Kultur / Religion
Die Kultur Thailands ist stark von den Kulturen jener Völker beeinflusst, die das Land vor der Ankunft der Thai besiedelten, sowie von seinen Nachbarn. Es sind dies vor allem die indische, kambodschanische und chinesische Kultur. Religiöse Vorstellungen aus dem Buddhismus, aber auch dem Hinduismus, Ahnenkult, ethnischen Religionen und dem chinesischen Volksglauben sind stark im Denken und Handeln der Thailänder verwurzelt. Dies findet seinen Ausdruck zum Beispiel darin, dass der Kopf der heiligste Teil des Körpers ist. Die Füße gelten hingegen als schmutzig; über jemanden hinüberzusteigen oder etwas mit dem Fuß festzuhalten gilt als Beleidigung.
Seniorität spielt in der thailändischen Gesellschaft eine ganz bedeutende Rolle. Ältere Geschwister sind den jüngeren gegenüber verpflichtet, im Gegenzug schuldet der Jüngere dem Älteren Gehorsam. Der traditionelle Gruß Wai wird Höhergestellten entgegengebracht; der König als am höchsten gestellte Person des ganzen Landes wird, ebenso wie seine Bildnisse, grenzenlos verehrt. Thailand hat einen eigenen Kalender, der dem gregorianischen Kalender um 543 Jahre voraus ist.
Architektur
Das traditionelle Wohngebäude in Thailand ist das hölzerne Pfahlhaus. Es stellt eine Anpassung an das Klima des Landes dar, denn es schützt vor den regelmäßig auftretenden Überschwemmungen und vor wilden Tieren. Das hohe Dach erlaubt eine optimale Durchlüftung. Der Raum unter dem Haus kann als Lager oder als Stall für die Haustiere genutzt werden. Pfahlhäuser sind auf dem Land zwar noch häufig anzutreffen, allerdings ist Holz als Baustoff mittlerweile sehr teuer geworden. Daher überwiegen Betonbauten oder Gebäude aus Fertigbauteilen heutzutage.
Die religiöse Architektur der frühen Sukhothai-Periode ist stark von Khmer-Elementen durchdrungen. Die erhaltenen Denkmäler sind durch die Verwendung von Sandstein und an ihren rechteckigen Fenstern zu erkennen. Später entwickelten die Architekten Siams ihren eigenen Stil mit mehrstöckigen Dächern und zahlreichen Türmen. Stuck ersetzte den Sandstein und der chinesische Einfluss brachte in neuerer Zeit unter anderem die Verwendung von Porzellanornamenten in vielerlei Farben. Die thailändische Architektur brachte historische Denkmäler wie den Wat Phra Kaeo hervor, der mit feinster Schnitzerei und Verzierungen geradezu überladen ist. Der Wat Benchamabophit ist eines der bedeutendsten Beispiele buddhistischer Architektur des letzten Jahrhunderts. Er wurde 1899 aus italienischem Marmor erbaut und ist mit mehrstöckigen orangefarbenen Dächern gedeckt.
Zum UNESCO-Welterbe gehören die historischen Parks der Ruinenstadt von Sukhothai, die zusammen mit Si Satchanalai und Kamphaeng Phet nominiert wurde, sowie der Geschichtspark Ayutthaya und die bronzezeitliche Ausgrabungsstätte Ban Chiang.
Theater
Das traditionelle thailändische Theater unterscheidet sich grundlegend vom westlichen Theater. Es besteht aus der Rezitation eines Textes durch einen Erzähler, meist von Musik untermalt, während auf der Bühne Pantomimen auftreten oder getanzt wird. Die Schauspieler führen zuweilen einen Sprechgesang auf. Der Stoff für die Stücke entstammt meist den thailändischen Epos Ramakian oder anderen märchenhaften oder fantastischen Legenden.
Von der traditionellen Theaterform Lakhon gibt es zwei Strömungen. Lakhon Nok ist das alte thailändische Volkstheater, während Lakhon nai nur im königlichen Palast aufgeführt wurde. Die Schauspieler, die meist prachtvolle Kostüme und Masken tragen, stellen ihre Figur mit einer komplizierten Mimik und Tanzfiguren dar, die lange trainiert werden müssen. Eigentümlich ist, dass das Ideal von Weichheit und Geschmeidigkeit des Tanzes durch Überdehnung der Gliedmaßen entgegen den Gelenken erreicht wird. Typisch ist das Auftreten eines Spaßmachers, der meist derbe Scherze zur Belustigung des Publikums von sich gibt.
Das traditionelle thailändische Maskenspiel Khon ist bedeutend älter als Lakhon und wurde wahrscheinlich von den Khmer oder anderen indisierten Völkern übernommen. Hier wird Ramakian dargestellt und wurde in der Ayutthaya-Zeit ausschließlich von Männern aufgeführt.
Das traditionelle Schattentheater Nang yai wurde möglicherweise aus dem heutigen Indonesien in die thailändische Kultur eingeführt. Die Akteure des Stückes tanzen mit großen Hautfiguren in den Händen vor und hinter einer durchscheinenden Leinwand, hinter der ein Feuer brennt oder eine andere Lichtquelle installiert ist. Hierbei wird ein Text rezitiert und gesungen und durch ein Orchester untermalt. Nang yai durfte früher nur am Königshof aufgeführt werden. Für das jüngere und bis heute populäre, südthailändische Schattentheater Nang talung, werden kleinere Figuren von durchschnittlich 50 cm Höhe verwendet. Diese einst in der thailändischen Gesellschaft tief verwurzelten Kulturformen sind heute durch das Fernsehen weitgehend verdrängt. Aufführungen werden zwecks Kulturpflege nur gelegentlich veranstaltet.
Literatur
Die frühe thailändische Literatur wurde sehr von der indischen Kultur geprägt. Sie war vor allem religiöser oder mythologischer Natur und wurde bis in zur Mitte des 19. Jahrhunderts in Versform geschrieben. Bis dorthin waren die Angehörigen der Aristokratie die einzigen, die sich mit Literatur beschäftigten. So gehört Chaofa Thammathibet, Sohn von König Borommakot, zu den bedeutendsten Dichtern in der Geschichte Thailands; seine Ruderlieder und Nirats gehören bis heute zur Standardlektüre in Thailändischen Schulen.
Das bedeutendste Werk der thailändischen Literatur ist das Epos Ramakian. Dieses Epos basiert auf dem Nationalepos Ramayana und wurde am Ende des 18. Jahrhunderts durch König Phra Phutthayotfa Chulalok (Rama I.) erweitert. Es ist die wichtigste historische Quelle über die Sitten am Hofe des mittelalterlichen Thailand. König Phra Phutthaloetla (Rama II.) schuf zwei klassische Dramen auf Basis von Ramakian-Episoden sowie des Inao. Die Werke von Sunthon Phu hingegen bedienen sich einer Sprache, die jener des einfachen Volkes ähnelt.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Versform verworfen und durch Prosa ersetzt. Viele bedeutende Schriftsteller und Autoren brachten in den 1950er Jahren zahlreiche bekannte Bücher heraus. Zu den bekanntesten Vertretern der modernen thailändischen Literatur zählen Phya Anuman Rajadhon, Dokmaisod, Malai Choopinit, Mai Muang Doem, Chot Praephan, Kulap Saipradit, der ehemalige Premierminister Kukrit Pramoj, Krisna Asokesin, Seni Saowaphong, Suwanee Sukhontha, Suwat Woradilok, Kampoon Boonthavi, Angkarn Kalayanapong und Pira Sudham.
Musik
Die Geschichte der Musik Thailands ist nicht genau zu rekonstruieren. Sie vereint Einflüsse der chinesischen und indischen Musik und ist mit jener der Khmer und Mon verwandt. Bereits die Steininschrift König Ramkhamhaengs berichtet, dass in ganz Sukhothai viel Musik erklang. Auch im Königreich Ayutthaya im 15. Jahrhundert war Musik in der Bevölkerung außerordentlich populär. Die höfische thailändische Musik klingt für das westliche Ohr ungewohnt, da die Oktave in sieben gleich große Tonschritte unterteilt wird. Die Melodien sind zudem motivisch aufgebaut, was viele Passagen sich wiederholend erscheinen lässt. Es gab in Thailand niemals eine Notation, die Musiktradition wurde durch Hören und Nachahmen weitergegeben.
Das bekannteste klassische thailändische Orchester ist das Pi Phat, das traditionell für die Begleitung von Bühnenstücken bestimmt ist und in seiner Grundform aus einem Holzblasinstrument (pi nai), einem Kreis aus Buckelgongs (gong wong), einem Xylophon (ranat ek), Zimbeln (ching), einer Fasstrommel (taphon) und einer größeren Fasstrommel (klong that) besteht. Daneben gibt es zahlreiche weitere Orchesterformen, darunter das Khruong Sai, bestehend aus der Bambuslängsflöte khlui, Saiteninstrumenten (so duong, so u und chakhe), der Rahmentrommel rammana und Handzimbeln (ching). Das Mahori begleitet typischerweise Gesang und hat eine ähnliche Besetzung wie das Khruong Sai.
Nach 1932 wurde thailändische Musik vermehrt mit westlichen Instrumenten gespielt. Westliche Musik hat die klassische thailändische Musik bis heute weitgehend verdrängt. Kommerzielle thailändische, asiatische und westliche Popmusik ist allgegenwärtig, während die traditionelle Musik als Kulturerbe gepflegt und erhalten wird. Hier ist etwa Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn engagiert, während der amtierende König Jazz-Musiker ist. In der Nordostregion lebt das kulturelle Erbe der laotischstämmigen Bevölkerung unter anderem in der typischen Mor-Lam-Musik fort. Den typischen Klang produziert die Mundorgel khaen.
Malerei
Mit Malereien wurden die Wände von Tempeln und Palästen verziert, um die Schönheit der von ihnen umgebenen Objekte zu betonen. Im Unterschied zur westlichen Malerei kennt die traditionelle thailändische Malerei fast keine Perspektive. Alle Figuren wurden zweidimensional dargestellt und ihre Größe in der Darstellung hing von ihrer Bedeutung für das dargestellte Geschehen dar (Bedeutungsperspektive). Motive waren vor allem religiöser Art wie Szenen aus dem Leben Buddhas. Gemalt wurde mit Temperafarben, wobei anfänglich Pigmente in fünf Farben zur Verfügung standen. Die Wandmalereien in den Tempeln Wat Suthat (Bangkok) oder Wat Suwannaram (Thonburi) sind besonders bedeutend.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann man, Farbpigmente aus China zu importieren, später wurden chemische Pigmente verwendet. Die Malereien wurden nun farbenfroher. Gleichzeitig hielten westliche Konzepte wie Schatten und Perspektive in die thailändische Malerei Einzug.
Bedeutende Maler der traditionellen Technik sind Fua Hariphitak, Chalerm Nakiraks, Sanit Ditthaphan oder Tawee Nanthakwang, die auch als Nationalkünstler ausgezeichnet wurden. Zeitgenössische Maler Thailands sind etwa Chakrabhand Posayakrit oder Thawan Duchanee.
Kunsthandwerk
Die Weberei, besonders die Seidenweberei, ist in der Kultur der Bewohner Nordostthailands tief verwurzelt. Sie erlebte einen vorübergehenden Niedergang, nachdem billigere Seide aus China und Japan importiert wurde. Heute werden Spezialitäten wie Matmi-Seide (auch: „Mutmee“-Seide, Thai: มัดหมี่) oder Brokat mit eingewebten Gold- und Silberfäden hergestellt, die hohes Können erfordern, hohe Preise erzielen und von den Käufern für spezielle Anlässe verwendet werden. Seidenstickereien haben bei einigen Bergvölkern, speziell den Yao und Hmong, eine lange Tradition.
Es gibt in Thailand zahlreiche regional verschiedene Stilrichtungen der Töpferkunst. Die Töpferei hatte bereits im 13. Jahrhundert einen Höhepunkt ihrer Entwicklung, als der Herrscher Sukothais 300 Töpfer aus China ins Land holen ließ. In der Folge wurden die Erzeugnisse nach ganz Südostasien exportiert.
Reich verzierte Gegenstände wie Möbel, Schwerter, Becher, Kannen oder religiöse Symbole haben in Thailand eine lange Tradition. Sie können aus Silber gefertigt sein; die bedeutendsten Silberschmieden befinden sich in Chiang Mai. Gegenstände aus Niello, Lackschnitzereien oder solche mit Perlmutt-Einlagen werden ebenso hergestellt.
Film
Die thailändische Filmgeschichte reicht bis ins Jahr 1897 zurück, als der Besuch König Chulalongkorns in Bern von François-Henri Lavancy-Clarke gefilmt wurde. Als dieser Film später in Bangkok vorgeführt wurde, stieg das Interesse der königlichen Familie Thailands an diesem Medium. Daraufhin wurde die nötige Filmtechnik ins Land gebracht, um weitere ausländische Filme zeigen zu können. In den 1920er Jahren wurde die thailändische Filmindustrie begründet und in den 1930er Jahren erlebte diese ihr erstes „goldenes Zeitalter“. Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg sahen ein Wiederaufleben des thailändischen Films, in denen hunderte 16-mm-Filme produziert wurden, vor allem Action-Filme. Die Konkurrenz Hollywoods brachte die Filmlandschaft Thailands in den 1980ern und 90ern auf einen Tiefpunkt.
Heutige thailändische Filme sind in der Regel kommerzielle Produkte, die nur zu Unterhaltungszwecken dienen. Die Schauspieler werden nach Attraktivität für das Publikum ausgewählt. Anspruchsvollere Produktionen, die eine soziale Botschaft haben, sind selten und haben in der Regel keinen wirtschaftlichen Erfolg. Hierzu zählen beispielsweise die Arbeiten von Wichit Khunawut. Weitere populäre Regisseure, die zur neuen Welle gehören, sind Nonzee Nimibutr, Pen-Ek Ratanaruang und Apichatpong Weerasethakul sowie Kampfkunst-Star Tony Jaa. Thailand ist ein beliebter Drehort für ausländische Filme, Streifen wie Der Mann mit dem goldenen Colt, The Killing Fields – Schreiendes Land, Die durch die Hölle gehen oder Air America wurden an verschiedenen Orten des Landes aufgenommen.
Bildung
In den frühen Tagen der thailändischen Geschichte oblag die Bildung einerseits den Klöstern und andererseits dem Königshaus. Buddhistische Mönche in Klosterschulen des ganzen Landes sorgten für grundlegende Bildung der Jungen, während die Kinder der königlichen Familie und auch die des Adelsstandes eine höhere Bildung erhielten, da nur sie für den Dienst für das Land in Ministerien und bei Hofe in Frage kamen. Nur wenige Frauen erhielten die Gelegenheit, eine Schule zu besuchen, um wenigstens Lesen und Schreiben zu lernen. Der weitaus größte Teil der Gesellschaft bestand aus Bauern, die wenig Sinn darin sahen, Bücher lesen zu können. Die Geschichte des Dorfes oder der Familien sowie lokale Philosophie wurden mündlich übermittelt.
Auf Initiative von König Phra Nang Klao (Rama III., reg. 1824–1851) wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in Bangkok eine „Offene Universität“ eingerichtet, in der jedermann unabhängig von Geburt und Rang lernen konnte. Er hatte von 1832 bis 1848 den Wat Pho von Grund auf renoviert und stellte sich den Tempel nicht nur als eine heilige Stätte vor, sondern als ein demokratisches Lernzentrum, auch für Studenten, denen bisher der Zugang zu speziellen Wissensgebieten verwehrt war. Dies war in der thailändischen Geschichte einzigartig. Er versammelte eine große Gruppe Gelehrter, die vorhandene Textbücher zusammenstellte und viele neue Bücher schrieb. Der König begutachtete die Selektion und ließ anschließend die Texte in der geschwungenen Rattanakosin-Schrift auf Marmortafeln gravieren und in dem gesamten Phutthawat des Wat Pho ausstellen. So kann noch heute ein jeder, der sich für religiöse oder säkulare Themen interessiert, für Literatur, Archäologie, Astrologie oder Medizin, aus einer Fülle von Informationen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts auswählen.
Erst in der Regierungszeit von König Chulalongkorn (Rama V.) wurde die Notwendigkeit von weitreichender Ausbildung erkannt, um den Personalbedarf der wachsenden Bürokratie zu befriedigen. In der Bildungsproklamation von 1898, die stark vom britischen System beeinflusst war, wurde zunächst ein zweigliedriges System eingeführt, unterteilt in akademische und Berufsausbildung. Bereits 1902 wurde die höhere Bildung durch Anleihen beim japanischen und amerikanischen System erweitert. 1932 wurde ein umfangreicher Bildungsplan vorgestellt, der von vier Grundschuljahren ausging. Darauf aufbauend gab es eine achtjährige Sekundarstufe.
Die letzte größere Änderung am Bildungssystem wurde durch den Bildungsplan von 1977/78 eingeführt. Er sah sechs obligatorische Grundschuljahre und drei Jahre unterer Sekundarstufe vor. Weitere drei Jahre folgen für diejenigen, die einen besonderen Beruf ergreifen oder zur Universität wechseln wollen. Erst 1983 war die Einführung dieses Plans abgeschlossen. Um mit dem starken Wachstum auf den Gebieten der Technologie und der Landwirtschaft Schritt halten zu können, wurde in den 1990er Jahren geplant, die sechs Grundschuljahre auf neun Jahre zu erweitern. Die drei Jahre der Sekundarstufe sollten dann um weitere vier Jahre höherer Schulausbildung ergänzt werden. Seit 2009 wird über Satellit und Internet E-Learning mit DLTV in thailändischen Schulen eingeführt.
Schulsystem
In Thailand herrscht allgemeine Schulpflicht für neun Jahre. Die von der UNESCO ermittelte Analphabetenrate liegt bei nur etwa 4,5 % (2000) und damit auf dem Niveau der Europäischen Union. Die Weltbank ging 2005 von einem Alphabetisierungsgrad von 94 % in Thailand aus.
Der Besuch der sechsjährigen Grundschule ist verbindlich und im Prinzip kostenfrei, in den letzten Jahren haben die Schüler jedoch immer mehr die Kosten für Unterrichtsmaterialien und Uniformen für die unterschiedlichen Wochentage selber zu zahlen. Die Unterrichtsmethoden entsprechen nicht dem modernen westlichen Standard. Eigenverantwortliches Lernen wird nur wenig gefördert. Demgegenüber steht –gerade auf dem Land – ein stark ausgeprägtes Autoritätsdenken. Autoritäre Lehrmethoden und einfaches Auswendiglernen sind üblich. Es findet meist Frontalunterricht statt.
Es gibt neben den staatlichen auch Privatschulen, die entweder christlich ausgerichtet oder Auslandsschulen (Internationale Schule) sind. Sämtliche Schulen nach der Grundschule sind kostenpflichtig. Lehrer müssen an bestimmten Tagen Uniformen tragen. Schüler müssen immer eine Schuluniform tragen. Lehrer tragen verschiedene Abzeichen und Schulterklappen entsprechend ihrer Amtsbezeichnung, Funktion und Dienstzeit, ferner gehört außerhalb des Unterrichts das Barett zur Uniform.
Wohl einzigartig in der Welt ist, dass das Pfadfindertum (thailändisch Luk Suea, wörtlich „Tigerjunge“) Teil des Curriculums ist. Alle Schüler einer Schule kommen an einem festgelegten Tag jeder Woche in ihren Pfadfinderuniformen in die Schule. Wehrerziehung ist – wenn auch freiwillig – ebenfalls in die Schulen integriert. Oberschüler der zehnten bis zwölften Klasse können sich zur Reserve (thailändisch Nak Sueksa Wicha Thahan, wörtlich „Studenten der Militärkunde“) melden und werden dann – zumeist auf dem Schulgelände – militärisch ausgebildet. Die meisten Jungen nehmen daran teil, weil sie dadurch vom späteren Vollzeit-Wehrdienst befreit werden.
Weiterführende Schulen
Nach Abschluss der Grundschule haben die Schüler die Möglichkeit, eine weiterführende Schule oder eine Berufsausbildung zu beginnen, die im Wesentlichen schulisch durchgeführt wird. Dabei fallen Kosten für Lehrmittel und oft mehr oder weniger lange Anfahrtswege in die nächste größere Stadt an, insbesondere bei Kindern vom Land. Bei der hohen Zahl privater Institute und Fachhochschulen sind zudem Kursgebühren zu entrichten. Besonders begabte Schüler aus armen Familien, die an staatlichen Universitäten studieren, können sich um ein Stipendium oder ein langfristiges, zinsloses Darlehen bewerben.
Feste und Feiertage
In Thailand werden sowohl traditionelle thailändische, buddhistische wie auch westliche Feiertage begangen. Die thailändischen Feiertage richten sich nach dem Mondkalender und fallen somit von Jahr zu Jahr auf ein jeweils anderes Datum. Fällt ein Feiertag auf einen Samstag oder Sonntag, so ist der erste Wochentag danach arbeitsfrei.
Der bedeutendste Feiertag in Thailand ist das Neujahrsfest Songkran, das zwischen dem 13. und 15. April stattfindet und vor allem für den Brauch, sich gegenseitig mit Wasser zu bespritzen, bekannt ist. Loi Krathong fällt in der Regel in den November, hier werden mit Blumen und Kerzen geschmückte kleine Flöße in die Flüsse und Kanäle gesetzt. Regional werden leuchtende kleine Heißluftballons aus Papier steigen gelassen (siehe Kong-Ming-Laterne). Buddhistische Feiertage sind Visakha Puja, an dem an die Geburt, die Erleuchtung und den Tod Buddhas gedacht wird, Magha Puja, der mit Kerzenprozessionen in den Tempeln gefeiert wird, oder Ok Phansa. Des Weiteren sind die Geburtstage des Königs, der Königin sowie der Jahrestag der Krönung des Königs offizielle Feiertage. Für die chinesische Minderheit ist das chinesische Neujahrsfest der bedeutendste Feiertag.
Religion
Der Theravada-Buddhismus ist die dominierende Religion Thailands, etwa 94 % der Bevölkerung bekennen sich dazu (siehe Buddhismus in Thailand). Daneben gibt es bis zu 5 % Muslime (überwiegend Malaien in Südthailand), 0,6 % Christen und 0,1 % (etwa 65.000) Hindus (meist Inder). Nur 0,4 % bezeichnen sich als religionslos. Die Verfassung Thailands legt fest, dass der Staat den Buddhismus und alle anderen Religionen schützen und fördern sowie zur Harmonie unter den Anhängern aller Religionen beitragen soll. Der König muss immer ein Buddhist sein, der Buddhismus ist aber nicht als Staatsreligion festgeschrieben.
Vor Ankunft der Thai waren im heutigen Thailand Hinduismus, Shivaismus und Mahayana-Buddhismus der Khmer vorherrschend. Im 11. Jahrhundert übernahmen die einwandernden Thai, die schon vorher Kontakt mit dem Mahayana gehabt hatten, den Theravada-Buddhismus von den Birmanen und von den Mon in Nordthailand. Dieser dominiert in Thailand bis heute. Auch wenn er offiziell nicht den Status eine Staatsreligion hat, ist er doch eng mit staatlichen Institutionen verwoben: der König ist oberster Schutzherr des Sangha, der buddhistischen Mönchsgemeinde. Ihre Struktur und Hierarchie ist gesetzlich garantiert und reglementiert.
An der Spitze steht der Oberste Sangha-Rat, dem der Sangharaja („Oberster Mönchspatriarch“) vorsteht. Jeder Mann darf sich – auch für eine gewisse Zeit – zum Bhikkhu (buddhistischer Mönch) ordinieren lassen. Es ist normal, dass männliche Jugendliche zwischen 12 und 20 Jahren Novizen werden und sich für ein oder mehrere Jahre dem Studium heiliger Schriften widmen. Die Größe des Sangha ist deshalb nicht genau zu ermitteln. Das religiöse Leben spielt sich vor allem in den Wat ab, von denen es im ganzen Land 30.678 gibt.[27] Sie sind zugleich Klöster der Mönche, Ort der Verehrung des Buddhas, seiner Lehre (Dharma) und seiner Gefolgschaft (Sangha) durch buddhistische Laien sowie soziale Begegnungszentren. Im vormodernen Thailand waren die Wat auch Bildungseinrichtungen und sorgten dafür, dass die Alphabetisierung auch vor Einführung eines staatlichen Bildungswesens relativ hoch war. Der Bau neuer Wat wird meist ausschließlich mit Spenden aus der Bevölkerung finanziert. Es widerspiegelt das Streben nach religiösen Verdiensten, was ein positives Karma und eine spätere komfortablere Wiedergeburt ermöglichen soll.
Da der Buddhismus keine Exklusivität fordernde Religion ist, spielen neben dem Buddhismus eine ganze Reihe von anderen Kulten eine wichtige Rolle. Götter und Geister, die aus vorbuddhistischen Zeiten stammen oder hinduistischen oder chinesischen Vorstellungen entspringen, werden in verschiedenen Ritualen verehrt. Dies findet seinen Ausdruck in den Geisterhäuschen, die praktisch vor jedem Gebäude aufgestellt werden sowie in der großen Rolle von Amuletten und Tätowierungen.
Die Muslime, fast ausschließlich Sunniten, machen etwa 5 % der Gesamtbevölkerung aus. Sie stellen jedoch die Bevölkerungsmehrheit in den vier Südprovinzen Narathiwat, Pattani, Yala und Satun an der Grenze zu Malaysia. In den drei erstgenannten sind es vorwiegend Malaien (die sich fast ausnahmslos zum Islam bekennen), in der letzten dagegen thaisprachige Muslime. In der Provinz Songkhla machen Muslime kaum ein Viertel aus[30], allerdings haben mindestens fünf der 16 Distrikte (Amphoe) dieser Provinz muslimische Mehrheiten. Im Rest des Landes sind Muslime als Minderheit verbreitet, sie sind meist Nachfahren von Einwanderern aus Süd- und Vorderasien oder Thai, die den Islam angenommen haben.