Religion
Die große Mehrheit der Portugiesen bekennt sich zum römisch-katholischen Glauben, wobei der Anteil an der Gesamtbevölkerung mit Werten zwischen 85 % und 95 % angegeben wird.
In Portugal herrscht Glaubensfreiheit und, seit Einführung des „Gesetzes über die Glaubensfreiheit“ (Lei da Liberdade Religiosa) offiziell auch Gleichheit zwischen den Religionen. Die Gleichheit ist aber in der Realität noch nicht erreicht: die katholische Kirche betreibt in Portugal bedeutende Kultureinrichtungen, eine angesehene Universität, Privatschulen und auch einen Radiosender. Weiter ist das Gesetz über die Glaubensfreiheit nur teilweise auf die katholische Kirche anzuwenden. Ob öffentliche Schulen verpflichtet sein sollen, Religionsunterricht anzubieten, ist in Portugal seit 25 Jahren umstritten.
In der ersten Verfassung Portugals (1822) wurde der Katholizismus zur Staatsreligion erklärt. Die Verfassung von 1826 schaffte die religiöse Verfolgung ab. Die offizielle Trennung von Staat und Kirche erfolgte mit der republikanischen Revolution von 1910, wobei Konkordate mit dem Vatikan der katholischen Kirche weiterhin weitreichende Privilegien einräumten. Die portugiesische Ausprägung des Katholizismus wird, im Vergleich zur Praxis in anderen Ländern, als „menschlich, lyrisch und mit Verständnis für die fleischlichen Dinge des Lebens“ beschrieben. Typisch ist die starke Verehrung der Jungfrau Maria. Wichtigstes Pilgerziel ist der Wallfahrtsort Fátima. Hier soll die Jungfrau Maria 1917 drei Hirtenkindern erschienen sein.
Im Mittelalter spielten zwei weitere Religionen eine bedeutende Rolle in Portugal. Muslimische Mauren und Araber beherrschten zeitweise den Süden des Landes. Nach der Reconquista mussten sie das Land verlassen oder sich den Christen unterwerfen. Sie brachten zahlreiche technische Fortschritte mit sich, wie Verbesserungen im Brunnenbau, Bewässerung, Olivenanbau, Anbau von Zitrusfrüchten, Baumwolle und Zuckerrohr, die Seidenraupenzucht, die Herstellung von Fliesen, Jalousien, Hygiene und Ornamentik. Die Gesellschaft im damaligen Portugal bot auch unterworfenen oder versklavten Mauren die Möglichkeit, gesellschaftlich aufzusteigen; die muslimische Bevölkerung ging in der christlichen auf. Die Juden genossen im Mittelalter den Schutz der portugiesischen Könige. Das durch Handel und Verwaltungsposten in Staat und Kirche erworbene und gesparte Vermögen diente als Grundlage für den Aufbau der portugiesischen Flotte. 1504 und 1506 kam es in Lissabon zu anti-jüdischen Pogromen.
Laut einer repräsentativen Umfrage des Eurobarometers glaubten im Jahr 2005 81 % der Menschen in Portugal an Gott, 12 % glaubten an eine andere spirituelle Kraft. 6 % Prozent der Befragten glaubten weder an einen Gott noch an eine andere spirituelle Kraft, 1 % der Befragten war unentschlossen.
Literatur
Portugal wird manchmal als Land der Poeten bezeichnet. In der portugiesischen Literatur hatte die Poesie immer stärkeren Einfluss als die Prosa. Im Mittelalter, als die portugiesische Nation entstand, war im Nordwesten der Iberischen Halbinsel die Poesie weit verbreitet. Es entstanden exzellente epische wie lyrische Werke. Während die bekanntesten klassischen Poeten Luís de Camões und Fernando Pessoa sind, gibt es eine Reihe weniger bekannter Künstler, die auf die moderne portugiesische Literatur bedeutenden Einfluss haben.
Die Prosa entwickelte sich später als die Poesie und prägte sich erst im 14. Jahrhundert in der Form von Chroniken oder der Beschreibung des Lebens von Heiligen heraus. Hier ist Fernão Lopes der berühmteste Vertreter; er verfasste eine Chronik der Regentschaften von drei Königen seiner Zeit. Für ihn waren Genauigkeit der Darstellung sowie eine lebhafte Schilderung am wichtigsten. International ist die portugiesische moderne Literatur am bekanntesten, besonders mit den Werken von José Maria Eça de Queiroz und dem Nobelpreisträger für Literatur 1998, José Saramago.
Auch Frauen sind unter den bedeutenden zeitgenössischen Schriftstellern des Landes zu finden, hier zu nennen wären besonders Lídia Jorge und Agustina Bessa-Luís. Unter den jungen Autoren konnte sich zuletzt Valter Hugo Mãe einen Namen machen.
Film
Die Filmkunst hat eine lange Tradition in Portugal. International genießt vor allem der anspruchsvolle Autorenfilm des Landes unter Cineasten einen guten Ruf, doch sind preisgekrönte Regisseure, wie João Botelho oder João Canijo, der breiten Bevölkerung, selbst in Portugal, eher wenig bekannt. Wird die Filmwirtschaft auch hier von den internationalen Großproduktionen und den Multiplex-Kinos bestimmt, so gibt es abseits davon aber noch immer eine rege Filmklub-Bewegung und eine Reihe verschiedener Filmfestivals im Land, die engagierte neue Regisseure wie die sehr unterschiedlichen Miguel Gomes, Jorge Pelicano oder Fernando Fragata hervorbringen, ebenso Schauspielernachwuchs mit Namen wie etwa Ana Moreira, Diogo Infante oder Lúcia Moniz.
Als bekanntester portugiesischer Regisseur ist hier Manoel de Oliveira († 2. April 2015) zu nennen, der zudem mit über 100 Jahren (Jahrgang 1908) der älteste noch arbeitende Regisseur der Welt war, und der letzte lebende, der bereits zu Stummfilmzeiten drehte. Die bekanntesten Schauspieler sind Maria de Medeiros, die in Pulp Fiction die Filmpartnerin von Bruce Willis war, und Joaquim de Almeida mit seinen zahlreichen Hollywood-Rollen.
Musik
Fado
Die wichtigste Musikform Portugals ist der Fado, der sehr melancholisch sein kann und zum Klischee der melancholischen Portugiesen (gegenüber den temperamentvollen Spaniern) beigetragen hat. Diese Musik geht eng einher mit Saudade (etwa: Sehnsucht), und ist wahrscheinlich durch die Vermischung der Lieder von portugiesischen Seefahrern mit den Rhythmen afrikanischer Sklaven entstanden. Hierbei werden zwei Stilformen unterschieden, nämlich der variantenreichere, volksnahe Fado von Lissabon, und der akademische, nur von Männern gesungene Fado von Coimbra. Das international bekannteste Fadolied wurde April in Portugal, das in einigen hundert Versionen weltweit veröffentlicht wurde und von Raul Ferrão stammt, und zudem den Fado Coimbras mit dem Lissabons vereint. Amália Rodrigues war die bedeutendste Fado-Künstlerin, nach ihrem Tod sind mehrere Musiker aus ihrem Schatten getreten und bringen neue Formen des Fado hervor, die teils nur noch die saudade mit dem ursprünglichen Fado gemein haben, teils aber ganz bewusst an traditionellen Mustern des Fado festhalten. In den letzten Jahren hat die Zahl der Fado-Veröffentlichungen und seine öffentliche Präsenz wieder stärker zugenommen, durch Erfolge von jungen Sängern wie Mariza, Camané oder Ana Moura. In den früheren Kolonien Portugals hat sich der Fado ebenfalls verbreitet und sich zur kapverdischen Morna einer Cesária Évora und zum brasilianischen Choro weiterentwickelt. Zu den heute im deutschsprachigen Raum bekannten, vom Fado beeinflussten Gruppen zählt Madredeus mit der Sängerin Teresa Salgueiro.
Klassik, Neue Musik, Jazz
Seit dem Mittelalter war die Kirchenmusik im Rahmen des starken portugiesischen Katholizismus sehr bedeutend in Portugal und erreichte ihren Höhepunkt in der Renaissance. Im Bereich der geistlichen Vokalpolyphonie hatte Portugal eine bemerkenswerte Generation portugiesischer Komponisten vorzuweisen, die im 16. und 17. Jahrhundert die Musikgeschichte von Portugal geprägt haben: Estêvão de Brito (c. 1575–1641), Filipe de Magalhães (c.1571–1652), Duarte Lobo (1565–1646) und Manuel Cardoso (1566–1650). Diese sogenannte Generation der Polifonisten von Évora stellt die Glanzzeit der Kirchenmusik in Portugal dar.
Im Bereich der klassischen Musik hat Portugal keine international bedeutenden Komponisten vorzuweisen. Im 18. und 19. Jahrhundert waren es einzelne Komponisten wie Carlos Seixas, João Domingos Bomtempo, José Vianna da Motta oder Luís de Freitas Branco, die zwar für Portugal bedeutende Werke schrieben, jedoch keine nennenswerte internationale Aufmerksamkeit erreichten. Hingegen gehörte Luísa Todi (La Todi, 1753–1833) zu den europaweit berühmtesten Sängerinnen ihrer Zeit.
Im 20. Jahrhundert wurde die Tradition portugiesischer klassischer Musik von Komponisten wie Emmanuel Nunes, António Victorino de Almeida oder Eurico Carrapatoso fortgesetzt. Der Tenor Lomelino Silva erlangte in den 1920er- und 1930er-Jahren internationalen Ruhm, geriet danach jedoch in Vergessenheit. António Pinho Vargas oder Bernardo Sassetti wurden sowohl in der Klassik als auch im Jazz bedeutende moderne Komponisten und Interpreten des Landes.
Der Jazzclub Hot Clube de Portugal in Lissabon gilt als ältester noch bestehender Jazzclub Europas. Mit einer Reihe Jazzfestivals und zahlreichen Musikern ist die Jazzszene weiter lebendig im Land, mit Namen wie dem Trompeter Sei Miguel, dem Bassisten Carlos Bica, dem Gitarristen Manuel Mota, oder der bekannten Sängerin Maria João. Im Free Jazz und neuer Improvisationsmusik weist Portugal eine Reihe aktiver Musiker auf, etwa Carlos Zingaro, Ernesto Rodrigues, Carlos Maria Trindade oder Vítor Rua.
Der ehemalige Madredeus-Musiker Rodrigo Leão konnte sich mit seinen modern-klassischen Kompositionen im zeitgemäßen und doch traditionellen Gewand sowohl in seiner Heimat, als auch international einen Namen machen. Das Akkordeon-Quartett Danças Ocultas erhielt international ebenfalls einige Aufmerksamkeit. Auch gewann Portugal 2017 mit dem Sänger Salvador Sobral den 62. Eurovision Song Contest in Kiew.
Liedermacher und Folk
Aus der Zeit des faschistischen Estado Novo unter Salazar kommt eine kritische Liedermachertradition. Bekannteste Vertreter dieser Protestbewegung waren José Afonso (häufig Zeca genannt) und Adriano Correia de Oliveira, während Vertreter der Bewegung wie José Mário Branco und insbesondere Sérgio Godinho bis heute in der Musikszene aktiv sind. Von José Afonso stammt das Lied Grândola, Vila Morena, welches in der Nacht der Nelkenrevolution und darüber hinaus landesweit politische Symbolwirkung entfaltete.
Die musikalischen Traditionen der verschiedenen Regionen werden zudem immer wieder neu belebt und zeitgemäß interpretiert, oft auch durch die Vereinigung verschiedener Musikstile. Künstler wie Trovante, Júlio Pereira oder Rão Kyao, ein Komponist, Musiker und Sänger portugiesischer Musik und des Fado hat sich durch Aufnahme musikalischer Einflüsse aus indischer Musik (Goa, ehemalige portugiesische Kolonie), aus Macau (ehemalige portugiesische Kolonie), aus dem arabischen Raum und aus Nordafrika einen Namen gemacht.
Pop- und Rockvarianten, Folklore
Das Popmusik-Genre, das in den 1960er-Jahren vor allem mit Beatbands wie Quinteto Académico, Conjunto Académico João Paulo und insbesondere den Sheiks in Portugal eingeführt wurde, konnte seit den 1980er-Jahren neben der Rockmusik zur bestimmenden Musik der Jugend aufsteigen, mit Namen wie Heróis do Mar, den Delfins, oder dem früh verstorbenen, exzentrischen Sänger António Variações. Die Band The Gift hat in den letzten Jahren mit ihrem vielschichtigen Pop und ihrem Amália Rodrigues-Tribut-Projekt Hoje für vergleichbar viel Aufsehen unter Musikfreunden im Land gesorgt, ebenso Silence 4 und ihr inzwischen solo auftretender Sänger David Fonseca. Die erste Eurodance-Gruppe Portugals, „Santamaria“, brachte auch Technobeats in die Diskotheken.
Über die Landesgrenzen hinaus konnte sich der Rock und Blues Sänger, Gitarrist und Komponist Rui Veloso einen Namen machen. Neben bekannten Gruppen wie GNR oder UHF sind die unbestritten populärste Rockband des Landes die 1978 als Punkband gegründeten Xutos & Pontapés, während Moonspell die international bekannteste Metal-Band aus Portugal ist. Aus Bands wie der als Psychobilly-Band begonnenen Gruppe Tédio Boys oder der Punkband Censurados sind einige der prägendsten Formationen der vielfältigen Underground- und Independent-Szenen im Land entstanden. Mata-Ratos sind die älteste, noch bestehende Band der Punkszene Portugals.
Jede Region Portugals besitzt ihren Folklorestil (Ranchos Folclóricos). Projekte wie die Popbands Sétima Legião oder Sitiados verbinden diese mit zeitgemäßen Popstilen. Die portugiesische Musik- und Tanztradition hat sich in Brasilien mit den Traditionen der Sklaven aus dem heutigen Angola zur Samba gemischt und ist in dieser Mischung ebenso in Portugal populär. Vor allem unter angolanischen Einwanderern ist der Kuduro beliebt. Hierbei handelt es sich um eine Musikrichtung welche unter anderem Einflüsse des Sungura sowie des Afro Zouk beinhaltet. Der Rhythmus ist schnell und hart. Die verbreitete Kizomba ist eine Mischform aus dem angolanischen Semba und Zouk. Es handelt sich meist um romantische Lieder mit entsprechend langsamen Rhythmen. Populär sind diese beiden Musikrichtungen (jedoch die Kizomba im Besonderen) bei der jungen Generation afrikanischer Einwanderer. In den vergangenen Jahren wurde diese Musikrichtung unter Jugendlichen kulturell portugiesischer Herkunft verbreitet.
Zudem hat sich in Portugal der Hip Hop Tuga entwickelt, eine an Portugal adaptierte Version des Hip-Hop, die unter Jugendlichen populär ist. Bekannteste Vertreter wurden Da Weasel und Sam the Kid. Auch Reggae ist nach dem Erfolg der Gruppe Kussondulola in Portugal populärer geworden, mit heutigen Interpreten wie Richie Campbell, Mercado Negro oder Freddy Locks.
Tanz
Im Bereich des Kunsttanzes ist Portugal seit Anfang der 1990er-Jahre recht erfolgreich und gehört mit Russland zu den wichtigsten Ländern in Europa auf diesem Gebiet. Zahlreiche Tänzer sowie Choreographen konnten europaweiten oder weltweiten Ruhm erlangen: Rui Horta, João Fiadeiro, Clara Andermatt. Dabei werden oftmals moderne und innovative Formen eingesetzt, neue Stile entwickelt. An der Ausbildung junger Tänzer ist Portugal regelmäßig beteiligt. Die Tanzkultur in Portugal wird als Nova Dança Portuguesa bezeichnet.
Bildende Kunst
In der Malerei und Bildhauerei erreichten portugiesische Künstler nie große Bekanntheit. Das lag an diversen Gründen: Zum einen gab es keine neuen, innovativen Techniken und Formen aus dem Land. Oft wurden viele Gemälde und Skulpturen zur Ehre Gottes nur für bestimmte Klöster oder Kirchen erschaffen, ohne dass die Namen der Künstler bekannt waren (die oftmals ihren Namen absichtlich nicht angaben). Daneben spielte die oft schwierige Aussprache portugiesischer Namen sowie die Zerstörung von Kunst durch das Erdbeben von 1755 und durch napoleonische Truppen Anfang des 19. Jahrhunderts eine entscheidende Rolle. Dennoch hat auch Portugal viele Maler hervorgebracht. Die heutige Malerei ist an den Tendenzen moderner Malerei ausgerichtet.
Im Mittelalter und der Renaissance waren es oftmals ausländische Maler, die in Portugal wirkten, etwa aus Flandern, die aber keine berühmten Maler waren, sondern dort, weil sich durch die großen Meister ihres Landes verdrängt worden waren, dann in Portugal wirkten konnten. Bedeutende Namen aus dieser Zeit waren Nuno Gonçalves, Gregorio Lopes und Grão Vasco.
Barock, Rokoko und beginnendes 19. Jahrhundert wurde durch Maler wie Domingos de Sequeira, Vieira Portuense oder Francisco Augusto Metrass abgedeckt.
Im 20. Jahrhundert dann kamen viele Maler: Paula Rego, Almada Negreiros, Mario Eloy, Santa Rita Pintor, Maria Helena Vieira da Silva, Amadeo de Souza-Cardoso und viele andere.
Architektur
Baustile umfassen nahezu alle Epochen der europäischen Kunstgeschichte. Klöster, Kirchen, Burgen, Schlösser und staatliche Einrichtungen wurden oftmals nach den in Europa vorherrschenden Stilen wie z. B. Gotik oder Neoklassizismus, erbaut. Der Architekt Álvaro Siza Vieira erhielt den Pritzker-Preis, ebenso sein Landsmann Eduardo Souto de Moura. Weitere bekannte Architekten waren oder sind Raoul Posnard de Mesnier (ein Eiffel-Schüler), Miguel Ventura Terra, Tomas Taveira.
In der Dekoration (Baudekoration) konnte Portugal vor allem durch den Manuelismus und die Azulejo-Kunst eine eigene, nationale Note erreichen.
Küche
Die portugiesische Küche ist mannigfaltig, sie folgt in mancher Hinsicht der iberischen Tradition, darüber hinaus nahm sie jedoch viele Elemente aus den kolonisierten Gebieten auf. Nach der maurischen Herrschaft über Portugal blieben auch viele nordafrikanische Einflüsse erhalten, dazu gehören der starke Gebrauch von Zucker, Zimt, Gewürzen und Eidotter.
Als Nationalgericht Portugals gilt der Bacalhau. Bereits seit dem 13. Jahrhundert spielte diese Art Trocken- und Salzfisch in der Ernährung der Portugiesen eine bedeutende Rolle. Heute sagt man, dass es in der portugiesischen Küche ein Bacalhau-Rezept für jeden Tag des Jahres gibt. Sardinen, im 16. Jahrhundert das billigste Nahrungsmittel im Land, sind auch heute ein traditionelles Essen (Sardinhas Assadas). Zahlreiche weitere Gerichte wie Caldeirada, Amêijoas à Bulhão Pato, Rissóis de Camarão oder Arroz de marisco unterstreichen die Bedeutung von Fisch und anderen Meeresprodukten in der portugiesischen Küche. Auch gegrillte Sardinen sind sehr populär, insbesondere im Sommer.
Typisch sind außerdem Suppen wie Caldo verde, eine Grünkohl-Kartoffelsuppe aus dem portugiesischen Kohl Couve-galega, die typischerweise mit Broa (Maisbrot) und Chouriço serviert wird, oder die Sopa alentejana mit Brot, Ei, Koriander, Knoblauch und Olivenöl. Fleisch wurde im Mittelalter Portugals nur sehr wenig gegessen, trotzdem sind Würste (enchidos) verbreitet und es gibt einige berühmte Fleischgerichte wie Cozido à portuguesa oder das populäre Schnellgericht Francesinha. Frango Assado (Gegrilltes Hähnchen) insbesondere mit scharfem Piri-Piri gewürzt, ist heute ein weitverbreitetes Gericht, das aus den afrikanischen Kolonien nach Portugal kam. Weiters gibt es eine lange Tradition in der Käserei, nennenswert sind Queijo do Pico, Queijo Serra da Estrela oder Queijo de Azeitão.
Süßspeisen nehmen in Portugal einen ganz bedeutenden Platz ein. Die berühmten Pastéis de Nata (Pastéis de Belém) sind eine Spezialität aus Belém und verbreiteten sich in den letzten Jahren über Macau in weite Teile Südostasiens. Einige der zahlreichen weiteren Süßspeisen sind die Pastéis de Tentúgal, die Ovos moles de Aveiro, oder auch der vor allem zu Weihnachten verbreitete Bolo Rei. Vor allem im Herbst werden traditionell geröstete Maronen an kleinen Straßenständen verkauft.
Für seinen Wein ist Portugal bekannt. Seit der Römerzeit wird Portugal mit dem Gott des Weines und der Feste, Bacchus/Dionysos, assoziiert. Einige portugiesische Weine gehören zu den besten der Welt. Eine bekannte Weinspezialität ist der spritzig-moussierende Vinho Verde. Weltbekannt ist der Portwein, während von der Insel Madeira ein weiterer bekannter Likörwein aus Portugal stammt, der Madeira. Daneben gibt es auch einige einheimische Bierbrauereien.
Volksfeste
Im Juni finden in ganz Portugal Feste zu Ehren der drei Volksheiligen (Santos Populares) statt. Diese drei Heiligen sind Antonius, Johannes und Petrus. Gefeiert wird mit Wein, água-pé (Most), traditionellem Brot mit Sardinen, Straßenumzügen und -tänzen, Hochzeiten, Feuer und Feuerwerk sowie viel guter Laune.
Santo António wird in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni gefeiert, vor allem in Lissabon (wo dieser Heilige geboren wurde und lebte), wo eine Art Straßenkarneval (Marchas Populares) stattfindet. Zu diesen Tagen gibt es Hochzeiten, die Casamentos de Santo António. Der populärste Heilige ist São João (hl. Johannes), für den am Johannistag vor allem in Porto und Braga gefeiert wird, wobei es Sardinen und Caldo Verde (eine traditionelle Suppe) gibt. Zu Ehren von São Pedro wird am 28. und 29. Juni gefeiert, besonders in Póvoa de Varzim und Barcelos, wobei diese Feste dem Meer gewidmet sind. Dabei gibt es Feuer (fogeiras) und einen Straßenkarneval.
Sport
Fußball
Fußball ist der am meisten ausgeübte Sport in Portugal. Der portugiesische Fußball hat Weltklassespieler wie Eusébio, Nené, Paulo Sousa, Rui Costa, Nani, Cristiano Ronaldo, Vítor Baía, Deco, Fernando Meira oder Luís Figo hervorgebracht. Im Jahr 2004 wurde die Fußball-Europameisterschaft in Portugal ausgetragen, bei der die portugiesische Nationalmannschaft nach Griechenland Vize-Europameister wurde. Das Erreichen des dritten Platzes bei der WM 1966 war lange Zeit der größte Erfolg der portugiesischen Fußballgeschichte, bis zum Gewinn der EM 2016 in Frankreich. Die höchste Spielklasse, die Primeira Divisão, wird von den drei bedeutendsten Vereinen FC Porto, Sporting Lissabon, und dem Rekordmeister Benfica Lissabon dominiert. Erster Gewinner des Landespokals Taça de Portugal wurde 1939 Académica Coimbra, der ihn 2012 erneut gewinnen konnte, und dank seiner Rolle als oppositioneller Studentenverein der 1960er-Jahre eine besondere Geschichte vorweisen kann. Weitere Traditionsvereine sind Belenenses Lissabon, Boavista Porto und Vitória Setúbal. Neben Fußball sind noch Futsal und Strandfußball verbreitet, und Portugal hat dort Erfolge zu verzeichnen.
Kanusport
Auch im Kanusport kann Portugal Erfolge vorweisen, etwa seine Silbermedaille bei Olympia 2012. Der portugiesische Kanuhersteller Nelo ist Weltmarktführer und rüstete auch die Mehrzahl der erfolgreichen Olympia-Wettbewerbsteilnehmer 2012 aus. In der Kleinstadt Montemor-o-Velho hat der portugiesische Kanuverband mit seinem Leistungszentrum seinen Schwerpunkt. Hier wurden auch mehrmals internationale Veranstaltungen ausgerichtet, zuletzt die Kanurennsport-Europameisterschaften 2013.
Laufen
Insbesondere portugiesische Langstreckenläufer waren häufig international erfolgreich. Die bekannteste weibliche Läuferin dürfte die olympische Goldmedaillengewinnerin Rosa Mota sein, während Carlos Lopes 1984 die erste olympische Goldmedaille für Portugal überhaupt holte.
Die Orientierungslauf-Europameisterschaften 2014 richtete Portugal aus. Seit 1991 findet in der Hauptstadt mit dem Lissabon-Halbmarathon jährlich im März auch einer der weltweit bedeutendsten Halbmarathonläufe statt.
Motorsport
In der Nähe des Seebades Estoril, nahe der Atlantikküste, befindet sich mit dem Circuito do Estoril eine bekannte Rennstrecke für Auto- und Motorradrennen, auf der jahrelang der Formel 1 Grand Prix von Portugal ausgefahren wurde. Auch als Teststrecke für Rennwagen wird der Kurs in Estoril genutzt.
In der Stadt Santarém befindet sich ein bekanntes Speedway-Stadion, in dem auch bereits internationale Meisterschaften ausgefahren wurden, wie die Europäische Speedway-Club-Meisterschaft im Jahre 2000.
Radsport
Seit 1927 wird mit der Volta a Portugal ein landesweites Rennen des populären Radsports veranstaltet. Beliebte Radfahrer waren der erste Berufssportler Portugals 1896, José Bento Pessoa, der zweimalige Tour de France-Dritte Joaquim Agostinho, oder auch Alves Barbosa, der auf dem Höhepunkt seiner Popularität 1958 Titelheld des ersten Werks des Portugiesischen Films in Cinemascope wurde.
Surfen und Segeln
Ganzjährig bieten die Küsten im Süden und Westen ideale Bedingungen zum Wellenreiten. Einige der besten Surfspots Europas ziehen Surfer aus aller Welt an, etwa in Ericeira, das weltweit dritte und Europas erstes Surfreservat. Unter den vielen weiteren Surfspots sind das traditionsreiche Seebad Figueira da Foz, der nahe Lissabon gelegene Strand Praia do Guincho, oder auch das frühere Fischerdorf Nazaré, das für seine besonders große Welle bekannt ist.
Segeln hat eine lange Tradition in Portugal. Bekannt dafür sind insbesondere die Azoren, etwa mit der Les Sables–Les Açores–Les Sables-Regatta oder dem international bekannten Treffpunkt, der Stadt Horta. Segelveranstaltungen finden zudem an der Algarve und im Großraum Lissabon statt. So fanden die ISAF-Segel-Weltmeisterschaften 2007 in Cascais statt, das auch für seinen Yachthafen bekannt ist.
Tennis und Badminton
Mit dem ATP Oeiras beziehungsweise WTA Oeiras finden in Oeiras bekannte internationale Tennisturniere in Portugal statt. Weitere Turniere sind ATP Porto bzw. WTA Porto, und seit 2013 ATP Challenger Guimarães. Zuletzt war João Sousa aus Guimarães der vielversprechendste portugiesische Tennisspieler. Am 14. Juli 2014 erreichte er mit dem 35. Platz seine bisher beste Platzierung in der Tennis-Weltrangliste.
Für portugiesisches Badminton ist dagegen Caldas da Rainha der wichtigste Ort, etwa als häufiger Austragungsort für Turniere der Portugal International, und als Sitz des portugiesischen Badmintonverbandes. Als erfolgreichste Spielerin kann Isabel Rocha gelten, die in den 1960er- und 1970er-Jahren insgesamt 32 nationale Titel gewann. Als besonders erfolgreicher männlicher Spieler ist José Bento zu nennen. Er stammte aus Lourenço Marques, der heute Maputo genannten Hauptstadt der damaligen portugiesischen Kolonie Mosambik, und dominierte besonders während der 1970er-Jahre das Badminton in Portugal.
Wintersport
Außerhalb Portugals eher unbekannt sind die Snowboard-Meisterschaften in den Skigebieten der Serra da Estrela, oder auch der portugiesische Eishockeyverband Federação Portuguesa de Desportos no Gelo.
Weitere Sportarten und Internationale Veranstaltungen
Mit 13 Landesmeisterschaften ist Joaquim Durão Rekordmeister im Schach. Erfolgreichste weibliche Spielerin ist Catarina Leite, während Schachgroßmeister Luís Galego der aktuell bedeutendste Schachspieler Portugals sein dürfte.
Portugiesische Sportler sind international im Beachvolleyball und insbesondere im Rollhockey erfolgreich, wo sie mit Spanien im Wechsel Rekord-Rollhockey-Weltmeister sind. Traditionelle Sportarten Portugals wie das Jogo do pau sind dagegen international weitgehend unbekannt.
Portugal richtete eine Vielzahl internationaler Sportveranstaltungen aus, neben der Fußball-Europameisterschaft 2004 sind so verschiedene Turniere wie die Handball-Europameisterschaft 1994 oder die Spiele der Portugiesischsprachigen Länder, die Jogos da Lusofonia 2009 zu nennen. Inline-Speedskating-Europameisterschaften fanden mehrmals in Portugals statt, so 1989, 1995, 2001 und 2007.
Bibliothekswesen
Portugal verfügt, ausgehend von mittelalterlichen und klösterlichen Sammlungen, über eine lange Bibliothekstradition. So entwickelten sich bis heute vielfältige Bibliothekstypen, wie wissenschaftliche Bibliotheken, Universitätsbibliotheken, öffentliche Bibliotheken, Bibliotheken der zentralen Verwaltung und Spezialbibliotheken. Die genaue Anzahl von Bibliotheken und der Gesamtbestand an Medien sind nicht bekannt (die LIB2-Studie von 1986 ermittelte 556 portugiesische Bibliotheken). Systematische und methodische Arbeiten zur Förderung des öffentlichen Bibliothekswesens und der Bibliothekswissenschaft begannen Ende des 19. Jahrhunderts.
In der Zeit des Estado Novo (1928–1974) waren die Bedeutung der Bibliotheken und die Bibliotheksarbeit selbst durch Zensur und Restriktionen stark eingeschränkt. Dadurch gibt es bis heute Defizite in der Entwicklung des Bildungs- und Bibliothekssystems. Die jahrzehntelange Diktatur begünstigte eine mangelnde Volksbildung und den Analphabetismus. Nach der Nelkenrevolution 1974 kam es zur Demokratisierung im Bildungs- und Kulturbereich.
Gegen die mangelnde Volksbildung und den Analphabetismus wurde systematische Erwachsenenbildung und Leseförderung betrieben. Die besorgniserregende Situation der öffentlichen Bibliotheken hatte zahlreiche Initiativen und Neuregelungen innerhalb des Bibliothekswesens zur Folge, z. B. 1983 das „Manifest des öffentlichen Lesens“. 1986 wurde dies durch eine Gesetzgebung zur Schaffung und Koordinierung eines Netzes des öffentlichen Lesens untermauert. Gleichzeitig kam es zur in Portugal erst relativ spät einsetzenden Automatisierung der Bibliotheksarbeit und zum Einsatz moderner Informationstechnik, zunächst in Universitätsbibliotheken und der Nationalbibliothek „Biblioteca Nacional de Lisboa“.
Letztere war die erste öffentliche Bibliothek, die 1796 als Königlich-öffentliche Hofbibliothek gegründet wurde. Sie betreibt z. B. die nationale bibliographische Datenbank PORBASE. Diese enthält über 1 Million Titeleinträge, 800.000 Verfassereinträge von etwa 134 Bibliotheken und Dokumentationszentren und die Portugiesische Nationalbibliographie. Die Nationalbibliothek und vermutlich fast alle anderen Bibliotheken arbeiten mit dem Bibliothekssystem CDS/ISIS und dem Datenaustauschformat UNIMARC.
Eine Archivar- und Bibliothekar-Ausbildung ist über ein Studium an den staatlichen Universitäten Coimbra, Lissabon und Porto möglich. Einige zum Teil staatliche Institutionen übernehmen Koordinierungsaufgaben und unterstützen die Förderung des portugiesischen Buches und die Kooperation und Unterstützung von Bibliotheken.
Durch umfangreiche innovative Arbeiten der letzten Jahre hat das portugiesische Bibliothekswesen den Anschluss an europäische und internationale Standards geschafft. Noch existierende Defizite sollen durch Förderung des Lesens und der Bibliotheken und durch internationale Zusammenarbeit weiter abgebaut werden.
Medien
Vier Hauptfernsehkanäle können im ganzen Land per Antenne empfangen werden: RTP1 und RTP2, die vom staatlichen portugiesischen Rundfunk Rádio e Televisão de Portugal (RTP) betrieben werden und die privaten Kanäle SIC (Sonae Group) und TVI (Media Capital, davon 32 % RTL-Group). Das Programm wird bei diesen Sendern, außer dem kulturell ausgerichteten RTP2, besonders am Abend stark von brasilianischen und portugiesischen Telenovelas bestimmt; die Nachrichtensendungen sind mit meist ein bis zwei Stunden Dauer sehr lang und in hohem Maße auf das Tagesgeschehen in Portugal ausgerichtet. Fremdsprachige Spielfilme werden angesichts des kleinen Binnenmarktes selten synchronisiert, sondern mit Untertiteln gezeigt. Der Auslandssender RTP Internacional kann u. a. auch in Mitteleuropa empfangen werden und zeigt eine Auswahl der vier Programme, während RTP África aus den portugiesischsprachigen Ländern Afrikas berichtet. Daneben gibt es eine Vielzahl von Kabelkanälen, zu nennen ist insbesondere Sport TV und brasilianische Sender. In Porto und Lissabon gibt es Lokalsender, zudem unterhält die RTP auf Madeira und den Azoren eigene Sendeanstalten.
Es gibt etwa 150 Radiostationen in Portugal. Die Sender der RTP, des katholischen Rádio Renascença und der TSF sind landesweit zu empfangen. Die RTP ist über Kurzwelle auch in Mitteleuropa zu hören, allerdings nur auf Portugiesisch.
Unter den zahlreichen Zeitungen, die in Portugal gedruckt werden, findet ein Konsolidierungs- und Konzentrationsprozess statt, bei dem viele der kleinen Blätter aufgeben müssen. Bedeutende täglich erscheinende Zeitungen sind der konservativ-liberale Diário de Notícias, der linksliberale Público (beide aus Lissabon) und das Jornal de Notícias aus Porto, dazu die Boulevardzeitung Correio da Manhã. Wichtige Wochenzeitungen sind Expresso und Sol, auch das politische Wochenmagazin Visão und die Musikzeitung Blitz sind zu nennen. Jornal de Letras gehört zu den bedeutendsten Kulturzeitungen des Landes, während Jornal de Negócios und der Diário Económico die bedeutenden Wirtschaftszeitungen sind. Destak und Metro sind die wichtigsten Gratiszeitungen in Portugal.
Sehr große Auflagen haben Sportzeitungen, die täglich erscheinen und sich fast ausschließlich mit Fußball beschäftigen – die bedeutendsten sind O Jogo, A Bola und Record. Die Benfica Lissabon nahestehende A Bola ist die auflagenstärkste Zeitung in Portugal.
Von Bedeutung sind auch die zahlreichen Lokalzeitungen. Unter den Regionalzeitungen ist der Diário As Beiras zu nennen.
Im Bereich der Klatschpresse sind die wöchentlich erscheinenden Magazine Maria und Nova Gente die auflagenstärksten. Die bedeutendste Parteizeitung ist der Avante! von der Portugiesischen Kommunistischen Partei.
Feiertage
Anmerkung: Jeder Kreis hat einen eigenen kommunalen Feiertag, oft für den Heiligen Antonius am 13. Juni, den Heiligen Johannes am 24. Juni oder den Heiligen Petrus am 29. Juni. Wenn der Kreis einen solchen Feiertag nicht hat, ist Karneval ein gesetzlicher Feiertag. Der Karneval wird wie ein normaler Feiertag behandelt, insbesondere Staatsbedienstete haben an diesem Tag normalerweise frei. Der erfolglose Versuch im Jahre 1995, diese Regelung abzuschaffen, kostete den damaligen Ministerpräsidenten Cavaco Silva viel Popularität. Daneben wird der 24. Juni als Feiertag diskutiert (Unabhängigkeit Portugals im Jahre 1128).
Source: https://de.wikipedia.org/wiki/Portugal