Kultur

Die bolivianische Kultur reflektiert die Vielfalt der 35 Ethnien des Landes, die unter den unterschiedlichsten klimatischen und wirtschaftlichen Bedingungen leben und entsprechend unterschiedliche Mythen, Riten, Textilien, Rhythmen und Tänze entwickelt haben.

Bildung

Im Dezember 2008 erklärte Präsident Morales nach einer dreijährigen Alphabetisierungskampagne, in der etwa 820.000 Menschen lesen und schreiben lernten, das Land für analphabetenfrei, da nunmehr 97 % der Bevölkerung lesen und schreiben könnten. Im Jahr 2001 hatte der Anteil der Analphabeten noch 14 % betragen.

Medien

Bei der Rangliste der Pressefreiheit 2017, welche von Reporter ohne Grenzen herausgegeben wird, belegte Bolivien Platz 107 von 180 Ländern.

In Bolivien garantiert die Verfassung die Pressefreiheit. Da die meisten Medienunternehmen des Landes eher dem liberal-konservativen Spektrum zugeordnet werden können, stehen sie tendenziell in Opposition zur Regierung Morales. Deshalb kommt es gelegentlich zum verbalen Schlagabtausch zwischen Regierungsvertretern und Medien, sodass kritischer Journalismus in sensiblen Bereichen etwas zurückgedrängt wurde. Insgesamt verfügt Bolivien aber weiterhin über eine lebendige Medienlandschaft. In jeder größeren Stadt gibt es mehrere Tageszeitungen und eine Reihe von Lokalrundfunkstationen. Einige Zeitungen und Fernsehsender haben auch überregionalen Anspruch, darunter die Blätter La Razón, Página Siete, Los Tiempos, Opinión und El Deber sowie die Sender ATB, Unitel und PAT. Charakteristisch ist der rege Einsatz von Reportern, die Vertreter von öffentlichen Institutionen, Parteien, Verbänden usw. zeitnah zu aktuellen Themen befragen. Zeitungen verfügen auch meist über einen mehrseitigen Meinungsteil mit kritischen Stellungnahmen. Der Vertrieb erfolgt überwiegend über Straßenverkäufer, da der Zeitschriftenhandel und das Abonnement nur gering entwickelt sind.

Sehr beliebt bei der Bevölkerung sind informative Journale im Fernsehen, die täglich zur Mittagszeit oder am Abend umfangreich über das Lokalgeschehen berichten. Eine ähnliche Funktion übernehmen auch häufig Radiosender. Staatsmedien spielen eher eine untergeordnete Rolle. Neben dem Internetportal abi.bo sind hier der Fernsehsender Bolivia TV und die Zeitung Cambio zu nennen. Diese Medien berichten vorwiegend über die Regierungsarbeit und informieren über soziale Programme, bemühen sich aber beispielsweise auch, die Integration der Regionen und Volksgruppen zu fördern, indem die Vielfalt des Landes und die Traditionen positiv dargestellt werden. Außerdem werden lokale Radiosender in diversen Landessprachen betrieben.

Der Schwerpunkt der Musikauswahl der meisten bolivianischen Radiosender ist häufig lokal ausgerichtet. US-amerikanische oder gar europäische Musik wird von der breiten Bevölkerung nur in geringem Maße gehört. Auch Salsa spielt nur eine untergeordnete Rolle. Vielmehr sind es zum einen die lateinamerikanischen Klassiker zwischen Mexiko und Argentinien und zum anderen aktuelle Latin-Pop-Musik oder die in den jeweiligen Regionen bevorzugten Rhythmen, die am meisten gespielt und gehört werden. Folklore hat ihren festen Platz bei großen Bevölkerungsschichten.

Auf Partys und in Discos wird hingegen regelmäßig ein vielfältigeres Spektrum gespielt. Eurodance, Modern Talking und Michael Jackson gehören hier beispielsweise immer wieder dazu.

Als bedeutendster Filmregisseur Boliviens gilt Jorge Sanjinés. Bekannte neuere Filme sind u. a. Primavera von Joaquín Tapia Guerra und das Politdrama Forgotten von Carlos Bolado (beide 2014; Primavera wurde 2015 auf der Berlinale gezeigt).

Sport

Spitzensport

Fußball ist die beliebteste Sportart Boliviens, wobei die bolivianische Nationalmannschaft traditionell zu den schwächeren Fußballmannschaften Südamerikas gehört. Bolivien hat bisher an drei Fußballweltmeisterschaftsendrunden teilgenommen, schied aber jeweils in der Vorrunde aus – zuletzt 1994. Bei den Weltmeisterschaften 2010 und 2014 schied das Team bereits in den jeweiligen Qualifikationsrunden aus. Die bisher größten Erfolge der Nationalmannschaft waren der Sieg bei der Copa América 1963 im eigenen Land, der zweite Platz 1997 ebenfalls im eigenen Land und ein 6:1 gegen Argentinien am 1. April 2009 in der Qualifikation für die WM 2010.

Der erste Fußballverein wurde 1886 in Oruro mit dem Klub Oruro Royal gegründet. Die stärksten Vereine sind derzeit:

  • Club San José und Oruro Royal aus Oruro
  • Club Bolívar und The Strongest aus La Paz
  • Club Jorge Wilstermann und Club Aurora aus Cochabamba
  • Club Blooming und Oriente Petrolero aus Santa Cruz

Stärkste Spieler sind gegenwärtig die Stürmer José Alfredo Castillo vom brasilianischen Verein Atlético Mineiro, Marcelo Moreno von Grêmio Porto Alegre und Juan Carlos Arce von Club Bolívar. In Europa spielen Ronald Garcia (Aris Saloniki) sowie Juan Manuel Peña (D.C. United).

In den USA wurde der bolivianische Spieler Marco Etcheverry zur Jahrhundertmannschaft der Major League Soccer (MLS) einberufen, und der Stürmer Jaime Moreno von D.C. United wurde 2006 Torschützenkönig der MLS.

Für Aufsehen gesorgt hat auch die Fußballakademie von „Tahuichi“. Im Jahr 1978 gegründet, gelang den Spielern der Akademie der Sieg bei der U-16-Südamerikameisterschaft 1986, viele Akteure nahmen dann auch bei der WM 1994 teil. Bolivien zählte damals zu den besten Mannschaften Südamerikas, einige Spieler wie Erwin Sánchez schafften den Sprung nach Europa oder in die USA. Diese Spielergeneration ist aber seit der Qualifikation zur WM 2006 nicht mehr aktiv.

Seit 1995 gibt es auch eine bolivianische Fußballnationalmannschaft der Frauen.

Neben Fußball ist auch Racquetball sehr beliebt. Die bolivianischen Nationalmannschaften der Männer und der Frauen gehören mittlerweile zu den besten der Welt. Bei der Weltmeisterschaft im Jahr 2008 gelang es der männlichen Auswahl, den vierten Platz zu belegen, während die Frauen den zweiten Platz belegten. Seit den 1990er-Jahren sind die Mannschaften unter den besten zehn platziert.

Andere beliebte Sportarten sind Alpinismus, Automobilsport, Basketball, Volleyball, Mountainbiken und Straßenradsport (Bolivienrundfahrt).

Bolivien hat bisher 14-mal an den Olympischen Sommerspielen teilgenommen, zuletzt in Rio de Janeiro mit zwölf Athleten, konnte bisher aber noch keine Medaille gewinnen. An den Winterspielen nahm Bolivien bisher fünfmal teil, zuletzt 1992, aber bisher ohne Erfolg.

Breitensport

Die Regierung Morales hat die allgemeine Förderung des Sports zu einer Priorität gemacht. So wurden in den letzten Jahren im ganzen Land hunderte Sportplätze gebaut, darunter unter anderem kleine Basketball- und Futsal-Felder, überdachte Plätze, große Kunstrasenplätze und Sporthallen mit Zuschauerrängen. Selbst abgelegene kleinere Orte und Außenbezirke der Städte verfügen daher heute in der Regel über ein solches Angebot. Häufig werden auch Trainingsleiter vom Staat bezahlt, welche die Kinder der Anwohner kostenlos betreuen. Entsprechend spielt auch in der Schule der Sport eine große Rolle. Schulmannschaften in diversen Ballsportarten, der Leichtathletik und anderen Disziplinen treten regelmäßig in regionalen oder auch landesweiten Turnieren gegeneinander an. Daneben wurden für Individualsportler zum Teil auch Trimm-Dich-Pfade und Radwege angelegt, wobei diese Angebote noch relativ selten sind.

Source: https://de.wikipedia.org/wiki/Bolivien