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Bevölkerung

Die Bevölkerung Indonesiens ist in den letzten Jahrzehnten rasant angewachsen. Sie stieg von 69 Millionen im Jahr 1950 auf fast 260 Millionen im Jahr 2016. Das Wachstum hat sich inzwischen verlangsamt, dennoch wächst die Bevölkerung jährlich um 3 Millionen. Bis Mitte des Jahrhunderts wird Indonesien voraussichtlich mehr als 300 Millionen Einwohner haben. Die Geburtenrate pro Frau betrug 2015 noch 2,5 Kinder und sank seit 1950 kontinuierlich. Die Lebenserwartung bei der Geburt lag im Zeitraum von 2010 bis 2015 bei 68,6 Jahren (Männer: 66,6 Jahre, Frauen 70,7 Jahre). Das Medianalter betrug 2016 29,2 Jahre.

Entwicklung der Bevölkerung seit 1950

Quelle: UN World Population Prospects

Bevölkerungsdichte

Die Bevölkerungsdichte ist auf den indonesischen Inseln sehr unterschiedlich. Auch zwischen den Regionen einzelner Inseln gibt es starke Unterschiede. Während in den Provinzen Papua, Maluku und Nordmolukken im Durchschnitt maximal 30 Personen auf einem Quadratkilometer leben, liegt die Bevölkerungsdichte auf dem indonesischen Teil Borneos zwischen 10 und 100 Einwohnern/km² und auf Sumatra zwischen 30 und 300 Einwohnern/km². Auf Java ist sie mit über 1.000 Einwohnern/km² am höchsten (Vergleich: Stadtstaat Hamburg: 2.395/km²). Dort befinden sich auch die am stärksten besiedelten Provinzen Jakarta und Yogyakarta.

Java besitzt aufgrund des fruchtbaren Bodens und der Hauptstadt eine sehr hohe Bevölkerungsdichte, was zu einem großen Fortschrittsgefälle zwischen den Inselgruppen geführt hat. Die Regierung siedelt deshalb im Rahmen des Transmigrations-, des Transmigrasi-Projektes seit 1969 Familien aus Java auf dünner besiedelte Inseln um, was wiederum zu vielen Konflikten und Problemen geführt hat.

Volksgruppen

Laut der indonesischen Volkszählung von 2001 leben in Indonesien insgesamt fast 360 verschiedene Völker, von denen die meisten malaiischer Herkunft sind. Erst gegen Ende der niederländischen Kolonialzeit wurde die Bezeichnung Indonesier gegenüber der bis dahin üblichen eigenen Stammesbezeichnung bevorzugt. Allerdings gibt es starke regionale Autonomie- und Sezessionsbestrebungen. Vor diesem Hintergrund sahen sich alle nationalen Regierungen mit der Herausforderung konfrontiert, aus der ethnischen Vielfalt eine gemeinsame Nation zu schmieden. Nation-building war und ist deshalb ein Leitmotiv indonesischer Politik.

Die einzelnen Völker verteilen sich wie folgt: Javaner (41,7 %), Sundanesen (15,4 %), Malaien (3,4 %), Maduresen (3,3 %), Batak (3,0 %), Minangkabau (2,7 %), Betawi (2,5 %), Bugis (2,5 %), Bantenesen (2,1 %), Banjaresen (1,7 %), Balinesen (1,5 %), Sasak (1,3 %), Makassaresen (1,0 %), Cirebon (0,9 %), Chinesen (0,9 %), Gorontalo (0,8 %), Achinesen (0,4 %) (wobei aufgrund des Krieges nur etwa die Hälfte der Bevölkerung des Bundesstaates Aceh erfasst wurde), Torajas (0,4 %)

Malaiische Völker

Den größten Bevölkerungsanteil stellen mit einem Anteil von rund zwei Dritteln die Jungmalaien, zu denen die Javaner, Sundanesen und Maduresen gehören. Etwa 5 % der Bevölkerung sind Altmalaien, darunter die Dayak auf Borneo, die Batak auf Sumatra und die Toraja auf Sulawesi.

Malaiische Völker stellen in Sumatra, Java, Sulawesi, Bali und durch Einwanderung mittlerweile auch auf Borneo die Mehrheit. Dagegen leben im Osten vorwiegend Völker, die aus Vermischung von malaiischen Einwanderern und der ursprünglichen melanesischen Bevölkerung hervorgegangen sind. In Westneuguinea besteht die ursprüngliche Bevölkerung ausschließlich aus Melanesiern (Papua), deren Anteil aber durch malaiische Zuwanderung auf etwa die Hälfte der Bevölkerung gesunken ist.

Dazu kommen noch z. B. die Achinesen, Torajas, Bajau, Bauzi, Lampung, Tengger, Osing, Badui, Minangkabau, Gorontalo und viele andere Gruppen, die aber meist weniger als ein Prozent an der Gesamtbevölkerung stellen und Gruppen gemischter ethnischer Herkunft, wie etwa die auf Sumba lebenden Wewewa, die zur Hälfte malaiischer und melanesischer Herkunft sind. Außerdem leben noch vereinzelt polynesische Völker in dem Inselstaat.

Minderheiten sind die nur noch in Rückzugsgebieten anzutreffenden Restgruppen von Völkern, die schon vor Ankunft der Malaien auf den Inseln lebten, darunter Kubu, Lubu, Ulu und Sakai.

Als zahlenmäßig größte Ethnie sind die Javaner in Indonesien die politisch dominierende Gruppe. Durch das umstrittene Programm Transmigrasi wurde versucht, das Problem der Bevölkerungskonzentration auf der Insel Java (ca. 1000 Einwohner pro km²) zu lösen, was vor allem auf Borneo und Sulawesi zu blutigen Zusammenstößen mit der heimischen Bevölkerung führte.

Chinesische Minderheit

In Indonesien leben insgesamt 7,89 Millionen Überseechinesen, die meisten davon auf der Hauptinsel Java. Doch auch auf Sumatra und Borneo sind Chinesen heimisch. Die meisten Chinesen kamen in das Land, als Indonesien noch eine niederländische Kolonie war.

Nach der Erlangung der Unabhängigkeit Indonesiens 1949 wurden viele Chinesen außer Landes gedrängt. Die Regierung verbannte Chinesen ohne indonesische Staatsbürgerschaft aus kleinen Orten und beraubte Zehntausende ihrer Lebensgrundlage. Präsident Sukarno wollte damit den Pribumi (den einheimischen Indonesiern) die Kontrolle über den Handel in den Dörfern verschaffen. Nach der Machtergreifung Suhartos und dem Massaker in Indonesien 1965–1966 an mutmaßlichen Kommunisten (auch die Chinesen wurden beschuldigt, Kommunisten zu sein), verkündete Suharto einen Präsidialerlass über „Die Politik zur Lösung des chinesischen Problems“ und einen weiteren zu Religion, Glauben und chinesischen Gebräuchen.

Chinesischsprachige Schulen wurden geschlossen, Kulturvereinigungen wurden aufgelöst, der Verkauf chinesischsprachiger Bücher und Zeitschriften, sogar die Verwendung chinesischer Schriftzeichen in Kalendern, bei Firmenzeichen oder an Geschäften wurde verboten. Eine einzige staatlich kontrollierte chinesischsprachige Tageszeitung wurde erlaubt. Die Indonesierung chinesischer Namen wurde massiv vorangetrieben. Merkmale kultureller Identität wie zum Beispiel die Feier des chinesischen Neujahrsfestes wurden verboten bzw. in private Haushalte verbannt. Die Ausweise vieler ethnischer Chinesen unterscheiden sich anhand eines speziellen Codes von denen der Pribumi. Im Februar 1998 räumte sogar ein Vertreter des indonesischen Verteidigungsministeriums ein, ethnische Chinesen sähen sich Schwierigkeiten ausgesetzt, wenn sie als Beamte oder beim Militär Karriere machen wollten, und würden zudem beim Zutritt zu staatlichen Universitäten benachteiligt.

Die Überarbeitung der diskriminierenden Gesetze wurde am 16. September 1998 von dem damaligen Präsidenten Bacharuddin Jusuf Habibie in einem Erlass angeordnet.

Religion

Mit ungefähr 200 Millionen Muslimen stellt Indonesien den Staat mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt dar. Der Islam ist jedoch nicht Staatsreligion. Allerdings müssen sich alle Bürger des Inselstaates zu einer von fünf anerkannten Weltreligionen bekennen. Dies wird durch die Staatsideologie Pancasila fest vorgeschrieben. Die Bürger können demnach nur den Lehren von Islam, Christentum (katholisch und evangelisch), Buddhismus, Konfuzianismus oder Hinduismus folgen. Dies stellt eine erhebliche Einschränkung der Religionsfreiheit dar. Manche Volksgruppen geben daher eine dieser offiziellen Religionen an, praktizieren jedoch tatsächlich weiterhin ihren traditionellen Glauben.

88 % der Indonesier sind Muslime (etwa 200 Millionen). Dabei hängen die meisten der sunnitischen Richtung an. In Indonesien leben nur etwa 100.000 Schiiten. Viele Indonesier praktizieren eine synkretistische Form des Islam. Anhänger dieser Form wurden vom Ethnologen (Kultur- und Sozial-Anthropologen) Clifford Geertz als Abangan bezeichnet, im Gegensatz zu den Santri, die sich am dogmatischen Islam orientieren.

23 Millionen Indonesier, also 9 % der Bevölkerung, sind Christen (etwa 6 % evangelisch und 3 % Mitglieder der römisch-katholischen Kirche in Indonesien). Das Christentum gelangte bereits vereinzelt im 15. Jahrhundert zu den Inseln. Viele bis dahin nichtislamisierte Völker, wie etwa die Torajas in Süd-Sulawesi oder die Batak in Nord-Sumatra, wurden erst im 19. und 20. Jahrhundert zum Christentum missioniert. Bei der Missionierung der Batak spielten deutsche Missionare eine entscheidende Rolle. Die Bewohner des heutigen Ost-Nusa Tenggara sowie die der Molukken (Gewürzinseln) konvertierten bereits im 16. und 17. Jahrhundert (damals portugiesisch besetzte Gebiete). In einigen Gebieten Indonesiens sind Christen in der Mehrheit, was sich jedoch aufgrund der Transmigrasi und der unterschiedlichen Geburtenraten zu ändern begonnen hat. Katholisch ist vor allem der Osten Indonesiens (Flores, Westtimor) geprägt. Abgesehen davon leben viele Christen auch in den Großstädten Javas und Sumatras. Zusammenstöße zwischen Moslems und Christen haben seit 1999 mehr als 10.000 Menschen das Leben gekostet. In Westneuguinea hält die Welle der Gewalt gegen die animistisch-christliche Papua-Bevölkerung bis heute an.

1,8 % der Bevölkerung sind Hindus (besonders auf Bali und auf Lombok verbreitet) und 1 % Buddhisten (meist Angehörige der chinesischen Minderheit). Zudem gibt es eine sehr kleine jüdische Minderheit.

Ahnenkult und Geisterglaube der traditionellen ethnischen Religionen haben nach wie vor einen großen Stellenwert bei vielen Indonesiern, insbesondere bei den indigenen Gruppen.

Soziale Strukturen

Über 27 % der insgesamt 241 Millionen Indonesier leben in Armut, wobei es starke regionale Unterschiede gibt. Während in Java, der Hauptinsel des Landes, etwa 23 % in Armut leben, gibt es manche Provinzen, besonders im Osten, in denen der Anteil der armen Bevölkerung bei 44 % liegt.

Besonders in Großstädten wie Jakarta gibt es ausgedehnte Slums. Auf Java gibt es etwa 1,7 Millionen Straßenkinder.

Menschenrechte

Obwohl die Justiz zuvor nur selten Menschenrechtsverletzungen verfolgte, ratifizierte Indonesien 2005 den Internationalen Pakt über Bürgerliche und Politische Rechte sowie den Internationalen Pakt über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte. In den Jahren 2006 und 2007 wurden verschiedene Regelungen des Strafgesetzbuches für verfassungswidrig erklärt, die davor der Verfolgung Oppositioneller dienten. Laut Amnesty International geschehen jedoch weiterhin schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen: Mindestens 117 Personen waren im Jahr 2008 als gewaltlose politische Gefangene inhaftiert. In Indonesien wird für verschiedene Verbrechen die Todesstrafe verhängt und seit Mai 2004 vermehrt angewandt.

Seit dem Rücktritt von Präsident Suharto im Jahre 1998 wurden viele Beschränkungen der Meinungsfreiheit für Parteien, Gewerkschaften und die übrige Zivilgesellschaft aufgehoben. Dennoch sind weiterhin Flaggen, die die Unabhängigkeit einzelner Regionen Indonesiens symbolisieren, verboten. 2006 stufte das Verfassungsgericht drei Artikel des Strafgesetzbuches als verfassungswidrig ein, die die „Beleidigung des Präsidenten“ unter Strafe stellten. Die Artikel waren zur Einschränkung der Meinungsfreiheit herangezogen worden. Im Juli 2007 wurden zwei weitere Artikel für verfassungswidrig erklärt, die ebenfalls bei kritischen Äußerungen über Regierungsinstitutionen zur Verfolgung führten und laut Amnesty International zur Verfolgung von Oppositionellen missbraucht worden waren.

Während die Menschen in Indonesien überwiegend einem moderaten Islam anhängen, gilt in der Provinz Aceh seit 2001 die Scharia. Als Teil eines Friedensabkommens mit der Zentralregierung zur Beendigung der Separatistenkämpfe in der Provinz erhielt Aceh 2005 einen halbautonomen Status. Dort geht die Polizei massiv gegen als „unislamisch“ deklarierte Verhaltensweisen vor: Wer Kleidervorschriften missachtet, wird bestraft. Anderes abweichendes Verhalten im Alltag kann mit zur Abschreckung inszenierten „Umerziehungsmaßnahmen“ geahndet werden, wie im Dezember 2011 eine Gruppe Punks erfahren musste. Im Juni 2012 wurde ein bekennender 30 jähriger Atheist zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Kultur

Die Nationalhymne Indonesia Raya wurde von Wage Rudolf Soepratman komponiert. Das klassische indonesische Orchester heißt gamelan. Das javanische Wort für jede Art dramatischer Inszenierung mit Puppen oder menschlichen Darstellern ist wayang. Am bekanntesten ist das Schattenspiel wayang kulit. Ein Spiel mit rundplastischen Stabpuppen ist wayang golek und flache Holzpuppen heißen wayang klitik. Das sehr alte Bildrollendrama wayang beber ist nahezu verschwunden.

Die indonesische Kultur (Musik, Literatur, Malerei) wurde im 9. und 10. Jahrhundert zuerst vom Buddhismus, und ab dem 13. Jahrhundert zunehmend vom Hinduismus geprägt. Eine weitere hochentwickelte Kunst ist die Batik, die in Indonesien seit Jahrhunderten beheimatet ist. In aufwendiger Technik werden reiche Muster mit Blumen und Vogelmotiven, Spiralen und phantasievoller Struktur entwickelt. Heute ist die Batik ein Exportprodukt Indonesiens.

Reis ist ein Grundnahrungsmittel, das bis zu dreimal am Tag gegessen wird. Überall durchziehen Reisterrassen das Land. Viele Mythen erzählen, dass der Reis ein Geschenk des Himmels ist. Durch die Vielzahl der Völker Indonesiens bestehen große Unterschiede zwischen den Kulturen der einzelnen Regionen.