zur Inselkette. In dieser Region lässt sich deswegen eine einzigartige Fjord- und Insellandschaft entdecken. Im Norden Chiles dagegen gibt es kein ausgeprägtes Zentraltal, das heißt, die Landschaft steigt von der Küste kommend zunächst steil an und bildet dann mit der Pampa del Tamarugal ein etwa 1000 bis 1500 Meter hohes Plateau bis zum Fuße der Anden.
Die chilenischen Anden, die nur an wenigen Stellen die 2000-Meter-Höhenlinie unterschreiten, unterteilen sich hinsichtlich ihrer geologisch-tektonischen Struktur von Nord nach Süd in vier größere Blöcke.
- Im Großen Norden (Norte Grande) des Landes zieht sich eine etwa 1000 Kilometer lange Kette rezenter Stratovulkane von der Grenze zu Peru (etwa am 17. südlichen Breitengrad) bis zum höchsten Berg des Landes, dem ruhenden Vulkan Ojos del Salado (6893 m), der südlich des 27. Breitengrades in etwa auf der Höhe der Stadt Copiapó liegt.
- Im Kleinen Norden (Norte Chico) zwischen dem 27. und 33. Breitengrad, der etwas nördlich der Hauptstadt Santiago de Chile verläuft, befindet sich die durchschnittlich 5000 m hohe Hochkordillere, die frei von jungem Vulkanismus ist.
- Von Santiago de Chile über den gesamten Kleinen Süden (Sur Chico) bis etwas südlich der Stadt Puerto Montt (42. Breitengrad) setzt mit dem 6550 m hohen Vulkan Tupungato erneut eine langgestreckte Vulkankette ein, die aber nach Süden schnell an Höhe verliert.
- Im Großen Süden (Sur Grande), der bis zur Insel Feuerland reicht, gibt es nur noch wenige isolierte Vulkane, und die Höhe von 3000 Metern wird nur noch selten überschritten. Hier dominiert der glaziale Formenschatz mit Gletscherseen, Karen und Fjorden das Landschaftsbild. Das Gebirge Cordillera Darwin bildet den letzten großen Gebirgszug vor dem Ende Südamerikas.
Der Übergangsbereich zwischen Küstenkordillere und den Anden lässt sich in zwei Bereiche untergliedern: die Pampa del Tamarugal im Norden und das Valle Longitudinal im zentralen und südlichen Bereich. Beide sind ausgeprägte Graben-Systeme. Die Pampa del Tamarugal erstreckt sich direkt entlang der nördlichen Vulkankette, während das etwas tiefer gelegene Valle Longitudinal der südlichen Vulkankette folgt und bei Puerto Montt (41° 30′ S) ins Meer abtaucht.
Die Küstenkordillere erstreckt sich mit einer kurzen Unterbrechung südlich der Insel Chiloé über die gesamte Westseite des Landes. Sie steigt im Norden des Landes zwischen Arica und Chañaral (26. Breitengrad) als Steilküste unmittelbar auf 1000 m ü. M. (stellenweise über 2000 m) an. Da die wenigen Flüsse in diesem Raum aufgrund des extrem ariden Klimas nicht die Kraft zum Durchbruch haben, wird sie hier nur von wenigen Tälern durchschnitten. Die Talsysteme häufen sich erst südwärts von Chañaral. Das Küstengebirge flacht nach Süden hin ab und erreicht im Kleinen Süden schließlich nur noch an wenigen Stellen Höhen über 1000 m. Die Küstenkordillere setzt sich ab dem 44. Breitengrad (Chonos-Archipel) als Inselkette fort.
Berge
Die chilenischen Anden bilden einen der höchsten Gebirgszüge der Welt und weisen eine Vielzahl von Gipfeln über 6000 m auf. Unter ihnen befindet sich der höchste Berg Chiles, der Ojos del Salado (6893 m), welcher zugleich der höchste Vulkan der Welt ist.
Im Folgenden sind die bekanntesten Berge Chiles aufgelistet (vom Norden nach Süden):
- Volcán Parinacota, 6342 m, XV. Region (Región de Arica y Parinacota)
- Volcán Licancábur, 5916 m, II. Region (Región de Antofagasta)
- Volcán Llullaillaco, 6739 m, II. Region (Región de Antofagasta)
- Nevado Ojos del Salado, 6893 m, III. Region (Región de Atacama)
- Cerro Tupungato, 6550 m, Hauptstadt-Region (Región Metropolitana)
- Vulkan Puyehue, 2236 m, XIV. Region (Región de los Ríos)
- Descabezado Grande, 3830 m, VII. Region (Región del Maule)
- Volcán Villarrica, 2840 m, IX. Region (Región de la Araucanía)
- Volcán Osorno, 2652 m, X. Region (Región de los Lagos)
- Volcán Cerro Hudson, 1905 m, XI. Region (Región de Aisén)
- Cerro Paine Grande, 2800 m, XII. Region (Región de Magallanes y de la Antártica Chilena)
Flüsse und Seen
Aufgrund der besonderen Struktur des Landes gibt es in Chile keine längeren Flüsse. Der mit 443 Kilometern längste ist der Río Loa im Norden inmitten der Atacamawüste. Die Flüsse, die dauerhaft Wasser führen, werden meist aus der Schnee- und Eisschmelze der Anden genährt. Gemäß den zunehmenden Niederschlägen nimmt nach Süden hin das mitgeführte Wasservolumen zu. Die Flüsse werden für die Bewässerung in der Landwirtschaft, zur Energiegewinnung und zu kleineren Teilen auch für den Tourismus genutzt. Einige Flüsse von Nord nach Süd sind folgende:
- Río Lluta, 167 km, XV. Region (Región de Arica y Parinacota)
- Río Lauca, 160 km, XV. Region (Región de Arica y Parinacota)
- Río Loa, 443 km, II. Region (Región de Antofagasta)
- Río Copiapó, 162 km, III. Region (Región de Atacama)
- Río Elqui, 170 km, IV. Region (Región de Coquimbo)
- Río Choapa, 160 km, IV. Region (Región de Coquimbo)
- Río Aconcagua, 142 km, V. Region (Región de Valparaíso)
- Río Mapocho, 120 km, Hauptstadt-Region (Región Metropolitana)
- Río Maipo, 250 km, Hauptstadt-Region und V. Region (Región Metropolitana, Región de Valparaíso)
- Río Cachapoal, 172 km, VI. Region (Región O’Higgins)
- Río Maule, schiffbar, 240 km, VII. Region (Región Maule)
- Río Biobío, 380 km, VIII. Region (Región del Biobío)
- Río Imperial, schiffbar, 52 km, IX. Region (Región de la Araucanía)
- Río Valdivia, schiffbar, 15 km, XIV. Region (Región de Los Ríos)
Zu den chilenischen Seen zählen im Norden die Salzseen, deren größter und bekanntester der Salar de Atacama (3000 Quadratkilometer) ist. Ganz im Norden liegt der 21,5 Quadratkilometer große Lago Chungará auf rund 4500 Meter Höhe, einer der höchstgelegenen Seen der Welt.
Die großen und landschaftlich schönsten Seen Chiles erstrecken sich südöstlich der Stadt Temuco bis nach Puerto Montt in folgender Reihenfolge:
- Lago Colico, 56 km², IX. Region (Región de la Araucanía)
- Lago Caburga, 51 km², IX. Region (Región de la Araucanía)
- Lago Villarrica, 176 km², IX. Region (Región de la Araucanía)
- Lago Calafquén, 120 km², IX. Region (Región de la Araucanía) und X. Region (Región de los Lagos)
- Lago Panguipulli, 116 km², X. Region (Región de los Lagos)
- Lago Riñihue, 77 km², X. Region (Región de los Lagos)
- Lago Ranco, 401 km², X. Region (Región de los Lagos)
- Lago Puyehue, 156 km², X. Region (Región de los Lagos)
- Lago Rupanco, 223 km², X. Region (Región de los Lagos)
- Lago Llanquihue, 860 km², X. Region (Región de los Lagos)
- Lago General Carrera, 970 km², XI. Region (Región de Aisén), der westliche Teil des argentinischen Lago Buenos Aires
Viele Seen sind schiffbar.
Naturräumliche und klimatische Gliederung
Chile liegt auf der Südhalbkugel, weshalb die Jahreszeiten um ein halbes Jahr im Vergleich zur Nordhalbkugel verschoben sind. Das Land lässt sich klimatisch in drei Zonen einteilen: Nord-, Mittel- und Südchile.
Nordchile (genannt „großer Norden“) besitzt viele Berge, die über 6000 m hoch sind. Zwischen der Küste und der westlichen Anden-Hauptkette erstreckt sich die Atacamawüste. Diese Wüste ist eines der trockensten Gebiete der Erde; oft fällt jahrelang kein Regen. Die Wüste war in der Vergangenheit für ihre großen Salpetervorkommen bekannt, während dort heute vor allem Kupfer gefördert wird. Die größte und wichtigste Stadt dieser Region ist die Hafenstadt Antofagasta (310.000 Einwohner).
In Mittelchile herrscht ein dem Mittelmeerraum vergleichbares Klima. Diese Region ist sehr fruchtbar und dicht besiedelt. Hier befindet sich die Hauptstadt Santiago de Chile mit rund 5,5 Millionen Einwohnern. Daneben sind Valparaíso (Seehafen und Parlamentssitz, 280.000 Einwohner), Viña del Mar (beliebter Urlaubsort, 320.000 Einwohner) und Concepción (Zentrum der Landwirtschaft und Industrie, 216.000 Einwohner) von Bedeutung. Der Raum nördlich von Santiago wird „kleiner Norden“, der südlich von Santiago „kleiner Süden“ genannt.
Das sehr dünn besiedelte Südchile (genannt „großer Süden“) ist eine äußerst niederschlagsreiche Region. Die Küste ist durch eine Vielzahl vorgelagerter Inseln stark zerklüftet. Südlich des Festlands befindet sich die Insel Feuerland, die sich Chile mit dem Nachbarland Argentinien teilt. Auf der Feuerland vorgelagerten Insel Isla Hornos befindet sich Kap Hoorn, der südlichste Punkt Chiles und Südamerikas.
- Besonderheiten des Klimas
Insgesamt wird das Klima Chiles stark durch den Humboldt-Meeresstrom entlang der Küste beeinflusst. Dieser fließt von Süden nach Norden und transportiert kaltes Meerwasser aus der Antarktis. Während zum Vergleich Nordeuropa vom warmen Golfstrom profitiert, liegen die Wassertemperaturen in Chile bei analogem Breitengrad (Nord-/Südkoordinate) deutlich niedriger. In Punta Arenas (Südchile) – das etwa gleich weit vom Äquator entfernt liegt wie Hamburg – beträgt die mittlere Tagestemperatur im Sommer 12 Grad Celsius.
Eine Besonderheit des chilenischen Klimas ist der El-Niño-Effekt, auch Südliche Oszillation genannt. Dieses Klimaphänomen betrifft zwar hauptsächlich Länder wie Peru oder Indonesien, aber auch in Chile ist es etwa alle sieben Jahre wirksam und führt hier zu vermehrten Niederschlägen im Vergleich zu Normaljahren.
Flora und Fauna
Flora
Aufgrund der riesigen Ausdehnung von über 4.000 Kilometern Länge gibt es in Chile sehr viele Vegetationszonen. Im Bereich der Atacamawüste wächst wenig. Bewuchs gibt es nur in Küstennähe oder im Bereich der Anden. Hier wachsen sehr viele verschiedene Kakteenarten, Sukkulenten und Zwergsträucher. Allerdings kommt es im Zusammenhang mit dem Klimaphänomen El Niño regelmäßig zum Phänomen der blühenden Atacamawüste, bei dem nach Regenfällen in der Wüste große Wüstenflächen nur für wenige Tage von Millionen von Blumen überzogen werden.
Südlich der Wüste folgt die Steppe mit trockenem Grasland und in den Anden wächst die steinharte Yareta (Azorella yareta), auch „Andenpolster“ genannt. In den trockenen Gebieten wächst der „Boldo-Strauch“ (Peumus boldus). An den Küstengebirgen und in den Anden gibt es Nebelwälder („hydrophile Wälder“), wo zum Beispiel ein Baumfarn (spanisch Helecho arborescente) wächst.
Die Weinanbaugebiete beginnen im Bereich des Flusses Río Elqui, außerhalb des Flusstals gibt es dagegen nur Dornensträucher und Kakteen.
In Zentralchile wächst die Honigpalme (Jubaea chilensis). Die Araukarie (Araucaria araucana) ist der heilige Baum der Mapuche, ihre großen Samen dienten ihnen zur Ernährung. In Chile gibt es auch zahlreiche große Eukalyptus-Plantagen.
In Südchile gibt es große Wälder, die dem gemäßigten Regenwald zugeordnet werden. Sie setzen sich vorwiegend aus Zypressen, Kiefern und Lärchen zusammen, ebenso sind Antarktische Scheinbuchen (Nothofagus antarctica) und Pappeln weit verbreitet.
In der XI. Region (Aisén) gibt es Wälder mit beispielsweise folgenden Baumarten: Lenga-Südbuche (Nothofagus pumilio), Coihue-Südbuche (Nothofagus dombeyi), Luma apiculata, Aextoxicon punctatum (der unter anderem in Chile Olivillo heißt), Embothrium coccineum, Chilenische Scheinulme (Eucryphia cordifolia), Kerzenbaum (Maytenus boaria).
Die „Nationalblume“ Chiles ist die rote Chilenische Wachsglocke (Lapageria rosea), sie heißt in Chile Copihue und ist eine Kletterpflanze.
Patagonien besteht aus weiten Steppen und Halbwüsten, an der Südwestküste findet sich die sogenannte Magellan-Tundra. Große Teile der Region Aisén und der Region Magallanes sind bereits vergletschert, so dass hier keine Vegetation mehr anzutreffen ist.
Feuerland ist von großen Mooren durchzogen. Hier halten sich nur noch wenige Baumarten, wie die Lenga-Südbuche, die Magellan-Südbuche (Nothofagus betuloides) oder die Coihue-Südbuche (Nothofagus dombeyi).
Fauna
In den Steppengebieten sind Guanakos, die zur Familie der Kamele gehören, weit verbreitet. In den Andenregionen leben Vikunjas und der Huemul, der als Nationaltier Chiles zusammen mit dem Andenkondor im Staatswappen dargestellt ist.
Der Chinchilla, ein Nagetier, sowie der Puma leben ebenfalls in gebirgigen Steppenlandschaften. Die Wälder bieten Platz für Hirsche, Chilenische Waldkatzen, Füchse und für Kolibris.
Der Humboldt-Pinguin, Pelikane und Mähnenrobben leben selbst an den kalten Küsten Nordchiles, Mähnenrobben und Magellan-Pinguine im eisreichen Süden.
Über fast den ganzen Bereich Chiles ist der majestätische Andenkondor verbreitet, einer der größten Vögel der Welt. Die großen Salzseen beherbergen tausende Flamingos.
Im kargen Süden Feuerlands leben Eulen, Magellan-Füchse und Darwin-Nandus. Sehr häufig anzutreffen sind Strauchratten (Degus), kleine, ausschließlich in Chile heimische und vom Aussehen her rattenähnliche Nagetiere aus der Familie der Trugratten, die mit drei Arten fast das ganze Land bewohnen. Sie leben in Erdhöhlen in Kolonien und nehmen im Ökosystem die Nische ein, die in Deutschland die Wildkaninchen innehaben.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung
Das staatliche chilenische Statistikamt INE schätzt, dass das Land in der Mitte des Jahres 2015 18.006.407 Einwohner hatte. Davon waren 8.911.940 Männer und 9.094.467 Frauen. Die Bevölkerungszählung von 2002 hatte noch 15.116.435 Einwohner (7.447.695 Männer und 7.668.740 Frauen) ergeben.
Die Bevölkerung hat sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts verfünffacht. Bei der Volkszählung des Jahres 1895 wurden 2.695.625 Einwohner ermittelt. Die Einwohnerzahl stieg auf 5.023.539 bei der Zählung 1940 und 13.348.401 im Jahr 1992. Seitdem hat sich das Bevölkerungswachstum verlangsamt, von 1,24 % pro Jahr zwischen 1992 und 2002 auf 0,99 % zwischen 2002 und 2012.
Das Bevölkerungswachstum ist nicht zuletzt auf die stark gestiegene Lebenserwartung zurückzuführen. Im Jahr 2013 hatten die Chilenen die höchste Lebenserwartung aller Südamerikaner. Sie lag im Zeitraum von 2010 bis 2015 bei 78,9 Jahren: 76,2 für Männer und 81,3 für Frauen. Die Lebenserwartung war damit vergleichbar mit der in den USA. 2009 lag die Geburtenrate bei 15,0 ‰ und die Sterberate bei 5,4 ‰, was ein natürliches Bevölkerungswachstum von 0,96 % ergibt. Die Kindersterblichkeit lag bei 7,9 ‰. Diese Entwicklungen führen zu einer Alterung der Gesellschaft, so dass im Jahr 2020 die Mehrheit der Bevölkerung über 35 Jahre alt sein wird, während momentan die Unter-35-Jährigen die Mehrheit stellen. Für 2025 wird die für den Demografischen Übergang charakteristische Tropfenform der Bevölkerungspyramide erwartet.
Bevölkerungsverteilung
Der Großteil der Bevölkerung lebt in den Regionen V bis X. Am dichtesten besiedelt ist der Großraum Región Metropolitana de Santiago, wo etwa die Hälfte der chilenischen Einwohner lebt. Die Stadt selbst hat etwa 5,5 Millionen Einwohner; sie beherbergt also in etwa ein Drittel aller Einwohner Chiles. Nördlich und vor allem südlich davon erstrecken sich landwirtschaftlich genutzte und dicht besiedelte Gebiete in der Ebene zwischen den Hauptketten der Anden. Nur 100 Kilometer westlich von Santiago liegt der Großraum um die Hafenstadt Valparaíso mit etwa einer Million Einwohnern.
Nach Norden und Süden verringert sich die Bevölkerungsdichte immer stärker. Die Atacamawüste im äußersten Norden und die rauen, stürmischen Gebiete im Süden sind aufgrund der ungünstigen klimatischen Bedingungen nur sehr dünn besiedelt.
Migration
Die Migrationsrate Chiles lag im Jahr 2012 bei 0,35 Migranten je 1.000 Einwohner und Jahr und war damit eine der niedrigsten in ganz Lateinamerika.
Im Jahre 1848 begann die deutsche Kolonisierung, die von der chilenischen Regierung gefördert wurde, um den Süden des Landes zu bevölkern. Die Einwanderung aus deutschen Staaten (Deutschland, deutscher Sprachraum) beeinflusste die Kultur eines großen Gebietes in Südchile, besonders in den Provinzen Valdivia, Osorno und Llanquihue. Einwanderer aus anderen europäischen und nahöstlichen Staaten kamen im 19. und 20. Jahrhundert vor allem in Valparaíso und im äußersten Norden und Süden an. Darunter befanden sich Österreicher, Briten und Iren, Kroaten, Spanier, Franzosen, Griechen, Italiener, Niederländer, Polen, Russen, Schweizer, Juden und Palästinenser. Im Jahre 1953 gründete Präsident Carlos Ibáñez del Campo die Einwanderungsbehörde Departamento de Inmigración und ließ Regeln über die Einwanderung aufstellen.
In den letzten Jahrzehnten hat die Einwanderung aus den benachbarten Staaten stark an Bedeutung gewonnen. Zwischen 2004 und 2010 stieg sie um 50 % auf geschätzt 365 459 Personen. Die Volkszählung des Jahres 2012 ergab, dass 339 536 im Ausland geborene Menschen in Chile wohnhaft waren. Sie stammten vor allem aus Peru (103 624), Argentinien (57 019), Kolumbien (27 411), Bolivien (25 151) und Ecuador (16 357).
Obwohl die Auswanderung aus Chile im vergangenen Jahrzehnt zurückgegangen ist, lebten im Jahr 2005 487.174 Chilenen außerhalb Chiles. Dies entspricht 3,01 % der Bevölkerung des gleichen Jahres (16 165 316 Menschen). Die meisten ausgewanderten Chilenen leben heute in Argentinien (43,33 %), des Weiteren 16,58 % in den USA, 5,61 % in Schweden, 5,21 % in Kanada und 4,80 % in Australien.
Die interne Migration von den ländlichen Gebieten in die Großstädte hat sich in den letzten Jahrzehnten verstärkt. So wurden etwa 80 % der Bevölkerung der mittleren und südlichen Regionen Chiles in der Region selbst geboren. In Biobío erreicht dieser Wert mit 86,11 % den Höchststand. Nur 71 % der Bewohner der Hauptstadtregion wurden auch in der Region geboren und gar nur 55 % der Region Magallanes y Antártica Chilena stammen von dort.
Urbanisierung und wichtige Städte
Die Bevölkerung Chiles ist im internationalen Vergleich sehr ungleich verteilt. Die Volkszählung des Jahres 2002 ergab, dass 13.090.113 Chilenen, oder 86,59 % der Gesamtbevölkerung, in Städten leben. Die Regionen in klimatisch extremen Zonen weisen den höchsten Urbanisierungsgrad auf — 97,68 % der Bevölkerung der Region Antofagasta, 94,06 % von Tarapacá und 92,6 % von Magallanes y Antártica Chilena leben in Städten. Auch die Industriestandorte in Mittelchile sind stark urbanisiert — 96,93 % der Menschen in der Hauptstadtregion und 91,56 % in der Region Valparaíso sind Stadtbewohner. Die 2 026 322 Menschen oder 13,41 % der Gesamtbevölkerung, die auf dem Land leben, arbeiten größtenteils in Landwirtschaft und Viehzucht. Sie konzentrieren sich auf Mittel- und Südchile; 33,59 % der Bevölkerung von Maule, 32,33 % von La Araucanía und 31,56 % von Los Lagos leben auf dem Land.
In den 1920er Jahren begann eine starke Abwanderung von Landbewohnern, die auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen in die Städte zogen. Die Städte wuchsen dadurch schnell und bildeten große Ballungsräume. Der Großraum Santiago ist der größte derartige Ballungsraum. Im Jahr 2002 wohnten hier 5 428 590 Menschen oder mehr als ein Drittel aller Bewohner von Chile, während er 1907 383 587 und 1920 noch 549 292 Einwohner hatte, was 16 % der Bevölkerung Chiles entsprach. Das Städtewachstum führte auch dazu, dass vormals ländliche Gebiete Teile der Städte wurden, wie Puente Alto oder Maipú, die heute zu den bevölkerungsreichsten Gemeinden Chiles zählen. Im Januar 2015 nahm Santiago hinter São Paulo, Ciudad de México, Buenos Aires, Rio de Janeiro, Lima und Bogotá den siebenten Rang unter den lateinamerikanischen Städten mit den größten Bevölkerungszahlen ein; weltweit rangiert es auf 54. Stelle.
Analog zur Hauptstadt sind auch Valparaíso und Viña del Mar von starkem Bevölkerungswachstum betroffen gewesen. Sie sind dadurch mit Concón, Quilpué und Villa Alemana zum Großraum Gran Valparaíso zusammengewachsen. Auch Concepción, Talcahuano, Hualpén, Chiguayante, San Pedro de la Paz, Penco, Coronel, Lota, Hualqui und Tomé bilden ein Ballungsgebiet namens Gran Concepción. Beide Ballungsräume hatten im Jahr 2002 mehr als 660 000 Einwohner.
Weitere wichtige Städte und Ballungsräume sind die Agglomeration La Serena-Coquimbo (296 253 Einwohner im Jahre 2002), Antofagasta (285 255), Temuco-Padre Las Casas (260 878), Rancagua (236 363), Iquique-Alto Hospicio (214 586), Talca (191 154), Arica (175 441), Chillán-Chillán Viejo (165 528), Puerto Montt (153 118), Los Ángeles (138 856), Calama (136 600), Copiapó (134 531), Osorno (132 245), Quillota (128 874), Valdivia (127 750), Punta Arenas (116 005), San Antonio (106 101) und Curicó (104 124). Die Mehrzahl dieser Städte liegt entlang der Pazifikküste oder im Zentraltal in der Mitte Chiles zwischen Santiago und Puerto Montt.
Ethnische Zusammensetzung
Die chilenische Bevölkerung ist durch einen hohen Grad an Homogenität gekennzeichnet. Die Chilenen mit europäischen Vorfahren und Mestizen bilden rund 88,92 Prozent der Bevölkerung. 11,08 Prozent werden durch die indigene Bevölkerung gebildet. Davon sind 82 Prozent Mapuche, 6 Prozent Aymara, 2,5 Prozent Diaguita und 0,5 Prozent Rapanui. Chile hat bisher die Convention 169 der ILO welche die Rechte indigener Völker schützt nicht unterzeichnet .
Das Volk der Mapuche lebt überwiegend in der Region zwischen den Flüssen Bío-Bío und Toltén und besitzt dort einen Bevölkerungsanteil von 23 Prozent. Die Mapuche, früher zusammen mit anderen Völkern der Region auch unter der (von den Mapuche selbst abgelehnten) Sammelbezeichnung Araukaner bekannt, lassen sich in Picunche, Pewenche und Huilliche unterteilen. Ihre Sprache, das Mapudungun, wird seit wenigen Jahren als Ergänzungsfach in der Schule gelehrt und für eine tägliche Nachrichtensendung im lokalen Fernsehen auf Canal 13 Temuco verwendet. Trotz dieser Errungenschaften bleibt die traditionelle Lebensweise der Mapuche durch den Verlust ihres Landes und die liberale Wirtschaftsordnung gefährdet. Mapuche müssen oft in die Großstädte abwandern, um bezahlte Arbeit zu suchen.
Im nördlichen Teil Chiles leben kleinere Gruppen von Quechua, Aymara, Chango, Atacameño, Diaguita und Kolla. Im Süden Chiles lebten bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts auch kleine Gruppen von Selk’nam, Kawéskar, Yámana, Caucahue sowie Tehuelche, deren Nachfahren in der heutigen Mehrheitsbevölkerung aufgegangen sind oder sich heute als Mapuche verstehen. Von den rund 5.000 Einwohners der Osterinsel sind ca. 40 Prozent, also etwa 2.000 Menschen, Polynesier (Rapanui).
Während der Kolonialzeit wurde Chile durch spanische Einwanderer besiedelt, die großteils aus den kastilischen Regionen Spaniens kamen. Im 19. Jahrhundert wanderten besonders viele englische und irische sowie deutsche Siedler nach Chile ein. Nennenswerte Einwandererkontingente kamen außerdem aus Frankreich, Italien, Kroatien und in jüngerer Zeit aus Palästina bzw. dem Nahen Osten. Die ersten Deutschen trafen 1843 ein und siedelten sich später vor allem im Gebiet um den Llanquihue-See und in Valdivia, Osorno sowie Puerto Montt an. Im Jahr 1913 nannte das Handbuch des Deutschtums im Ausland 30.000 in Chile lebende „Auslandsdeutsche“; 1916 betrug die Zahl der im Lande ansässigen Deutschchilenen und Chiledeutschen einer Zählung des Deutsch-Chilenischen Bunds zufolge etwa 25.500. Zuletzt gab es während und nach dem Zweiten Weltkrieg eine Zuwanderungswelle aus dem deutschsprachigen Raum. Noch heute wird die deutsche Sprache von bis zu 35.000 Einwohnern verwendet, deren Zahl allerdings stetig abnimmt.
Die Einfuhr schwarzer Sklaven nach Chile war zu allen Zeiten sehr gering. Die Mehrheit von ihnen konzentrierte sich auf die Städte Santiago de Chile, Quillota und Valparaíso. Im Laufe der Jahrhunderte vermischten sich die Schwarzen mit den Weißen und Mestizen, so dass heute das afrikanische Element in Chile fast völlig verschwunden ist. Eine Ausnahme bildet die Stadt Arica in der Provinz Tarapacá. Arica wurde 1570 gegründet und gehörte bis 1883 zu Peru. Die Stadt zählte zu den peruanischen Einfuhrzentren für afrikanische Sklaven. Von hier aus wurde auch ein großer Teil der bolivianischen Handelsgüter auf europäische Schiffe verladen. Arica lag mitten in der Wüste und bildete – dank der hervorragenden Anbaumöglichkeiten für Zuckerrohr und Baumwolle im Azapatal – eine Oase. Erdbeben, Piratenüberfälle und der Ausbruch von Malariaepidemien führten dazu, dass viele Weiße die Stadt verließen. So entwickelte sich mit der Zeit eine mehr oder weniger isolierte afro-chilenische Enklave. Chile erklärte sich 1811 als erster Staat in Südamerika gegen die Sklaverei und schaffte sie 1823 endgültig ab.
In den vergangenen Jahrzehnten suchten vermehrt Arbeiter aus Peru und Bolivien in Chile ihr Glück. In den 1980er Jahren gewann hierdurch bedingt die peruanischen Küche einen gewissen Einfluss in Chile. 2007 beschloss die Regierung eine Amnestie für diejenigen Ausländer, meistens aus Peru, die ohne Aufenthaltserlaubnis im Land arbeiteten. Die Wirtschaftskrise in Argentinien zwang seit der Jahrtausendwende vermehrt auch Argentinier zur Arbeitssuche im Nachbarland. Eine kleine Gruppe von Einwanderern kommt aus Asien, vor allem aus Korea, und lebt im Großraum Santiago.
Sprache
Die bekannteste indigene Sprache ist das Mapudungun, die in Südchile gesprochene Sprache der Mapuche (ca. 250.000 Sprecher); daneben sind in Nordchile Aymara (ca. 20.000 Sprecher) und auf der Osterinsel Rapanui (ca. 1.000 Sprecher) verbreitet. Insgesamt werden in Chile neun verschiedene Sprachen und Idiome benutzt, darunter mindestens vier aussterbende Sprachen, für die nur noch einige wenige Sprecher bekannt sind. So wird für die Sprache der Yámana im Jahr 2013 noch ein einziger, 85-jähriger Sprecher genannt. Das in Peru und Bolivien verbreitete Quechua wird nur in den (früher peruanischen bzw. bolivianischen) chilenischen Nordprovinzen von einer nennenswerten Sprecherzahl verwendet. Vor allem in den südchilenischen Regionen IX und X leben zahlreiche Deutschchilenen, die teilweise noch Deutsch sprechen, sodass Deutsch die drittverbreitetste Sprache des Landes nach Spanisch und Mapudungun ist (genannt werden ca. 35.000 Sprecher).
Die Amtssprache und bei weitem überwiegende Alltagssprache Chiles ist Spanisch (in Chile Castellano genannt), wobei das in Chile gesprochene Spanische verschiedene Eigentümlichkeiten aufweist, welche Vokabular und Aussprache, die charakteristische Sprechmelodie und einzelne grammatikalische Besonderheiten betreffen. Zahlreiche in Chile verwendete Ausdrücke wurden aus einheimischen Sprachen (größtenteils dem Quechua und Aymara, nur selten aus dem Mapudungun) oder aus den Sprachen der Einwanderer übernommen (zum Beispiel cachar – von engl. to catch – oder kuchen). Von 1844 bis 1927 galt in Chile die an den Vorschlägen von Andrés Bello orientierte, von den Regelungen der Real Academia Española stark abweichende „amerikanische“ spanische Rechtschreibung.
In Chile herrscht wie in Lateinamerika generell der Seseo. Wie überall im lateinamerikanischen Spanischen fehlt auch eine grammatikalische zweite Person im Plural völlig; auch das dazugehörige Pronomen vosotros/-as („ihr“ als Plural-Anrede) ist unbekannt und die Anrede einer Mehrzahl von Personen erfolgt ausschließlich mit den Verbformen der dritten Person und dem Anredepronomen ustedes. Auch im Singular wird die Anrede standardsprachlich in der dritten Person mit der Höflichkeitsform Usted gewählt. Die vertraute Anrede mit tú („Du“) ist auf den Kreis engster Freunde, Lebenspartner und gleichaltriger oder jüngerer Angehöriger beschränkt. Umgangssprachlich ist ein unvollständiger Voseo gebräuchlich, bei dem zur Anrede des Gegenübers in der zweiten Person Singular spezifische chilenische Voseo-Verbformen (zum Beispiel: „estái“ statt estás, „querís“ statt quieres, „venís“ statt vienes, „vai“ statt vas) eingesetzt werden, deren Bildungsweise an die Formen der zweiten Person Plural nach kontinentalspanischem Standard (estáis, queréis, venís, vais) erinnert. In deutlichem Kontrast zum Nachbarland Argentinien wird das entsprechende Personalpronomen Vos („Ihr“ als Singular-Anrede) in Chile jedoch gemieden und zumeist als vulgär oder despektierlich empfunden.
Religion
Das Land galt lange als sehr katholisch geprägt, auch wenn Staat und Kirche seit 1925 offiziell getrennt sind. Der kirchliche Einfluss auf das gesellschaftliche Leben, das Rechtswesen (besonders das Familienrecht) und die Kultur- und Medienwelt ist noch immer recht stark. So gehörte bis 2010 der zweitgrößte Privatsender des Landes, Canal 13, allein der römisch-katholischen Kirche. Jedoch sind eheliche und uneheliche Kinder seit 1998 rechtlich gleichbehandelt, das chilenische Eherecht sieht seit November 2004 eine Möglichkeit der Scheidung vor und 2015 wurde für gleich- und verschiedengeschlechtliche Paare die eingetragene Partnerschaft (acuerdo de unión civil) eingeführt. Abtreibungen sind seit 1990 verboten; eine Lockerung des absoluten Abtreibungsverbots in bestimmten medizinisch und ethisch indizierten Fällen wurde aber seit Jahren kontrovers diskutiert und 2017 verwirklicht.
Rund 70 Prozent der Bevölkerung (7.853.000 Befragte) rechneten sich bei der Volkszählung 2002 zur römisch-katholischen Kirche, die die zahlenmäßig stärkste Religionsgemeinschaft des Landes bildet. Die kirchliche Verwaltungsstruktur besteht aus fünf Kirchenprovinzen mit 26 Bistümern und 920 Pfarreien. Im Oktober 1999 wurde ein Gesetz zur Gleichstellung der Religionsgemeinschaften verabschiedet, das allerdings die Privilegien der römisch-katholischen Kirche unangetastet ließ und nur den Status der anderen Kirchen und Glaubensgemeinschaften verbesserte. Rund 15 Prozent der Chilenen gehörten 2002 protestantischen Glaubensgemeinschaften an; durch den weit verbreiteten pfingstlerischen Einfluss ist der Anteil der evangelischen Einwohner wie in ganz Lateinamerika vor allem in den letzten Jahrzehnten angestiegen (er lag in Chile 1930 bei 1,5 Prozent, 1992 bereits bei rund 13 Prozent). An weiteren Weltanschauungen wurden 8,3 Prozent Agnostiker und Atheisten genannt und 4,4 Prozent „Andere“, wozu auch die indigenen Religionen zählen (etwa die Religion der Mapuche). Kleinere Glaubensrichtungen bilden die Zeugen Jehovas (1,06 Prozent), Mormonen (0,92 Prozent), Juden (0,13 Prozent) und andere.
Neuere Befragungen ergaben, dass Chile zusammen mit Uruguay das am stärksten säkularisierte Land in Lateinamerika ist. Demnach entfielen auf die katholische Kirche 2013 noch 57 Prozent, auf die evangelischen Kirchen (hauptsächlich Evangelikale) 13 Prozent, während Religionsfreie seit 2011 mit 25 Prozent zu Buche schlagen. Auffällig ist der um 2010 abrupt einsetzende Rückgang der praktizierten Religiosität in Chile: Nur noch 27 Prozent der gläubigen Chilenen bezeichneten sich 2013 als praktizierend (2010: 41 %; 2011: 38 %), das ist das niedrigste Ergebnis in ganz Lateinamerika. Zugleich gehört Chile zu den lateinamerikanischen Ländern, in denen evangelikale Gruppierungen aktuell ein vergleichsweise geringes Wachstum verzeichnen. Obwohl der Untersuchungszeitraum der Studie bereits 2013 endete, halten die Autoren einen Vertrauenszuwachs der katholischen Kirche infolge des Amtsantritts von Papst Franziskus in allen Ländern einschließlich Chiles für erkennbar, ohne jedoch dessen Nachhaltigkeit einschätzen zu können. Die Anfang 2018 veröffentlichte Folgeuntersuchung desselben Instituts belegt eine ungebrochene Fortsetzung des Rückgangs auch nach 2013: Demnach bezeichnen sich heute nur noch 45 Prozent der Chilenen als Katholiken, sodass Chile nach Uruguay als zweites lateinamerikanisches Land keine mehrheitlich katholische Bevölkerung mehr besitzt. Bei der amtlichen Volkszählung 2017 bezeichneten sich allerdings noch 59 Prozent der Chilenen als katholisch.
Source: https://de.wikipedia.org/wiki/Chile