Tourismus / Transport
Politik
Staatsaufbau
Island ist seit dem 17. Juni 1944 eine unabhängige parlamentarisch-demokratische Republik (siehe Verfassung der Republik Island). Das Althing, die Legislative, besteht aus 63 Abgeordneten. Die Judikative ist in Island zweistufig gegliedert. Die Bezirksgerichte bilden die untere Ebene. Das Obergericht Hæstiréttur, der oberste Gerichtshof, fungiert auch als Verfassungsgericht. Der Demokratieindex der Zeitschrift The Economist listete Island 2014 auf dem dritten Platz weltweit hinter Norwegen und Schweden und vor Neuseeland; das Land erreichte hier eine Punktzahl von 9,58 (von 10 möglichen) Punkten. Staatsoberhaupt ist der isländische Präsident, seit 2016 Guðni Th. Jóhannesson. Die Regierungsgeschäfte führt der isländische Premierminister.
Seit der Parlamentswahl 2013 regierte das Land eine Koalition aus der Fortschrittspartei (bäuerliche Mitte) und der liberal-konservativen Unabhängigkeitspartei, zunächst als Kabinett Sigmundur Davíð Gunnlaugsson und seit dem Rücktritt von Premierminister Sigmundur Davíð Gunnlaugsson (Fortschrittspartei) Anfang April 2016 als Kabinett Sigurður Ingi Jóhannsson.
Im Herbst 2016 fanden vorgezogene Neuwahlen statt, die 54. Parlamentswahl in Island 2016, nach der sich eine Regierungsbildung zunächst als schwierig erwies. Seit dem 11. Januar 2017 bestand mit dem Kabinett Bjarni Benediktsson (2017) eine Koalitionsregierung aus Unabhängigkeitspartei und den liberalen Parteien Viðreisn und Björt framtíð unter Premierminister Bjarni Benediktsson. Diese ist auseinandergebrochen, da Björt framtíð am 15. September 2017 angekündigt hat, die Koalition zu verlassen. Am 28. Oktober 2017 sollen daher wiederum vorgezogene Neuwahlen stattfinden.
Parteien
Mitte der 1970er Jahre wurde das in Island traditionell herrschende Vier-Parteien-System aufgebrochen. Die vier staatstragenden Parteien waren bis dahin:
- die Unabhängigkeitspartei (Sjálfstæðisflokkur, SF, konservativ),
- die Fortschrittspartei (Framsóknarflokkur, FF, liberal),
- die Sozialdemokratische Partei Islands (Alþýðuflokkurinn, AF, sozialdemokratisch) sowie
- die Volksallianz (Alþýðubandalagið, AL, sozialistisch).
Der Versuch der Vereinigung aller linken Parteien führte zu der Herausbildung zweier neuer Parteien, der:
- sozialdemokratischen und europafreundlichen Allianz (Samfylkingin, Sf) und der
- links-grün-patriotisch orientierten Links-Grünen Bewegung (Vinstri hreyfing-Grænt framboð, VG).
In der sozialdemokratischen Allianz ging auch die Frauenallianz auf, die 1983 als erste Frauenpartei der Welt in ein nationales Parlament eingezogen war und dort bis zur Fusion durchgängig vertreten war.
Im Parlament sind seit 2013 außerdem die pro-europäische liberale Björt framtíð („Helle Zukunft“) und die Piratenpartei vertreten, seit der Wahl 2016 auch die ebenfalls liberale und pro-europäische Partei Viðreisn.
Gewerkschaften
Es gibt in Island verschiedene Branchengewerkschaften und einen Gewerkschaftsbund (ASÍ). Mehr als 90 % der abhängig Beschäftigten sind organisiert. Wenn auch tendenziell abnehmend, spielt das Genossenschaftswesen eine weltweit fast einmalige Rolle auf der Insel. Nahezu alle wichtigen Lebensbereiche (Renten, Urlaubssonderzahlungen, Gesundheitswesen, der Schule nachgeordnete Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen, Kulturveranstaltungen, Fischereifahrzeug-Pools und deren Ertragsverteilung uvm.) organisieren sich, teilweise oder vollständig, genossenschaftlich.
Außenpolitik
Island ist Mitglied bei folgenden Organisationen: FAO (seit 1945), Vereinte Nationen (seit 1946), NATO (seit 1949), Europarat (seit 1949), Nordischer Rat (seit 1952), EFTA (seit 1960), OECD (seit 1961), UNESCO (seit 1964), OSZE (seit 1975/1992), Westnordischer Rat (seit 1985/1997), Barentssee-Rat (seit 1993), EWR (seit 1994), WTO (seit 1995), Ostseerat (1995), Arktischer Rat (seit 1996), seit Oktober 2002 wieder Mitglied in der Internationalen Walfangkommission, neben diesen Mitgliedschaften besteht ein Verteidigungsabkommen mit den USA (seit 1951).
Verwaltungsgliederung
Politisch ist Island in acht Regionen unterteilt: Höfuðborgarsvæðið, Suðurnes, Vesturland, Vestfirðir, Norðurland vestra, Norðurland eystra, Austurland und Suðurland. Die acht Regionen werden (traditionell, aber nicht administrativ) in 22 sýslur (Syssel, etwa Landkreise) und 20 kreisfreie Gemeinden (acht kaupstaðir, sieben bæir, ein borg und vier weitere) gegliedert. Auf der untersten Verwaltungsebene gibt es 76 Sveitarfélög (Gemeinden) (Stand 2010), einschließlich der acht kaupstaðir (Stand 2005).
- Städte
Rund 93 % der isländischen Bevölkerung lebten Mitte 2008 in Städten, allein 118.918 von insgesamt 321.857 Einwohnern des Landes lebten in der Hauptstadt Reykjavík (Hochrechnung 2013). Die hohe Urbanisierung geht auf die anhaltende Landflucht zurück, die in Island im 20. Jahrhundert begann.
In der Mehrzahl der Gemeinden außerhalb des Hauptstadtgebietes ist allerdings inzwischen wieder ein Bevölkerungswachstum zu verzeichnen. Von den acht Regionen Islands haben inzwischen fünf ein stabil positives Bevölkerungswachstum. Nur die Mehrzahl der Gemeinden der Region Nordwestisland verlieren nach wie vor Einwohner.
- Gemeinden
Island hat 74 Gemeinden, die größten sind nachfolgend aufgeführt.
Militär
Island besitzt offiziell kein eigenes Militär. Den Küstenschutz übernimmt die circa 120 Mann starke Isländische Küstenwache mit ihrem Stützpunkt in Reykjavík. Ausgerüstet ist sie mit drei Patrouillenbooten, einem Überwachungsflugzeug und mehreren Hubschraubern. Die Hubschrauber übernehmen, bei Unwettern oder Unfällen, SAR-Aufgaben und Rettungsflüge für die Bevölkerung. Aus Kräften der Polizei und des Küstenschutzes rekrutiert Island zivile Kontingente für UNO- und NATO-Missionen (Íslenska friðargæslan). Island ist seit 1949 Gründungsmitglied der NATO. Im Bündnisfall hat es sich zu medizinischer Hilfsleistung bereit erklärt.
Die USA hatten im Rahmen der NATO (Kommando: ISCOMICE) die so genannte Iceland Defense Force in Keflavík mit circa 1.650 Soldaten stationiert. Die Truppe umfasste 960 Marinesoldaten, 600 Soldaten der US Air Force und 80 vom US Marine Corps. Die amerikanische Truppenpräsenz ging bereits auf das Jahr 1941 zurück. Im Zweiten Weltkrieg dienten die Soldaten zur Sicherung von Nachschubrouten. Später, im Kalten Krieg, nutzte das US-Militär die strategisch wichtige Insel als Stützpunkt zur Bekämpfung von U-Booten, für den Fall eines Konfliktes mit der Sowjetunion.
Die USA haben sich 1951 in einem bilateralen Verteidigungsabkommen zur Verteidigung Islands verpflichtet. Dabei spielte vor allem die Unterstützung der isländischen Küstenwache durch die fünf stationierten Hubschrauber und die Patrouillen im isländischen Luftraum durch vier F-15 Kampfflugzeuge eine Rolle. Die Stationierung kostete die Vereinigten Staaten von Amerika zuletzt etwa 260 Millionen US-Dollar pro Jahr.
Am 19. März 2006 beschlossen die USA einseitig und für Island überraschend, ihre Streitkräfte abzuziehen. Am 30. September 2006 verließen die letzten auf Island stationierten US-Soldaten das Land. 600 Isländer verloren ihre Arbeit in der Militärbasis. Die Vereinigten Staaten garantieren der isländischen Regierung aber weiterhin militärischen Schutz aufgrund des bilateralen Vertrages. Es wurde eine Behörde für Fragen der Landesverteidigung eingerichtet, die die elektronische Luftraumüberwachung aus amerikanischer Regie übernahm. Um physische Militärpräsenz zu gewährleisten, hat man mit mehreren NATO-Partnern regelmäßige Flugpatrouillen-Kampagnen (zwei- bis dreimal jährlich) vereinbart. Befreundete Geschwader werden dann auf dem ehemaligen amerikanischen Stützpunkt einquartiert. Erstmals kam so im April 2008 ein französisches Geschwader mit Mirage-Jägern nach Island.
Die Regierungen in Oslo und Reykjavík einigten sich auf die Übernahme von Sicherheits-, Überwachungs- und Rettungsaufgaben durch die norwegische Luftwaffe in Friedenszeiten. Die norwegische Armee rekrutiert in Island in geringem Ausmaß Freiwillige für den Militärdienst. Zur Überwachung der isländischen Küste hat Reykjavík eine Zusammenarbeit mit der dänischen Marine vereinbart.
Obwohl Island nicht über eigene Streitkräfte verfügt, war es 2003 in der Koalition der Willigen vertreten.
Staatshaushalt
Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 7,911 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 10,350 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsüberschuss in Höhe von 12,2 % des BIP.
Die Staatsverschuldung betrug 2016 10,6 Mrd. US-Dollar oder 53 % des BIP. Island konnte seine Staatsfinanzen in den letzten Jahren sanieren.
2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:
- Gesundheit: 9,1 %
- Bildung: 7,6 % (2004)
- Militär: 0,0 % (Island unterhält kein Militär, Verteidigung ist seit 2007 Aufgabe von Norwegen, zuvor (1951 bis 2006) bestand ein (formal weiterhin gültiges) Abkommen mit den USA)
Wirtschaft
Allgemeines
Island war bis in das 20. Jahrhundert ein landwirtschaftlich geprägtes Land. Bei einer Volkszählung im Jahr 1703 waren 69 % der Bevölkerung ausschließlich in der Landwirtschaft tätig, 30 % betrieben neben der Landwirtschaft noch Fischerei. Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte dann der Übergang zur Hochseefischerei. Die Landbevölkerung fand hier neue Arbeitsplätze und so war 1901 nur noch die Hälfte der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig. 2003 arbeiteten nur noch etwa 10 % der isländischen Bevölkerung im primären Bereich, in der Industrie arbeiteten etwa 18 %, im Dienstleistungsbereich 72 % der Beschäftigten.
2005 wurde mit den Färöern das Hoyvíker Abkommen geschlossen, das eine Freihandelszone zwischen Island und den Färöern beinhaltet.
Island war besonders von der 2007 ausgebrochenen Finanzkrise betroffen. Die drei größten Banken des Landes hatten sich durch starke internationale Verflechtungen als besonders krisenanfällig erwiesen, weshalb die isländische Regierung Anfang Oktober 2008 die Verstaatlichung des gesamten Bankensektors beschloss. Neben der Abwendung eines drohenden Staatsbankrotts sollte durch diese Notmaßnahme auch eine weitere Abwertung der isländischen Krone verhindert werden, die zwischen Oktober 2007 und Oktober 2008 mehr als 70 % ihres Wertes gegenüber dem Euro verloren hatte.
Am 16. Oktober 2008 gab die Regierung Islands an, eine fällige Anleihe der verstaatlichten Glitnir-Bank in Höhe von 750 Millionen US-Dollar nicht zurückzuzahlen, womit Island de facto zahlungsunfähig war. Eine formale Zahlungsunfähigkeit bestand jedoch nicht, da die Anleihe nicht von Island selbst emittiert wurde. Der CDS-Spread Islands implizierte jedoch eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die formale Zahlungsunfähigkeit in wenigen Jahren eintreten könnte.
Island war im April 2009 laut dem US-amerikanischen Ökonomen und Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman vor Irland und Österreich das Land mit dem größten Risiko eines Staatsbankrotts. Die drei größten Banken (Kaupthing, Landsbanki und Glitnir) hinterließen nach der Verstaatlichung einen Schuldenberg vom Zehnfachen der bisherigen jährlichen Wirtschaftsleistung Islands.
Laut OECD-Bericht vom Mai 2010 sind Island inzwischen beträchtliche Konsolidierungen im Wirtschaftsbereich gelungen. Diese bildeten nach Einschätzung der OECD eine gute Grundlage für eine weitere wirtschaftliche Erholung und einen beginnenden Aufschwung im Jahr 2011. Die Empfehlungen der OECD-Kommission gingen dahin, 2011 weitere energieintensive Unternehmen in Island zu installieren, um die private Nachfrage anzukurbeln. Außerdem soll weiterhin der bisher erfolgreiche Kurs fiskalischer Konsolidierung verfolgt werden. Der Bankensektor hat sich stabilisiert und entsprechende Reserven in internationaler Währung sind vorhanden. Die Währungskonsolidierung wird weiter ein Ziel sein.
Im Juni 2011 kehrte Island erstmals an den internationalen Kapitalmarkt zurück. Island begann im Frühjahr 2012 vorzeitig mit der Rückzahlung sowohl des IWF-Beistandskredites in Höhe von insgesamt 2,1 Milliarden US-Dollar als auch der Kredite der nordischen Länder.
2013 schloss Island als erster europäischer Staat ein Freihandelsabkommen mit China ab. China ist an dem Inselstaat insbesondere wegen dessen günstiger Lage am Nördlichen Seeweg interessiert.
Im Global Competitiveness Index, der die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes misst, belegt Island Platz 27 von 138 Ländern (Stand 2016). Im Index der Wirtschaftlichen Freiheit belegt das Land 2017 Platz 22 von 180 Ländern.
Währung
Die Währung Islands ist die Isländische Krone (ISK), 100 ISK haben den Gegenwert von 0,8006 Euro, entsprechend 1 € = 124,91 ISK (Stand: 13. Aug 2017). Im Umlauf befinden sich Münzen zu 1, 5, 10, 50 und 100 Kronen sowie Banknoten zu 500, 1000, 2000, 5000 und 10.000 Kronen.
Basisdaten
Die Wirtschaft Islands hat sich nach der Finanzkrise wieder rasch erholt. 2016 wuchs das isländische Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 7,2 % (2015: 4,1 %, 2014: 1,9 %, 2013: 4,4 %). Die Arbeitslosigkeit betrug 2014 durchschnittlich lediglich 5 %. Island unterhält vielfältige außenwirtschaftliche Beziehungen. Die Exporte von Gütern und Dienstleistungen machten 2014 rund 53 % des BIP aus, die Importe 47 %.
Trotz der Finanzkrise liegt das pro-Kopf-Einkommen in Island immer noch an der Weltspitze. Das gilt allerdings aufgrund der hohen Steuern und Lebenshaltungskosten auch für die Ausgaben. Die Lebenserwartung der Isländer ist eine der höchsten der Welt. In der Rangliste des Index der menschlichen Entwicklung lag Island weltweit ab November 2007 erstmals auf Platz eins, knapp vor Norwegen, das sechs Jahre an der Spitze des Indizes stand. Im Vergleich mit dem durchschnittlichen Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf der EU (EU27=100) erreichte Island 2005 einen Index von 129.
10 % der Isländer sind Fischer. Mehr als 50 % arbeiten im Dienstleistungssektor. Exportiert werden Fisch und Maschinen. Kern der isländischen Landwirtschaft ist die Nutztierhaltung, hauptsächlich Schafe, Islandpferde und Rinder.
Export und Import
Die Hauptexportpartner des Landes waren im Jahr 2009 die Niederlande (30,7 %), das Vereinigte Königreich (12,8 %), Deutschland (11,3 %), Norwegen (5,8 %) und Spanien (4,8 %). Die Hauptimportpartner waren Norwegen (13,0 %), die Niederlande (8,6 %), Deutschland (8,3 %), Schweden (8,1 %) und Dänemark (7,3 %).
Landwirtschaft
Ein großer Teil der Insel besteht aus Lavawüsten, die weder bewohnbar noch landwirtschaftlich nutzbar sind. Das betrifft weite Gebiete des Inlandes (Isländisches Hochland). 11 % des Landes sind von Gletschern bedeckt.
Die bewohnten Gebiete befinden sich hauptsächlich entlang der Küste. 20 % des fruchtbaren Landesteils werden für die extensive Viehzucht (vor allem Schafe und Pferde) genutzt, nur 1 % für den Anbau von Getreide oder anderen Feldfrüchten. Ein Grund sind die relativ kühlen Sommertemperaturen, während im Winter der Golfstrom besonders im Südwesten für ein verhältnismäßig mildes Klima sorgt. Die Durchschnittstemperaturen betragen 11 °C im Juli und −1 °C im Januar.
Die isländische Hochweidewirtschaft war bis in das 19. Jahrhundert vergleichbar mit der Seter-Almwirtschaft Norwegens. Die moderne Weidewirtschaft auf den natürlichen Weidegründen ist hingegen eine eigene Form des mobilen Pastoralismus. Um die wertvollen Tieflandweiden zu entlasten, befinden sich die Schafe und Pferde im Sommer auf den Hochweiden im Inland. Die Mutterschafe mit den Lämmern werden im Juni auf die Hochweiden getrieben oder mit Lastwagen dorthin gebracht. Die Tiere streifen während dieser Zeit frei umher. Sie folgen beim Weiden immer dem frischesten Pflanzenwuchs, weshalb das Lammfleisch in Island besonders wohlschmeckend ist. Im Herbst, das heißt im September/Oktober, werden die Tiere zu Pferd zusammengesucht und zurückgetrieben. Dabei müssen die Weidegründe bis zu dreimal durchkämmt werden, um alle Tiere zu finden. Den Winter verbringen sie auf den Weiden im bewohnten Gebiet bzw. im Stall. Der Abtrieb ist eine festliche Angelegenheit. Schulkinder fahren mit Bussen zu den jeweiligen Sammelstellen, großen Réttir genannten Pferchen. Sie schauen bei der letzten Phase zu oder packen mit an. Für die Erwachsenen gibt es abends einen festlichen Ball. Die wichtigsten Hochweidegebiete finden sich südlich von Hofs- und Langjökull zwischen Hvítá und Thjorsa, nördlich und nordwestlich des Langjökull und im Osten des Landes zwischen Hofsá und dem Fljótsdalur.
Inzwischen nutzt man, etwa in Hveragerði, mit zahlreichen Gewächshäusern, die Geothermische Energie für den Gemüse- und Obstanbau. Die Wiederaufforstung der Wälder ist ebenfalls ein großes Thema, etwa im Gebiet um die Hauptstadt Reykjavík und rund um den Skorradalsvatn in Westisland.
Fischerei
Aufgrund der Lage auf einem Schelfsockel des Mittelatlantischen Rückens sind die Fischgründe rund um Island besonders ergiebig. Das Meer rund um die Insel ist reich an Phytoplankton, das die Grundlage der ozeanischen Nahrungskette bildet.
Island ist vom Fischfang abhängig (Fischprodukte machen 76 % der Exporte aus). Zum Schutz der Fischgründe wurde 1631 erstmals eine Schutzzone von 32 Seemeilen festgelegt. Sie wurde jedoch wieder aufgehoben, und erst im Jahr 1901 wurde eine neue Schutzzone von drei Seemeilen festgelegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte der Einsatz der modernen Fangflotte innerhalb weniger Jahre zur Überfischung der isländischen Gewässer. Deshalb wurde die Schutzzone 1952 auf vier Seemeilen ausgedehnt. Wegen erneuter Überfischung wurde die Zone 1959 dann auf zwölf Seemeilen erweitert. Anfang der 1970er Jahre brachen die Bestände wirtschaftlich genutzter Fischarten wieder zusammen. Island erweiterte die Schutzzone auf 50 Seemeilen. Es kam wie bereits Ende der 1950er Jahre zum Streit zwischen Island und dem Vereinigten Königreich, denn die Briten waren nicht bereit, die erweiterte Schutzzone zu akzeptieren. Der Streit eskalierte und britische Trawler wurden von Kriegsschiffen begleitet. Dieser zweite Kabeljaukrieg wurde schließlich auf dem Verhandlungsweg beigelegt. Da die Erweiterung der Schutzzone auf 50 Seemeilen nicht die erhoffte Wirkung zeigte, wurde die Schutzzone 1975 auf 200 Seemeilen erweitert. Es kam erneut zum Streit zwischen Island und dem Vereinigten Königreich, aber auch der dritte „Kabeljaukrieg“ wurde auf dem Verhandlungsweg beigelegt. Die 200-Meilen-Zone ist heute internationaler Standard und völkerrechtlich anerkannt. Seit 1991 können isländische Fischereiprodukte zollfrei in die Europäische Union eingeführt werden.
Trotz der Bedeutung der Fischerei sind nur etwa 5,2 % der Arbeitnehmer des Landes direkt auf Booten und weitere 6,7 % in der Fischverarbeitung beschäftigt.
Bis heute betreiben isländische Firmen Walfang vor Island. Als eines der wenigen verbliebenen Länder weltweit hält das Land an der stark umstrittenen Jagd von Finnwalen und Zwergwalen zur kommerziellen Nutzung fest. Dieser Industriezweig ist stark mit der konventionellen Fischereiindustrie verzahnt.
Tourismus
Der Tourismus spielt eine große Rolle in der isländischen Wirtschaft. Beliebt sind die Natur, insbesondere die Gletscher, der Reittourismus und andere Aktivitäten. Während das Land im Jahre 2000 noch von 302.900 ausländischen Touristen besucht wurde, waren es 2014 bereits 998.600, womit sich die Zahl in diesem Zeitraum mehr als verdreifacht hat. Von 2014 auf 2015 stieg die Touristenzahl sprunghaft auf 1.289.140 an. Die Besucherstatistik 2015 für Reisende, die Island über den Flughafen Keflavík besucht haben, wird von Reisenden aus den USA angeführt (242.805), es folgen unter den einzeln aufgeführten Herkunftsländern das Vereinigte Königreich (241.024) und Deutschland (103.384), wobei neben anderen einzeln genannten Ländern auch 231.851 Personen unter „andere“ zusammengefasst wurden.
Der Tourismus ist in den letzten Jahrzehnten für Island zu einer immer wichtigeren Quelle für Deviseneinnahmen geworden. Der Anteil an den Exporterlösen liegt bei dieser Branche mit Stand 2015 bei 31 % und übertrifft damit die isländische Fischereiwirtschaft und Aluminiumindustrie. 2010 waren es noch 18,8 %.
Während im Jahr 1950 noch rund 4000 Besucher nach Island kamen, stieg die Zahl auf etwa 190.000 im Jahr 1995. Seit Mitte der 1990er Jahre nimmt der Touristenstrom jährlich in großem Maße zu. Im Jahr 2000 zählte man mit über 300.000 Reisenden erstmals mehr Touristen, als Island damals Einwohner hatte. Zugleich stieg auch die Zahl der Übernachtungen in Hotels und Gästehäusern sowie auf Bauernhöfen auf dem Land deutlich.
Durch die geographisch abgeschiedene Lage im Nordatlantik profitieren zudem Transportunternehmen von dem ansteigenden Tourismus, da man Island nur per Flugzeug oder mit dem Schiff (Autofähre Norröna) erreichen kann. Inzwischen wird das starke Wachstum des Tourismus aber auch als belastend wahrgenommen. Ólöf Ýrr Atladóttir, die Direktorin der isländischen Fremdenverkehrsbehörde Ferðamálastofa, hat 2014 die Ansicht geäussert, dass der Tourismus zu schnell gewachsen sei. Zu den auftretenden Problemen gehören die starke Inanspruchnahme von Wohnraum durch Touristen und eine Übernutzung spärlicher Infrastruktur in den dünn besiedelten Gebieten abseits der Hauptstadt.
Energiewirtschaft
Die Stromerzeugung in Island ist vollständig regenerativ: Rund 73 % wird durch Wasserkraft erbracht sowie knapp 27 % durch Geothermie.
In den Jahren 2000–2004 lag dabei der Anteil der Großindustrie am Stromverbrauch bei 63,4–64,9 %. Davon zeichnen die Aluminiumhütten für knappe 80 % verantwortlich, sodass deren Anteil am Gesamtstromverbrauch knapp über 50 % liegt, in den kommenden Jahren aber durch Erweiterungen und Neubau noch deutlich steigen soll. Als Gesamterzeugungskapazität stehen ca. 2,4 Gigawatt Leistung von Wasserkraft und Geothermieanlagen zur Verfügung. Ein weiterer Ausbau wird von der Regierung angestrebt. Diese versucht dabei nach eigenen Worten, internationale Industrie mit den niedrigsten Strompreisen Europas zu überzeugen. Für die benötigten Energiemengen müssen dabei mit Wasserkraft und neuerdings auch mit Geothermie betriebene Großkraftwerke errichtet werden, was zum Teil erhebliche Eingriffe in die Natur bedingt. Ein Beispiel für ein in diesem Zusammenhang umstrittenes Projekt ist der Bau von Kárahnjúkavirkjun, eines Wasserkraftwerkes im Osten Islands, dessen Strom vor allem für das Aluminiumverhüttungswerk der Firma Alcoa nahe der Ortschaft Reyðarfjörður Verwendung findet.
Um den Umwelteingriff durch die Dämme insbesondere kleiner Wasserkraftwerke einzuschränken und zugleich den infolge der globalen Erwärmung veränderten Wasserabflüssen Rechnung zu tragen, wird verstärkt die Ergänzung des Strommixes durch Windkraftanlagen vorgeschlagen. Geplant ist, Island mittels eines HGÜ-Seekabels nach Schottland an das europäische Stromnetz anzubinden und Strom zu exportieren.
Neben der Wasserkraftproduktion, die von 18 TWh auf ca. 36 TWh verdoppelt werden könnte, hat Island insbesondere sehr gute Windenergieressourcen.
Im Jahr 2000 wurde die Umstellung der isländischen Energiewirtschaft auf eine Wasserstoffwirtschaft angekündigt, wofür Island damals viel internationale Aufmerksamkeit erhielt. Eine Umsetzung dieses Planes ist jedoch noch nicht erfolgt.
Infrastruktur
Verkehr
- Straßenverkehr
In Island gibt es 13.004 km Straßen, von denen 4331 km asphaltiert sind. Die Ringstraße Nr. 1 ist Islands längste Straße und folgt grob dem Küstenlauf, schneidet aber alle großen Halbinseln ab. Sie ist derzeit 1336 km lang. Sie konnte 1974 fertiggestellt werden, nachdem die letzten Brücken im Gebiet von Skaftafell gebaut worden waren. Die Ringstraße (isländisch Hringvegur) heißt je nach Landesteil Suðurlandsvegur, Vesturlandsvegur, Norðurlandsvegur und Austurlandsvegur gemäß dem Brauch, alle Straßen im Land mit Namen und nicht mit der Straßennummer zu bezeichnen. Es wird aber auch die Bezeichnung Þjóðvegur Nr 1 (wörtlich: „Nationalstraße Nr. 1“) verwendet. Die Straßennummern, beginnend mit 2 bis 9, geben Auskunft über die Verwaltungseinteilung im Straßenbau, die nicht mit den übrigen Verwaltungseinteilungen deckungsgleich ist. Bis 1968 gab es in Island Linksverkehr.
Es gibt in Island keine Autobahnen, allerdings wurde die Straße zwischen Keflavík und Reykjavík bis in den Vorort Hafnarfjörður zur vierspurigen Schnellstraße ausgebaut. Im Hauptstadtgebiet bestehen inzwischen einige bis zu sechsspurige Ein- und Ausfallstraßen.
Die Ringstraße – bis auf einige wenige Teilstücke über die Berge nach Egilsstaðir und bei Hvalnes asphaltiert, vor einigen Jahren war das nur in der Nähe von Reykjavík der Fall – und die wichtigsten Landstraßen sind heute weitestgehend asphaltiert. Nebenstraßen, aber abschnittsweise auch Hauptstraßen (vor allem in den Westfjorden), sind oft Schotterstraßen mit unübersichtlicher Streckenführung. Hochlandpisten sind ebenfalls meist Schotterstraßen und erfahren nur eingeschränkten Unterhalt. Das isländische Hochland ist daher ein beliebtes Reiseziel für Fahrer von geländegängigen Fahrzeugen. Offroad-Fahren ist wegen der sehr empfindlichen Vegetation in Island grundsätzlich nicht erlaubt. Schon einzelne Reifenspuren können, aufgrund des sehr losen Bodengefüges, neue Angriffsflächen für Erosion bieten und sich, im schlimmsten Fall, innerhalb weniger Jahre zu ausgewaschenen Bachbetten entwickeln. Nur das Befahren von ausgewiesenen Strecken ist also erlaubt.
Im Winter sind die Hauptstraßen meist geräumt, aber auch dort kann es zu Verkehrsbehinderungen durch Glatteis oder Schneeverwehungen kommen. Daher fahren die meisten Isländer mit Spikes und bevorzugen Autos mit Vierradantrieb. An einzelnen Tagen im Winter können auch Teile der Hauptverbindungsstraßen kurzfristig gesperrt werden. Der aktuelle Straßenzustand wird in den Medien bekanntgegeben, vor allem aber im Internet durch die Straßenwacht (in englischer Sprache).
- Flugverkehr
Der größte internationale Flughafen, der Flughafen Leifur Eiríksson, liegt bei Keflavík, etwa 60 km westlich von Reykjavík. Die örtliche Fluggesellschaft Icelandair verbindet den Flughafen mit zahlreichen internationalen Zielen auf dem europäischen und amerikanischem Festland. Außerdem gibt es einen Ausweichflughafen in Egilsstaðir im Osten Islands und drei weitere Flughäfen in Akureyri, Ísafjörður und Höfn. Insgesamt gibt es 98 Flugplätze im Land.
- Schiffsverkehr
Bedeutende Häfen des Landes sind Akureyri, Grundartangi, Hafnarfjörður, Hornafjörður, Reykjavík, Seyðisfjörður. Letzterer bietet mit der Fähre Norröna die einzige Autofährverbindung zwischen Island und dem europäischen Kontinent (Häfen in Dänemark und auf den Färöer-Inseln, bis Ende 2008 auch Norwegen und Schottland). Es gibt in Island keine Flussschifffahrt.
- Öffentlicher Nah- und Fernverkehr
Das Bussystem Strætó in Reykjavík bietet regelmäßige und schnelle Verbindungen sowohl innerhalb Reykjavíks als auch zu den Vororten Seltjarnarnes, Kópavogur, Hafnarfjörður, Garðabær und Mosfellsbær an. Die zentralen Busterminals sind Hlemmur am Ende der Einkaufsstraße Laugavegur, und Mjódd im Stadtteil Breiðholt. Haltestellen, an denen die Strætó-Busse halten, sind mit einem gelben „S“ gekennzeichnet.
In Akureyri und Reykjanes bietet Strætó zusätzlich Buslinien für den Stadtverkehr an.
- Fernverkehr
Strætó bietet auch Fernverbindungen von Reykjavík in die meisten Hauptteile Islands an.
Island hat ein umfassendes Netzwerk aus Fernbuslinien, betrieben von verschiedenen Anbietern. Sie werden vom BSÍ (Bifreiðastöð Islands) überwacht, welches sich bei dem BSÍ-Terminal in Reykjavík befindet. In kleineren Städten und Dörfern befindet sich der Busstopp fast immer bei der örtlichen Haupttankstelle.
Von ungefähr Mitte Mai bis Mitte September verkehren planmäßige Busse zu den meisten Zielen an der Ringstraße, größeren Städten in den Westfjorden sowie nach Reykjanes und Snæfellsnes. Zusätzlich gibt es Verbindungen nach Kjölur und Sprengisandur, welche sich im Hochland befinden und mit normalen zweiradgetriebenen Autos nicht erreichbar sind. Die Anbieter bieten oft diverse Sammeltickets an, um den Fernverkehr in Island so einfach wie möglich zu gestalten. Der Vorteil ist dabei, dass man gleich mehrere Routen und Ziele mit einem Ticket abdecken kann. Sehr gebräuchlich sind der Golden Circle Passport, der Hiking Passport und der Highland Circle Passport.
Es gibt keinen Schienenverkehr in Island. Von 1913 bis 1917 existierte in Reykjavík eine Transportbahn, mit der Gestein von der Öskjuhlíð zum Hafen gebracht wurde. Eine Bahnstrecke zwischen Reykjavík und dem internationalen Flughafen Keflavík ist in Planung.
Telekommunikation
In Island gab es 2004 190.500 Telefonanschlüsse und 290.100 Mobiltelefone. Per Telefon ist die Direktdurchwahl innerhalb Islands überall möglich. Die Landeskennzahl Islands für Ferngespräche aus dem Ausland lautet +354, gefolgt von der siebenstelligen Anschlussnummer, Ortsvorwahlen existieren nicht mehr. Für Auslandsgespräche ist die VAZ 00 gefolgt von der Landeskennzahl zu wählen, danach die Ortskennzahl und die Teilnehmernummer des gewünschten Gesprächspartners.
Es gibt in Island zwei GSM-Netzbetreiber: Síminn und Vodafone Iceland (TAL). Zusammen decken sie den größten Teil der Insel einschließlich aller Gemeinden über 200 Einwohner ab. Diese und weitere Anbieter verkaufen vorausbezahlte GSM-Telefonkarten und bieten GSM/GPRS-Service an.
Síminn unterhielt außerdem bis Ende 2007 ein Netz für NMT-Mobiltelefone (Nordic Mobile Telephone), das fast ganz Island einschließlich des Hochlandes abdeckte. NMT-Mobiltelefone arbeiteten im Vergleich zum GSM-Netz mit geringerer Frequenz (450 MHz), wodurch eine erheblich erhöhte Reichweite möglich war. Als Ersatz für das abgeschaltete NMT-Netz haben die GSM-Betreiber auch im Hochland Sendemasten großer Reichweite aufgestellt, wodurch die flächendeckende Erreichbarkeit weitgehend gegeben ist. Für Rettungsdienst und Polizei wurde weiterhin digitale Technik im Tetra-Netz eingeführt.
Internet
Island ist über drei Seekabel (Cantat-3, Farice-1 und seit Mitte 2008 auch Greenland Connect) in das Internet integriert. In der Vergangenheit kam es durch Kabelbrüche oder sonstige Beschädigungen vergleichsweise oft zu Ausfällen von Internet und teilweise auch Telekommunikation. Im Einzugsgebiet von Reykjavík und Akureyri findet man häufig kostenlose WLAN-Hot Spots.
1998 begann eine umfassende Datensammlung von Patientendaten zur Erforschung von Erbkrankheiten. Bis 2014 stellte mehr als jeder dritte Isländer seine Gesundheitsdaten und eine Blutprobe zur Verfügung. Als Nebenprodukt dieses Projektes kann sich jeder Isländer in einem per Internet zugänglichen Datenbereich namens IslendingaBok seine Verwandtschaftsbeziehung zu jedem beliebigen Mitbürger anzeigen lassen.
In Island gab es im Jahr 2009 etwa 301.600 Internetnutzer; die Zahl hat sich seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt.
Post
Postämter der Íslandspóstur gibt es in jeder größeren Gemeinde Islands.
Bauwerke und Gebäude
Das höchste Bauwerk ist der Sender Gufuskálar, das höchste Gebäude der Smáratorg-Turm.