Geschichte

Vorgeschichte, Römer

Die ersten Siedlungsspuren auf dem Gebiet des heutigen Luxemburgs stammen aus der Altsteinzeit. Das Neolithikum beginnt mit der Linearbandkeramischen Kultur um 4900 v. Chr. Siedlungen der Kelten stammen aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Ungefähr einhundert Jahre später drangen Römer in das Land ein, als Caesar um 58 bis 51 v. Chr. Gallien und einen Teil von Germanien bis zur Rheingrenze eroberte. Das Gebiet des heutigen Luxemburgs wurde Teil des Imperium Romanum.

Im 5. Jahrhundert n. Chr. – zur Zeit der Völkerwanderung – drängten die germanischen Franken die Römer zurück. Wandermönche missionierten die Menschen zum Christentum und bauten Klöster. Das Kloster Echternach wurde vom angelsächsischen Missionar Willibrord im Jahre 698 gegründet.

Grafschaft Luxemburg innerhalb des Fränkischen Reiches

Im Jahre 963, als das Land zum ostfränkischen Reich gehörte, erwarb Graf Siegfried I. durch einen Tauschhandel mit der Abtei St. Maximin in Trier den kleinen Bockfelsen im Alzettetal mit der Burg Lucilinburhuc. Damit legte er den Grundstein für das Land und Adelsgeschlecht der Luxemburger und für die Grafschaft Luxemburg.

Herzogtum Luxemburg innerhalb des Heiligen Römischen Reiches

1308 wurde Graf Heinrich von Luxemburg zum römisch-deutschen König gewählt. Er und sein Sohn Johann, der 1310 König von Böhmen wurde, begründeten die Machtstellung der Luxemburger im mittelalterlichen Deutschen Reich (Heiliges Römisches Reich). 1354 wurde die Grafschaft Luxemburg von Kaiser Karl IV. zum Herzogtum erhoben. Erster Herzog wurde Wenzel I. Mit dem Tod des römisch-deutschen Kaisers Sigismund 1437 starb die Hauptlinie des Hauses Luxemburg aus, womit die Vorherrschaft im Reich endete. Im Jahr 1441 verkaufte die letzte Herzogin aus dem Haus Luxemburg das Land an das französische Haus Burgund. Es blieb staatsrechtlich ein Lehen des Reiches. Nach dem Tod des letzten Burgunderherzogs Karl der Kühne im Jahr 1477 kam Luxemburg mit dem gesamten burgundischen Erbe an Karls Tochter Maria von Burgund und ihren Ehemann, den späteren römisch-deutschen Kaiser Maximilian I. von Habsburg.

Im Jahre 1482 gelangte Luxemburg innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation unter die Herrschaft der Habsburger; 1555 innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation unter deren spanische Linie.

1659 kam es als Konsequenz des Pyrenäenfriedens zur ersten Teilung Luxemburgs: Die Abtrennung des Südens des Landes von Diedenhofen bis Montmédy an Frankreich. Von 1684 bis 1697 war das Land infolge des Reunionskrieges von 1683/84 Ludwigs XIV. sogar gänzlich unter französischer Herrschaft.

Im Spanischen Erbfolgekrieg 1713 fiel Luxemburg an die Österreichischen Niederlande und wurde somit erneut ein Habsburger Land innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Von 1795/1801 bis 1814 fiel das Land nach dem Einzug Napoleons bzw. der französischen Revolutionstruppen abermals unter französische Herrschaft.

Großherzogtum Luxemburg innerhalb des Deutschen Bundes

Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, dem das Herzogtum angehörte, wurde 1806 aufgelöst. Luxemburg ging wie alle linksrheinischen deutschen Gebiete an Frankreich, und zwar so lange, bis das erste napoleonische Kaiserreich unterging. Der Wiener Kongress legte 1815 fest, dass das nun zum Großherzogtum erhobene Land ein Bundesstaat des neu gegründeten Deutschen Bundes wurde. Gleichzeitig führten die Kongressbeschlüsse zu einer Personalunion mit dem Königreich der Vereinigten Niederlande. Damit wurde die zweite Teilung des Landes bewirkt, eigentlich jedoch nur eine nicht vollständige Wiederherstellung des status quo ante: Einige nördliche Gebiete des alten Luxemburg fielen von Frankreich unmittelbar an die Niederlande, östliche an die preußische Rheinprovinz. 1830 schloss sich Luxemburg der belgischen Revolution an. 1839 kam es zur dritten und letzten Teilung, in der das „Französische Quartier“, nämlich die französischsprachige Westhälfte, neben Gebieten um die Stadt Arel und Martelingen als Provinz Luxemburg vollständig an Belgien fiel; seither verblieb im Großherzogtum Luxemburg nur noch das „Germanische Quartier“, nämlich die rein moselfränkisch sprechende Osthälfte.

Im deutschen Bundestag übte bis zur Auflösung des Deutschen Bundes 1866 das Königreich der Niederlande die Virilstimme für Luxemburg aus.

Luxemburgkrise

1867 kam es zur Luxemburgkrise: Napoleon III. versuchte, Luxemburg von König Wilhelm III. der Niederlande zu kaufen. Die Öffentlichkeit im Großherzogtum und in den anderen Gebieten des Deutschen Bundes stellte sich empört gegen den beabsichtigten Verkauf des Landes an Frankreich: Luxemburg, das Heimatland der Dynastie der Luxemburger, die vier römisch-deutsche Kaiser gestellt hatte, sollte nicht an Frankreich, den damaligen Erbfeind, fallen. Eine starke Protestbewegung plädierte mit ihrer Petition an den König-Großherzog Wilhelm III. für den Status quo. Der Wahlspruch „Mir wëlle bleiwe wat mir sinn“ wurde unter der luxemburgischen Bevölkerung populär. Die Krise mündete in den zweiten Londoner Vertrag von 1867, in dem das Land als Kompromiss für immer neutral erklärt wurde. Die deutsche Bundesfestung in Luxemburg wurde daraufhin geschleift.

Vollständige Unabhängigkeit Luxemburgs

Die vollständige Unabhängigkeit erreichte Luxemburg nach dem Tod des niederländischen Königs Wilhelm III. im Jahr 1890: Wegen des Aussterbens des niederländischen Königshauses (Oranien-Nassau) im Mannesstamme gelangten aufgrund des privatrechtlichen Erbvertrags zwischen den Prinzen des Hauses Nassau (des Nassauischen Erbvereins) die nächsten männlichen Verwandten, die Herzöge von Nassau-Weilburg, an die Regierung. Damit erhielt Luxemburg seine eigene erbliche Dynastie, das Haus Nassau-Weilburg.

Auch nach Entstehung des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Reiches blieb das Großherzogtum noch bis 1919 Mitglied im Deutschen Zollverein.

20. Jahrhundert

Im Ersten Weltkrieg (1914–1918) wurde die vertragliche Neutralität Luxemburgs von den kaiserlichen deutschen Truppen verletzt, da Luxemburg zum Durchmarsch im Krieg gegen Frankreich benutzt und deswegen besetzt wurde. Es kam zur Staatskrise von 1918 bis 1919: Wegen ihrer pro-deutschen Haltung während des Ersten Weltkriegs geriet Großherzogin Marie Adelheid unter starken innenpolitischen Druck und dankte schließlich zugunsten ihrer Schwester Charlotte ab.

1919 führte Luxemburg das Frauenwahlrecht ein, die Union Économique Belgo-Luxembourgeoise wurde 1922 gegründet. Dieses Vertragswerk regelte u. a. die Parität zwischen belgischer und luxemburgischer Währung (Franken).

In den 1920er Jahren erstarkten neue politische Richtungen, etwa die aus der Arbeiterbewegung entstandene LSAP und die katholische LCV. Diese lösten allmählich die Vorherrschaft der Liberalen ab.

In den 1930er Jahren wurde Luxemburg von den Nationalsozialisten als einstiges deutsches Land gesehen. Daher strebte das nationalsozialistische Deutschland seit der Machtergreifung eine Annexion an.

Schon vor dem Zweiten Weltkrieg gab es in Luxemburg weit verbreiteten klaren Antisemitismus, der sich in national-populistischen Bewegungen und in katholisch-konservativen Kreisen um die Tageszeitung Luxemburger Wort artikulierte. Aus diesem Grund und weil die Regierung den mächtigen Nachbarn im Osten nicht verärgern wollte, waren vor allem ab 1936 die Einreisebestimmungen für jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich immer weiter verschärft. Das Dritte Nürnberger Rassegesetz wurde von Luxemburg 1935 wie von anderen Staaten dahingehend übernommen, dass in Luxemburg lebenden Deutschen die Eheschließung mit Juden verboten wurde. Nach Luxemburg geflüchtete Juden wurden separat registriert. Juden wurden als Menschen zweiter Klasse eingestuft und unter anderem bei der Arbeitssuche behindert. Die Deportation von Juden aus Luxemburg erfolgte in sieben Transporten vom 16. Oktober 1941 bis 17. Juni 1943.

Die deutsche Wehrmacht marschierte im Zweiten Weltkrieg (1939–1945) durch Luxemburg, wieder um Frankreich anzugreifen. Im Mai 1940 besetzen deutsche Truppen Luxemburg. Die Regierung und die Großherzogin flohen ins Exil nach London. Nach einer Militärverwaltung wurde eine Zivilverwaltung unter Gustav Simon, NSDAP-Gauleiter des angrenzenden Gaues Moselland, eingesetzt. Luxemburger wurden zur deutschen Wehrmacht bzw. zum Kriegsdienst zwangseingezogen und jüdische Bürger wurden in deutsche Konzentrationslager deportiert. Im August 1942 annektierte Deutschland das besetzte Land und formte aus den Distrikten Landkreise. Der Zweite Weltkrieg wurde zu einer Bewährungsprobe für die junge Nation und führte dazu, dass Nationalsymbole wie die Monarchie und die luxemburgische Sprache noch fester im nationalen Bewusstsein verankert wurden. Am 10. September 1944 wurde Luxemburg von US-amerikanischen Truppen erstmals befreit. Im Dezember folgte jedoch die deutsche Ardennenoffensive, nach deren Scheitern Luxemburg Ende Januar 1945 endgültig vollständig in Händen der Alliierten war.

Luxemburg wurde von internationalen Historikern dafür kritisiert, dass bisher keine objektive Aufarbeitung seiner Geschichte während der Judenverfolgung erfolgt ist und sich Luxemburg bisher fälschlich lediglich als Opfer stilisiert hat.

Die daraufhin erfolgten Forschungsberichte der luxemburgischen Historiker Denis Scuto und Vincent Artuso ergaben, dass die luxemburgische Verwaltungskommission, die als Ersatzregierung tätig war, sich aktiv an der Deportation der Juden beteiligte. Sie kollaborierte nicht nur, sondern lieferte Juden, darunter auch viele jüdische Kinder, aus eigenem Antrieb an die Nazis aus. Sie handelte dabei aktiv und nicht nur als Befehlsempfänger der Nazi-Besatzer.

Luxemburg hat im Juni 2015 für die aktive Verfolgung von Juden offiziell bei den jüdischen Gemeinden um Entschuldigung gebeten. Luxemburg hat jedoch auch heute noch keine Rückgabe der enteigneten Vermögen, Immobilien und Firmen durchgeführt oder Entschädigung und finanzielle Wiedergutmachung geleistet. In Luxemburg gab es auch kaum eine Entnazifizierung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Zoll- und Wirtschaftsunion schrittweise auf die Niederlande ausgedehnt (Benelux-Staaten). Luxemburg wurde 1945 Mitglied der Vereinten Nationen. 1948 hob das Land die „immerwährende Neutralität“, die seit 1867 verankert war, formell auf. Luxemburg wurde 1952 Sitz der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), auch Montanunion genannt. 1957 war Luxemburg eines der sechs Gründungsmitglieder der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Luxemburg beschloss 1985 mit vier weiteren EU-Staaten das nach dem luxemburgischen Moselort benannte Schengener Übereinkommen. 1986 kam es zur Verleihung des Karlspreises an das gesamte luxemburgische Volk wegen besonderer Verdienste um die Europäische Einigung. 1995 trat das Schengener Durchführungsübereinkommen von 1990 in Kraft. Anfang 2002 wurde der Euro als Nachfolger des Luxemburgischen Francs offizielles Zahlungsmittel im Bargeldverkehr eingeführt; seit Anfang 1999 war er bereits Buchwährung.

Source: https://de.wikipedia.org/wiki/Luxemburg