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Geschichte

Mittelalter

Als Entdecker Islands gilt der schwedische Wikinger Gardar Svavarsson, der um 870 in Húsavík in Nordisland überwinterte und die Insel nach sich selbst Garðarsholmur (Gardarsholm) benannte.

Der nächste Entdecker Flóki Vilgerðarson fuhr aus, um mit Hilfe dreier Raben Garðarsholmur (Island) zu finden. Ein Bericht über diese ausgefallenen Navigationsmethoden findet sich im Landnámabók.

Nach den schriftlichen Quellen wurde Island im späten 9. und frühen 10. Jahrhundert durch Auswanderer aus Norwegen und anderen skandinavischen Ländern sowie durch keltische Siedler bevölkert. Archäologisch ist jedoch eine frühere Besiedlung nachweisbar. Auf den Westmännerinseln wurden die Grundmauern eines typisch norwegischen Langhauses unterhalb einer Lavaschicht aus dem 7. Jahrhundert entdeckt. Auf die Zeit um 900 reichen die deutsch-isländischen Beziehungen zurück.

Während in Mitteleuropa die Königtümer um die Kaiserwürde wetteiferten, steht am Anfang der isländischen Geschichte die einzigartige Entwicklung eines oligarchischen Gesellschaftssystems. Nach der Demokratie im Griechenland des Altertums ist das Althing als Versammlung gleichgestellter Goden zusammen mit dem färöischen Løgting eines der ersten parlamentarischen Systeme in Europa. Die sowohl gesetzgebende als auch rechtsprechende Versammlung trat alljährlich in Þingvellir zusammen. Eigentliches Entscheidungsorgan war dabei die Lögrétta, die Versammlung der Goden. Zunächst waren es 36 an der Zahl, dann 39. Seit der Ernennung von Bischöfen für Island (1056) kamen diese noch hinzu. Bei Diskussionen und Verhandlungen, die jeder Entscheidungsfindung vorangingen, wurden die Goden von je zwei Assistenten unterstützt. Daneben waren sie auf die Unterstützung ihres Gefolges freier Männer angewiesen. Zu bedenken ist jedoch, dass der Großteil der Bevölkerung damals entweder unfrei oder nicht männlich war.

Das Godentum, das sich im Zuge der Landnahme durch 400 norwegische Häuptlingsfamilien entwickelt hatte, überdauerte fast 300 Jahre. Es endete erst mit der Unterwerfung unter die Norweger im Jahre 1262. In diesem Zusammenhang spielte der in Reykholt beheimatete Snorri Sturluson – eine der wichtigsten politischen Persönlichkeiten dieser Zeit – eine entscheidende Rolle.

Laut populärer Geschichtsschreibung entdeckte Erik der Rote im Jahr 982 n. Chr. von Island aus Grönland. Tatsächlich war der erste Seefahrer, der nach Ostgrönland segelte, Gunnbjörn Úlfsson, nach ihm folgte Snæbjörn Galti, der dort sein Winterquartier aufschlug. Immerhin umrundete Erik der Rote die Südspitze der Insel und erreichte so die grönländische Westküste.

Im Jahre 1000 landete der Isländer Leifur Eiríksson an der Nordspitze von Neufundland und gründete dort eine – nicht dauerhafte – Ansiedlung an der Stelle des heutigen L’Anse aux Meadows. Schon etwas früher hatte Bjarni Herjúlfsson den neuen Kontinent entdeckt. Er hatte sich verirrt, sah die amerikanische Küste, landete aber nicht, sondern kehrte nach Grönland zurück. Im selben Jahr beschlossen die Isländer durch das Althing in Þingvellir die Annahme des Christentums.

1262 kam Island unter norwegische Herrschaft. 1380 kam Norwegen unter dänische Herrschaft; 1397 entstand die Kalmarer Union, und Island wurde mit Norwegen unter dänischer Krone regiert.

Neuzeit

Im Jahre 1552 wurde in Island auf Anordnung des dänischen Königs Christians III. die Reformation durchgesetzt.

Lange blockierten Handelsmonopole, erst norwegische, später dänische, die wirtschaftliche Entwicklung Islands. Der Kieler Frieden vom 14. Januar 1814 besiegelte noch einmal die dänische Oberhoheit. Das alte Mutterland Norwegen fiel zwar an Schweden, konnte sich aber auf den Weg in die Unabhängigkeit machen. Mit der Rückbesinnung auf die alten Traditionen, dem Wiederaufleben des Althings und dem Durchbrechen der Handelsbeschränkungen beging Island 1874 mit einer eigenen Verfassung die Tausendjahrfeier der Landnahme. 1904 gewährte Dänemark den Isländern die Autonomie (Hjemmestyre nach dem Vorbild der irischen Home Rule). Am 1. Dezember 1918 erlangte Island die Souveränität. Der dänische König Christian X. blieb aber bis zur Gründung der Republik, am 17. Juni 1944, das isländische Staatsoberhaupt. Daher haben Mitglieder des dänischen Königshauses, die vor dem 17. Juni 1944 geboren sind, auch einen isländischen Vornamen, wie die jetzige Königin Margrethe II., die den Vornamen Þórhildur trägt.

20. Jahrhundert

1911 wurde die Universität Island gegründet. 1915 wurde das Frauenwahlrecht eingeführt, 1917 kam es zur ersten isländischen Regierungsbildung. 1918 wurde Island unabhängig, verblieb aber in Realunion mit Dänemark, Islands Flagge wurde erstmals offiziell gehisst.

Im September 1939 begann der Zweite Weltkrieg; am 10. Mai 1940 besetzten britische Truppen Island unter Verletzung seiner Neutralität, um eine mögliche Invasion durch das Deutsche Reich zu vereiteln. Noch vor dem Kriegseintritt der USA wurden sie 1941 von Truppen der United States Army verstärkt und größtenteils ersetzt.

Am 17. Juni 1944 wurde die Demokratische Republik Island (isländisch Lýðveldið Ísland) ausgerufen. Dänemark stand zu diesem Zeitpunkt noch unter deutscher Besatzung. Seit 1946 ist Island Mitglied der Vereinten Nationen, und es war 1949 ein Gründungsmitglied der NATO. Seit 1994 ist Island Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR).

21. Jahrhundert

2001 trat Island dem Schengener Abkommen bei. In der isländischen Politik herrscht seit langem keine klare Position zu einem möglichen EU-Beitritt des Landes. Als problematisch wird in Island vor allem der Status der isländischen Fischereirechte angesehen. Die Insel ist wie kein anderes Land auf diese Rechte angewiesen. Nachdem die konservative Regierung von Geir Haarde infolge der Finanzkrise zurückgetreten war, kündigte die sozialdemokratische Ministerpräsidentin Jóhanna Sigurðardóttir eine Initiative zum EU-Beitritt Islands an. Das isländische Parlament bestätigte ihren politischen Kurs und am 17. Juli 2009 wurde ein Beitrittsgesuch gestellt.

Das Veto des isländischen Präsidenten Ólafur Ragnar Grímsson gegen das Gesetz über die Rückzahlung von fast 4 Milliarden Euro wegen des Konkurses der Icesave-Bank an Großbritannien und die Niederlande und die Ablehnung des Gesetzes in der Abstimmung am 6. März 2010 durch eine Mehrheit von 93,2 Prozent könnte den Beitrittsprozess Islands zur Europäischen Union in Frage stellen. Am 24. Februar 2010 empfahl die EU-Kommission die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen. Die Stimmung wandelte sich allerdings im Lande. Nach dem Regierungswechsel im April 2013 wurde der Beitrittsprozess ausgesetzt, weil die neue Regierung – wohl unterstützt durch die Mehrheitsauffassung in der Bevölkerung – einen Beitritt nunmehr ablehnte. Am 12. März 2015 zog Island seinen Beitrittsantrag zurück.

Staatsaufbau

Island ist seit dem 17. Juni 1944 eine unabhängige parlamentarisch-demokratische Republik (siehe Verfassung der Republik Island). Das Althing, die Legislative, besteht aus 63 Abgeordneten. Die Judikative ist in Island zweistufig gegliedert. Die Bezirksgerichte bilden die untere Ebene. Das Obergericht Hæstiréttur, der oberste Gerichtshof, fungiert auch als Verfassungsgericht. Der Demokratieindex der Zeitschrift The Economist listete Island 2014 auf dem dritten Platz weltweit hinter Norwegen und Schweden und vor Neuseeland; das Land erreichte hier eine Punktzahl von 9,58 (von 10 möglichen) Punkten. Staatsoberhaupt ist der isländische Präsident, seit 2016 Guðni Th. Jóhannesson. Die Regierungsgeschäfte führt der isländische Premierminister.

Seit der Parlamentswahl 2013 regierte das Land eine Koalition aus der Fortschrittspartei (bäuerliche Mitte) und der liberal-konservativen Unabhängigkeitspartei, zunächst als Kabinett Sigmundur Davíð Gunnlaugsson und seit dem Rücktritt von Premierminister Sigmundur Davíð Gunnlaugsson (Fortschrittspartei) Anfang April 2016 als Kabinett Sigurður Ingi Jóhannsson.

Im Herbst 2016 fanden vorgezogene Neuwahlen statt, die 54. Parlamentswahl in Island 2016, nach der sich eine Regierungsbildung zunächst als schwierig erwies. Seit dem 11. Januar 2017 bestand mit dem Kabinett Bjarni Benediktsson (2017) eine Koalitionsregierung aus Unabhängigkeitspartei und den liberalen Parteien Viðreisn und Björt framtíð unter Premierminister Bjarni Benediktsson. Diese ist auseinandergebrochen, da Björt framtíð am 15. September 2017 angekündigt hat, die Koalition zu verlassen. Am 28. Oktober 2017 sollen daher wiederum vorgezogene Neuwahlen stattfinden.

Parteien

Mitte der 1970er Jahre wurde das in Island traditionell herrschende Vier-Parteien-System aufgebrochen. Die vier staatstragenden Parteien waren bis dahin:

  1. die Unabhängigkeitspartei (Sjálfstæðisflokkur, SF, konservativ),
  2. die Fortschrittspartei (Framsóknarflokkur, FF, liberal),
  3. die Sozialdemokratische Partei Islands (Alþýðuflokkurinn, AF, sozialdemokratisch) sowie
  4. die Volksallianz (Alþýðubandalagið, AL, sozialistisch).

Der Versuch der Vereinigung aller linken Parteien führte zu der Herausbildung zweier neuer Parteien, der:

  • sozialdemokratischen und europafreundlichen Allianz (Samfylkingin, Sf) und der
  • links-grün-patriotisch orientierten Links-Grünen Bewegung (Vinstri hreyfing-Grænt framboð, VG).

In der sozialdemokratischen Allianz ging auch die Frauenallianz auf, die 1983 als erste Frauenpartei der Welt in ein nationales Parlament eingezogen war und dort bis zur Fusion durchgängig vertreten war.

Im Parlament sind seit 2013 außerdem die pro-europäische liberale Björt framtíð („Helle Zukunft“) und die Piratenpartei vertreten, seit der Wahl 2016 auch die ebenfalls liberale und pro-europäische Partei Viðreisn.

Gewerkschaften

Es gibt in Island verschiedene Branchengewerkschaften und einen Gewerkschaftsbund (ASÍ). Mehr als 90 % der abhängig Beschäftigten sind organisiert. Wenn auch tendenziell abnehmend, spielt das Genossenschaftswesen eine weltweit fast einmalige Rolle auf der Insel. Nahezu alle wichtigen Lebensbereiche (Renten, Urlaubssonderzahlungen, Gesundheitswesen, der Schule nachgeordnete Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen, Kulturveranstaltungen, Fischereifahrzeug-Pools und deren Ertragsverteilung uvm.) organisieren sich, teilweise oder vollständig, genossenschaftlich.

Außenpolitik

Island ist Mitglied bei folgenden Organisationen: FAO (seit 1945), Vereinte Nationen (seit 1946), NATO (seit 1949), Europarat (seit 1949), Nordischer Rat (seit 1952), EFTA (seit 1960), OECD (seit 1961), UNESCO (seit 1964), OSZE (seit 1975/1992), Westnordischer Rat (seit 1985/1997), Barentssee-Rat (seit 1993), EWR (seit 1994), WTO (seit 1995), Ostseerat (1995), Arktischer Rat (seit 1996), seit Oktober 2002 wieder Mitglied in der Internationalen Walfangkommission, neben diesen Mitgliedschaften besteht ein Verteidigungsabkommen mit den USA (seit 1951).

Verwaltungsgliederung

Politisch ist Island in acht Regionen unterteilt: Höfuðborgarsvæðið, Suðurnes, Vesturland, Vestfirðir, Norðurland vestra, Norðurland eystra, Austurland und Suðurland. Die acht Regionen werden (traditionell, aber nicht administrativ) in 22 sýslur (Syssel, etwa Landkreise) und 20 kreisfreie Gemeinden (acht kaupstaðir, sieben bæir, ein borg und vier weitere) gegliedert. Auf der untersten Verwaltungsebene gibt es 76 Sveitarfélög (Gemeinden) (Stand 2010), einschließlich der acht kaupstaðir (Stand 2005).

Städte

Rund 93 % der isländischen Bevölkerung lebten Mitte 2008 in Städten, allein 118.918 von insgesamt 321.857 Einwohnern des Landes lebten in der Hauptstadt Reykjavík (Hochrechnung 2013). Die hohe Urbanisierung geht auf die anhaltende Landflucht zurück, die in Island im 20. Jahrhundert begann.

In der Mehrzahl der Gemeinden außerhalb des Hauptstadtgebietes ist allerdings inzwischen wieder ein Bevölkerungswachstum zu verzeichnen. Von den acht Regionen Islands haben inzwischen fünf ein stabil positives Bevölkerungswachstum. Nur die Mehrzahl der Gemeinden der Region Nordwestisland verlieren nach wie vor Einwohner.

Gemeinden

Island hat 74 Gemeinden, die größten sind nachfolgend aufgeführt.

Militär

Island besitzt offiziell kein eigenes Militär. Den Küstenschutz übernimmt die circa 120 Mann starke Isländische Küstenwache mit ihrem Stützpunkt in Reykjavík. Ausgerüstet ist sie mit drei Patrouillenbooten, einem Überwachungsflugzeug und mehreren Hubschraubern. Die Hubschrauber übernehmen, bei Unwettern oder Unfällen, SAR-Aufgaben und Rettungsflüge für die Bevölkerung. Aus Kräften der Polizei und des Küstenschutzes rekrutiert Island zivile Kontingente für UNO- und NATO-Missionen (Íslenska friðargæslan). Island ist seit 1949 Gründungsmitglied der NATO. Im Bündnisfall hat es sich zu medizinischer Hilfsleistung bereit erklärt.

Die USA hatten im Rahmen der NATO (Kommando: ISCOMICE) die so genannte Iceland Defense Force in Keflavík mit circa 1.650 Soldaten stationiert. Die Truppe umfasste 960 Marinesoldaten, 600 Soldaten der US Air Force und 80 vom US Marine Corps. Die amerikanische Truppenpräsenz ging bereits auf das Jahr 1941 zurück. Im Zweiten Weltkrieg dienten die Soldaten zur Sicherung von Nachschubrouten. Später, im Kalten Krieg, nutzte das US-Militär die strategisch wichtige Insel als Stützpunkt zur Bekämpfung von U-Booten, für den Fall eines Konfliktes mit der Sowjetunion.

Die USA haben sich 1951 in einem bilateralen Verteidigungsabkommen zur Verteidigung Islands verpflichtet. Dabei spielte vor allem die Unterstützung der isländischen Küstenwache durch die fünf stationierten Hubschrauber und die Patrouillen im isländischen Luftraum durch vier F-15 Kampfflugzeuge eine Rolle. Die Stationierung kostete die Vereinigten Staaten von Amerika zuletzt etwa 260 Millionen US-Dollar pro Jahr.

Am 19. März 2006 beschlossen die USA einseitig und für Island überraschend, ihre Streitkräfte abzuziehen. Am 30. September 2006 verließen die letzten auf Island stationierten US-Soldaten das Land. 600 Isländer verloren ihre Arbeit in der Militärbasis. Die Vereinigten Staaten garantieren der isländischen Regierung aber weiterhin militärischen Schutz aufgrund des bilateralen Vertrages. Es wurde eine Behörde für Fragen der Landesverteidigung eingerichtet, die die elektronische Luftraumüberwachung aus amerikanischer Regie übernahm. Um physische Militärpräsenz zu gewährleisten, hat man mit mehreren NATO-Partnern regelmäßige Flugpatrouillen-Kampagnen (zwei- bis dreimal jährlich) vereinbart. Befreundete Geschwader werden dann auf dem ehemaligen amerikanischen Stützpunkt einquartiert. Erstmals kam so im April 2008 ein französisches Geschwader mit Mirage-Jägern nach Island.

Die Regierungen in Oslo und Reykjavík einigten sich auf die Übernahme von Sicherheits-, Überwachungs- und Rettungsaufgaben durch die norwegische Luftwaffe in Friedenszeiten. Die norwegische Armee rekrutiert in Island in geringem Ausmaß Freiwillige für den Militärdienst. Zur Überwachung der isländischen Küste hat Reykjavík eine Zusammenarbeit mit der dänischen Marine vereinbart.

Obwohl Island nicht über eigene Streitkräfte verfügt, war es 2003 in der Koalition der Willigen vertreten.

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 7,911 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 10,350 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsüberschuss in Höhe von 12,2 % des BIP.
Die Staatsverschuldung betrug 2016 10,6 Mrd. US-Dollar oder 53 % des BIP. Island konnte seine Staatsfinanzen in den letzten Jahren sanieren.

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

  • Gesundheit: 9,1 %
  • Bildung: 7,6 % (2004)
  • Militär: 0,0 % (Island unterhält kein Militär, Verteidigung ist seit 2007 Aufgabe von Norwegen, zuvor (1951 bis 2006) bestand ein (formal weiterhin gültiges) Abkommen mit den USA)