Kultur / Religion
Die Kultur Kambodschas beruht weitestgehend auf jener des antiken Khmer-Reichs. Architektur und Ikonografie, aber auch Tanz und Literatur zeigen den starken indischen Einfluss in der damaligen Zeit. Den modernen Khmer dient sie der nationalen Identifikation und als Aushängeschild für den Tourismus. So ist die Pflege der traditionellen Kultur in Kambodscha von großer Wichtigkeit und richtet sich vor allem auf die Tempelanlagen von Angkor aus. Auch Musik, traditionelle Tänze und Schattenspiele zeugen von der frühen Ausprägung einer eigenständigen Kultur, die bis heute teilweise in ihrer ursprünglichen Form gepflegt wird und auch als Grundlage für neue Entwicklungen dient.[104] Seit 1979 gibt es eine Wiederbelebung in der Kunst. Monumente und Stupas werden mit staatlichen Mitteln restauriert, ländliche buddhistische Tempel (Wat) auch mit lokalen Spenden. Die zwei Schulen für Kunst in Phnom Penh sind wieder offen und werden rege besucht. Das Nationalmuseum zeigt viele Kunstwerke, die der Zerstörung durch die Roten Khmer entgingen.
Khmer-Literatur
Die traditionelle Khmer-Literatur vereinigt Unterhaltung mit erzieherischen Inhalten. Das bekannteste Werk früher kambodschanischer Literatur ist das Reamker, eine lokale Adaption des indischen Epos Ramayana. Das Reamker wirkt sich bis heute prägend auf neue musikalische, choreografische und theatralische Entwicklungen aus. Ein weiterer Text aus der Zeit des Khmer-Reiches ist das Gedicht von Angkor Wat, das in die Wände des Tempels geschrieben wurde. Eine historische Rolle spielt auch die religiöse Literatur, die sich von den Niederschriften der Regeln des in Südostasien vorherrschenden Theravada-Buddhismus ableitet und Gläubige anleitet. Verbreitet sind heute noch buddhistische „Geburtsgeschichten“ (Jataka), die hauptsächlich das Leben Buddhas erzählen; auch sie haben moderne Werke inspiriert. Durch seit Jahrhunderten überlieferte Fabeln und Märchen wurden und werden Normen und Werte an die nächste Generation weitergegeben. Die wichtigsten überlieferten Tugenden sind Hilfsbereitschaft, Gemeinschaftsgefühl und die friedliche Lösung von Konflikten. Auch Landesgeschichte und geographische Namen werden so weitergegeben.
Inschriften an Monumenten reichen bis ins 6. Jahrhundert zurück, aber auch einige Palmblätter, auf denen die historischen Werke zumeist niedergeschrieben wurden, haben in Paris die Zeiten überdauert. Die meisten Exemplare in Kambodscha fielen den Zerstörungen der Roten Khmer zum Opfer. Wichtige verbliebene Dokumente sind zum Beispiel die Königlichen Chroniken.
Die moderne kambodschanische Literatur, deren erster Roman „Sophat“ (1938) wenige Jahre vor der Krönung Norodom Sihanouks veröffentlicht wurde, gilt als Bruch mit der Vergangenheit, da sie erstmals Prosa verwendet und auf gewöhnliche Menschen fokussiert ist. Die überwiegend älteren Autoren leben vor allem im Ausland, da Schriftsteller unter den Roten Khmer als Staatsfeinde galten, sodass es keine wirkliche Literaturszene mehr gibt. Beeinflusst wurden sie von der französischen Literatur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Fiktion ist verbreitet, etwa die Ipaen-Volksgeschichten.
Klassische Khmer-Architektur
Die Wurzeln der klassischen Khmer-Architektur finden sich in den Reichen von Funan und Chenla. Sie wiesen einen starken indischen Einfluss auf. In Funan wurden die Gebäude hauptsächlich aus Holz errichtet, weshalb kaum Überreste vorhanden sind. Chenla übernahm die indianisierte Kunst und Architektur Funans und entwickelte sie weiter. Ab dem 7. Jahrhundert wurden Gebäude aus Ziegeln und Stein errichtet. Typische Relikte aus dieser Zeit sind Prasats, vier- oder achteckige Ziegeltürme mit Kraggewölben und einem Schrein auf einem Podest, das aus Etagen bestand, die nach oben ansteigend kleiner wurden.
Unter Jayavarman II. fand im 9. Jahrhundert der Übergang vom Stil Chenlas in die angkorianische Zeit statt. Im Vergleich zu früheren Epochen entwickelte sich nun der eigenständige, kambodschanische Stil. Jayavarman II. führte die Verehrung der indischen Gottheit Shiva ein, weswegen nun bis ins Jahr 1219 fast jeder Gottkönig einen Staatstempel für seinen Linga baute. Der Linga, häufig als Phallus interpretiert, war als Symbol Shivas auch das Symbol des Kultes. In ihm wurde die Seele des Gottkönigs bewahrt. Die Tempel fungierten als Quelle und Zentrum der Macht sowie als spirituelles Rückgrat des Reiches. Weitere Tempel dienten der Ahnenverehrung oder als Klöster, insbesondere aufgegebene Staatstempel.
Aufgrund ihrer indischen Wurzeln repräsentieren auch die Tempel aus dem angkorianischen Zeitalter durch ihre Architektur den Berg Meru, das Heim der indischen Götter. Im 9. Jahrhundert entstanden fünfstufige Pyramiden und zu den Haupttürmen gesellten sich im Laufe der Zeit die vier typischen Nebentürme, die in Quincunx-Anordnung gehalten sind und durch Verbindungen die Gestalt eines Kreuzes annehmen. Dieses innerste Heiligtum ist aus astrologischen Gründen nach einer Ost-West-Achse ausgerichtet und hat gewöhnlich nur eine nach Osten weisende Öffnung und falsche Türen an den anderen Seiten. Weitere Gebäude sind Empfangs- und Meditationshallen sowie Bibliotheken für die heiligen Schriften, die oft paarweise angeordnet wurden und sich in Richtung des Heiligtums öffnen. Um die zentralen Gebäude herum finden sich Dammwege und Gräben. Das ganze Gelände umgeben zumeist nicht verzierte, konzentrische Einfassungsmauern, normalerweise ein bis drei, in seltenen Fällen auch mehr. An Kardinalpunkten sind Tore eingelassen, die im Laufe der Zeit immer prächtiger werden und in der Spätphase die Form von Torbauten (gopuram) mit Vorkammern und Türmen annahmen.
In den Heiligtümern befanden sich Ikonen jener hinduistischen Gottheiten, denen die Tempel gewidmet waren. Nach der Übernahme des Buddhismus wurde der Gottkönig durch Buddhastatuen symbolisiert. Während die ersten Tempel sehr einfach gestaltet waren, kamen mit der Zeit Türen und Galerien hinzu. An den Seiten und Rückwänden der Gebäude befanden sich falsche Fenster und Türen. Für Gemächer wurden Konsolen verwendet, da keine Bögen bekannt waren, was nur kleine Räume zuließ. Die inneren Wände sind im Gegensatz zu den äußeren nicht verziert, was zu Spekulationen über ehemalige Wandbilder geführt hat.
Als Material wurden bis Ende des 10. Jahrhunderts Holz und später vor allem Ziegel benutzt, die teilweise mit Stuck ummantelt und mit einer Art natürlichem Klebstoff verbunden wurden. Für Stürze und Säulen wurde bereits seit funanesischen Zeiten Sandstein benutzt, etwa aus Phnom Kulen, der mit besseren Bautechniken auch für Türme und später ganze Tempelanlagen übernommen wurde. In der Sandsteinarchitektur finden sich auch Hinweise auf frühere Holzstrukturen – Galeriedächer tragen falsche Dachplatten, während Holzfenster imitiert werden. Für Fundamente, Becken und Gräben, umschließende Mauern und Mauerkerne wurde Laterit verwendet, ein leicht verfügbares und schneidbares Oberflächenprodukt. Kupfer- und Bronzebleche dienten als Zierde, Tonziegel wurden neben Schindelimitaten aus Sandstein zum Decken der Dächer verwendet. Die Steine wurden oft so angeordnet, dass die vertikalen Schnittstellen nicht gestaffelt waren. Da kein Mörtel verwendet wurde und nur das Gewicht und die passgenaue Anordnung der Steine die Tempel zusammenhielten, brachen sie bei mangelnder Pflege schnell ein.
Durch den exzessiven Tempelbau, mit denen jeder Gottkönig versuchte, seinen Vorgänger zu übertrumpfen, waren die Vorkommen des qualitativ guten Sandsteins um 1219 erschöpft. Zusammen mit einem sinkenden Wohlstand führte dies zu schlechter gebauten Tempeln. Da mit der Übernahme des Buddhismus als Staatsreligion auch die Gebäude allgemein schlichter wurden, kam es schließlich zu einer weitgehenden Einstellung der Bauaktivitäten. Schließlich folgte die post-angkorianische Periode, in der wieder vermehrt mit Holz gearbeitet wurde.
Moderne, nicht-religiöse traditionelle Architektur
In den Fünfziger- und Sechziger Jahren wurden von chinesischen Unternehmern in den Stadtzentren drei- bis fünfstöckige Wohnblocks aus Beton gebaut, die unter den Roten Khmer verlassen wurden und nun wieder bewohnt werden – so dicht, dass sich auf den Dächern slumartige Siedlungen bilden. Bausubstanz und elektrische und sanitäre Einrichtungen sind in einem sehr schlechten Zustand, häufig gibt es nur im Erdgeschoss Toiletten und fließendes Wasser. In den äußeren Stadtkernen ist der französische Einfluss noch sichtbar; hier gibt es Villen aus der Spätphase der Kolonialherrschaft, die im französischen Kolonialstil gehalten sind, der mit dem Art déco verwandt ist. Auf dem Land sind einfache Häuser aus Bambus und Holz auf Holz- oder Betonpfeilern gegen Überflutungen verbreitet. Unter den Häusern befindet sich offener Stauraum, der auch als Haustierstall und Arbeitsraum genutzt wird. Den Zugang ins Wohngebäude gewährleistet eine Außentreppe. Im Inneren befinden sich üblicherweise ein großer Gemeinschaftsraum sowie das Elternschlafzimmer und die Küche. Die Außenwände werden durch geflochtene Gras- oder Palmmatten gebildet. Dächer bestehen aus Schilf oder Gras, selten auch aus Ziegeln.
Skulpturen
Aus der Funan-Zeit sind wenige Artefakte verblieben, lediglich vier Inschriften auf Stelen, sowie einige Kunstwerke aus dem 6. Jahrhundert, die vor allem Vishnu mit einheimischen Gesichtern darstellen. Auch in den Statuen aus Chenla erkennt man im Stil den indischen Einfluss. Als Materialien wurden Stein und Bronze verwendet. Die Skulpturen aus frühen Tempeln in Angkor waren relativ steif und flach, dienten aber als Basis für die späteren ausgeschmückten Basreliefs. Das Behauen von Türstürzen war in jener frühen Phase eine wichtige Kunst. Wie die Basisreliefs erzählen ausgearbeitete Giebeldreiecke aus der Ramayana und anderen indischen Epen, teilweise auch vom Alltagsleben. Auch in dieser Zeit wurden Stein und Bronze als Materialien verwendet. Die post-angkorianische Periode wird durch anspruchsvoll gestaltete und dekorierte Holzstatuen geprägt, von denen aus klimatischen Gründen wenig erhalten ist. Die heutige bildende Kunst orientiert sich noch immer stark an der Blütezeit des Khmer-Reichs.
Theater und Tanz
Der Ursprung des kambodschanischen Theaters liegt im 6. Jahrhundert. Gezeigt werden Szenen aus dem Reamker, regionalen Legenden, indischen und Epen aus dem Theravada-Buddhismus. Die Theater bedienen sich kunstvoller Masken und Kostüme und sind nach den Schauspielern in Männer- und Frauentheater unterteilt. Schauspieler sprechen und singen, dazu kommen ein Erzähler und ein Orchester zur musikalischen Untermalung. Auf dem Lande sind Volkstheater und Schattenspiele als Unterhaltung beliebt. Der Inhalt des Schattenspiels Sbek thom beruht auf Geschichten aus dem Reamker. Die Charaktere sind aus Rindshaut geschnitten, an langen Bambusstangen befestigt und oft bemalt. Das königliche Theater beruht ebenfalls auf dem Reamker. Im Nationaltheater wird nur ein modernes Stück gespielt, nämlich „Die Geschichte des Landes Kambodscha“.
In Kambodscha gibt es eine lange Tanztradition. Die Ursprünge des klassischen Tanzes liegen in den heiligen Tänzen der Apsaras, der mythologischen Verführerinnen des alten Khmer-Reichs; möglicherweise gehen sie bis auf Funan zurück. Der Höhepunkt des klassischen Tanzes in der Angkor-Periode stützte sich auf Interpretationen der indischen Epen, insbesondere der Ramayana – Inhalte waren etwa Prinzessinnen in Not, Kriegshelden, Sklaven, Riesen oder mystische Tiere. Der Tanz galt als religiöse Tradition, um dem König und seinem Volk Segen zu bringen und auch als eine Form der Unterhaltung; hier stammen die Tänzerinnen zumeist aus höheren sozialen Schichten und hatten im königlichen Harem eine besondere Stellung. Mit dem Niedergang des Angkor-Reichs ging auch ein Niedergang des Tanzes einher. Unter dem thailändischen Patronat wurde er aber als Kunstform weitergeführt. Die Franzosen belebten das Khmer-Ballett im 20. Jahrhundert wieder, wobei die ersten Tänzerinnen aus Thailand kamen. Heute ist der kambodschanische Tanz eines der Markenzeichen Kambodschas und ein Tourismusmagnet.
Die Tänze sind sehr symbolisch und einer strengen Ordnung unterworfen. Vorgeführt werden sie zumeist von Frauen, Geschlechtsunterschiede werden mit verschiedenen Kostümen dargestellt. Die Tänzerinnen werden von einem Orchester und einem erzählenden Chor begleitet. Als nationaler Tanz gilt der Lamthon, auch der Apsara-Tanz (Robam Tep Apsara), ein Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelter Stil, der auf der klassischen Khmer-Tradition beruht, ist bekannt. Die Regierung und ausländische Geldgeber versuchen momentan, die Tanztraditionen wieder zu beleben, indem sie ältere Kambodschaner, die das Regime der Roten Khmer überlebten, befragen und auf Video aufnehmen. Bis 1997 konnten auf diese Weise etwa 50 % des klassischen Tanzrepertoires gerettet werden.
Der Volkstanz hat die Siebziger Jahre überlebt, auch wenn er als gängige Unterhaltung auf dem Lande allmählich vom Fernsehen abgelöst wird. Im Volkstanz, der deutlich individueller ist als die traditionellen Tänze und mehr persönlichen Spielraum lässt, werden kambodschanische Volkserzählungen dargestellt. Weiterhin gibt es den folkloristischen Tanz, der aus Mystik, Naturglauben und Bauernalltag entstanden ist und mit dem die Bauern um gute Ernte oder Regen baten. Trotz seiner rituell-zeremoniellen Handlungen ist auch er lebhafter als der klassische Khmertanz.
Musik
Die kambodschanische Musik ist Teil der von Indonesien ausgegangenen „Glockenspiel“-Musikkultur (Verwendung von Xylophonen und Buckelgongs), die im Norden Burma, Thailand, Laos, das westliche Bergland von Vietnam und im Osten am Rand die Philippinen einschließt. Obwohl einige der an Basreliefs von Angkor Wat abgebildeten Musikinstrumente noch heute in der Volksmusik gespielt werden, ist ein indischer Einfluss auf die kambodschanische Musik nicht mehr vorhanden. Nur die alte einsaitige Zither kse diev, die aus einem langen Stab und einer Kalebasse besteht und zur Resonanzverstärkung an die Brust gepresst wird, ist eindeutig indischen Ursprungs. Der chinesische Einfluss beschränkt sich ebenfalls im Wesentlichen auf die Bauform einiger Instrumente. So entspricht die mondförmige Laute mit kurzem Hals chapei der chinesischen yue qin, die zweisaitige Fiedel tro Khmer der chinesischen huqin und die 14-saitige Kastenzither khoeum der früher nur in der chinesischen Volksmusik verwendeten guzheng.
Ab dem 16. Jahrhundert wurden höfische Rituale, Tanzaufführungen und die in Angkor von riesigen Orchestern gespielte Musik nicht mehr gepflegt. Die kambodschanische Musiktradition überlebte nur auf Volksebene und unter thailändischem Einfluss. Einen ersten Anlauf zur Erneuerung der höfischen Musik gab es Mitte des 19. Jahrhunderts unter König Ang Duong (regierte 1841–1869). Eine besondere Förderung erfuhr die klassisch-kambodschanische Kultur während des französischen Protektorats durch Königin Sisowath Kossamak in den 1940er Jahren. Nach der Unabhängigkeit 1953 konnte sich wieder eine nationale Musikkultur, die von thailändischen Stilelementen gereinigt war, mit kleineren Orchestern als zur Angkor-Zeit entfalten. Während der Herrschaft der Roten Khmer wurden Musiker systematisch ermordet und alle auffindbaren Instrumente zerstört. Was anschließend an der zuvor selten notierten Musikkultur wieder entstand, verdankt sich dem Gedächtnis der wenigen im Land überlebenden Musiker und den ins Ausland geflohenen Exilgemeinden.
Vergleichbar mit dem indonesischen Gamelan lassen sich verschiedene Orchesterbesetzungen nach Spielweise und sozialer Funktion unterscheiden. Das offizielle königliche Orchester Pinpeat, das dem thailändischen Pi Phat entspricht und zur religiösen Musik gehört, wird am häufigsten in ländlich reduzierter Besetzung gespielt. Es besteht aus einem Metallophon (roneat dek) aus 21 Eisenstäben, zwei bootförmigen Xylophonen mit Bambusstäben: roneat ek und dem tiefer gestimmten roneat thung; zwei verschiedene Gongs; der Oboe sralay (abgeleitet von persisch surnai) oder Bambusflöte khloy; verschiedenen Trommeln und kleinen Becken. Zur konzertanten leichten Musik bei königlichen Festen, auch beim jährlichen Wasserfest Bon Om Tuk am Tonle Sap, gehört das sanfte Orchester Mohori, das neben Xylophon und Trommeln mit Gesang und Saiteninstrumenten, darunter mehreren, mit der javanischen rebab verwandten Stachelfideln tro gespielt wird. Die im Mohori verwendete Fünftonleiter zeigt einen chinesischen Einfluss. Deutlich lauter klingt das zur Geisteranrufung benötigte Arak-Ensemble, mit dem die Ursache von Krankheiten festgestellt werden soll, das ähnlich wie das Hochzeitsorchester Phleng Kar von Bechertrommeln, Oboe und Saiteninstrumenten bestimmt wird.
Unter französischer Herrschaft wurde Jazz eingeführt, der zusammen mit kambodschanischen Streichinstrumenten und popmusikalischem Gesang zu einem eigenen leichten Unterhaltungsgenre wurde. Heute noch beliebte Sänger dieser Musik aus den 1950er und 1960er Jahren sind der Star Sinn Sisamouth, der 1976 von den Roten Khmer ermordet wurde, Em Yeng, Pov Vannary oder Meas Samoun. Noy Vanneth und Menh Sothivan schlossen an diese Tradition an, während seit der Jahrtausendwende verstärkt thailändische Rockbands ihren Einfluss ausüben.
Kleidung
Traditionelles Universalkleidungsstück der Kambodschaner ist der Krama. Fast jeder Einwohner des Landes besitzt eines der Baumwolltücher. Sie sind vielfältig benutzbar: sie bieten Schutz vor Sonne oder Staub, werden als Trage-, Nasen- oder Schweißtücher eingesetzt oder beim Baden als Sichtschutz verwendet. In der Zeit der Roten Khmer waren sie sogar ein Teil der Militäruniform. Der Sarong ist ein bis zum Knöchel reichendes, buntes Baumwolltuch, das sich die Frauen als Alltagskleidungsstück um die Hüfte wickeln. Für die Männer gibt es den entsprechenden Sarong Sot, der aus Seide besteht und seltener getragen wird als der Krama. Bei Festen tragen Frauen einen Houl oder einen Phamung, die den Schnitt eines Sarong haben, aber aus Seide hergestellt sind. Der Houl ist bunt und geblümt, der Phamung einfarbig. Als Arbeitskleidung sind bei den Frauen einfarbige Röcke in Grün, Blau oder Grau üblich, dazu weiße Blusen. Männer tragen graue Stoffhosen und helle Hemden.
Feiertage
Der Unabhängigkeitstag am 9. November ist der Nationalfeiertag Kambodschas. Wenn ein Feiertag auf einen Samstag oder Sonntag fällt, wird er am nächsten Werktag nachgeholt. Mit einem Sternchen (*) markierte Anlässe variieren entsprechend dem buddhistischen Mondkalender. Die Daten werden jährlich durch Dekrete des Ministerpräsidenten festgelegt.
Datum | Anlass | Anmerkungen |
---|---|---|
1. Januar | Neujahr | Internationaler Neujahrsfeiertag |
7. Januar | Tag des Sieges | Tag des Sieges über das Regime der Roten Khmer |
Februar* | Meak-Bochea-Tag | Erinnert an eine spontane Versammlung von Mönchen, um Buddha zu lauschen |
8. März | Internationaler Frauentag | Internationaler Feiertag |
13. bis 15. April | Kambodschanisches Neujahr | |
1. Mai | Tag der Arbeit | Internationaler Feiertag |
13. bis 15. Mai | Geburtstag König Sihamonis | Der Geburtstag des Königs ist am 13., die Feierlichkeiten erstrecken sich bis zum 15. |
Mai* | Königliche Pflügezeremonie | Beginn der Pflanzungssaison |
Mai* | Visak-Tag | Geburtstag Buddhas |
18. Juni | Geburtstag der Königinmutter Norodom Monineath Sihanouk | |
24. September | Verfassungstag | |
September/Oktober* | Pchum-Ben-Tag | Tag der Ahnenverehrung |
29. Oktober | Krönungstag | |
31. Oktober | Geburtstag des ehemaligen Königs Sihanouk | |
November* | Wasserfest | Feier des Tages, an dem das Wasser des Tonle Sap seine Fließrichtung ändert |
9. November | Unabhängigkeitstag | Nationalfeiertag |
10. Dezember | Tag der Menschenrechte | Internationaler Feiertag |
Küche
Die kambodschanische Küche beruht stark auf Einflüssen aus anderen Ländern, etwa Vietnam, China (wegen der Geschäftsverbindungen), Malaysia, Frankreich (daher stammt das französische Brot, das in Kambodscha gegessen wird), Laos und Thailand. Die Gerichte sind üblicherweise nicht besonders scharf und werden mit Kräutern wie Zitronengras oder Koriander verfeinert. Zum Braten wird Palmöl verwendet. Gekocht und gebraten wird traditionell in einem Wok auf einem Holzkohleofen; in den Städten setzen sich vermehrt Gasbrenner durch. Das Grundnahrungsmittel ist weißer Reis, der oft aus der Battambang-Provinz kommt; auch Nudeln sind beliebt. Populär sind süß-saure Gerichte aus Fisch, Huhn oder Gemüse mit Ananas, Zwiebeln und grünen oder roten Tomaten. Gedämpfte Gerichte basieren auf einer leichten Brühe mit Rind, Fisch oder Gemüse und häufig einem hart gekochten Ei. Currys bestehen meist aus Rind und sind nur leicht scharf. Wichtigste Proteinquelle ist Fisch. Er wird gebraten, gegrillt, gepökelt, als Suppe oder gedämpft gegessen. An Fleisch sind vor allem Schwein und Rind verbreitet.
Kambodschanische Spezialitäten sind zum Beispiel ein fondueartiges Gericht, bei dem Fleischbällchen in eine von unten beheizte Brühe getunkt und mit anderen Zutaten verspeist werden oder ein Huhn, das in seinem Saft mit Zucker und Gewürzen angemacht als Festessen verspeist wird. Als frittierte Snacks oder Suppenbeigaben beliebt sind Käfer und Grillen, regional auch Vogelspinnen und Wasserwanzen. In gehobenen Restaurants kann man Schlangen, Schildkröten, Eidechsen, Ameiseneier, Spatzen und andere kleinere Vögel verzehren. Aus kleinen getrockneten und fermentierten Fischen wird die allgegenwärtige Prahok-Paste hergestellt, die weißlich schillert und einen stechenden Geruch hat.
Das beliebteste Getränk ist grüner Tee, der stark gezuckert wird. Roter Tee wird mit Limonensaft und Zucker gemischt. Von Morgens bis zum Nachmittag wird Kaffee entweder schwarz oder mit viel Kondensmilch getrunken. Einheimische Fruchtsäfte bestehen beispielsweise aus Zuckerrohr oder Kokosnuss, verbreitet ist auch Sojabohnenmilch. An alkoholischen Getränken gibt es mehrere einheimische Sorten Bier wie etwa das Angkor-Bier, Anchor und ABC-Stout. Aus Reis werden süße, starke Weine hergestellt. Auch rasch gärender Zuckerpalmsaft wird ausgeschenkt.
Religionen
In Kambodscha sind rund 96,3 % der Bevölkerung Anhänger des Theravada-Buddhismus, der außer in Kambodscha auch in Thailand, Laos und Myanmar verbreitet ist. Weitere vertretene Glaubensrichtungen sind der Islam mit etwa 1,9 % (vor allem Sunniten bei den Cham) und das Christentum mit 0,4 bis einem Prozent, wovon die Neuapostolische Kirche die größte vertretene Konfession ist. Die katholische Kirche Kambodschas ist vor allem bei der Minderheit der Vietnamesen verbreitet. Bei manchen Bergvölkern haben sich auch ethnische Religionen gehalten, die Chinesen sind hauptsächlich Konfuzianer, Taoisten oder Mahayana-Buddhisten.
Der Theravada-Buddhismus, der ab dem 14. Jahrhundert den Hinduismus und den Mahayana-Buddhismus verdrängte, war bis 1975 Staatsreligion und wieder ab den späten Achtzigerjahren. Heute ist er gesetzlich in der Verfassung verankert. Unter den Roten Khmer wurden etwa 25000 buddhistische Mönche getötet. Ein Teil der Mönche wurde dazu gezwungen, die Robe abzulegen. Fast alle Wats und Moscheen wurden zerstört. In den Neunzigern wurden die meisten Glaubensstätten wieder aufgebaut – heute gibt es wieder 59.500 Mönche und 3.980 Wats. In Phnom Penh wurde mit saudi-arabischem Geld eine internationale Moschee gebaut.