Geschichte
Die Geschichte Irlands beginnt mit der Besiedlung etwa 7000 v. Chr. Keltischsprachige Familien brachten etwa ab 300 v. Chr., am Übergang von der Bronzezeit zur Eisenzeit, nach und nach die keltische Sprache auf die Insel.
Im Römischen Reich war die Insel Irland unter dem Namen Hibernia bekannt. Im Laufe der Geschichte gab es eine Reihe von Königreichen und Fürstentümern in Irland. Der Christianisierung Anfang des 5. Jahrhunderts durch Sklaven aus der bis etwa 410 römischen Provinz Britannien, unter ihnen auch der heutige Nationalheilige Patrick von Irland, folgte die erste irische Blütezeit, in der unzählige Klostersiedlungen (u. a. mit den berühmten Rundtürmen) entstanden; diese wurde ab etwa 800 durch die Beutezüge der Wikinger unterbrochen bzw. beendet.
Es folgte im Jahre 1169 die Eroberung durch die Normannen, die eine fortgesetzte Dominanz Englands über Irland einläutete. Anglo-Normannen konfiszierten den Landbesitz der Iren und vertrieben sie in den weniger fruchtbaren Westen der Insel. Ab etwa 1600 wurden von der englischen Krone im Nordosten der Insel anglikanische und presbyterianische Siedler aus England und Schottland angesiedelt. Diese sogenannte Plantation war die Wurzel eines Jahrhunderte schwelenden ethno-religiösen Konflikts, besonders schwer und lange fortdauernd im heutigen Nordirland, dem Siedlungsschwerpunkt.
Die Politik der englischen Großgrundbesitzer in Irland führte zusammen mit der Kartoffelfäule zur Hungersnot von 1845–1849. Bis zu 1,5 Millionen Iren verhungerten und viele wanderten nach Amerika aus. Britische Behörden verschleppten bewusst Maßnahmen zur Eindämmung der Hungersnot. Die Hungersnot spielt eine sehr bedeutende Rolle in der historischen Entwicklung anti-britischer Ressentiments. Die Vorwürfe der irischen Bevölkerung reichen hierbei von verantwortungsloser Untätigkeit bis hin zu systematischem Genozid. Diese sehr strittige historische Debatte kommt zu höchst unterschiedlichen Ergebnissen. Besonders zulasten der britischen Kolonialherren geht hierbei das Argument, dass Irland während der gesamten Hungersnot durchgehend Nettoexporteur von Lebensmitteln blieb und kein Exportstopp verhängt wurde, um die Lebensmittelpreise in Irland zu drücken. Des Weiteren werden die überwiegend um 1700 erlassenen Penal Laws als Vorbedingung für die Entwicklung der prekären Lage der Iren angesehen. Unter anderem verboten diese der katholischen irischen Bevölkerung die Ausübung öffentlicher Ämter, das Wählen, das Anstreben höherer Bildung, dauerhaften Erwerb oder Pacht von Grundbesitz und schränkten den Vermögenserwerb in umfassendem Maße ein.
Ein blutiger Bürgerkrieg (1919–1921) führte nach dem Ersten Weltkrieg in Richtung politische Unabhängigkeit für einen großen Teil der Insel; der Dominion-Status am 6. Dezember 1921 gewährte eine größere innenpolitische Eigenständigkeit und ermöglichte die Gründung des Irischen Freistaats 1922 (Vorgänger der heutigen Republik Irland). Sechs Grafschaften in der Provinz Ulster blieben allerdings nach dem Abkommen Bestandteil des Vereinigten Königreichs. Der seit ungefähr 1600 latent bestehende Konflikt setzte sich wegen der Teilung fort und überschattet die irisch-britische und innerirische Politik bis heute (Nordirlandkonflikt).
Auch als Irland am 18. April 1949 nach über drei Jahrhunderten britischer Herrschaft aus dem Commonwealth ausschied, verblieben die sechs nordirischen Grafschaften im Vereinigten Königreich. Jedoch zeichnet sich seit dem Karfreitagsabkommen aus dem Jahr 1998 und dem dort festgelegten Verzicht der Republik Irland auf die Forderung nach einer Wiedervereinigung mit Nordirland eine deutliche Entspannung ab. Zwar besteht nach wie vor die Möglichkeit einer Vereinigung der beiden Gebiete, diese kann aber nur durch einen Mehrheitsbeschluss der nordirischen Bevölkerung herbeigeführt werden.
Politik
Politisches System
Der Premierminister (irisch Taoiseach, gesprochen [tiːʃəx]) wird vom Parlament nominiert und vom Präsidenten ernannt. Üblicherweise ist er der Parteichef der stärksten Parlamentspartei oder der größten Koalitionspartei.
Das Parlament (Oireachtas) besteht aus zwei Kammern und dem Präsidenten: Dabei bildet der Senat (Seanad Éireann) das Oberhaus und das Repräsentantenhaus (Dáil Éireann) das Unterhaus. Der Senat besteht aus 60 Mitgliedern, von denen elf durch den Premierminister ernannt und 49 von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen gewählt werden (Landwirtschaft und Arbeiterschaft je elf, Industrie und Handel neun, Öffentliche Verwaltung sieben, Universitäten sechs und Kultur und Erziehung fünf). Diese Wahlen finden innerhalb von 90 Tagen nach der Auflösung des Repräsentantenhauses statt.
Das Unterhaus besteht aus 158 Mitgliedern, wobei die Zahl der Mitglieder von der Einwohnerzahl Irlands abhängt. Auf je 20.000 bis 30.000 Einwohner kommt ein Abgeordneter. Die Mitglieder des Unterhauses werden nach der übertragbaren Einzelstimmgebung (engl. Single Transferable Vote) in 40 Wahlkreisen gewählt, in denen je zwischen drei und fünf Mandate zu vergeben sind. Wahlen müssen innerhalb von 30 Tagen nach der Auflösung des Repräsentantenhauses stattfinden. Das Unterhaus wird derzeit für höchstens fünf Jahre gewählt, eine frühere Auflösung ist aber möglich.
Die Regierung (An Rialtas) besteht aus höchstens 15 Mitgliedern. Dabei dürfen nicht mehr als zwei Minister aus dem Senat kommen, der Premier, der Stellvertreter des Premier und der Finanzminister müssen dem Repräsentantenhaus angehören.
Eine Auswahl irischer Parteien:
- Fianna Fáil
- Fine Gael
- Sinn Féin
- Green Party
- Labour Party
Irland stellte von 2002 bis 2004 den Präsidenten des Europaparlaments Pat Cox.
Seit 2014 ist Phil Hogan in der „Kommission Juncker“ Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung. Seine Vorgängerin für die Zeit von 2010 bis 2014 war Máire Geoghegan-Quinn (Forschung, Innovation und Wissenschaft), deren Vorgänger waren Charlie McCreevy (2004–2009) und David Byrne (1999–2004).
Aktuelle Politik
Am 29. März 2004 führte Irland als erstes EU-Land ein totales Rauchverbot in allen öffentlichen Einrichtungen ein. Das Verbot gilt nicht für Hotelzimmer, Gefängnisse und psychiatrische Anstalten. Mit dieser Entscheidung nahm Irland eine Vorreiterrolle in Europa ein. Um die Einhaltung zu überwachen, wurden rund 400 amtliche Kontrolleure eingestellt. Zudem drohen Strafen bis zu 3000 Euro. Das Rauchverbot wird von der irischen Öffentlichkeit breit unterstützt und weitgehend eingehalten.
In den letzten Jahren steht das veraltete und wenig effektive Gesundheitssystem aufgrund öffentlichen Druckes verstärkt im Blickfeld.
Auch die hohe Zahl der Verkehrstoten aufgrund mangelnder westlicher Standards stellt ein großes Problem dar.
Außerdem wird versucht, den großen wirtschaftlichen Unterschied zwischen den beiden großen Zentren – Dublin und Cork – auf der einen Seite und den Midlands bzw. den Countys an der Westküste auf der anderen Seite zu beheben.
Auch gibt es einen hohen Anteil an relativer Armut – mit etwa 22 % den höchsten in Westeuropa. Damit sind auch große soziale Unterschiede verbunden. Trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs hat sich die Lage der Unterschicht sehr verschlechtert. Arbeitsplätze sind fast nur in den Städten zu finden, in den abgelegenen ländlichen Gebieten gibt es somit kaum Verbesserung. Die Teuerung von Produkten des täglichen Lebens war bis etwa zum Sommer 2008 erheblich. Dann wurde in Irland und anderen Ländern eine Bankenkrise sichtbar, die später auch auf andere Länder übergriff, zu einer Wirtschaftskrise im Jahr 2009 führte und viele westliche Länder veranlasste, ihre staatliche Neuverschuldung massiv zu erhöhen. Dies führte zur Eurokrise und insbesondere ab Herbst 2009 zur griechischen Staatsschuldenkrise.
Im ersten Halbjahr 2013 hält Irland zum insgesamt siebten Mal den Vorsitz im Rat der Europäischen Union (siehe auch Irische EU-Ratspräsidentschaft 2013).
Im Mai 2015 entschied Irland als weltweit erstes Land per Referendum positiv über die Erlaubnis zur Schließung gleichgeschlechtlicher Ehen.
Irland hat zurzeit 14 Ministerien. Die letzten Parlamentswahlen fanden im Februar 2016 statt. Die Fine Gael, welche 2011 einen starken Stimmenzuwachs verbuchen konnte, verlor über 10 Prozentpunkte, blieb jedoch mit 25,5 % knapp vor der Fianna Fáil stärkste Partei und erhielt 50 Sitze. Auf die Fianna Fáil entfallen 44 Sitze. Zur drittstärksten Kraft wurde Sinn Féin mit 13,8 % und 23 Sitzen. Unabhängige Kandidaten gewannen 13 Sitze, kleinere Parteien und Gruppierungen insgesamt 28 Sitze.
Verwaltungsgliederung
Irland besteht aus vier historischen Provinzen (Connacht, Leinster, Munster, Ulster), die wiederum in Grafschaften (Countys) aufgeteilt sind. Die Provinzen haben keine Bedeutung mehr für die Verwaltung des Staates, spielen jedoch zum Beispiel im Sport noch eine Rolle.
Die Grafschaften wurden in der Folge der normannischen Invasion Irlands im 12. Jahrhundert gebildet und bestehen im Wesentlichen, abgesehen von einigen Aufteilungen und Fusionen, bis heute als lokale Verwaltungseinheiten fort.
1994 wurden jeweils mehrere Grafschaften zu insgesamt acht Regionen zusammengefasst, deren Verwaltung aber lediglich die Koordination öffentlicher Dienste und die Verteilung der Gelder aus dem EU-Strukturfonds zur Aufgabe hat.
Polizei
Garda Síochána na hÉireann, kurz auch Garda oder Gardai, bezeichnet die Nationalpolizei in der Republik Irland. Die Behörde untersteht einem von der irischen Regierung eingesetzten Polizeipräsidenten (Commissioner), das Hauptquartier befindet sich im Phoenix Park in Dublin. Die gebräuchlichste Kurzform im Sinne des Kollektivums „Die Polizei“ ist Garda, wie auch der einzelne Polizist heißt. Der Plural Polizisten = Gardaí kommt ebenfalls häufig als Sammelbezeichnung vor.
Die Garda existiert seit 1922, ihre etwa 9000 uniformierten Mitglieder sind in der Regel unbewaffnet, auch um sich von der Vorgängereinheit, der Royal Irish Constabulary (RIC) zu unterscheiden. Daneben gibt es rund 1700 mit Handfeuerwaffen ausgestattete nicht uniformierte Garda Detectives, die unter anderem für den Personenschutz verantwortlich sind und die schwer bewaffnete Emergency Response Unit. Irland gliedert sich in sechs Polizeiregionen, darunter die Dublin Metropolitan Region, die jeweils von einem Regional Assistant Commissioner geleitet werden.
Kommunale Polizeikräfte gibt es seit der Zusammenlegung der Dubliner Polizei mit der Garda im Jahr 1925 nicht mehr. Die Airport Police auf dem Flughafen von Dublin, die Harbour Police und die Railway Police, die auf dem Gelände von Bahnhöfen Dienst tut, sind keine klassischen Polizeikräfte, sondern eher als Sicherheitsdienste zu bezeichnen. Verhaftungen werden auch hier nur von der Garda vorgenommen.
Militär
Die Irish Defence Forces (IDF, Irisch: Óglaigh na hÉireann) stellen die Armee der Republik Irland dar. Sie bestehen aus den Teilstreitkräften
- Heer (Irish Army, irisch: Arm na hÉireann)
- Marine (Naval Service, irisch: Seirbhís Chabhlaigh na hÉireann)
- Luftwaffe (Irish Air Corps, irisch: Aerchór na hÉireann).
In der irischen Armee dienen knapp 11.000 (Stand 2006) Männer und Frauen, davon rund 8500 im Heer. Die Marine verfügt über acht Patrouillenschiffe. Die Aufgaben der Luftwaffe bestehen hauptsächlich in der Unterstützung des Heeres und dem Transport von Menschen und Material. Sie verfügt derzeit nicht über düsengetriebene Kampfflugzeuge.
Zusätzlich zur Berufsarmee gibt es noch die Reserve Defence Force, die aus der Army Reserve (Irisch: Cúltaca an Airm) und der Naval Service Reserve (NSR, Cúltaca na Seirbhíse Cabhlaigh) besteht.
Außenpolitik
Seit 1973 ist Irland Mitglied der EU ( Europäische Union, damals noch EG). Seine Außenpolitik wird geprägt durch eine pro-europäische Grundeinstellung, das Eintreten für Abrüstung, die Belange der Entwicklungsländer, Menschenrechte und starke Vereinte Nationen (Mitglied seit 1955) bestimmen die außenpolitische Leitlinie. Die Mitgliedschaft in der Europäischen Union wirkte sich für Irland nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht vorteilhaft aus. So dürften die Fortschritte im Nordirland-Friedensprozess durch die gemeinsame EU-Mitgliedschaft Irlands und des Vereinigten Königreichs begünstigt worden sein. Erhebliche Veränderungen etwa in der Sozialgesetzgebung gehen auf die EU-Zugehörigkeit zurück. Als kleines Land, das seine Unabhängigkeit von London erst 1922 erlangte, ist Irland auf die Wahrung seiner Eigenständigkeit bedacht. Gleichwohl bleibt das Vereinigte Königreich der mit Abstand engste Partner Irlands innerhalb der EU. Der Austritt des Vereinigten Königsreiches aus der EU nach dem Brexit-Votum am 23.06.2016 beunruhigt die Regierung Irlands sowohl unter wirtschaftlichen als auch politischen Gesichtspunkten. Die Irländische Regierung hatte sich hochrangig und auch öffentlich und gegenüber britischem Publikum klar für einen Verbleib des Vereinigten Königreiches in der EU ausgesprochen.
Die Beziehungen zu den USA sind traditionell von besonderer Bedeutung (USA zweitwichtigster Handels- und wichtigster Investitionspartner, über 40 Mio. US-Amerikaner geben eine irische Abstammung an); politisch wie wirtschaftlich besteht ein enges Verhältnis. Traditionell wird der irische Premierminister zum irischen Nationalfeiertag (St. Patrick’s Day am 17. März) vom US-Präsidenten in das Weiße Haus eingeladen.